ORDEN OGAN, ANGUS MCSIX und ALL FOR METAL - Geiselwind
20.02.2025 | 11:1419.02.2025, Live Music Hall
The Order Of Beer und ein bisschen "nebulöse" Kritik.
Das Wochenende begann mit einem Konzert und das Wochenende endet mit einem Konzert. Hatte ich am Anfang das Vergnügen, eine intime Clubshow zu sehen, geht es heute mal wieder in die "Live Music Hall" nach Geiselwind. Hach, das Leben ist einfach großartig. POWERMETAL.de präsentiert sie aktuelle Tour von ORDEN OGAN und es ist selbstverständlich, dass wir uns mindestens eine Show anschauen.
Ich erreiche pünktlich das Venue und bestelle mir frei nach einem Titel des heutigen Headliners ein Kaltgetränk. Ein banger Blick aufs Telefon, doch dieses ist zum Glück stumm. Ich habe dieses Wochenende Rufbereitschaft und müsste bei Bedarf das Konzert vorzeitig verlassen. Eines vorweg, ich kann die komplette Show genießen. Es werden noch ein paar Worte mit den anwesenden Fotografen und Redakteuren gewechselt, dann geht es in den Pit.
Den Aufschlag in Geiselwind macht heute ALL FOR METAL. Da ich bereits einige Konzerte der Band gesehen habe, optimiere ich meine Kameraeinstellungen. Schließlich soll das Feuer der Flammenwerfer gut zur Geltung kommen. Doch weit gefehlt! Weder Luisa noch Christina stehen auf ihrem üblichen Platz und beheizen die Halle. Leider weiß ich nicht, warum die beiden Tänzerinnen nicht mit in Geiselwind sind. Na gut, noch einmal an den Rädchen gedreht, die Show kann beginnen.
Wie mittlerweile gewohnt, startet das Set mit 'All For Metal', wie mittlerweile gewohnt, stehe ich anfangs rechts im Graben. Auf der Seite bietet Gitarristin Jassy immer großartige Motive. Ich drücke ein, zweimal auf den Auslöser, 6, 7 mal, 20 mal. Während hinter mir die Metalheads mächtig steil gehen, komme ich nicht von der Saitenspielerin los. Sie bietet eine Pose nach der nächsten und ich bereue es jetzt schon, so oft auf den Knopf zu drücken. Schließlich will jedes Bild im Nachhinein betrachtet und bearbeitet oder gelöscht werden. Abgesehen von den Bildern bietet Jassy natürlich auch ordentlich was fürs Ohr.
Da eine Band bekanntlich aus mehreren Musikern besteht, schwenke ich mal nach links. Okay, eigentlich alles wie immer, wie immer gut. Die beiden Herren an den Mikrofonen bestechen durch ihren Gesang und harmonieren prächtig. Natürlich "raist" Tetzel auch in Geiselwind seinen Hammer, während die Crowd die Bierbecher in die Höhe stemmt. Das dabei der ein oder andere Tropfen auf Nachbars Bekleidung landet ist selbstverständlich. Aber eine Kutte, welche noch nicht mit hopfenhaltigen Flüssigkeiten in Berührung kam, ist halt keine Kutte.
Die Halle ist gut gefüllt, die Entscheidung, das Konzert um zwei Tage zu verschieben, wurde weise gewählt. So geht man einer Veranstaltung aus dem Weg, die am Freitag das gleiche Publikum angesprochen hätte. Trotz der Aufbauten für die nachfolgenden Bands hat ALL FOR METAL genug Platz auf der Bühne und tobt sich ordentlich aus. Die erkennbaren Gesichter von Jassy, Sänger Antonio und Tetzel sowie Gitarristin Ursula strahlen Zufriedenheit aus. Mir scheint, dass die Combo eine Menge Spaß hat an dem, was sie da macht. Mir fällt auf, dass Ursula sich extrem "zum Guten" gewandelt hat. War sie in den Anfangstagen der Band eher zurückhaltend, geht die Axtfrau mittlerweile richtig gut ab. Auch sie beherrscht ihr Instrument aus dem FF und es gibt keinen Grund sich zu verstecken. Schwer dagegen ist die Mimik von Bassist Flo und Schlagzeuger Leif zu deuten. Seit Beginn der Band verstecken sich die beiden hinter ihren Masken. Doch dieser Umstand schmälert weder auf noch vor der Bühne die hervorragende Stimmung. Sogar die Aufforderung von Tetzel, einen Circle Pit zu starten - wohlgemerkt, hier wird Powermetal geboten - wird von den Metalheads schleunigst umgesetzt. Mit 'Goddess Of War' endet nach acht Tracks der sehr gelungene Auftritt von ALL FOR METAL.
