Party.San 2025 - Schlotheim
01.10.2025 | 12:5407.09.2025, Flugplatz Obermehler
Mit Bands wie BLOODBATH und NAPALM DEATH feuert das PSOA eine starke Todesblei- und Grindcore-Breitseite ab – präsentiert von POWERMETAL.de.
Donnerstag
Den Kofferraum vollgestopft und ab zu unserem ganz persönlichen Höhepunkt der Festivalsaison, dem "Party.San Metal Open Air". Bereits seit fast 15 Jahren sind die Kollegen inzwischen nach Bad Berka auf dem Flugplatz Obermehler angesiedelt, wo sie nicht erst seit gestern gekonnt den Spagat zwischen Extremmetall und idyllischer Gemütlichkeit meistern. Was rund 9.000 ebenfalls angereiste Metalheads bestätigen dürften. Für den Nostalgie-Faktor sorgen diesmal TIAMAT und TRIPTYKON mit einem CELTIC FROST-Set. Der Black Metal ist mit GORGOROTH zwar prominent auf der Hauptbühne vertreten, wütet ansonsten aber eher im großen Zelt. Die dortigen Bands laden wir wie immer zu den Autogrammstunden an unserem Stand ein und spendieren ihnen hier ihre eigene Seite. Und nun: Rein ins Programm und die Zeit bis zu unserem kleinen Festivalfilm überbrücken. Startschuss von Bühnenkanone Esmeralda.
[Carsten Praeg]Die Eröffnung des Party.San-Festivals 2025 übernimmt die deutsch-schwedische Combo ROTPIT. Zumindest für den Sänger Ralf Hauber von REVEL IN FLESH ist das ein Heimspiel. Warum er aber die meisten Ansagen auf Englisch macht, bleibt mir ein Rätsel. Da "Rot", "Pit" und "Slime" dankenswerter Weise zu den häufigsten Wörtern zählen, bleibt alles leicht verständlich. Auch sonst passen Performance und Sound der Band wie die Faust aus Auge. Mit den einprägsamen Songtiteln 'Long Live The Rot' und 'Into The Rotpit' sorgt die Band zwar für keine besondere Überraschung, aber mehr als groovigen Oldschool Death Metal braucht es nicht, um den zahlreich anwesenden Partysanen einzuheizen. Besonders stark sind die Momente, wenn ROTPIT Midtempo Passagen einbaut und man unweigerlich die Nackenmuskeln aufwärmen muss. Man schließt mit der Prognose: Wir werden ein richtig geiles Festival haben. Dem kann ich nichts hinzufügen.
[Christian Gaum]Die Weißrussen EXTERMINATION DISMEMBERMENT walzen am Nachmittag gnadenlos über das Party.San-Gelände. Ihr Brutal Death Metal ist so tief gestimmt, dass selbst der Bass wie ein leises Summen wirkt – acht Oktaven tiefer als der Rest der Welt, möchte man meinen. Schon beim ersten Song startet ein massiver Circle Pit, der das Publikum wie ein Mahlstrom in Bewegung versetzt. Die Riffs sind schwer und fies, doch zwischen den Brechhammer-Attacken blitzen immer wieder elektronische, groovige Einlagen auf, die etwas auflockern. Die Menge geht sofort mit, springt, rempelt, grölt. Als die Band eine Wall of Death ankündigt, teilt sich das Feld wie von unsichtbarer Hand, nur um Sekunden später in einer krachenden Explosion aus Körpern wieder zusammenzuprallen. EXTERMINATION DISMEMBERMENT spielt nicht nur Songs – die Band setzt eine physische Urgewalt frei, die im Magen vibriert und im Nacken weh tut. Wer hier vorne steht, bekommt kein Konzert, sondern ein Beben.
