Party.San 2016 - Schlotheim
10.09.2016 | 17:2511.08.2016, Flugfeld Obermehler
Beim Party.San Metal Open Air 2016 gab es wieder amtlich eins auf die Schwarzmetall- und Todesblei-Bretzel – präsentiert von POWERMETAL.de.
Am Freitagmorgen macht sich Nieselregen breit, begleitet von kräftigem Wind und kühlen Temperaturen. Doch von der herbstlich anmutenden Szenerie lässt sich die Grindcore-Anhängerschar keineswegs abschrecken und pilgert in großer Zahl aufs Festivalgelände, um sich den Auftritt des tschechischen Spaßkommandos SPASM anzusehen. Was soll ich sagen... Es ist wie bei einem Verkehrsunfall: Man möchte eigentlich nicht hinsehen, tut es aber dennoch. Ich rede vom Anblick der Frontplauze Radim, der seine Rundungen in einem neonfarbenen Borat-String-Badeanzug präsentiert (üble Nummer!) und zudem eine Dödelmaske auf dem Kopf trägt. Dazu stapft er die Speckringe schaukelnd im Kreis über die Bühne, als gäbe es Kilometergeld. Die Circle-Pit-Gemeinde ist jedoch in Sachen Musik vom Fleck weg entzückt. Man wedelt mit Lauchstangen, riesigen Fliegenklatschen, führt aufblasbare Plastik-Badetiere spazieren und mischt den Pit teilweise in Sachen Geschwindigkeit gehörig auf. Der wird im Übrigen mit jeder Party.San-Auflage immer größer. Konfetti gibt es zwar kaum, dafür aber massig Seifenblasen und einen Freak, der mit einem Päckchen Semmelbrösel (Kult!) durch die Gegend wedelt und den Krempel umherschleudert. Selten so gelacht! SPASM bietet einen musikalisch gutklassigen Grindcore-Strauß mit derben Growls, Schweinequieken und allerlei schrägen Geräuschen von Frontmann Radim. Begleitet wird er von Bassist Ivo "Sam" Kapoun, der kräftig mitmosht und mit freiem Oberkörper auf seinen Viersaiter eindrischt. Der Bass schreddert voluminös aus den Boxen, so dass eine E-Gitarre in diesem Fall entbehrlich ist. Komplettiert wird das Trio mit Lukáš Jelínek am Schlagzeug. Die Chose pendelt musikalisch zwischen bewährt packenden Grindcore-Grooves und der Knüppel-aus-dem-Sack Schule. Hatte ich vergessen zu erwähnen, dass stumpf Trumpf ist? Die Party.San-Gemeinde feiert das schräge Trio und huldigt insbesondere den nicht müde werdenden Circle-Pit-Jüngern, die im Laufe des sehr kurzweiligen Auftritts immer wieder zu Höchstform auflaufen. SPASM bietet alles in allem einen coolen, überaus spaßigen Grindcore-Arschtritt, möchte ich festhalten. Gerne und jederzeit wieder!
Auf dem Weg vom Campingplatz vor die Bühne hört man sie schon, obgleich ich etwas spät dran bin und deshalb die ersten Klänge vor der Bühne verpasse: ISVIND aus Sverige bretzelt los und ich habe ein Bild von vier übel drein blickenden, schwarz-weiß bemalten, hünenhaften Nordmännern vor dem innerlichen Auge. Vor der Bühne angekommen, reibe ich mir verdutzt die Augen. Warum springt denn da ein wie besessen kreischendes Kind auf der Bühne herum? Ich will schon die Security darauf aufmerksam machen, da werde ich aufgeklärt, dass das alles seine Richtigkeit hat. Arak Draconiiz, der Frontmann von ISVIND, ist tatsächlich etwas kurz geraten, ist aber gut bei Stimme und klingt richtig schön giftig (keine Anspielung). Auch seine Bandkollegen haben alles im Griff und man bekommt durchschnittlichen bis gutklassigen Black Metal vor den Latz geknallt. Ein Lied wird der Fee in der ersten Reihe gewidmet [Anm: Es handelt sich um einen schwergewichtigen Festivalbesucher mit stattlicher Plauze, der ein pinkfarbenes und natürlich bauchfreies Top anhat sowie Fühler auf dem Kopf trägt! - Martin Loga]. Ein weiteres Stück - nämlich 'Tronen' vom 2015er Album "Gud" wird "allen dummen Leuten" gewidmet. Sehr einfallsreich übrigens. Der Auftritt geht insgesamt in Ordnung, wird mir persönlich aber nicht lange in Erinnerung bleiben.