Umbaupause heißt Zeit für ein Bier und Gespräche mit den Kollegen. Wir sind uns einig, dass das ein guter Anfang war. Licht hat gepasst, etwas Nebel, der aber noch im Rahmen des erträglichen war. Der Sound war ebenfalls okay. Ein guter Anfang und wir freuen uns auf die zweite Band.Treffen sich ein Ork, ein schwertschwingender Ritter und eine Amazone. Was sich wie ein schlechter Witz anhört, führt uns zur zweiten Band an diesem Abend. Es würde zu weit führen, auf die Entstehungsgeschichte von ANGUS MCSIX an dieser Stelle weiter einzugehen. In dem Quartett hat es am Mikrofon zumindest temporär einen Besetzungswechsel gegeben. Da Angus aka Thomas Winkler derzeit seine Familie in den Vordergrund stellt, hat er seinen Bruder Adam McSix nach Geiselwind geschickt. Diese Kunstfigur wird von MANIMAL-Sänger Samuel Nyman verkörpert.
Auch diese Powermetal-Band hat acht Songs im Gepäck und beginnt mit '6666', der aktuellen Single. Ritter Adam trägt einen gewaltigen Helm, lediglich seine Augen und ein paar Bartstoppel sind erkennbar. Klar, es ist Geschmacksache, ich persönlich mag es einfach lieber, wenn ich eine Mimik der Musiker erkennen kann. Das gleiche gilt auch für Gitarrist Seebulon. Gekleidet in Mönchskutte und mit Totenkopfmaske kann ich nur erahnen, dass es sich bei der Figur um Mastermind Seeb Levermann handelt. Anders sieht die Sache auf der linken Seite aus. Gitarristin Thalia Bellazecca kenne und schätze ich aus ihrer Zeit mit FROZEN CROWN. Sie hat es nicht nötig, sich zu vermummen. Ein ums andere Mal huscht der Linkshänderin ein Lächeln über den Lippen.
Ihr merkt, ich schreibe viel über die Personen und wenig über die Musik. Das liegt einfach daran, dass mir der Mix aus Powermetal mit Disco-Klängen einfach nicht liegt. Natürlich steht ein Konzept hinter Songs wie 'Master Of The Universe' und 'Amazons Of Caledonia' vom in der Redaktion gut bewerteten Erstlings-Album "Angus McSix And The Sword Of Power". Doch dieses Konzept nimmt mich einfach nicht mit. Diese Meinung teilen keineswegs alle im weiten Rund der Halle. Auch ANGUS MCSIX wird gut vom Publikum abgefeiert. Ich dagegen mache es mir im hinteren Teil der Halle gemütlich und schaue mir den Mummenschanz im dichter werdenden Nebel an. Es ist kaum noch was zu erkennen, aber der oben genannte Ork heißt im bürgerlichen Leben Gerit Lamm und bedient das Schlagzeug. Zu 'Laser-Shooting Dinosaur' betritt dann ein aufgeblasener Dinosaurier die Bühne und Mr. Heavysaurus himself wagt einen Tanz. Ich muss an die frische Luft.
