Party.San 2010 - Bad Berka
10.09.2010 | 10:0612.08.2010,
Die der Sintflut Trotzenden: Auch der Himmel kann Schwarz- und Todesblei nicht verhindern!
Donnerstag, 12. August
KETZER: Pechschwarzer Thrash mit Leidenschaft
Bewaffnet mit der großartigsten Erfindung der Menschheit -Gummistiefeln!- geht es auf das Festivalgelände, denn die Westfalen KETZER eröffnen dieses Jahr das PSOA mit einer unterhaltsamen, räudigen Black/Thrash-Kante. Es bleibt heute am frühen Abend glücklicherweise trocken und so ist trotz des bescheidenen Wetters die Stimmung vor der Bühne prima. Etliche hundert Banger haben sich eingefunden. KETZER agieren überaus spielfreudig und legen einen unterhaltsamen Gig aufs Parkett, der mit 'My Triumph', 'Inverted Cross' sowie dem coolen Uptempo-Track 'Satans Boundaries Unchained' vom gleichnamigen Debütalbum hörenswerten Arschtreter-Black/Thrash bietet. Von meiner Seite aus gibt es nichts zu meckern.
[Martin Loga]
MERRIMACK: Traditionelle und moderne Schwarzwurzel-Klänge
Die Franzosen MERRIMACK sagen mir allenfalls vom Namen her etwas. Aber das ist mir im Endeffekt schnuppe, denn die Neugierde auf mir bis dato unbekannte Bands hat schon häufig dazu geführt, dass ich meine heimischen CD-Regale um neue Underground-Veröffentlichungen ergänze. MERRIMACK zocken recht abwechslungsreichen Black Metal, der unter anderem Einflüsse älterer IMMORTAL aufgreift. Dabei versäumen es die Franzosen auch nicht, traditionelle mit modernen Einflüssen zu verknüpfen. So ist besonders die Gitarrenarbeit phasenweise überaus Melodie-gespickt und die Songs selbst bieten von frostigen Highspeed-Knüppelpassagen mit manchmal hymnenhafter Aura über Midtempo- bis hin zu fast schon schleppenden Stellen so ziemlich alles. Einziger kleiner Wermutstropfen des 45-minütigen Sets der Corpsepaint-Träger: Leider kommt mir trotz der musikalisch tadellosen Performance kein Song zu Ohren, der bei mir nachhaltig im Hinterkopf hängen geblieben ist. Wie auch immer: MERRIMACK erhalten für ihren sehenswerten Auftritt recht gute Resonanzen vom Publikum.
[Martin Loga]
DEVOURMENT: Wo bleibt der Wiederkennungswert?
Die US-Deathgrinder DEVOURMENT gehen in der folgenden Dreiviertelstunde hörbar brutaler als MERRIMACK zu Werke. Allerdings muss ich einräumen, dass bei mir in Sachen Songs ziemlich wenig hängen beblieben ist, was nicht unbedingt für die Band spricht. Spielerisch hat das zwar Hand und Fuß, was die Jungens aus Texas hier abziehen. Auch das abartige Gegurgel von Mike Majewski (ehemals Bassist der Band) ist nicht von schlechten Eltern. Aber die Gesamtwirkung der Mucke könnte eine positivere sein, wäre das Songwriting der Band schlüssiger und vor allem mitreißender. Unter dem Strich boten die Texaner zwar einen noch unterhaltsamen Gig, aber auf Platte ziehe ich definitiv andere Kaliber vor.
