Party.San 2024 - Schlotheim

10.09.2024 | 22:16

08.08.2024, Flughafen Obermehler

Bühnenkanone Esmeralda darf sich dieses Jahr zu den Headlinern ABBATH, BEHEMOTH und SODOM einschießen.

Die Stifte gespitzt und ab aufs "Party.San Metal Open Air": Präsentiert von POWERMETAL.de beackern fast 60 Bands den heißen Schlotheimer Asphalt. Während der schwärzere Metal mit ABBATH, BEHEMOTH oder DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT wieder prominenter vertreten ist, bilden die Thrasher SODOM und die Gothic-Rocker PARADISE LOST den Gegenpart. Auf der Zeltbühne regiert der Underground, die dortigen Bands laden wir zur obligatorischen Autogrammstunde an unserem Stand ein und schenken ihnen ihre eigene Seite. Los geht‘s aber erstmal mit der Mainstage, unser alljährlicher Videofilm folgt auch bald. Ein fettes Dankeschön noch an alle Mitstreiter und nun: viel Spaß beim Schmökern!

[Carsten Praeg]

 

Der erste Tag startet wie gewohnt mit Todesblei. BASTARD GRAVE scheint etwas mehr Seriosität zu besitzen als die gewohnten Konsorten, die üblicherweise die Hauptbühne eingrinden. Jedoch ist die Band auch nicht zu schöngeistig, um die Partylaune zu verderben. Die Schweden liefern einen kraftvollen Oldschool-Death-Metal-Auftritt ab. Das Wetter ist perfekt und der Sound ist klar und druckvoll. Ihre Musik groovt heftig, mit rumpelnden Riffs, die das Publikum in Bewegung bringen. Die Band überzeugt durch ihre rohe Energie und die gelungene Mischung aus Härte und Groove, die den Auftritt zu einem würdigen Opener des diesjährigen Party.San machen.

[Felix Bischoff]

 

Vor 11 Uhr auf dem Zeltplatz angekommen, das Zelt aufgebaut, um danach das erste kühle Bier in aller Ruhe zu trinken. Dann kommt die Info, dass die Kollegin, welche über SINISTER schreiben will, es leider nicht rechtzeitig schafft. Ich springe ein, trinke gemütlich mein Bier aus und mache mich auf den Weg zur Mainstage. Das Wetter ist sommerlich heiß und SINISTER hat nun die Aufgabe, die Stimmung auf dem Infield weiter anzuheizen. Ursprünglich war für diesen Slot BROKEN HOPE geplant, allerdings musste die Band aus familiären Gründen kurzfristig absagen. Die hätte ich sehr gerne gesehen, allerdings ist SINISTER ein wirklich guter Ersatz. Eine Band, die ich sehr schätze und auf die ich mich freue. Als Backdrop hat die Truppe aus den Niederlanden ein Motiv im Stil des "Syncretism"-Albums, was sich gut macht und toll anzusehen ist. Der Sound ist von Anfang an gut, man hört jedes Instrument heraus und auch die Vocals kommen gut definiert rüber. Besonders gut gefällt mir der Bass-Sound, hier hört man wirklich jedes Detail heraus und es schiebt, wummert und drückt ordentlich vor allem direkt vor der Bühne. So sollte Death Metal live klingen. Leider wird nicht allzu viel altes Songmaterial gespielt, beispielsweise von Alben wie "Cross The Styx" oder "Diabolical Summoning". Hier wäre ein Old-School-Set eine fantastische Sache, aber ich möchte der Band keinen Vorwurf machen, sie zockt ihr Set mit sichtlicher Freude und viel Motivation durch und Songs wie 'Afterburner' oder 'Blood Ecstasy' machen live wirklich Laune! Es ist durchgehendes Headbangen angesagt und der Auftritt stellt für mich ein super Aufwärmprogramm dar. Insgesamt sehr zufrieden hätte ich auf jeden Fall Lust, mir mal eine SINISTER-Show abseits eines Festivals anzusehen.

