Party.San 2023 - Schlotheim
15.09.2023 | 19:0310.08.2023, Flugplatz Obermehler
Beim Extremmetall-Festival zerstören HYPOCRISY, OBITUARY und KATAKLYSM den Flugplatz Obermehler – präsentiert von POWERMETAL.de.
Das "Party.San Metal Open Air" geht in Runde 2 nach der Corona-Pause und das stärker denn je. Während DEICIDE oder NILE den Todeshammer schwingen, steht der Schwarzmetall mit BORKNAGAR, ENDSTILLE oder KANONENFIEBER diesmal zwar etwas weniger im Rampenlicht. Dafür serviert ENSLAVED ein exklusives "Vikingligr Veldi"-Set. Knapp 60 Bands, zwei Bühnen und 9.000 Metalheads, die sich diesen Spaß nicht entgehen lassen. Auf der Zeltbühne regiert der Underground, als Präsentator laden wir die dortigen Bands zur obligatorischen Autogrammstunde am POWERMETAL.de-Stand und schenken ihnen hier ihre eigene Seite. Jetzt aber erstmal ab vor die Mainstage, unser alljährlicher Videofilm dürfte auch nicht mehr allzu lang auf sich warten lassen.
[Carsten Praeg]
Startschuss für das 27. "Party.San"-Festival im Jahr 2023. MENTOR aus Polen holt mit dem grandiosen Stilmix aus Black Thrash Metal, Hardcore und Punk zu einem Rundumschlag aus. Mit diesen hochexplosiven Zutaten ist man auf dem Flugplatz in Schlotheim gern gesehen und gehört. Zum ersten Mal auf einer Bühne in Deutschland, äußert sich Sänger Susel (geiler Spitzname) mehrmals dankbar für den großen Zuspruch durch die zahlreich anwesenden Metalheads im Publikum. Bis zum heutigen Tag war mir MENTOR völlig unbekannt, was nun dankenswerterweise korrigiert ist. Wenn man die Augen schließt und den Wutsalven der vier Polen lauscht, drängt sich eine starke Anlehnung an Oldschool Hardcore auf, nur eben etwas räudiger und finsterer. Passend zu diesem Eindruck hat man zahlreiche Songs vom aktuellen Album "Wolves, Wraiths And Witches" im Gepäck. 'Satans Snake-Handlers' und 'Fed After Midnight' haben Drive und gehen sofort ins Ohr, so dass der Auftakt zum diesjährigen "Party.San" mehr als geglückt ist.
[Chris Gaum]
Mit ORBIT CULTURE aus Schweden betritt nun eine Groove-betonte Melodic-Death-Metal-Band die Bühne. Die Zuschauerzahl ebbt im Vergleich zu MENTOR jedoch nicht ab. Die Schweden machen ihre Sache recht gut und überzeugen mit einer motivierten Performance. Ihren eher modernen Sound peppt die Band mit einfach gehaltenen atmosphärischen Samples auf, die für Auflockerung innerhalb der Stücke sorgen. Der Gesang pendelt zwischen aggressiv-growligem und kraftvollem Klargesang, der ansprechend rüberkommt. Besonders in der zweiten Hälfte des Sets überzeugt das Quartett durch gut arrangierte Songs und eine gute Performance. Bei den Headbangern kommt insbesondere das einprägsame Stück 'Vultures Of North' gut an. Von ihrem kurz nach dem "Party.San" erschienenen Album "Descent" präsentiert die Band mit 'Alienated' einen bis dato unveröffentlichten Song, der durch sein hohes Tempo und seine Intensität gut beim Publikum einschlägt. Auch wenn ORBIT CULTURE stilistisch ein wenig aus dem Rahmen des "Party.San" fällt: alles in allem eine erfreuliche Darbietung.
[Martin Loga]
So geht Thrash Metal. Schnell wie ein Orkan, voller Spielfreude und mit unbändiger Energie setzt man die Messlatte von Beginn an mit 'Bleed The Crown' auf Rekordhöhe. ANGELUS APATRIDA beherrscht alles. Nicht nur sind die messerscharfen Riffs unwiderstehlich, sondern gerade die melodischen Passagen - teils mit Cleangesang - klingen dermaßen geil, dass ich mich frage, ob EXODUS mit DEATH ANGEL ein mir bisher unbekanntes Nebenprojekt am Start hat. Die spanische Thrashkapelle könnte mit den genannten Szenegrößen in der heutigen Form auf jeden Fall locker mithalten. Dem geilen Midtempostampfer 'Indoctrinate' folgt das Doublebassgewitter 'We Stand Alone' und der Funkte ist längst übergesprungen. Auch vor der Bühne brodelt es also inzwischen und es hat sich der erste richtig feine Moshpit gebildet, der bis zum Schluss nicht mehr zum Stillstand kommt. Mit dem überragenden Finale 'Sharpen The Guillotine' und 'You Are Next' beendet man einen phänomenalen Auftritt. Nach der Show treffe ich Sänger und Gitarrist Guillermo hinter der Bühne und bedanke mich für diesen fulminanten Auftritt. Der kann sich ein Grinsen nicht verkneifen und erwidert: "Amazing crowd, that was total Metal." Dem ist nichts hinzuzufügen.
