Night Of Power - Adelsheim

31.10.2004 | 02:57

16.10.2004, Live Factory

TILL BURGWÄCHTER

Bierbänke vor der Bühne? Sitzmetal? Glücklicherweise dann doch nicht, aber die Eingebung von Scheffe Schorsch (tolle Alliteration, oder? ;-)), dass die burgwächter'sche Darbietung am besten sitzend genossen wird, stellte sich als goldrichtig heraus.
Zu einem Auftritt von Till muss man im Prinzip keine großartigen Worte mehr verlieren, sollte der Gute zum einen doch mittlerweile fast jedem Metalhead ein Begriff sein, zum anderen dürfte dies auch für die unbestreitbare Qualität seiner Auftritte gelten - wer bei diesem Wortwitz nicht schmunzelt, praktiziert vermutlich obskure Dinge, die mit Corpsepaint, Stacheldraht und Nekrophilie zu tun haben.
Neben aus "Schmerztöter" bekannten und Lacher-bewährten Abhandlungen bzw. Lästereien über die Osbournes und Mister Metallgott Joey DeMaio gab es von Till dann noch drei brandneue Geschichten:
Eine teilweise schon ans Ekelhafte grenzende Beschreibung eines Oldie-Konzert-Abends (Till, das produzierte teilweise geistige Bilder, die kein Mensch haben will, shame on you! ;-)), sozusagen der metallischen Vorväter, die dabei allerdings alles andere als gut wegkamen. Ich für meinen Teil war froh, beim einen oder anderen Lachkrampf sitzen zu können.
Etwas makaber wurde es dann beim Thema "Gevatter Tod und die Metal-Gemeinde", bei der Till das Phänomen ansprach, dass besonders viele metallhaltige Persönlichkeiten dem Schnitter nicht mehr von der Schippe springen - und siehe da, trotz einiger böser Kommentare finde ich, dass Mister Burgwächter dieses Thema sehr respektvoll und vor allem treffend umschrieben hat. Beim "dänischen Pfannkuchen" mitsamt Blitzeis (R.I.P., Cliff Burton!) hätte ich mir fast die Hosen beschmutzt. Zu guter Letzt gab es noch ein paar ganz lustige Lästereien über Halloween, welche ich gerade jetzt wieder nachempfinden kann: Till, auch ich hasse Kürbisse!
Well done, again, und ich für meinen Teil kann behaupten, ohne Zögern und mit einer ordentlichen Portion Vorfreude zur nächsten Lesung tingeln zu wollen. Klasse!
(Rouven Dorn)


IVORY NIGHT

Das war er also, der Till, der Burgwächter...
Mit aufgewärmten Lachmuskeln konnte nun der musikalische Teil der almighty Night Of Power beginnen. Da ADORNED GRAVES als Opener wegen der Verletzung von Schlagzeuger Stefan ausgefallen sind, lag es nun an IVORY NIGHT, die noch wenigen Zuschauer um die Mittagszeit zu mobilisieren. Klassischer Heavy Metal, nette Melodien, ein ordentliches Riffing: Nichts Neues, was die vier Jungs hier bieten, aber durchaus schmackhaft zubereitet. Herausragend war hierbei insbesondere Sänger Patrick Fuchs, nicht nur durch die klaren und stets treffsicheren Vocals, sondern auch nur die überzeugende Gitarrenarbeit. Unterstützt wurde das gute Gesamtbild durch einen einwandfreien Sound, der sowohl druckvoll, als auch differenziert war. Die Spielzeit von einer halben Stunde wurde sehr gut ausgereizt, Durchhänger gab es keine. Sicherlich ist das Stageacting noch ausbaufähig und das gewisse Etwas, das IVORY NIGHT hervorheben würde, fehlt noch, nichtsdestotrotz bleibt gutklassige Musik und ein sauberer Auftritt. Gerne wieder!
(Christian Debes)


DEBAUCHERY

Die Stuttgarter lockten mit ihrer blutigen Bühnenshow die erste etwas größere Gästemenge direkt vor die Bühne. Der blutüberströmte Gitarrist ähnelte dem Sänger von HAEMORRHAGE, während der dicke Bassist in seinem Metzgerkittel wie Nick Barker bei seiner letzten Fotosession für DIMMU BORGIR aussah (oder auch wie der Metzger auf dem "Mad Butcher"-Cover von DESTRUCTION - Tolga). Der Sänger im ehemals weißen und nun blutroten Longsleeve grunzte breitbeinig 'Chainsaw Masturbation' und ließ im rot angestrahlten Nebel den Haar-Propeller kreisen. Bei dem Knüppelsound flog dem Schlagzeuger auch schon mal ein Drumstick über die Bühne. Der Bass wummerte mächtig, während die vorderen Reihen mitbangten und bei den schnelleren Songs erstmals die Standfestigkeit der Absperrung testeten. (Dass es um diese nicht gerade zum Besten stand, sollten wir beim heißen Gig von EKTOMORF noch merken.) Sänger Thomas sagte auch mal das Nummernschild eines wegzufahrenden Fahrzeugs durch, ehe er den Titelsong des kommenden Albums "Rage Of The Bloodbeast" ankündigte. Das SIX FEET UNDER-Cover 'War Is Coming' wurde von den Fans ebenfalls gut aufgenommen. Als Thomas schon den letzten Song ankündigen wollte, stellte er fest, dass doch noch etwas mehr Zeit übrig war. Also gab's noch einen groovigen Song mehr und anschließend Applaus vom recht zufriedenen Publikum.
(Carsten Praeg)