[Thorsten Seyfried]
KATALEPSY aus Russland wurde von den Veranstaltern als technische, groove-betonte Death-Metal-Band im Stile von SUFFOCATION angekündigt. Und diese musikalische Einordnung trifft den Nagel tatsächlich auf den Kopf. Sehr wuchtige Riffs und Blasts mit häufiger Double-Bass-Breitseite lassen tatsächlich Erinnerungen an Frank Mullen und Co. aufkommen. Frontmann Igor Filimontsev hat jedoch nicht nur fiese Growls im Repertoire, sondern auch einige heftige Screams mit teilweise Black-Metal-artigen Nuancen im Tornister. In Sachen Optik erinnert der Shouter mit seinem Bandana-Kopftuch außerdem an Mike Muir von SUICIDAL TENDENCIES. Die Band geht ein wenig grooviger als ihre wohl größten Vorbilder SUFFOCATION zu Werke, was KATALEPSY gut zu Gesicht steht. Im Verlauf des rundum sehenswerten Auftritts geht auch das Publikum immer stärker mit. Bei den malmenden Groove-Passagen präsentiert KATALEPSY auch einige gut choreographierte, synchrone Sprünge auf der Bühne, bei der die Herren - die teilweise in Hockey/Skateboard-Outfits gewandet sind - tierisch abgehen. Die Band darf als einer der Überraschungssieger des diesjährigen Party.San gewertet werden. Den Publikumsreaktionen nach zu urteilen dürften die Russen mit dem heutigen Auftritt einige potentielle Fans hinzugewonnen haben.
Seit fast 20 Jahren hurt die Ziege nun schon herum. Mit sechs Studioalben im Gepäck und fleißigem Touren sind GOATWHORE auch auf dem PSOA 2016 eine echte Bank. Spielerisch gut aufgelegt und mit top Sound gesegnet, trotzen die Jungs aus New Orleans der kühlen Witterung und dem Dauernieselregen und heizen dem Publikum mächtig ein. Mit ihrer Mischung aus Black- und Thrash Metal scheinen sie den Nerv der vor der Bühne Versammelten genau zu treffen, denn es wird kräftig gebangt und ab und zu bilden sich Moshpits. L. Ben Falgoust II (Gesang) schleicht in seinem typisch leicht gebückten Gang über die Bühne und intoniert unter anderm 'Judgement Of The Bleeding Crown' vom 2012er Album "Blood For The Master", 'Apocalytic Havoc' von "Carving Out The Eyes Of God" und 'FBS (Fucked By Satan)' vom aktuellen Longplayer "Constricting Rage Of The Merciless". Guter Auftritt.
