Night Of Power - Adelsheim

31.10.2004 | 02:57

16.10.2004, Live Factory

JUSTICE

Während dem Bonanza-Intro nahm der Schlagzeuger nur in Shorts gekleidet Platz und läutete den Gig mit einem Drumsolo ein. Dann bretterten JUSTICE mit '2 Minutes To Live' mächtig los, während die Fans in den ersten Reihen mitbangten. Die Süddeutschen sorgten dann auch für erste Lacher im Publikum. "Keiner hört mich - ich auch nicht", klagte der Sänger in Richtung Soundmischer. "Und ich seh' dich nicht. Wink doch mal", fügt er lachend hinzu. Mit 'New Machine' ging's weiter, und weitere Soundprobleme wurden einfach mit einem weiteren Drumsolo überspielt. "Ihr merkt schon: Lieber Spässle gemacht, als das alles zu Ernst zu nehmen", sagte Sänger Mitch bezeichnend. Denn trotz des harten Thrashsounds entpuppten sich JUSTICE als echte Scherzkekse, die auch mal kurz die Bundesliga-Ergebnisse durchsagten. "Schon Gitarrenwechsel, hab ich was verpasst? Wie peinlich", meinte Mitch, ehe er dem mit angereisten Fanclub Freibier versprach. JUSTICE zogen eine klasse Show ab, bei der sie kräftig bangten und einige Mädels in der ersten Reihe zum ausladenden Hüftschwung animierten. Da durfte auch schon mal ein Drumstick quer über die Bühne fliegen, ehe 'Live Undead' das reguläre Set beendete. Den lauten Zugabe-Rufen folgte noch 'Highschool Death', und anschließend hatten es zwei Fans ganz eilig, im VIP-Raum das versprochene Freibier abzuholen.
(Carsten Praeg)


STORMWARRIOR

Nach den Lokalmatadoren von JUSTICE standen anschließend die Nordlichter von STORMWARRIOR auf dem Programm, und das hieß natürlich auch, dass nun die Heavy-Metal-Traditionalisten auf ihre Kosten kommen würden. Die Hamburger fackelten auch nicht lange herum und legten nach einem länglicheren Intro auch gleich mit 'Signe Of The Warlorde' richtig los. Beim anschließenden 'Heavy Metal Fire' von der gleichnamigen EP war dann natürlich der Titel Programm, und so dauerte es nicht lange, bis das Publikum begeistert mitging. Danach begrüßte Sänger Lars das Publikum erst einmal und erkundigte sich ganz höflich, ob es denn bislang einen guten Tag gehabt hätte, bevor es mit 'Sons Of Steele' gewohnt schwermetallisch weiterging. Da die Band im Sommer mit "Northern Rage" ein neues Album veröffentlicht hatte, stellte dieses natürlich einen Schwerpunkt bei der Songauswahl dar, und dementsprechend durften Stücke wie 'Welcome Thy Rite', 'Heroic Deathe', 'The Last Fyre', 'To Foreign Shores' und 'Odinn's Warriors' nicht fehlen. Die Fans in den ersten Reihen hatten sichtlich Spaß mit diesem Auftritt, und so wurde gebangt, gemosht und lauthals mitgegröhlt, dass es nur so eine Freude war. Auch bei STORMWARRIOR war die gute Laune deutlich spürbar, und diese ließen sie sich auch nicht durch zwischenzeitliche Probleme mit Davids Gitarre verderben. Die fünfzig Minuten Spielzeit gingen bei diesem Auftritt sehr schnell vorbei, sodass die Band mit 'Defenders Of Metal' vom Debütalbum "Stormwarrior" auch schon zum Ende kommen musste. Das war ganz und gar nicht nach dem Geschmack des Publikums, das noch eine Zugabe hören wollte, und vor allem das HELLOWEEN-Cover 'Heavy Metal (Is The Law)' wurde immer wieder lautstark gefordert. Es brachte aber alles nichts, denn es ertönte lediglich das Outro vom Band, und dann war's das mit dem STORMWARRIOR-Auftritt. Die Musik der Hanseaten mag vielleicht nicht unbedingt vor Innovation oder Abwechslungsreichtum strotzen, aber live funktionierte sie ausgesprochen gut, und so kann man diesen Gig durchaus als gelungen bezeichnen.
(Martin Schaich)

Setlist STORMWARRIOR:

Signe Of The Warlorde
Heavy Metal Fire
Sons Of Steele
Welcome Thy Rite
Heroic Deathe
The Last Fyre
To Foreign Shores
Odinn's Warriors
Defenders Of Metal