 

Zurück auf dem Zeltplatz erreicht mich die Nachricht, dass der Kollege für ETERNAL CHAMPION ebenfalls in der Akkreditierungsschlange feststeckt und es nicht rechtzeitig auf das Gelände schaffen wird. [Wie sich später herausstellt, ist das Computersystem zwischenzeitlich zusammengebrochen. – Anmerkung von Carsten] Also zurück zur Mainstage, denn in zehn Minuten beginnt bereits die ETERNAL CHAMPION-Show. Was für ein Start ins diesjährige Party.San. Chaos and Confusion könnte man fast sagen, aber alles kein Problem! ETERNAL CHAMPION kenne ich zwar nur vom Namen her und weiß, dass die Band klassischen, epischen Heavy Metal spielt. Klingt ja erst einmal gar nicht schlecht, da ich unter anderem VISIGOTH sehr abfeiere und mir in musikalischer Hinsicht ähnliches vorstelle. Das Backdrop kommt sehr old-schoolig daher, Achtziger-Plattencover lassen grüßen, schon irgendwie lässig und cool. Dann ist das Warten vorbei, alle Musiker bis auf den Sänger betreten die Bühne und fangen an zu spielen. Ein guter Sound, die Vocals kommen absolut klar rüber und auch die Drums krachen beachtlich. Schöne trockene Gitarren und ein angenehmer Basssound untermalen das Ganze. Der Sänger kommt mit Kettenhemdkapuze und Lederarmschienen auf die Bühne, sehr authentisch, passend zum Sound und zum Backdrop. Die Jungs setzen das ganze Old-School-Heavy-Metal-Ding wirklich sehr gut und gekonnt um. Und man muss sagen, dass sie das, was sie tun, sowohl optisch als auch musikalisch sehr gut herüberbringen. Allerdings will der berühmte Funke nicht so ganz auf mich überspringen, nach circa drei Songs lassen bei mir Motivation und Freude deutlich nach. Alles in allem ein wirklich guter Auftritt, eine gute Performance, jedoch musikalisch betrachtet einfach nicht ganz nach meinem Geschmack.

[Kevin Kleine]

 

Während WILT im Zelt noch das Set zu Ende spielt, entert VLTIMAS die Bühne und beginnt nach einem kurzen Intro mit dem Titeltrack des aktuellen Albums "Epic", auf dem auch der Fokus des Auftritts liegt. Neben David Vincents zumindest interessantem Kostüm mitsamt Gruselschminke fällt auch auf, dass das Material des zweiten Albums im Gegensatz zum Debüt etwas weniger vertrackt und eingängiger ist und somit die geneigten Zuschauer schnell am Haken hat. Beim Groove-Monster 'Mephisto Manifesto' geht die Menge ganz schön mit und auch 'Misere' und 'Invictus' animieren viele sowohl zum Bewegen des eigenen Körpers als auch zum Mitsingen, während das Set jedoch mit zwei Songs des Debüts abgeschlossen wird. Irgendwie versucht dabei David Vincent durch sein auffälliges Kostüm und die manchmal unfreiwillig komisch wirkenden Gesten die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Mein Auge bleibt jedoch den größten Teil der Zeit bei Flo Mounier hängen, der sein Kit nach Strich und Faden verkloppt, einen mitreißenden Enthusiasmus an den Tag legt und der eigentliche Star der Show ist.

[Kenneth Thiessen]

 

Viele Jahre sind ins Land gezogen, seit SADUS das letzte Gastspiel auf dem Party.San feiern konnte. Anno 2009 spielte die Band – seinerzeit mit Steve Di Giorgio (u.a. ex-CONTROL DENIED sowie TESTAMENT) am Bass – einen fabelhaften Auftritt auf dem alten Gelände in Bad Berka, an den ich mich gerne erinnere. Im Herbst 2023 - fast 20 Jahre seit dem letzten Studiowerk "Out For Blood" - präsentierte SADUS mit "The Shadow Inside" eine sehr starke neue Platte, deren Stücke nun auch live auf die Fans losgelassen werden sollen. Doch heute Abend ist zunächst Sand im Getriebe, denn der für 17:45 Uhr angesetzte Gig verzögert sich aufgrund technischer Probleme zeitlich ganz erheblich. Gegen 18:05 Uhr feuert die Thrash-Legende dann endlich aus allen Rohren. Das Eröffnungsstück 'Sadus Attack' lädt zum hemmungslosen Abschädeln ein. Der Sound ist messerscharf und differenziert. Überraschenderweise legt SADUS heute den Schwerpunkt auf das aktuelle Studiowerk "The Shadow Inside", von dem nicht weniger als vier Stücke gezockt werden ('First Blood', 'Scorched And Burnt', 'Ride The Knife' sowie das Titelstück). Die spielerische Intensität des Trios, das seit 2024 von Bassist Bobby Real verstärkt wird, ist beeindruckend. Die aktuellen Songs kommen zwar prima beim Publikum an, aber als Sänger und Gitarrist Darren Travis die Frage "You wanna hear some old shit?" an das Publikum richtet, ist das Echo natürlich enorm. Ein Salutschuss aus einer der Flugabwehrkanonen neben der Bühne erschallt, als der Band-Klassiker 'Certain Death' die vorderen Reihen zu einem mächtigen Circle Pit animiert, in dem der Mob richtig tobt. Leider endet mit dieser groben Kelle um kurz vor 18.45 Uhr ein ausgezeichneter Auftritt und man darf hoffen, dass nicht wieder 15 Jahre ins Land ziehen, bevor diese Legende wieder einen Auftritt in Schlotheim aufs Bühnenparkett legt.

