Oomph! - Bochum - Köln
14.09.2001 | 05:0310.09.2001, Zeche - Live Music Hall
OOMPH! schwimmen auf einer Erfolgswelle. Diesem Eindruck kann man sich nicht entziehen, wenn man die Band live in Bochum und Köln gesehen hat. Die Bochumer Zeche war mit ca. 1.000 Leuten ausverkauft, während in der größeren Live Music Hall etwa 1.200 Leute die Halle zum kochen brachte.
Da sich die Konzerte nicht sonderlich unterschieden, fasse ich sie in diesem einen Bericht zusammen.
In Köln eröffneten – zum einzigen Mal auf der Tour – THORN ELEVEN den Abend. THORN ELEVEN (http://www.throneleven.de) sind ein vielversprechender Newcomer aus Heidelberg, die mit ihrem groovigen, melodischen, stellenweise in Nu-Metal-Gefilde abdriftenden Sound und dem etwas an Maynard Keenan (TOOL) erinnernden Gesang von David überzeugen konnten. Songs wie die Single \"Simple Things\" (zu der auch ein Video auf Viva2 läuft) oder \"Push Me\" wurden von den Zuschauern äußerst wohlwollend aufgenommen. Zumindest sah man schon einige tanzende Gestalten und der Applaus wuchs von Nummer zu Nummer. Das hatten die Jungs auf der Bühne aber auch verdient, spielten sie sich doch ziemlich den Allerwertesten ab. Muss man im Auge behalten.
Der eigentliche Support von OOMPH! war aber der SUBURBAN TRIBE (http://www.suburbantribe.com) aus Finnland, die in ihrer Heimat gerade groß rausgekommen sind und dort einen Nummer 1-Hit haben. Auch hier ist der Sound schwierig zu beschreiben. Grooviger Rock trifft auf Nu-Metal-Fragmente versehen mit einer Prise Electro und zeitweilig an Keith Caputo (ex-LIFE OF AGONY) erinnernden Gesang von Ville (ex-KYYRIA). So in etwa müsst Ihr Euch das vorstellen. Während die Reaktionen auf die Finnen in Köln eher verhalten waren, wurden sie in Bochum schon mächtig beklatscht. Wie krankt die Finnen sind, sah man in erster Linie an Sänger Ville, der völlig vermummt auf die Bühne kam. Er trug in der Affenhitze auf der Bühne doch tatsächlich Handschuhe, Schal, Parker, Longsleeve, Mütze und Sonnenbrille. Mit jedem Song entkleidete er sich zwar und präsentierte am Ende auch seine Rasta-Mähne, aber er sieht trotzdem irgendwie komisch aus. Dafür gingen die Jungs auf der Bühne aber mächtig ab. Ville hat einen ziemlich eigenartigen \'Tanzstil\', während der Rest immer in Bewegung war und über die Bühne hüpfte. Zu Songs wie \"Watching You\" oder \"Frozen Ashes\" ließ es sich zumindest nicht das Bochumer Publikum nehmen zu zappeln. In Köln war es dagegen etwas reservierter und SUBURBAN TRIBE erhielten Höflichkeitsapplaus, der in etwa mit dem von THORN ELEVEN vergleichbar war.
Was dann bei OOMPH! losbrach, kann man nur mit den Worten \'Party Pur\' treffend beschreiben. In Bochum wackelten vom Opener \"Viel Zu Tief\" an die Wände, wurde gejubelt, geklatscht, gehüpft und sich gefreut. Sowohl vor als auch auf der Bühne, denn Dero ist ein wahrer Strahlemann und auch Flux und Crap gingen extrem ab. Dero zappelte in seinen roten Klamotten wild herum und sprang permanent und ohne Unterlass über die Bühne, kommentierte wenig aber treffend (\"zeigt mir wie elastisch eure Sprunggelenke sind\") und brachte einfach eine megapositive Energie zum Ausdruck. Bei \"Unsere Rettung\" sprang Dero dann auch schon das erste Mal zum Crowdsurfen in die Menge und schwamm gekonnt eine Runde, um pünktlich zur nächsten Strophe wieder auf der Bühne zu sein. Auffällig war vor allem, dass die Songs vom neuen Album live durch die zwei Gitarren und die echte Rhythmusfraktion viel mehr knallten als auf \"Ego\". Zudem wurden Samples und co. nur an den wirklich notwendigen Stellen eingesetzt, so dass dies viel mehr ein \'echtes\' Metalkonzert war. OOMPH! verstanden es perfekt ihre Hits und neue Songs in den Set einzubauen. So kamen Songs wie \"Fieber\", wo das Publikum die Stimme von Nina Hagen übernahm, der Titelsong des neuen Albums \"Ego\" und \"Feiert das Kreuz\" kurz nacheinander und wurden allesamt mit megaeuphorischen Reaktionen abgefeiert. Das ganze wurde von einem klaren, sehr transparenten Sound transportiert und entwickelte so den nötigen Druck. Über allen stand die Stimme von Dero, der einmal mehr durch sein mittlerweile extrem umfangreiches Stimmvolumen begeisterte und in einigen Passagen an Mike Patton (ex-FAITH NO MORE) erinnerte.
Der Stimmungspegel wuchs unentwegt und in Bochum musste man vor lauter Begeisterungsstürmen bei Songs wie \"Das Weiße Licht\", \"Gott ist tot\", \"Supernova\" oder dem Setabschluß \"Gekreuzigt\" angst bekommen, dass die Zeche zusammenbricht. Doch auch in Köln gab es einen ordentlichen Mosh- und Hüpfpit. Das Volk tobte und die Band war sichtlich beeindruckt von den Reaktionen. Immer wieder applaudierte die Band dem Publikum und grinste von einem Ohr zum anderen. Zum Abschied nahmen Dero, Flux (der es in Bochum bis zum Mischpult und zurück schaffte) und Crap noch ein Bad in der Menge, bevor sie vorerst die Bühne verließen.
Im ersten Zugabeteil gab es dann \"Ice-Coffein\" vom 95er Album \"Defekt\" und \"INRI vs. Jahwe\" vom 96er Album \"Wunschkind\". Aber auch danach gaben die Fans in Bochum und Köln keine Ruhe. Also kehrten Dero und ein mit Akustikgitarre ausgerüsteter Flux auf die Bühne zurück und spielten eine akustische Version von \"Swallow\". Doch auch das war den Fans nicht genug. So ließ es sich Dero nicht nehmen den Uraltsong \"Mein Herz\" und Nina Hagen\'s \"Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen\" à Capella vorzutragen und dabei noch mal seine Sangeskunst unter Beweis zu stellen. Grandios! Nach 85 Minuten war dann aber endgültig Feierabend, auch wenn viele Fans immer noch laut nach Zugaben schrieen und der Rezensent mal wieder an der Setlist nörgelt, weil \"Wunschkind\" nicht gespielt wurde. Aber das ist auch schon das Einzige, was es zu bemängeln gibt.
Fazit:
Von beiden Vorbands wird man noch eine Menge hören, denn Talent und eine gesunde Portion Eigenständigkeit sind definitiv vorhanden.
OOMPH! sind live ein echter Genuss und verbreiten eine solch positive Energie, dass man gar nicht anders kann als mitzugehen. MUSS man gesehen haben.
- Redakteur:
- Peter Kubaschk