CRUSHEAD

Nach dem Gemetzeldeath mit dem "Mad Butcher" war christlicher Rapmetal angesagt. Drei Minuten vor der planmäßigen Startzeit, exakt um 14.52 Uhr, legte das Quartett auch munter los. Der Anfang vom Setopener erinnerte auch leicht an AC/DCs Überhit ‘Back In Black’. Auffällig war, dass sich vor der Bühne weniger Leute tummelten als bei DEBAUCHERY, was u.a. auch an dem “normalen” Auftreten von CRUSHEAD liegen könnte. Mit Songtiteln wie ‘Doubt’, ‘Heroes’ und ‘Crush Kid’ kriegte die nicht vorhandene Zielgruppe einen Mischmasch aus SMASHING PUMPKINS, GUANO APES, WALTARI (der Sänger) und sogar zwischenzeitlich BÖHSE ONKELZ um die Ohren geschmettert. Trotzdem waren die Publikumsreaktionen eher verhalten, auch wenn der Sänger mehr als einmal das Publikum höflich zum Mitmachen animierte. Auch der Ausspruch “Ihr könnt schreien, ihr wollt nur nicht!” änderte nichts an der Teilnahmslosigkeit des Publikums. Als Resümee kann man schreiben: CRUSHEAD rappten zwar für Jesus, doch keiner wollte sich zu ihrem Sound bekehren lassen. Solide, aber definitiv die falsche Zielgruppe, zumindest was die Night Of Power betrifft.
(Tolga Karabagli)


DESTINATION'S CALLING

Die Lokalmatadoren DESTINATION'S CALLING hatten ihre Anhängerschaft gleich zur Night Of Power mitgebracht. Das Resultat: optimale Stimmung von Anfang bis Ende. Mit den einsetzenden Klängen ihres mystisch anmutenden Intros steigerte sich die Spannung und Vorfreude in der dichten Menge vor der Bühne bereits sichtlich, und der Opener "Never Surrender" wurde mit einem rauschenden Applaus abgefeiert. Das steigerte sich beim folgenden Song 'Walls Of Babylon' noch mehr, bei dem schon fast die Hälfte innig mitsang. Kein Wunder - denn nicht wenige Songs der Melodic Speed Metaller besitzen ordentlichen Ohrwurmcharakter. Mit ihrem harmonischen, oftmals zweistimmigen Gesang, schnell variierenden Tempowechseln, und natürlich ihrer optimalen Präsenz auf der Bühne wissen die Jungs offenbar genau, wie sie ihre Fans begeistern können. Sichtlich spielfreudig, und mit ansteckend guter Laune, zogen sie ihr Set dementsprechend bravourös durch. Lediglich das Mikro schien ab und zu etwas leise zu sein, was weder der Stimmung, noch der gesamten Qualität Abbruch tat.
Mit der bandeigenen Hymne 'Destination's Calling' von ihrem 2001er-Output "Mastery Of The Light" schlossen die fünf Jungs ein erstklassiges Konzert ab. Danke dafür!
(Katrin Müller)

Setlist DESTINATION'S CALLING:

Intro I
Never Surrender
Walls Of Babylon
Saviour
Intro II
Sentenced
Candle In The Night
Mastery Of The Light
Turning Away
Destination's Calling


PSYCHOPUNCH

PSYCHOPUNCH auf der Night Of Power bzw. eine meiner absoluten Lieblingskapellen auf unserer Geburtstagparty - was kann's besseres geben?
Deshalb pünktlich zu Showbeginn zusammen mit 'ner Pulle Bier in der Hand und diversen im Schädel einen Platz an vorderster Front eingenommen und ready to rock!
In dieser Hinsicht wurde ich dann auch die nächsten 40 Minuten zu keinem Augenblick enttäuscht. Wie auf unzähligen Gigs zuvor, überzeugte das schwedische Quartett um Fronter JM auf ganzer Linie. Auch wenn die Betriebstemperatur aufgrund einiger hinderlicher Faktoren noch nicht ganz erreicht war - fehlender Whiskeykonsum, zu wenig Schlaf vom Vortag und die frühe Tageszeit - spielte man sich präzise, bewegungsfreudig und donnernd durch ein 10-Song-Set. Dieses war zur Hälfte mit Stücken vom erstklassigen, aktuellen Longplayer "Smashed On Arrival" gespickt und ließ somit keinerlei Wünsche übrig... dachte ich zumindest!
Die überwiegende Mehrheit der Anwesenden sah dies wohl nicht so und strafte die Band mit Teilnahmslosigkeit und verwehrte den mehr als verdienten Höfflichkeitsapplaus. Etliche rückwärtige Blicke bestätigten dies leider "eindrucksvoll". Irgendwie bitter, JM, Joey, Mumbles und Peppe spielen sich seit Jahr und Tag die vier Buchstaben ab, ohne den verdienten Erfolg. Erklärungen für diese Phänomen suche ich schon lange ... leider vergebens!
Anyway, ich und hoffentlich ein paar wenige andere hatten ihren Spaß bei PSYCHOPUNCH ... these guys don't rock, they FUCKIN' rock!
Jungs, nochmals danke fürs Angebot als männlicher Stripper für Euch zu arbeiten, aber nach wie vor muss ich Joey entschieden widersprechen, wenn er behauptet: "PSYCHOPUNCH bring hairy legs back to fashion!" (Keine Bilder, bitte! - Rouven)
(Oliver Kast)

Setlist PSYCHOPUNCH:

Back In The Days
Nothing Ever Dies
I Want Out
Pleasure Kill
All Over Now
Mannequin Dream
Dying in Your Dream
Goodbye Suckerville
Fingerlickin' Good
Hard To Belong
Straightjacket Hell

Redakteur:
Rouven Dorn

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