[Martin Loga]

 

Nach zweimal Einspringen ist es an der Zeit für die erste Band auf meiner Liste: Eine Band, die zu meinen Lieblingsbands gehört, was die Vorfreude nochmal steigert. Nun heißt es Bühne frei für THE BLACK DAHLIA MURDER! Das erste Mal seit dem Tod von Trevor Strnad (R.I.P) auf Tour in Europa und dann direkt auf den großen Festivalbühnen, mit einem neuen Album in der Pipeline und neu formiert: Gründungsmitglied und Gitarrist Brian Eschbach steht nun am Mikrofon, während Ryan Knight, welcher die Band 2016 verlassen hatte, als zweiter Gitarrist zurückkehrt. Das Backdrop ziert den Hintergrund der Bühne mit dem Albumcover des kommenden Albums "Servitude", was in groß nochmal um einiges cooler aussieht! Dann geht es endlich los, Drummer Alan lässt es krachen, Flammen steigen empor und der Rest der Band betritt die Bühne. Mit 'Aftermath' bekommt man direkt einen neuen Song vom kommenden Album serviert und was soll man sagen, so sollte THE BLACK DAHLIA MURDER klingen. Genau diesen Sound schätzt und liebt man als Anhänger der Band! Und auch 'Mammoth's Hand' vom nächsten Album kommt live einfach nur genial rüber und macht mächtig Spaß! Die komplette Setlist besteht eigentlich nur aus feinsten Highlights der Diskografie, daran gibt es absolut nichts auszusetzen. Und auch von der Show her bekommt man genau das geboten, wofür die Band bekannt ist: Harter, schneller und melodischer Metal, finstere Horrorlyrics gepaart mit Party, Spaß und Humor. Was sich bei 'Statutory Ape' anhand des Crewmitglieds im Gorillakostüm zeigt, welcher Bananen ins Publikum schmeißt und wie wild auf der Bühne herumspringt. Ich könnte jetzt noch so viel mehr schreiben, doch das würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Deshalb zum Abschluss: Danke für diesen wahnsinnig guten Auftritt! Danke, dass es mit THE BLACK DAHLIA MURDER weitergeht! Und Trevor, du bleibst unvergessen und wir vermissen dich alle unheimlich!

[Kevin Kleine]

 

Den Auftritt von LEFT TO DIE haben DEATH-Fans sicher schon mit Spannung erwartet, denn authentischer bekommt man die frühen Klassiker dieser Band kaum mehr live zu sehen. Dafür sorgt die hochkarätige Truppe bestehend aus den beiden ehemaligen DEATH-Mitgliedern Gitarrist Rick Rozz (Ex-MASSACRE) und Bassist Terry Butler (Ex-MASSACRE, OBITUARY), EXHUMED-Sänger Matt Harvey sowie Gus Rios (GRUESOME) an den Drums. Der Sound ist von der ersten Sekunde an perfekt und der Auftritt schlichtweg hochprofessionell. Bock zu spielen haben sie auch, was will man mehr. Mit Songs wie 'Primitive Ways', 'Open Casket' und 'Zombie Ritual' werden die Anhänger der Death-Metal-Pioniere nicht enttäuscht. Absolut stark.

[Barbara Sopart]

 

Bei DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT muss man sich im Bühnengraben stets vorsehen, von Sängerin Yvonne aka Onielar nicht mit Blut vollgespuckt zu werden. Dabei hält sich die Polin heute sogar vergleichsweise zurück. Langsam schreiten sie und ihre nordrhein-westfälischen Kollegen auf die mit umgedrehten Kreuzen und einem Pentagramm verzierte Bühne, dann geht's mit dem blastigen 'Mardom - Echo Zmory' und ersten Pyros los. Wie immer ganz in Weiß gekleidet, worauf das Blut besonders hervorsticht, keift sich Yvonne in den schrägsten Tönen die Lunge aus dem Hals. Auch Songansagen werden höchstens grell geschrien und 'In The Land Of The Mountains Of Trees' sogleich nachgeschoben. Als Vertreter der hauseigenen War Anthem Records hat die Truppe hier quasi ein Heimspiel und das bereits zum vierten Mal. Von den schnelleren bis zu den rotzigen Oldschool-Parts atmet die Atmosphäre hier alte Schwarzmetall-Schule, auch wenn das Publikum nach einem heißen Tag eher bewegungsarm reagiert. Zwischen den Songs gibt es aber anständigen Applaus und mit dem 'Noctural March' wird die Meute in den restlichen Abend verabschiedet.