[Chris Gaum]
Es ist ziemlich heiß an diesem ersten Tag, die Nachmittagssonne brennt vom Himmel und es ist Zeit für die erste Band auf meiner Liste: GATECREEPER auf der Mainstage! Bei wunderbar sonnigem Wetter finden sich recht viele Festivalbesucher vor der Mainstage ein um die fünf Death Metaller aus Phoenix, USA, zu sehen und ordentlich abzufeiern. Bereits ab dem ersten Song wird sowohl auf der Bühne als auch im Publikum ordentlich geheadbangt, die Band kann das Publikum mit ihrer Motivation und Energie direkt anstecken und sorgt für sehr gute Stimmung. Schon beim zweiten Song bildet sich vor der Bühne ein Moshpit. Sänger Chase Mason ist sichtlich erfreut und fordert die Menge immer wieder dazu auf, die Mähnen zu schütteln. Das Publikum kommt der Aufforderung nicht nur nach, es dankt der Band zusätzlich mit zahlreichen weiteren Moshpits und einigen Crowdsurfern. Ein rundum gelungener Auftritt, der für sichtlich Stimmung sorgt und in mir den Wunsch weckt, GATECREEPER nochmal live sehen zu wollen. Persönliches Highlight ist der Song 'From The Ashes'.
[Kevin Kleine]
Die Kanadier fangen leider mit etwas Verspätung an, aber sei's drum. Dafür überzeugt ARCHSPIRE mich ganz besonders mit den Hooks, die natürlich den Hörspaß steigern. Dem zuträglich ist auch der brillante Sound, der die wirklich vielen komplexen Hochgeschwindigkeitssoli der beiden Gitarren (und auch des Basses) wirklich gut hörbar macht. Spätestens bei meinem Lieblingssong der Band 'Golden Mouth Of Ruin' gibt es für mich kein Halten mehr, da dieser Song die Brutalität, die technische Perfektion, aber auch das Gespür für feine Melodien in einen kompakten Song packt. Daneben werden auch weitere Klassiker der Bandgeschichte wie 'Drone Corpse Aviator', 'Remote Tumor Seeker' und 'Involuntary Doppelgänger' zum Besten gegeben, was den auffällig vielen Leuten mit einem Shirt der Band wohl auch gefällt. Abgesehen davon ist die Band bis auf den Sänger relativ statisch unterwegs, was bei der Komplexität der Songs wohl verständlich ist. Zeit für Spaß bleibt trotzdem immer und so stoppt die Band während einem Song und wirft ein Twister-Feld in die Mitte des Pits, auf dem dann gewillte Fans mitspielen dürfen. Witzige Einlage, zu der noch einige verrückte Ansagen des Frontmanns kommen, der wie auch alle anderen Bandmitglieder stilvoll in Badeklamotten eingekleidet ist. Gelungener Auftritt mit viel Humor!
[Kenneth Thiessen]
Im Zeitablauf etwas verspätet hauen die Herrschaften DESTRÖYER666 aus Down Under ins Mett. Neben 'I Am The Wargod (Ode To The Battle Slain)' und 'Wildfire' gibt es mit 'Guillotine', 'Pitch Black Night' und dem gleichnamigen Titeltrack des aktuellen Albums "Never Surrender" immerhin drei neue Songs zu hören, die sich nahtlos ins Set einfügen und eine gute Resonanz vom Publikum erhalten. Allerdings ist der Sound beziehungsweise der Mix desselben heuer nicht gerade optimal. Die Bassgitarre ist teilweise zu laut abgemischt, der Gesang von K.K. Warslut hingegen des Öfteren zu leise im Klangbild. In der zweiten Hälfte werden dann mehr Klassiker platziert, was stärkere Publikumsreaktionen hervorruft. Was kann auch mit packendem Black/Thrash der Güteklasse 'Trialed By Fire', 'Lone Wolf Winter' sowie dem letzten Stück 'Satanic Speed Metal' schief gehen? Eben…! Auch wenn DESTRÖYER666 auf dem "Party.San" 2016 für meine Begriffe packender klang, so würde ich heute Abend von einer gutklassigen Performance sprechen.
[Martin Loga]
Es wird Zeit für eine melodische Mischung aus Black, Gothic und Death Metal aus Schweden: TRIBULATION beehrt das "Party.San" schon zum vierten Mal. Bisher haben die Skandinavier noch nie enttäuscht. Und das wird sich so schnell nicht ändern! Bei bestem Wetter und bestem Sound spielen die vier düster geschminkten Jungs eine grundsolide Show. Professionell, aufeinander eingespielt, jedoch nicht künstlich inszeniert heizen die Schweden dem sonnenverwöhnten Publikum ordentlich ein. Klassiker wie 'Strange Gateways Beckon' und 'Nightbound' dürfen im Repertoire nicht fehlen und lassen die Köpfe wippen. Sanfte Orgelklänge treffen auf melodische Gitarrenläufe und einen gut aufgelegten Sänger Johannes Andersson. Die perfekte Kombination für die Dämmerung auf der Hauptbühne, welche mit der folgenden Band abgerissen wird!