[Thorsten Seyfried]
Es ist Zeit für etwas stinkenden Schweden-Crust. Und wer ist dafür besser geeignet als die Assos von WOLFBRIGADE? Eben! Und bei so einer energischen Live Performance, wie sie die Crust Punks an den Tag legen, ist es kein Wunder, dass der Mob vor der Bühne tobt. Die (musikalischen) Roots einer Band wie WOLFBRIGADE unterscheiden sich gar nicht so sehr von Bands wie ENTOMBED oder GRAVE in ihrer Anfangsphase. Die Schweden-Todesmaschinen haben auf ihren Frühwerken ähnlich inflationär auf beispielsweise D-Beats zurückgegriffen, wie es die Crust Punks tun. Demnach zeigt sich auch heute, dass WOLFBRIGADE durchaus das Zeug haben, um "zwischen den Welten" zu wandeln, sprechen Punks gleichermaßen an wie Death-Metal-Fans der alten Schule. Mit Übersongs wie 'In Darkness You Feel No Regrets' vom gleichnamigen Album, 'Ride The Steel' und einer Menge Lieder von WOLFPACK (dem alten Namen der Band, den sie konsequenterweise abgelegt hat, nachdem aufkam, dass sich eine Neonazi-Gruppierung genau so nannte) lassen die Jungs nichts anbrennen. Starke Leistung!
Nach derlei Inferno wird es Zeit für etwas filigranere Töne. Bei den Tech-Deathern von OBSCURA suchen die Fans rauerer Klänge das Weite. Nachvollziehbar, denn die Band um Steffen Kummerer bietet durchaus schwere Kost. Das Material der Bayern geht grob in Richtung DEATH zur "Invdividual Thought Patterns"-Phase, CYNICs "Focus" und PESTILENCE zu "Testimony Of The Ancients"- und "Spheres"-Zeiten, sprich: taugt definitv nicht zum Easy Listening. Wer aber vor der Bühne verharrt, wird Zeuge einer technischen Machtdemonstration. Jeder Instrumentalist bei OBSCURA hat dabei ausreichend Spielraum, um zu zeigen, was er draufhat. Doch bei allem Technik-Geficke hat das Quartett auch durchaus ein gutes Gespür für spannende Songs. Der Auftritt macht Laune - aber was DYING FETUS später abliefert, lässt OBSCURA trotz aller Klasse recht blass aussehen.
Setliste: Ten Sepiroth, The Monist, Perpetual Infinity, Akroasis, The Anticosmic Overload, Sermon Of The Seven Suns, Ode To The Sun, Centric Flow.
Für mich ist es eine Premiere, BÖLZER das erste Mal live zu sehen. Wenn das Schweizer Duett auf der Bühne steht, kann ich mir jedoch zwei Vergleiche nicht verkneifen: Zum einen, dass so viel Stimmung gemacht wird, dass man das Gefühl nicht los wird, fünf Bandmitglieder auf der Bühne zu hören und zum anderen, die (persönliche) Assoziation mit BOLT THROWER - ob es an der Ähnlichkeit zum Namen liegt oder die unverwechselbaren Drums beider Bands in Kombination mit Gitarre und Growls? Lyrisch und optisch sind beide jedoch gänzlich unterschiedlich. BÖLZER gibt einem an diesem Abend jedenfalls das Gefühl, einen sehr schweren, erdigen und vollmundigen Rotwein zu kosten - entschuldigt, aber ein akustischer Vergleich dazu fällt mir nicht ein - man trinkt langsam und will genießen. Die längeren Lieder laden ebenfalls förmlich dazu ein. Ich bin gespannt auf kommende Alben und mehr Material zum Reinhören.
[Benjamin Kutschus]
Nachdem ANGELCORPSE mehrere Jahre lang aufgelöst war, hat sich die Band mit Neuzugang Ronnie Parmer am Schlagzeug wieder zusammengefunden, um die Bühnen der Welt in Schutt und Asche zu legen. Angefressen ohne Ende und vor allem technisch voll auf den Punkt gespielt legt ANGELCORPSE von Beginn an in beeindruckender Form los. Knüppel-Eruptionen wie 'Phallelujah' (Bombe!), 'Wartorn' und 'Stormgods Unbound' werden unbarmherzig und vor allem sehr motiviert heruntergeknüppelt, dass es eine wahre Freude ist. Frontmann Pete Helmkamp an Mikro und Bass geifert giftig ins Mikro, peitscht seine Mitstreiter an und hält sich in Sachen Ansagen doch sehr zurück. Gitarrist Gene Palubicki sorgt mit seinen furiosen Soli, die mich unweigerlich an SLAYER-Schredder-Großtaten erinnern, für Aufmerksamkeit und einen ordentlichen Wiedererkennungswert. Der Mann am Mischpult macht seine Sache sehr gut und beschert einen glasklaren Sound, der den Orkan noch intensiver über das Publikum hinwegfegen lässt. Aus meiner Sicht eine Lehrstunde brutalen Death Metals US-amerikanischer Prägung.