[Carsten Praeg]

 

Die Vorfreude auf die Performance des Co-Headliners TERRORIZER ist bei vielen Besuchern groß, zumal die Grindcore-Legende um Pete "Commando" Sandoval (Schlagzeug) neben dem unsterblichen Klassiker-Album "World Downfall" (1989) auch mit ihren beiden Studioalben in den 2010er Jahren starke Releases am Start hatte. Aber leider ist heute Abend so richtig der Wurm drin. Dies liegt zunächst daran, dass Sound und Mix beim Opener 'Hordes Of Zombies' matschig aus den Boxen dringen. Besser: Es ist ein einziges, undifferenziertes Gewummer, was hier auf die Zuschauer losgelassen wird. Das Mikrofon von Sänger Brian Werner ist viel zu leise eingestellt, so dass sein Gesang auch bei nachfolgenden Stücken im Mix ziemlich untergeht. Demgegenüber wird der Schlagzeug-Sound von Pete Sandoval – der übrigens eine packende Darbietung heute Abend zeigt – zu laut aufgedreht. Die Schwächen beim Sound überschatten leider weite Teile des an und für sich eher gutklassigen Auftritts, der aber auf der Bühne hüftsteif wirkt. Der Bewegungsradius von David Vincent am Bass beispielsweise ist gleich null und seine Performance wirkt visuell lethargisch, um nicht zu sagen lustlos. Des Weiteren kann Neuzugang Brian Werner am Mikrofon seinem Vorgänger Sam Molina, der immerhin für zehn Jahre Gesang und Bass bei TERRORIZER übernahm, nicht das Wasser reichen. Und dies liegt nicht nur an dem zu leise eingestellten Mikrofon, sondern schlicht und ergreifend daran, dass seine Vocals nicht die Power haben, um TERRORIZER-Stücke packend umzusetzen. Klar, Klassiker wie 'Storm Of Stress', 'Fear Of Napalm', 'Condemned System', 'Dead Shall Rise' oder 'Enslaved By Propaganda' machen zwar schon Spaß – besonders wegen Drum-Tier Pete Sandoval an der Schießbude. Aber der undifferenzierte Sound trübt das Vergnügen spürbar. Mit 'Crematorium' und dem musikalischen Schlussstrich 'Nightmares' (einem Demo-Song von 1987) endet ein durchwachsener Auftritt, der den Erwartungen vieler wohl kaum oder nur mit Abstrichen gerecht wird.

[Martin Loga]

 

Kurz vor Mitternacht betritt Abbath Doom Occulta mit seinen Mitstreitern die Bühne, um allen Fans von IMMORTAL eine riesige Freude zu bescheren und das Material der Band live aufzuführen. Die Band ist seit dem Ausstieg von ABBATH zum reinen Studioprojekt verkommen, was bei den legendären Songs von Klassikern wie "Pure Holocaust", "Battles In The North" oder "At The Heart Of Winter" schon eine Schande ist. Denn live und in Farbe verbreiten diese Songs hier in der kühlen Nacht von Schlotheim eine ziemlich dichte Atmosphäre, die die Scharen, die sich vor der Bühne eingefunden haben, packen und nicht mehr loslassen. Der Bühnenaufbau, bestehend aus mehreren Podesten und großen Streitäxten (die zum Ende auch noch angezündet werden), tut sein Bestes, um auch visuell ein besonderes Erlebnis zu ermöglichen. Dass auch die Songs über jeden Zweifel erhaben sind, merkt der Zuschauer ganz schnell. Auch wenn das Set mit 'Mount North' beginnt, das von der nicht allseits geliebten "All Shall Fall" stammt. Trotzdem ist das Publikum schnell dabei und intoniert den Refrain sicher. Bis auf "Blizzard Beasts" werden dann auch alle weiteren IMMORTAL-Alben, an denen Abbath mitgewirkt hat, in der Setlist berücksichtigt. Ein besonderes persönliches Highlight sind dabei 'Withstand The Fall Of Time' und 'At The Heart Of Winter' neben dem ziemlich simplen, aber effektiven 'Tyrants'. Mit den beiden Oldschool-Krachern 'The Sun No Longer Rises' und 'Blashyrkh (Mighty Ravendark)' verabschiedet der Großmeister der norwegischen Schwarzkunst die Menge, die mit diesem Auftritt ziemlich zufrieden sein dürfte, in die wohlverdiente erste (oder auch zweite) Festivalnacht.

[Kenneth Thiessen]

 

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Redakteur:
Carsten Praeg

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