Als ich mit einem Getränk zurück in die Halle komme, wabert der Nebel vom zweiten Support immer noch über die Menge, scheinbar gibt es hier keinen Rauchabzug. In der Hoffnung auf Besserung begebe ich mich in den Graben. Das Licht geht aus und aus den Boxen ertönt 'Sauerland'. Der Song wurde 1983 von der Band ZOFF veröffentlicht und zur Hymne der Region. Da ich in meiner Jugend sehr viele Schützenfeste in der Mittelgebirgsregion besucht habe, fühle ich mich sofort heimisch und stimme freudestrahlend mit ein. Auch vor dem Wellenbrecher wird lauthals mitgesungen, bevor ORDEN OGAN mit 'F.E.V.E.R.' vom mittlerweile 10 Jahre alten Album "Ravenhead" die Show beginnt.
Wenn es denn wirklich Seeb bei ANGUS MCSIX an der Gitarre war, fährt der Mann heute eine Doppelschicht. Kein Wunder, ist er doch Gründer und Kopf des heutigen Headliners. Wie immer übernimmt er bei der Band das Mikrofon und im Gegensatz zur Musik davor, bin ich von der ersten Note an voll dabei. Natürlich liegt der Fokus auf der aktuellen Langrille "The Order Of Fear" und ich stimme meiner geschätzten Kollegin Hanne absolut zu: "Jeder Ton verrät eindeutig die Handschrift von ORDEN OGAN!" Das sehen auch die Kuttenträger vor dem Wellenbrecher so. Wirklich jeder Song wird mitgesungen und mitgefeiert.
Von den neuen Stücken gibt es mit 'Moon Fire' bereits einen Track, der wohl in den kommenden Jahren einen Stammplatz auf der Setlist hat. Natürlich werden auch die älteren Lieder von der aufgepeitschten Menge abgefeiert. Zu 'Gunman' fordert Seeb die Metalheads gar auf, den Track mitzufilmen und ins Netz zu stellen. Aus dem recht neuen Track 'The Order Of Fear' wird kurzerhand eine Bierbestellung, da dieser Refrain der feiernden Meute deutlich flüssiger über die Lippen geht. Zu 'The Things We Believe In' gibt es dann absolut kein Halten mehr. Noch einmal komplett auspowern, bevor dieser Abend endet. Ein hervorragender Abend, eigentlich, aber...Manchmal kann man machen, was man will. Man kann nur verlieren. Ich liebe es, Bands zu fotografieren. Diese Dynamik, Leidenschaft, Anstrengung, Euphorie der Musiker. Dazu tolle Licheffekte mit guter Musik, das ist einfach nur geil! Aber dann gibt auch diese Momente. Da steht mit Niels Löffler ein hervorragender Gitarrist auf der Bühne und liefert mit ORDEN OGAN eine richtig gute Show ab. Da wehen die Haare von Axtmann Patrick Sperling vor den aufgestellten Ventilatoren. Da hockt Schlagzeuger Dirki auf einem mordshohen Drumriser und knüppelt sich die Seele aus dem Leib, während Bassist Steven gar akrobatisch sein Bein auf ein Podest schwingt.
Allerdings: Das sehen nur ganz wenige. Leider nimmt bei den Shows die Verwendung von Nebel inflationär zu. Wurde früher diese Substanz als Effekt genutzt, steht mittlerweile die ganze Stage in der Suppe. Ab Reihe fünf kann man dann nur noch erahnen, was auf der Bühne vor sich geht. Nach den üblichen drei Fotosongs suche ich mir abermals eine ruhige Ecke am Ende der Halle und bin wirklich geschockt. Schon ab der fünften Reihe der Metalheads lässt sich nur erahnen, was da auf der Stage abgeht. Ganz hinten sieht ein Besucher nur einen bunten Nebelbrei mit zuckenden Blitzen. Fans die sich ihre Karte gekauft haben, um "ihre" Band zu sehen sind zu Recht enttäuscht. In der Hoffnung, dass diese Zeilen von den zuständigen Leuten gelesen werden freue ich mich auf die kommenden Konzerte mit klug eingesetztem Nebel als Effekt.
Text und Photocredit: Andre Schnittker
- Redakteur:
- Andre Schnittker