Je später der Abend, desto schöner die Gäste - und am Freitagabend auch das Wetter. Die Sonne lacht auf die Boys aus Down Under herab. Obwohl "Boys" etwas unpassend ist. KK Warslut sieht schon arg abgerockt aus, was aber sehr gut zum Outfit passt: Leder, Ketten und Nieten sind definitiv nichts für Milchbubis, Blackthrash auch nicht. Seit 1994 treiben die Aussies DESTRÖYER 666 bereits - flankiert von häufigen Besetzungswechseln - ihr Unwesen. Die einzige Konstante ist die bandgründende Kriegsschlampe. So konzentriert man sich unweigerlich auf das Zentrum der Bühne, wo KK Warslut an Gitarre und Mikro Vollgas gibt und eine knappe dreiviertel Stunde unter anderm mit 'Australian And Antichrist' (von "Unchain The Wolves"), 'Wild *Fucking* Fire', dem Brecher 'Traitor', "White Line Fever" (alle vom aktuellen Output) und dem mit "...Alright, Bitches..." angekündigten 'Sons Of Perdition' den Bär zum Steppen bringt. Außerdem gibt es aus gegebenem Anlass den MOTÖRHEAD-Klassiker 'Iron Fist' in einer gelungenen Version auf die Lauscher. Zum Abschluss kommen ein Gastsänger und ein Gastgitarrist auf die Bühne. Aber weder die beiden Musiker noch das Stück (wahrscheinlich irgendein Cover eines Kult-Songs) sind mir bekannt. Dessen ungeachtet ist festzuhalten: Ein sehr starker Auftritt der australischen Altmeister!
[Thorsten Seyfried]
Zwanzig Minuten vor neun, die Sonne nähert sich dem Horizont - Zeit für deutschen epischen Pagan Metal der Marke EQUILIBRIUM. Nach dem Intro geht es zu ersten Feuerbällen mit 'Apokalypse' los und die Saitenfraktion zeigt sich auch ohne ihre ausgestiegene Bassistin sogleich ziemlich agil auf der großen Hauptbühne. Während etwa Gitarrist Dominik im Mantel (wird das nicht zu heiß?) über die Bühne flitzt, versucht Sänger Robse mit seinen Ansagen eifrig Bonuspunkte beim Black- und Death-Metal-gewohnten Publikum zu sammeln. Mit "ich bin Brandenburger, seid lieb zu mir", "wo sind die DDR-Bürger?" oder "Sachsen? Thüringen? Frankfurt/Oder?" hat der mit ledernem Schulterpanzer Bewaffnete die Lacher jedenfalls auf seiner Seite. Und da just an diesem Tag die neue Langrille "Armageddon" in die Ladenregale wandert, ist es neben dem bereits bekannten und recht thrashigem 'Prey' auch ein guter Zeitpunkt für weiteres neues Material wie etwa das rund siebenminütige 'Eternal Destination'. Zwar kommt die Setlist bei kleinen technischen Problemen bisweilen etwas durcheinander, letztlich macht EQUILIBRIUM mit seiner dreiviertelstündigem Record-Release-Party in Schlotheim aber alles richtig - und dürfte auch ohne Schwarz- oder Todesmetall sicherlich den einen oder anderen Fan hinzugewonnen haben.