COURAGEOUS

Endlich, mein persönliches Highlight auf der Night Of Power: Eine ganze Stunde COURAGEOUS (mitsamt neuem "e" im Bandnamen), wie geil würde das werden?
Als dann die ersten Snare-Schläge zum Opener und Titelsong der neuen Scheibe "Inertia" erklangen, war klar, dass dies hier wieder ein Konzert der Extraklasse werden würde. Zwar war der Sound zu Beginn viel zu undifferenziert, gerade Sänger Chris ging im Mischmasch des wütenden akustischen Massakers viel zu sehr unter - und da hätten wir sie wieder, die unheimlichen Parallelen zu NEVERMORE. Denn im weiteren Verlauf der Sets besserte sich der Gesamtsound merklich, auch wenn ich mir am Ende dann doch einen etwas präsenteren Chris über die P.A. gewünscht hätte.
Mit 'Sudden Death' holzten die Langener gleich ordentlich weiter, eine Ode für die Nackenwirbel, Chorus shouten, weitermoshen. Mir persönlich gefiel der recht hohe Anteil von neuen Songs im Set sehr gut, gerade das bereits erwähnte 'Inertia' oder 'Fade Away' erwiesen sich als absolute Ohrwürmer vorm Herrn. Auch toll: Die Gedenk-Ansage von Chris vor dem Krebs-Song 'Invisible Enemy' sowie der heftige Thrasher 'The Puppeteer' - Leute, da kommt etwas ganz, ganz Großes auf euch zu!
Schade dass sich Multitalent Gerd an der Klampfe etwas im Hintergrund aufhielt, was aber durch das bächtig möse Gepose von Basser "Plektrenschreck" Jürgen und die lustigen Fratzen von Lead-Klampfer Oli kompensiert wurde. Wenn man Oli beim Spielen sieht, hält man ein Solo am Ende noch für eine körperlich anstrengende Übung, nihihi.
Zum krönenden Abschluss gab es dann nach der Bandhymne 'Listen' - und dafür nochmals eine ganz tiefe Verneigung in Richtung Langen - endlich mal das DEATH-Cover 'Trapped in A Corner' livehaftig auf die Lauscher. Jungs, ich liebe euch! Naja, fast zumindest. ;-)
Unterm Strich also erneut ein absolut gelungener Gig, und meiner unmaßgeblichen Meinung nach haben COURAGEOUS ihre Position im Billing mit dieser Leistung auf jeden Fall gerechtfertigt. Im Übrigen noch vielen Dank an Drummer Jan für die Sodomie-Infos backstage. Keine Schweine, ich werde daran denken.
(Rouven Dorn)

Setlist COURAGEOUS:

Inertia
Sudden Death
Trapped
Remember
Invisible Enemy
Together As One
The Puppeteer
Rebirth
Listen
Trapped In A Corner


EKTOMORF

Ich weiß, der Spruch ist zwar ausgelutscht, doch bei EKTOMORF passte er wie ein kühles Bier zum Festival: Sie kamen, spielten und siegten! Und wie. Das fing schon beim Mikrofon-Check an, wo statt dem üblichen “Eins, Zwei” zwischendurch ein “Dietääh”-Schrei durch die Adelsheimer Live Factory für erste Lacher sorgte. Doch Punkt 22.11 wandelten sich die Lacher in ungezügelte Energie um, welche die Ordner (was in unserem Fall die Redaktionsmitglieder waren) schwer unter Kontrolle halten konnten (Alter Schwede, derart viel Energie auf der Bühne und davor hab' ich ja noch nie erlebt. Gänsehaut! - Rouven). Bis zum Ende des Konzerts ging die Meute weder vor noch nach EKTOMORF so ab. Vor und zwischendurch wurden EKTOMORF-Chöre angestimmt, dass man dachte, die ganze Halle falle in sich zusammen. Die “Jump, Jump”-Animationen des Sängers und Gitarristen Zoltán Farkas wurden sofort in die Tat umgesetzt. Natürlich hörte sich das alles sehr stark nach SEPULFLY an, doch mit was für einer Power die Hüpfsounds und Riffs aus den Boxen dröhnten, ließ absolut niemandem im Saal unbeteiligt in der Ecke stehen. Nach dem ersten Abgang der Band von der Bühne um 22.57 Uhr wurden danach noch in der Zugabe eine verkürzte des Instrumentals ‘To Live Is To Die’ von METALLICAS “…And Justice For All”-Album zum Besten gegeben. Nach ‘I Break You’ wurde ein Großteil des Publikums um 23.05 Uhr in die kühle Adelsheimer Nacht entlassen. Durchgeschwitzt, aber mit Endorphinen aufgeputscht bis Oberkante Unterlippe. (Geil. Geil? Geil! - Rouven)
(Tolga Karabagli)

Setlist EKTOMORF:

