ORDEN OGAN und BRAINSTORM - Aschaffenburg
08.07.2024 | 10:5104.07.2024, Colos-Saal
Wenn zwischen Geistesblitz und dem Orden der Angst nur eine gute Stunde liegt...
Was für ein Abend im Aschaffenburger Colos-Saal! Heute findet dort die Album-Releaseshow des neuen ORDEN OGAN-Albums "The Order Of Fear" statt und es hat sich schon eine kleine Schlange vor dem Eingang versammelt. Pünktlich um 18 Uhr öffnet sich die Tür und eine gut gelaunte Meute strömt in die heiligen Colos-Saal-Hallen. Ich gebe es zu, anfangs bin ich noch etwas skeptisch, hatte ich mir den Andrang doch größer vorgestellt. Aber als ich mich ein paar nette Gespräche später und kurz bevor die Support-Band BRAINSTORM auftreten soll, umdrehe, hat sich der Saal doch merklich angefüllt. Sehr schön.
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass diese sympathische Band bisher voll an mir vorbeigegangen ist! Das ist umso bedauerlicher, weil die Alben bei POWERMETAL.de durchweg Höchstnoten bei der Bewertung erreicht haben. Aber nun gut, das lässt sich ja nachholen, weil BRAINSTORM nicht nur mich, sondern auch das Pulikum ziemlich begeistert hat. 
Wie ich so aus meiner Umgebung wahrnehmen kann, ist die Textsicherheit groß, Sänger Andy kann mühelos das Publikum animieren und so, wie es aussieht, haben alle jede Menge Spaß. Einschließlich meinereiner, auch wenn ich wirklich keines der Lieder kenne.
Wir sollen denn auch alle mal ordentlich grölen, sobald er das Zeichern dazu gibt, denn sowas braucht er für die neue Platte. Augenzwinkernd gibt er zu verstehen, dass wohl für Januar eine neues BRAINSTORM-Album geplant ist. Nach zwei, drei Anläufen ist Andy mit dem Grölergebnis zufrieden und verspricht, dass dies auf der neuen Platte erscheinen wird. Man darf also gepannt sein.
Immerhin darf die Band uns eine gute Stunde unterhalten, wird mit verdientem, lautem Applaus verabschiedet, kann aber die lautstark geforderte Zugabe aus Zeitgründen leider nicht bringen. Und jetzt noch die verschämte Anmerkung zum Schluss: NACH der Show ist mir denn auch eingefallen, warum mir Sänger Andy B. Franck so bekannt vorkommt. Ich habe ihn 2016 genau hier im Colos-Saal als Sänger von ALMANAC kennengelernt. Ich schiebe das jetzt mal aufs Alter, also meins, nicht seins.
Es folgt die übliche Umbaupause, der eine oder andere geht mal kurz nach draußen, man sieht wirklich überall nur fröhliche Gesichter. Auf der Bühne wird gewerkelt und irgendwann ertönen auch die ersten "ORDEN OGAN!!"-Rufe. Sehr lange bitten lassen sich die Herren des schrecklichen Ordens nicht und werden mit frenetischem Beifall begrüßt. Auch Alister Vale hat seinen ersten Auftritt – eindruckvoll mit roter Beleuchtung und leuchtender Maske in Szene gesetzt. Das genügt schon, um den Saal zum Kochen zu bringen. Und immer, wenn man denkt, mehr geht nicht, wird man eines Besseren belehrt – nämlich von den Reaktionen zu 'F.E.V.E.R.' und 'We Are Pirates'. Eigentlich könnte die Band den Piratensong ganz alleine vom Publikum singen lassen, das ist einfach der "Übersong", der wohl für immer mit ORDEN OGAN verknüpft sein wird.
Ein Mitsingspielchen gibt es bei 'Moon Fire'. Es dauert einen Moment, bis Seeb mit der Leistung des Publikums zufrieden ist, aber dann klappt alles doch ganz gut. Auf seine Aufforderung hin singt eine Hälfte der Anwesenden - die er teilt wie einst "Moses das Wasser" - "moon", die andere Hälfte "fire".
Mr. Vale darf später auch noch einmal die Bühne betreten, diesmal mit einer bedrohlich aussehenden Sichel bewaffnet, mit der er die Saitenfraktion erschreckt. Freundlicherweise macht er sich recht schnell wieder davon. Dann wird es lustig, als Seeb ein weiteres Mal das Publikum auffordert, ihm bei 'The Order Of Fear' Hilfestellung zu leisten. Eigentlich ist der Text ganz einfach: "Welcome to the end of all our fear!" Jedesmal, wenn er die Pommesgabel auf die Meute richtet, soll diese lautstark "FEAR!!" grölen. Klappt eher so mäßig, aber irgenwo schreit einer statt "FEAR!" "BIER!". Eigentlich kann ich mir weitere Ausführungen schenken, oder? Ganz schnell skandiert der Saal "Noch ein Bier!", worauf Seeb grinsen muss, den Wunsch aufgreift und alle "Welcome to the end of all our BIER!" grölen lässt. Das klappt dann doch hervorragend. Ach, es ist so schön zu sehen, dass alle, einschließlich Band, Spaß verstehen.
Mit ein wenig "Gunmen- und Final Days-Feeling" geht es in die Endrunde und ein großartiger Abend endet mit 'Things We Believe In'. Es gibt zwar auch hier keine Zugabe, allerdings ist der Abend für ORDEN OGAN ja auch noch nicht zu Ende. Mal abgesehen davon, dass es jede Menge tollen Merch zu erstehen gibt, mischt sich die Band schon einige Minuten nach ihrem Auftritt unter die Fans. Autogramme, Fotos, Selfies oder Quatschen... Fannähe wird von allen Bandmitgliedern ganz groß geschrieben. Ich sehe keine genervten Gesichter, weder bei der Band noch bei den Fans, alle sind entspannt, lachen, freuen sich und genießen offenbar den Ausklang des Abends.
Ja, Festivals sind toll, mit Sicherheit auch für Bands, wenn Tausende ihnen zujubeln. Aber Veranstaltungen wie diese sind gelebte Fannähe und machen "unsere" Lieblingsbands so sympathisch und solche Orte wie den Colos-Saal so einmalig. Ein großes Dankeschön geht deshalb an ALLE Beteiligten für diesen tollen Abend!
Setliste ORDEN OGAN: Deaf Among The Blind; F.E.V.E.R.; We Are Pirates; Conquest; Inferno; Heart Of The Android; Moon Fire; Come With Me To The Other Side; Forlorn & Forsaken; The Order Of Fear; Fields Of Sorrow; Gunman; Let The Fire Rain; Things We Believe In
Fotocredit: Hanne Hämmer
- Redakteur:
- Hannelore Hämmer