Setliste: Erwachen, Der ewige Sieg, Rise Again, Met, Prey, Heimat, Himmelsrand, Wirtshaus Gaudi, Blut im Auge, Karawane, Born To Be Epic.
"Business As Usual" fällt mir zum Auftritt von DYING FETUS ein. Was schreibt man über eine Band, die man schon zigmal gesehen und fast so oft rezensiert hat? Es ist alles dabei, was man sich unter knapp 40 Minuten Dying Fetus vorstellt. Superstarkes Drumming (Trey Williams), Gallagher souverän an der Klampfe, egal ob Riffing oder Solos (Dank des tollen Drummings braucht es meiner Meinung nach auch keine zweite Gitarre), die Stakkato-Growls kommen viehisch wie eh und je und Beasley am Langholz ergänzt mit prima Bass-Arbeit und sorgt mit seinem Gekeife für Abwechslung. Musikalisch ist für Fans aller Schaffensperioden etwas dabei. Außerdem gibt es einen neuen Song um die Ohren, der den aktuellen DYING FETUS-Songs in nichts nachsteht. Man kann sich also auf die neue Veröffentlichung, die nächstes Jahr in den Startlöchern stehen soll, freuen. Das Publikum geht gemäßigt zu Werke. Wahrscheinlich schont man die Kräfte für die nächste Band im Billing, die mächtigen Thrasher EXODUS. Kurzum: grundsolider Auftritt ohne Überraschungen.
Setliste: Stop At Nothing, One Shot, One Kill, Your Treachery Will Die With You, Grotesque Impalement, From Womb To Aste, Induce Terror, Subjected To A Beating, In The Trenches, Praise The Lord, Killing On Adrenaline.
[Thorsten Seyfried]
Auf die Thrash-Altmeister EXODUS freue ich mit am heutigen Tag mit Abstand am meisten. Vor allem auch, weil mit Steve "Zetro" Souza der für mich coolste Shouter der Bandgeschichte wieder am Start ist. Einziger Pferdefuß heute Abend: EXODude und Bandchef Gary Holt ist heute aufgrund seiner Tourverpflichtungen mit SLAYER in Schlotheim leider nicht dabei. Vertreten wird er durch Kragen Lum an der zweiten Gitarre, womit wir heute Abend praktisch 100% der Sechssaiter-Fraktion von HEATHEN bei EXODUS bewundern können. Aber zurück zum Wesentlichen: Die Band legt überraschenderweise mit einem Stück aus der Phase mit Rob Dukes am Mikrophon los: 'The Ballad Of Leonard And Charles' weiß mit dem stimmlich markanten Zetro sogar besser zu gefallen als mit Brüllwürfel Rob Dukes. Das aktuelle Album der Legende wird nur mit zwei Songs berücksichtigt, wobei das starke Titelstück 'Blood In, Blood Out' besonders gute Publikumsreaktionen hervorruft. Deutlich besser als 'Body Harvest', das aufgrund seines einfallslosen Refrains aus meiner Sicht per se keine Klassiker-Qualitäten aufweist. A propos Klassiker: Richtig Stimmung kommt erwartungsgemäß mit den großen Klassikern 'And Then There Were' und besonders dem Mega-Klassiker 'Bonded By Blood' auf. Dank des glasklaren Sounds und der messerscharfen Gitarren von Altus und Lum tobt die Meute vor der Bühne. Größere Moshpits erheben sich und entfalten eine beachtliche Sogwirkung. Kragen Lum macht seine Sache bemerkenswert gut und er vertritt Bandchef Gary Holt fast ebenbürtig. Sänger Zetro ist heute Abend sehr gut bei Stimme und ich persönliche habe fast den Eindruck, dass er intensiver, ausdrucksstärker und objektiv besser shoutet, als er es beispielsweise vor zehn Jahren tat. Brilliant, der Mann, und mit einer unverkennbar geilen Röhre gesegnet! Das starke Groovemonster 'Blacklist' von "Tempo Of The Damned" (2002) erweist sich als stimmungstechnischer Volltreffer. Leider schaffte es 'War Is My Shepherd' von eben dieser Scheibe nicht in die Setlist. Bevor schlussendlich nach 'Bonded By Blood' das rabiat gespielte 'Strike Of The Beast' den Auftritt beendet… Moment? Beendet? Ja, ihr habt richtig gelesen. Nach gefühlt gerade einmal 40 Minuten ist das Thrash-Feuerwerk nämlich schon zu Ende. Und dies, ohne dass die Fans 'Piranha' und das sicher nicht nur von mir schmerzlich vermisste 'The Toxic Waltz' serviert bekommen haben. Es ist ein Jammer, muss ich an dieser Stelle festhalten. Aber ich will hier nicht weiter herummotzen: Der Auftritt an sich ist absolut bombig und dank des wuchtigen Sounds eine Offenbarung. EXODUS killt, selbst wenn der eine oder andere Klassiker außen vor bleibt.