I Know Them
Destroy
A.E.A
You Leech
Gipsy
Nocompromise
Sunto Del Mulo
Only God
Everything
Instict
Tear Apart
To Live Is To Die (METALLICA)
Serial Men
I Break You


BRAINSTORM

Nach dem äußerst energiegeladenen Auftritt von EKTOMORF und der obligatorischen Umbaupause, die wohl jeder zur Regeneration gut gebrauchen konnte, war es auch schon Zeit für den Headliner des Abends, nämlich BRAINSTORM. Die Schwaben um Sänger Andy B. Franck waren in diesem Jahr zwar sehr viel unterwegs (EDGUY-Tour, Wacken Open Air, Summer Breeze), sodass die meisten bereits in den Genuss eines Auftritts gekommen sein dürften, doch da Live-Auftritte von BRAINSTORM immer wieder eine tolle Sache sind, war das nicht weiter tragisch. Nach dem inzwischen zwar bekannten, aber trotzdem immer noch reichlich obskuren Intro stiegen die Schwaben mit 'Shiva's Tears' vom aktuellen Album "Soul Temptation" in ihr Set ein und zogen das Publikum von Beginn an auf ihre Seite. Die ganze Band präsentierte sich ausgesprochen gut gelaunt, vor allem aber Sänger Andy war an diesem Abend wieder ein regelrechtes Energiebündel. Er wirbelte wie wild über die Bühne, und nachdem diese nicht ausreichend Freiraum bot, turnte er auch immer wieder auf den Boxen herum, um natürlich auch die Nähe zu den Fans zu suchen. Nach der obligatorischen Begrüßung, bei der Andy darauf hinwies, dass dieser Auftritt der definitiv letzte zum aktuellen Album sei, ging es mit 'Blind Suffering' und 'Hollow Hideaway' vom Vorgängeralbum "Metus Mortis" weiter, nur unterbrochen von dem aktuellen Stück 'Doorway To Survive' und der Bemerkung, dass am 28.02.2005 mit einem neuen Album zu rechnen sei. Da BRAINSTORM im Vergleich zu den anderen Auftritten in diesem Jahr mehr Spielzeit eingeräumt wurde, konnten die Schwaben natürlich auch einige ältere Songs spielen, wie zum Beispiel 'Voices' oder auch 'Crush Depth'. Man merkte der Band deutlich an, dass sie alle sehr viel Spaß hatten - insbesondere Andy alberte immer wieder mit den Fans oder auch seinem Roadie rum - und dies übertrug sich natürlich auch das Publikum, das BRAINSTORM entsprechend abfeierte. Dass das aktuelle Werk "Soul Temptation" bei der Songauswahl nicht zu kurz kam, versteht sich ja fast von selbst, und so durften Stücke wie 'Fornever' und 'The Leading' nicht fehlen. Es folgte anschließend 'Shadowland', dass die Band nach Aussage von Andy lange nimmer geprobt hatte, aber die Schwaben kriegten es dennoch ganz gut hin, bevor es mit 'Deep Down Into Passion' weit zurück in der Bandhistorie ging.
Der Auftritt von BRAINSTORM war gewohnt kurzweilig, sodass die Zeit wie im Fluge verging, und so kamen die Schwaben mit dem "Song für die Unterbelichteten" (O-Ton Andy), nämlich 'Under Lights' auch schon zum Ende ihres Auftritts. Damit war das bestens gelaunte Publikum natürlich überhaupt nicht einverstanden und forderte entsprechend lautstark nach einer Zugabe, die es dann auch in Form von 'Highs Without Lows' und einem Klassiker vom ersten Album, nämlich 'Liar's Edge', gab. Danach verabschiedete sich die Band erneut, doch wirklich genug hatten die Fans immer noch nicht, und so kam Andy zurück auf die Bühne, um sich bei Georg erstmal für das schöne Festival zu bedanken, jedoch nicht ohne ihn auch etwas auf den Arm zu nehmen (hihihi...). Einen Song gab es dann auch noch zu hören, und zwar die Cover-Version 'Amarillo' - im Original von TONY CHRISTIE -, bei der das Publikum noch einmal kräftig mitsingen, äh, -gröhlen durfte, bevor dann endgültig Schluss war.
Insgesamt war das wieder einmal ein ausgesprochen guter Auftritt von BRAINSTORM, die damit bewiesen haben, dass sie ein würdiger Headliner waren.
(Martin Schaich)

Setlist:

Shiva's Tears
Blind Suffering
Doorway To Survive
Hollow Hideaway
Voices
Crush Depth
Fornever
The Leading
Shadowland
Deep Down Into Passion
Under Lights
---
Highs Without Lows
Liar's Edge
---
Amarillo

Redakteur:
Rouven Dorn

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