[Felix Bischoff]Dieses Jahr meint es das Wetter gut mit dem Party.San und auch mit ...AND OCEANS. Kein Regen (wie die Woche zuvor für die ewigen Schlammmenschen in Wacken) und nicht allzu viel Hitze. Das ich es nochmal erleben würde, die sechs Finnen nach über 20 Jahren selbst auf der Bühne zu sehen, hätte ich ebenso nicht gedacht. Nach einen mehr oder weniger "kurzen" Break von etwa 15 Jahren, um mehr Zeit für ihr anderes Projekt HAVOC UNIT einzuräumen und sich mehr Richtung Industrial Metal zu orientieren, fanden sich die Death Metal-lastigen ...AND OCEANS 2020 wieder zusammen. Aber genug der Geschichten! Nach einem kirchlichen Glockenintro gepaart mit dem Warmspielen des Synthesizers ballert es sofort mit 'The Fire In Which We Burn' vom 2025er Album "The Regeneration Iltinerary" auf die Ohren. Das Kontrastprogramm folgt sogleich mit 'Trollfan', zu finden auf dem Album "The Dynamic Gallery Of Thoughts" aus dem Jahre 1998. Hört man einen Unterschied? Nein! Die Finnen haben damals wie heute den gleichen Druck, dieselben melodischen Einflüsse und ebenso die starken Industrial-Einflüssen. Das Bouquet fügt sich zusammen aus alten wie neuen Songs, so auch 'The Dissolution Of Mind And Matter' aus dem Album "Cosmic Wold Mother", was quasi den Neuanfang der alten ...AND OCEANS begründet. Den Abschluss für das gelungene Auferstehen feiern Meute und Band mit 'The Terminal Filter'. Diese Finnen haben es nicht verlernt, wie man richtig auf die Pauke haut. Wie sagt man: Guter Wein muss reifen – Finnen auch?
[Benjamin Kutschus]Nach dem Tentstage-Auftritt 2018 und einem Zwischenspiel bei der PSOA-Herbstoffensive dürfen die Durchstarter THE SPIRIT diesmal auf der Hauptbühne ran. Die Saarländer haben sich in den zurückliegenden Jahren live eine ordentliche Reputation erspielt und legen mit dem aktuellen 'Against Humanity' amtlich los. Das Quartett kombiniert dabei DISSECTION-artig melodische Parts mit wilder Schwarzmetall-Raserei. Ansagen gibt es kaum zwischen den Songs, kurz die Faust in die Luft gereckt, dann geht es mit 'Room 101' auch schon direkt weiter. "Wir haben nicht viel Zeit, kein Smalltalk", meldet sich Sänger und Gitarrist Matthias alias M.T. erst nach ein paar Songs kurz zu Wort, wechselt dann ins Englische und kündigt 'The Clouds Of Damnation' vom ersten Album an. Das Publikum dankt's mit Applaus, die vorderen Reihen bangen mit und vereinzelt gleiten Crowdsurfer in Richtung Bühnengraben. Dort stehen sich derweil ein von der Band eigens engagiertes Filmteam und wir mit unseren Kameras gegenseitig auf den Füßen, den Gig wird es also gleich in doppelter Ausführung zum Nachschauen geben.
[Carsten Praeg]Die niederländische Band DOOL startet dann mit einigen Minuten Verspätung. Zuvor sorgt ein intensiver Soundcheck für die Verzögerung, wobei das Stage Management bereits ungeduldig auf die Uhr zeigt. Schließlich ist über die offenen Mikros zu hören, wie die singende, nonbinäre Person Raven van Dorst mit einem knappen "let's go" den Startschuss gibt. Während des Intros geht Bassist Job van de Zande schon irre ab: Man könnte meinen, er spielt grad was anderes als das, was wir zu hören bekommen. Mangelndes Engagement muss sich bei DOOL niemand vorwerfen lassen. Raven feuert die Menge immer wieder energisch an, setzt dabei auf viel Gestik und eine theatralische Performance. Ravens Stimme, die generell ein wahnsinnig hohes Spektrum abdeckt und sich durch enorme Wandelbarkeit auszeichnet, erreicht im Song 'House Of A Thousand Dreams' einen bemerkenswerten Höhepunkt. Ob hohe Sequenzen oder unglaublich tiefe Stellen: Raven ist wirklich eine stimmliche Ausnahmeerscheinung. Wir hören u.a. noch 'Hermagorgon', ein weiterer Ausnahmesong vom aktuellen Album "The Shape Of Fluidity". Obwohl die Show überzeugt, sind die Reihen vor der Bühne deutlich lichter als vorher bei ...AND OCEANS. DOOL ist auf diesem Festival wohl eher Außenseiter, dessen ist sich die Band aber bewusst. Raven bringt es treffend mit den Worten "thanks for having us inbetween all the blastbeat" auf den Punkt. Als Rauswerfer gibts 'Oweynagat' und während der ausladenden Performance der ganzen Band wird klar, dass DOOL wie eine Post-Rock-Mischung aus CASPIAN und RUSH wirkt. Und diese Kombination weiß ausgesprochen gut zu gefallen.