[Martin Loga]
MONSTROSITY: Hartes Geknüppel
Hell is here – Und das zu recht, wenn Sänger Mike Hrubovcak von der Death-Metal-Band MONSTROSITY zum Circle Pit im Schlamm aufruft. Dazu gibt es flotte Gitarrenriffs, die bei vielen Metalheads vor der Bühne die Köpfe zum Headbangen bewegen. Zu den harten, rhythmischen Melodien kommen immer wieder schnelle Drumparts von Stammknüppler Lee Harrison. Recht passend zu seinem einzigartigen Schlagzeugspiel scheint selbst das Blitzlichtgewitter auf der Bühne zu sein, die teilweise in dem grünen Nebel unterzugehen droht. Hervorzuheben ist auch das technisch versierte und abwechslungsreiche Gitarrenspiel, zu dem Sänger Hrubovcak gerne growlt. Er lässt es sich auch nicht nehmen, dafür Applaus einzufordern. Den verdienen sich die Jungs von MONSTROSITY für ihren Auftritt, bei dem sie unter anderem 'Remnants of Divination' vom 2007 erschienen Album "Spiritual Apocalypse" spielen, aber auch.
[Franziska Böhl]
THE DEVIL'S BLOOD: Softe Klänge auf dem PSOA
Weiter geht es mit den Niederländern von THE DEVIL'S BLOOD, die laut Sänger Selim Lemouchi eine Art okkulten, psychedelischen Rock spielen. Nach der vorherigen Band wirken die Jungs etwas sehr soft fürs Party.San, besonders mit dem eher sanften Gesang. Nach 'Come, Reap' wird 'River Of God' gespielt, bei dem alle fünf Bandmitglieder vorn in einer Reihe stehen und ihre Körper der Musik hingeben. Hin und wieder gibt es nette Gitarrensoli mit höheren Tönen und dann auch wieder etwas Lockeres zum fröhlichen Mitsingen mit sanftem Frauengesang. Besonders gegen Ende gibt es erneut etwas Ruhiges auf die Ohren. Schwermütig und fast ein wenig melancholisch. Aber insgesamt gut genug, dass keiner der Fans vor der Bühne etwas gegen die rund 15 Minuten längere Spielzeit von THE DEVIL'S BLOOD hat.
[Franziska Böhl]
WATAIN: Der schwarze, tosende Abgrund tut sich auf
THE DEVIL'S BLOOD konnten mich im Rahmen von bislang zwei Konzerten nicht begeistern und so schone ich meine Kräfte für WATAIN, die mit ihrem aktuellen Werk "Lawless Darkness" schwer begeistern konnten. Doch die Schweden lassen sich sehr lange Zeit für den Bühnenaufbau mit seinen überdimensionalen Fackeln und Bühnenaccessoires. Erst gegen 0:45 Uhr zeigen sie sich auf der Bühne. Und sie feiern in den folgenden eineinhalb Stunden eine schwarzmetallische Messe mit den zahlreich huldigenden Fans. Umrahmt von Flammensäulen, einem überdimensional großem umgedrehten Kreuz, aus dem Flammen lodern, sowie dem brennenden WATAIN-Dreizack bietet sich den Headbangern eine beeindruckende, okkulte Szenerie auf der Bühne. Ergänzt um die beiden Live-Sessionmusiker Set Teitan (Gitarre) und A. (Bass) beeindruckt die Intensität des Auftritts der Schweden, die in Leder und Nieten gehüllt sind. Tierblut darf außder dem typischen Corpsepaint nicht fehlen. Die Herren am Mischpult sorgen für einen glasklaren Sound, der die Lauschlappen fürstlich durchbläst. Die recht langen Spielpausen zwischen den einzelnen Stücken von ein bis zwei Minuten rauben leider der intensiven, wütenden Messe ein wenig an Intensität. Ansonsten ist die Performace des heutigen Headliners nichts anderes als eine visuell und spielerisch beeindruckende Bank. Mit der Diskographie der Schweden bin ich ehrlich gesagt - abgesehen vom aktuellen Langeisen "Lawless Darkness" - nicht vertraut. Aber die Songs, die WATAIN heute Nacht zocken, hauen voll ins Mett. Besonders stark kommen 'Malefeitor’'mit seinen genialen Gitarrenmelodien sowie 'Sword To The Dark' rüber. Und nach diesem Paukenschlag ist es dann auch langsam Zeit, an der heimischen Luftmatratze zu horchen. Schließlich liegen noch zwei Tage Vollbedienung vor uns.
[Martin Loga]
- Redakteur:
- Carsten Praeg