[Felix Bischoff]
Da es im Verlauf des Festivalabends immer wieder zu Verspätungen mit Blick auf die Running Order kommt, betreten die Vorzeige-Ägyptologen NILE erst mit rund 25 Minuten Verzögerung gegen 21:25 Uhr die Bühne. Erwartungsgemäß werden Karl Sanders und Co. warmherzig von den Party.Sanen begrüßt. Nach dem Intro folgt mit 'Sacrifice Unto Sebek' der erste Paukenschlag. Der Sound ist wuchtig und an der Performance des tight auftrumpfenden Quartetts gibt es wirklich nichts zu kritisieren. 'Defiling The Gates Of Ishtar', 'Call To Destruction' sowie 'Vile Niolitic Rites' folgen im weiteren Set, das gute Publikumsreaktionen hervorruft. Aufgrund der erheblichen zeitlichen Verzögerungen ist aber nach insgesamt sieben Stücken leider schon Schicht im Schacht. Der Klassiker 'Black Seeds Of Vengeance ' beendet ein rundum starkes Set, das leider aufgrund der Verzögerungen der Running Order doch etwas kurz ausfällt. Schade, aber nachvollziehbar. Unter dem Strich eine starke Vorstellung, die NILE hier abgeliefert hat.
[Martin Loga]
Nach dem verkürzten Set der Ägyptologen geht's mit den Amis DEICIDE los – die wohl direkt am ersten Tag des Festivals zeigen wollen, was es heißt, eine absolute Live-Macht zu sein. Benton, Asheim und die beiden neueren Mitglieder lassen mal so gar nichts anbrennen und legen einen derart mächtigen Auftritt hin, bei dem das Publikum auch voll mitgeht. Was aufgrund des Klassikerprogramms eigentlich klar sein müsste. Zunächst wird das komplette "Legion"-Album durchexerziert, das unter den ersten vier Scheiben der Band wohl das progressivste und komplexeste ist, aber von der Durchschlagskraft noch immer jede der Möchtegern-Heavy-Death-Core-Bands locker in die Tasche steckt. Da es auch schon ziemlich dunkel ist, wirkt die Erscheinung der in schwarz gekleideten Mannen noch erhabener und böser. Dem hilft auch das Backdrop, das nur in Rot und Schwarz gehalten ist. Wobei Benton höchstpersönlich immer wieder ein paar kurze, auflockernde Ansagen von sich gibt. Nach den "Legion"-Songs spielt man noch weitere Klassiker des Debüts und auch von der "Once Upon The Cross". Und spannt sogar den Bogen zu neueren Veröffentlichungen wie mit dem Titeltrack von der "Scars Of The Crucifix" oder dem mit einem superben Solo ausgestatteten 'Homage For Satan'. Alles in allem zeigt die amerikanische Legende absolut keine Schwäche und brennt ein Death-Metal-Klassiker-Feuerwerk ab, das für mich schon ein frühes Highlight der Veranstaltung ist.
[Kenneth Thiessen]
Donnerstagabend, es ist warm, Bier und Cuba Libre fließen in Strömen und auf der Mainstage sind die ersten Töne des legendären 'Redneck Stomp' zu vernehmen. Es spielt eine Band, die als absolute Größe und Legende des Death Metal bezeichnet werden darf, nein sogar muss: OBITUARY! Die fünf Amerikaner wirken sehr gut gelaunt und motiviert und zeigen sich von der ersten Sekunde an spielfreudig. Das Publikum geht von Anfang an mit und headbangt, was das Zeug hält. Der Sound ist wirklich gut, wuchtig, groovig. Nach Song Nummer vier fällt im Bühnenhintergrund das Banner mit dem Bandlogo und es ist riesengroß das Albumcover des aktuellen Werks "The Dying Of Everything" zu sehen, von welchem auch direkt 'The Wrong Time' und 'Barely Alive' gespielt werden. Die neuen Songs kommen live wirklich überragend rüber und es fällt einem schwer, still zu stehen. Insgesamt eine gute Mischung aus alten und neuen Songs; ich denke, jeder Fan kommt von Anfang bis Ende auf seine Kosten. Die Zugabe beginnt mit 'War' ebenfalls vom neuesten Album und als dieser Song endet, spielt Gitarrist Kenny das Intro von 'Smells Like Teen Spirit', coole Sache! Zum Abschluss, wie sollte es auch anders sein, das kultige 'Slowly We Rot', ein wahrer Gänsehaut-Moment! Auch an diesem Abend überzeugen die Jungs auf ganzer Linie mit Energie und großer Wucht, das steckt an und macht einfach riesigen Spaß. Den Legendenstatus hat OBITUARY einfach verdient und das beweist die Band auch an diesem Abend wieder einmal eindrucksvoll! Großartig, muss man live erlebt haben!
[Kevin Kleine]
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- Redakteur:
- Carsten Praeg