Setliste: The Ballad Of Leonard And Charles, Blood In Blood Out, And Then There Were None, Body Harvest, Blacklist, Bonded By Blood, Strike Of The Beast.
Verdammte Scheiße, was für eine Überraschung! Die Vorfreude auf meine erste Live-Erfahrung mit CARCASS, den Helden meiner Kindheit (Jeff Walker & Bill Steer, leider minus Ken Owen und Michael Amott), berstet schon fast über. Trotz allem gehe ich mit angezogener Handbremse an die Show des Freitags-Headliners. Mindestens genauso viele Stimmen aus meinem Umfeld, die nur die besten Worte für CARCASS seit der Reunion übrig haben, behaupten genau das Gegenteil. Zudem habe ich im Vorfeld des Auftritts auf möglichst wenige Songs des neuen Albums gehofft, das mich unterm Strich doch recht kalt gelassen hat. Doch egal, das Hier und Jetzt ist das, was zählt. Dass CARCASS das Set mit dem langweiligen Einspieler '1985' (Intro vom Comeback-Album "Surgical Steel") einläutet, verzeih ich Walker und Co. einfach mal. Die Jungs legen dann los mit 'Unfit For Human Consumption' und es wird eines klar: Die neuen Songs, die auf Konserve einfach nicht zünden wollen, überzeugen mich im Live-Ambiente restlos. Natürlich ist die Songauswahl vorhersehbar. 'Buried Dreams', 'Heartwork', 'This Mortal Coil', die Classics 'Incarnated Solvent Abuse' oder 'Corporal Jigsore Quandary' sowie das Oldschool-Pack 'Reek Of Putrefaction' und 'Exhume To Consume' sind bei einer CARCASS-Show nicht wegzudenken. Dennoch hätte ich mir etwas mehr Flexibilität erhofft. Schließlich sollte es den Briten selbst zum Hals raushängen, ständig dieselben Songs spielen zu müssen. Aber egal, dann letztlich lässt sich nur schwerlich jeder Fan zufriedenstellen. Auffällig ist, dass die Band unglaublich viel Spaß inne Backen und richtig Bock auf die Show hat. Walker punktet durch coole und spontante Kommunikation mit dem Publikum, das Klampfer-Duo zockt sich tight durch die anspruchsvollen Songs und auch der Mann an der Schießbude ist seinem Vorgänger technisch um Welten überlegen. An dieser Stelle nur kurz: Ich bevorzuge dennoch den rumpeligen Stil von Ken Owen. Unterm Strich bleibt festzuhalten: CARCASS liefert DEN Auftritt des Party.San 2016. Etwas mehr Mut in der Setlist würde ich mir fürs nächste Mal wünschen. Und warum zum Teufel übernimmt Bill Steer bei den "Necroticism"-Songs nicht die Growls?
- Redakteur:
- Martin Loga