[Hagen Kempf]GRAND MAGUS ist eine gestandene Größe im Bereich des klassischen Heavy Metal. Die Band kann auf eine mittlerweile gut 25-jähriger Historie zurückblicken und hat in dieser Zeitspanne nicht weniger als zehn Studioalben veröffentlicht. Eine sehr ansehnliche Zahl von Party.Sanen lässt sich den Auftritt des Trios bei bestem Festivalwetter nicht entgehen. Frontmann JB Christoffersson (Gesang / Gitarre) dirigiert das Publikum sehr sympathisch und ohne viel Palaver durch ein überaus kurzweiliges Set, das klangtechnisch transparent und druckvoll daherkommt. Das von zahlreichen Stimmen aus dem Publikum unterstützte 'Steel Versus Steel' – das optisch von zahlreichen Flammensäulen flankiert wird – animiert das Publikum zum Faustrecken und markiert einen ersten Höhepunkt. In Form des schnellen, PRIEST-artig daherkommenden 'Untamed' folgt ein weiteres Highlight im Auftritt des spielfreudigen Trios aus Sverige. Das Publikum ist durchgehend am Start und quittiert den Auftritt der Schweden mit viel Applaus. Die 45 Minuten vergehen wie im Fluge. Den Abschluss dieser sehenswerten Darbietung bildet der GRAND MAGUS-Klassiker 'Hammer Of The North' der von weiten Teilen des Publikums voller Leidenschaft mitgesungen wird. Fazit: Absolut sehenswert.
[Martin Loga]In der hereinbrechenden Dämmerung betritt die Symphonic Death Metal-Band FLESHGOD APOCALYPSE die Bühne. Nach einem epischen Piano-Intro starten die Italiener direkt mit dem Banger 'I Can Never Die' vom aktuellen Album "Opera". Macht sofort ordentlich Stimmung und reißt das Publikum richtig gut mit. Die gesamte Band ist in Uniformen gekleidet, während die Opernsängerin Veronica Bordacchini in einem ausladenden Kleid erscheint. Auf der Bühne steht tatsächlich ein echter Flügel, was den Nerd in mir kurz fragen lässt, ob die Band wohl einen eigenen Klavier-Stimmer mit auf Tour nimmt und wie so ein Flügel die Witterungsbedingungen auf einem Festival wegsteckt. Anfangs ist vor der Bühne noch nicht allzu viel los, doch das ändert sich während des Openers schnell. Egal ob Sänger Francesco Paoli Pommesgabeln fordert oder zu Circle Pits aufruft: Die Menge macht begeistert mit. Der nächste Song wird dann mit den Worten "the next one is a ballad!" angekündigt. Und weil "ballad" logischerweise von "ballert" kommt, knallt es mit 'Bloodclock' ordentlich. Humor haben die Italiener also auch. Die Zugabe kündigt Sängerin Veronica mit den Worten "this one is for you!" an, zum Dank bekommt sie begeisterte "Hey"-Chöre aus dem Publikum. FLESHGOD APOCALYPSE versucht, ordentlich Party und Stimmung zu machen. Größtenteils gelingt dies auch. Beim Finale gibt es dann sogar ganz ohne Aufforderung Circle Pits und die Bühne wird in den italienischen Landesfarben ausgeleuchtet. Insgesamt eine sehr gute und unterhaltsame Show!
[Hagen Kempf]Mit Klaviereinspielung betritt HARAKIRI FOR THE SKY die Bühne, zum Einstieg gibt es dann 'Keep Me Longing' vom im Januar erschienen Album "Scorched Earth" auf die Ohren. Bei kaltem Licht schreit sich Sänger J.J. den Weltschmerz von der Seele, zu Doublebass folgen melancholische Melodien im Sonnenuntergang. Druckvoll geht es mit 'Fire Walk With Me' weiter. Die Gitarristen lassen die Haare kreisen und passend zum Titel wird ordentlich von den Pyro-Effekten Gebrauch gemacht. Nach 'Without You I'm Just A Sad Song' folgt eine Einspielung von Ed Harris aus dem Film "Kodachrome". Jeder große Künstler wird von negativen Gefühlen getrieben und so folgt 'Sing For The Damage We've Done'. Als große Überraschung zum Abschluss betritt eine weitere Person die Bühne: Es ist P.G., der Sänger von der Band GROZA. Beim RADIO HEAD-Cover 'Street Spirit' zeigt er, dass er hervorragend klar singen kann. Ein gelungener Abschluss des HARAKIRI Auftritts. Als ob dies noch von eine der folgenden Bands getoppt werden könnte!
