Neckbreaker's Ball 2011 - Leipzig
11.02.2011 | 12:5615.01.2011, Hellraiser
Das Band-Package der "Neckbreaker's Ball"-Tour sorgte nicht nur für eine besonders ausgelassene Stimmung im Publikum, sondern auch für jede Menge Crowdsurfer und anschließende Nackenschmerzen.
Wie fast jedes Jahr im Januar konnte man sich auch 2011 auf ein tolles Konzert der kanadischen Death-Metal-Band KATAKLYSM im Leipziger Hellraiser freuen. In diesem Jahr hatten sie auf der "Neckbreaker's Ball"-Tour noch vier weitere Bands im Schlepptau, die ein Halsschmerzen erzeugendes und abwechslungsreiches Programm bieten sollten.
Die Vorfreude scheint beim Publikum besonders groß, denn trotz des frühen Beginns um 19 Uhr ist der Saal schon äußerst gut gefüllt. Deshalb ist es bereits beim Opener MILKING THE GOATMACHINE schwierig, sich einen guten Platz weit vorn zu erkämpfen. Doch es lohnt sich: Die Jungs mit ihren Ziegenmasken rocken mit ihrem groovigen Grindcore die Meute. Da bleiben weder die Nacken der Ziegenmenschen still stehen, noch die im Publikum. Fleißig wird im Takt mitgewippt.
Fidel quiecken die Jungs zu bekannten Songs wie 'Here Comes Uncle Wolf' oder 'Beware Of The Wolf'. Ihr Erzfeind, der Wolf, erscheint an diesem Tag jedoch nicht auf der Bühne. So gesehen gibt es keine spektakuläre Bühnenshow, die man von manchem Festivalauftritt vom vergangenen Sommer noch gewohnt war. Aber MILKING THE GOATMACHINE schaffen es, auch mit anderen Songs wie 'Ding Dong', die Stimmung beim Publikum anzuheizen.
Anders hingegen sind MANEGARM. Die Schweden versuchen ihr Glück mit einer Mischung aus Folk und Viking Metal. Nach solch einem Opener bieten sie damit eher ein Kontrastprogramm: Die hymnenartige Atmosphäre, die sich in ihren auf schwedisch gesungenen Liedern, aufbaut, will nicht so recht auf das Publikum überschwappen. Da helfen auch nicht die rhythmischen Melodien, die mit Violinenklängen verfeinert werden, und auch nicht die an sich animierenden "ooh ooh ooh"-Gesänge. Das Publikum steht relativ bewegungsarm da. Vielleicht ist es einigen etwas zu fad. Dennoch ziehen die Jungs auf der Bühne ihre Show mit genügend Selbstbewusstsein durch.
Nach einem etwas längeren Soundcheck starten als dritte Band EQUILIBRIUM. Mit einem kurzen, aber lauten Freudenjubel werden sie begrüßt. Zur Einstimmung nutzt auch die Pagan-Band "hoi hoi"-Rufe, aber bei einem Opener wie 'In Heiligen Hallen' ist das kaum nötig. Insgesamt scheinen die Bayern gut drauf zu sein. Konzentriert spielen sie schwungvolle Songs wie 'Sturm' oder 'Blut im Auge'.
Besonders Sänger Robert "Robse" Dahn lächelt gerne mal und freut sich über solch positive Reaktionen aus dem Publikum. Nachdem er wieder einmal fleißig mitgebangt hat, sagt er: "Da sind wir wieder. Gesundes Neues Jahr." Anschließend fragt er: "Seid ihr noch so geil?" Weiter geht es mit Songs wie 'Der Wassermann' vom "Rekreatur"-Album. Und weil die Fans von EQUILIBRIUM eben wüssten, was gut sei, gehen sie auch entsprechend mit. Der Spagat zwischen Grindcore und Pagan-Metal funktioniert mit diesen beiden Bands, zumindest ist nach der Flaute von MANEGARM wieder richtig gute Konzert-Stimmung im Hellraiser zu spüren.
Anschließend geht es mit LEGION OF THE DAMNED weiter: Bereits das Intro vom aktuellen "Descent Into Chaos"-Album lässt nicht nur die Pommesgabeln im Publikum nach oben gehen, sondern auch einen dicken Willkommensjubel ertönen. Die düstere Grundstimmung und der schnelle, rhythmische Death Metal mit den starken Thrash-Einflüssen begeistert das Publikum. Da rotiert die Mähne und erst bei den weniger aggressiven Gitarrenriffs findet der Nacken wieder etwas Ruhe. Aber wer will die schon? Songs wie 'Legion Of The Damned', 'Cult Of The Dead' oder 'Pray And Suffer' fordern den Kopf auf, sich zu bewegen.
Genauso wie bei 'Hands Of Darkness', dessen dazugehöriges Video sogar einst im Hellraiser aufgenommen wurde. Das schnelle Geballer der Niederländer bringt sogar die ersten Besucher zum Stagediven. Vielleicht liegt es aber auch an Maurise Swinkels, der immer wieder kraftvoll über die Bühne läuft, und seinem dynamischen Gesang. Ab und zu macht er auch kleine Ansagen, wie: "Hey, geht es euch gut?". Allerdings gibt es während des Auftrittes von LEGION OF THE DAMNED zwei kürzere Pausen, bei denen man sich durchaus fragt, ob es kleine technische Schwierigkeiten gibt. Negativ auf die durchweg positive Stimmung im Publikum wirkt sich das aber nicht aus. Gegen 22.30 Uhr müssen die Jungs die Bühne räumen.
Eine halbe Stunde später betreten endlich KATAKLYSM die Bühne. Die kanadischen Death-Metaller wählen gleich zu Beginn an gute Songs wie 'Serenity If Fire' oder 'The Ambassador Of Pain' aus. Bei dem schnellen Geballer ist eine der ersten Ansagen von Sänger Maurizio Iacono auch kein Wunder: "Es ist verdammt heiß hier." Bevor es mit 'Push The Venom' weitergeht, sagt Maurizio: "Push the fucking Metal." Klar, dass da die Fans drauf abgehen. Zu den schnellen Gitarrenriffs werden fast ununterbrochen die Haare geschüttelt - ähnlich wie es Maurizio auf der Bühne vormacht. Kraftvoll schreit er immer wieder ins Mikro und schaut sich auch mal das Publikum genauer an, während seine Lockenmähne ihm noch halb ins Gesicht hängt.
Trotz der Enge und Wärme im Hellraiser herrscht eine äußerst ausgelassene Stimmung im Publikum – und das liegt sicher nicht nur am vielen Bier, das fließt. Als 'In Shadows & Dust' gespielt wird, hauen die schnellen und aggressiv gespielten Drumparts nochmal richtig rein. Passend dazu gibt es im Anschluss 'Astral Empire' zu hören, um nochmal schönes Geknüppel vernehmen zu können. Bevor es weitergeht, macht Maurizio eine weitere Ansage: Er wolle nun Crowdsurfer sehen und jedem die Hand schütteln. Das lassen sich einige Fans nicht zweimal sagen und stürzen sich bei 'As I Slither' ins Gefecht. Besonders amüsant wirkt dabei der Spruch zu einer jungen Frau, die bereits nach hinten getragen wurde: "Come here, tussi." Nachdem 'The Road To Devastation' und 'Crippled & Broken' gespielt waren, ist aber kurzzeitig Schluss mit den melodischen Gitarrenriffs und den animinierenden Drumparts. Noch eine Zugabe von KATAKLYSM und ein letztes Bier, dann heißt es: Die Mähne auslüften bis zum nächsten Mal.
- Redakteur:
- Franziska Böhl