[Stefan Brätsch]Die Grindcore-Legende NAPALM DEATH ist heute Abend ohne Ur-Mitglied Shane Embury am Bass unterwegs. Er wird krankheitsbedingt durch John Cooke am Bass (u.a. bei der Hardcore Punk-Band VENOMOUS CONCEPT aktiv) ersetzt. Er macht seinen Job sehr gut, auch wenn Shane natürlich vermisst wird. Mit 'Multinational Corporations, Part II' und 'Silence Is Deafening' folgt ein wütender Einstand nach Maß. Barney ist super bei Stimme und noch bewegungsfreudiger als früher auf der Bühne unterwegs. Kein Wunder, denn der Frontmann aus Birmingham ist schlanker und wirkt optisch drahtiger, als ich ihn in den letzten gut 20 Jahre jemals live erleben konnte. Wie von der Tarantel gestochen wuselt der nun 56-Jährige über die Bühne, shoutet und kreischt höher denn je und sorgt mit einem wahnsinnigen Energie-Level für eine mitreißende Show, die dank der flankierenden, starken Performance seiner Mitstreiter zu einem wahren Fest wird. Barney kündigt an, dass "a bundle of noisy shit" auf die Zuschauer hereinprasseln wird. Und dies kann an dieser Stelle nur bestätigt werden. Recht neue Songs wie beispielsweise das wuchtige, langsamere 'Resentment Always Simmers' oder das fast rockig-punkige 'Amoral' werden genauso abgefeiert, wie beispielsweise Kracher vom Schlage 'On The Brink Of Extinction'. Mehrere Male bedankt sich der Frontman mit "vielen Dank, vielen Dank" beim Publikum und verblüfft wohl viele mit seinen soliden Kenntnissen der deutschen Sprache. Ein echtes Ärgernis ist allerdings die ekelerregende Beleuchtung rechts des Drumkits: Da wird man ja fast blind und wünscht sich, nachts eine Sonnenbrille dabei zu haben. Die besten Publikumsreaktionen ernten natürlich Uralt-Klassiker wie 'Suffer The Children' (geilomat!), 'Nazi Punks Fuck Off' (DEAD KENNEDYS-Cover) und der musikalische Schlussstrich 'Siege Of Power'. In aller Kürze: NAPALM DEATH kam, sah und zerstörte souverän!
[Martin Loga]Zu Beginn der Darbietung des kalifornischen Thrash-Headliners DARK ANGEL baut sich eine mystische Klangsequenz in roter Bühnenbeleuchtung auf, die in ein lang gezogenes Gitarrenkreischen übergeht und eine bedrohliche Atmosphäre entstehen lässt. Bevor die Stimme von Ron Rinehart die Menge fragt: "Are you ready for this?". Sogleich steigt die Band mit dem Titelsong ihres Debütalbums von 1985 'We Have Arrived' ein, umgesetzt mit einer bombastischen Flammenshow und der ganzen Intensität roher Energie. Die Musiker bieten mit starker Bühnenpräsenz und perfekt ausgereiftem Zusammenspiel bei ausgezeichnet klarem Sound ein Erlebnis der Extraklasse für die Besucher. Laura Christine an der Leadgitarre, die mit herausragenden Solos überzeugt, bildet zusammen mit Eric Meyer ein großartiges Gitarrenduo. Die beiden liefern gekonnt die Thrash-Metal-Riffs, während Mike Gonzalez am Bass kraftvoll in die Saiten greift. Gene Hoglan legt an den Drums eine äußerst präzise Performance hin, die bei den Fans sicherlich für etliche Glücksgefühle sorgt.
Nachdem 'Time Does Not Heal' zum Besten gegeben wird, folgt 'No One Answers'. Wobei sich leider eine kurze Tonstörung in den Vordergrund drängt und der Sänger für die Hälfte des Songs von der Bühne verschwindet, ohne jedoch die gesangliche Performance zu unterbrechen. Als er den nächsten Titel 'Extinction Level Event' ankündigt, erinnert er an den verstorbenes Gitarristen Jim Durkin, der diesen Song vor über zehn Jahren geschrieben hat. Es folgen alle sieben Titel des Albums "Darkness Descends", das 1986 von DARK ANGEL veröffentlicht wurde. Für viele Fans geht ein lang ersehnter Traum in Erfüllung, hier eines der einflussreichsten Werke des Genres und einen Meilenstein des Thrash-Metal dargeboten zu bekommen. Auch wenn dieses Genre bei einem so großen Publikum nicht jedermanns Musikgeschmack treffen mag: insgesamt eine Killer-Performance, die Musiker eine absolute Wucht und DARK ANGEL ein würdiger Headliner für ein solch spitzenmäßiges Festival!
[Katja Spangenberg]
Texte: Martin Loga, Hagen Kempf, Benjamin Kutschus, Katja Spangenberg, Felix Bischoff, Christian Gaum, Carsten Praeg, Stefan Brätsch, Dennis Trabandt
Photo Credits: Carsten Brand, Toni Gunner, Felix Bischoff, Martin Dannehl
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