ROCKAVARIA 2016 - München
03.06.2016 | 13:0227.05.2016, Olympiastadion
Das neue Festival in München geht in die zweite Runde und wir berichten aus der ersten Reihe.
So, heute ist Metal-Tag beim Rockavaria. Der große Headliner IRON MAIDEN überstrahlt natürlich alles etwas, aber auch vorher gibt es schon Namhaftes. Also nichts wie los und rein ins Getümmel. Den Anfang macht WILD LIES aus England. Was ich höre als ich eintreffe ist gekonnter Alternative Rock, leicht punkig angehaucht, aber mit guten Melodien und ordentlichem Gitarrengeschrubbe. Drei Mann nur, aber die machen einen gehörigen Krach. Leider kriege ich vom Auftritt nur am Rande etwas mit, da ich mich gerade auf dem weiten Weg vom Eingang zur Treppe in den Innenraum befinde, als die Band ihren letzten Song beginnt. Insgesamt ein schöner Opener, doch wirklich fundiert Auskunft geben kann ich nach dem eher beiläufigen Eindruck nicht.
Bei THE RAVEN AGE bin ich dann aber aufmerksam am Start. Die ebenfalls englische Band ist die Vorgruppe der "Book Of Souls"-Welttournee des Headliners und kommt so ebenfalls auf das Rockavaria-Billing. Ich bin gespannt, da ich die Band nicht kenne. Zuerst fällt auf, dass hier statt Rock wirklich Metal gemacht wird. Fett gerifft und stark gesungen, ab und zu mal ein wenig die musikalische Handbremse anziehend schafft es die Band, mich gleich von Beginn an gut zu unterhalten. Da sitzen die Melodien und kompositorisch mischt sich Old School und moderner Sound. Das hat Hand und Fuß und erklärt, warum THE RAVEN AGE die eisernen Jungfrauen begleiten darf. Dass es von der Band nur eine EP gibt, muss ich später herausfinden. Leider gibt es auf dem Gelände des Rockavaria keinen CD-Stand, und am Merchandise finde ich nur Kleidung und Fahnen. Sehr schade, aber die EP der Band werde ich mir auf jeden Fall besorgen. Nach vierzig Minuten ist Schluss, aber es kam zu keiner Sekunde Langeweile auf. Die Band muss man sich merken.
Was für ein Brett, was für eine Präzision. GOJIRA feuert hier ein Extrem-Metal-Maschinengewehr ab, das mich mit jeder Minute mehr beeindruckt. Diese Mischung aus technischem Thrash, modernem Prog (Djent) und groovigem Death Metal wirkt direkt auf die frisch ausgeruhte Nackenmuskulatur, die ja für den heutigen Metal-Tag mit SLAYER, ANTHRAX und MAIDEN gut gedehnt werden will. Der brüllige Gesang ist zwar nicht so ganz mein Fall, unterstützt die Band aber in ihrer brachialen Wirkung aufs Beste. Und das Feinohr hört bei genauer Justierung durchaus feine melodische Nuancen bei der Gitarren-Arbeit. Ein Hoch auf den Soundmann, der dies hörbar macht, aber auch ein Hoch auf diese Franzosen, die ihr komplexen Stücke so ultrapräzise spielen. Darauf steh ich, davon geh ich steil, hiervon perlt die Euphorie wie Kohlensäure ins Gehirn. Dieses hört dann verrückterweise hier und da sogar leichte ANACRUSIS-Anleihen bei GOJIRA raus. Das kann aber auch am Rausch liegen.
Ganz schön laut ist es heute. Und ganz besonders bei TREMONTI. Es scheint, als wolle das Rockavaria-Soundteam hier die Grenzen der Anlage ausloten, denn mehr als vier Songs direkt vor der Bühne werden anstrengend für die Ohren. Mark Tremonti, Gitarrist und Mastermind der Alternative Rocker ALTER BRIDGE, scheint diese klangliche Harke aber nur recht zu sein, denn mit TREMONTI will der Ausnahme-Künstler wie mir scheint zeigen, wie viel Metal in seiner Musik steckt. ALTER BRIDGE auf Metal ist somit keine schlechte Beschreibung, denn die Fähigkeit, hymnische Refrains zu schreiben, nimmt Tremonti für seine Soloband mit. So sind mir die Hits vom aktuellen Feger "Dust" (zum Beispiel 'My Last Mistake' oder 'Once Dead') noch frisch im Ohr vom April-Soundcheck und ich versuche alles, sie aus voller Kehle gegen die Soundwand zu schmettern. Nicht ganz so ohrwurmig kommt mir dagegen das Material des Vorgängers "Cauterize" vor. Dafür metalt ein Song wie 'Radical Change' aber massiv wie ein modernes Thrash-Brett nach vorne, sodass die Musik in Teilen sogar ähnlich hart wie bei GOJIRA rüberkommt. Alles in allen liefert TREMONTI also eine überzeugenden Gig ab, und gerade an des Meisters Vocal-Performance gibt es einfach nix zu mäkeln. Ehrlicherweise muss ich aber sagen, dass mir ALTER BRIDGE an gleicher Stelle sicher noch einmal eine ganz Größenordnung mehr gegeben hätte. Bei allem Wumms, Melodie ist mir lieber und ALTER BRIDGE ist derer einfach ein Füllhorn. Vielleicht ja beim nächsten Rockavaria?
Mal wieder ANTHRAX. Ich bin ja selbst nach so langer Zeit immer noch nicht warm geworden mit der Tatsache, dass John Bush nicht mehr singt. Und auch wenn die neue Scheibe "For All Kings" wirklich gut ist, ist mein ANTHRAX-Fieber leider über die Jahre etwas abgeklungen. Andererseits waren sie immer zumindest unterhaltsam. Und als ich das denke, legen die US Amerikaner auch schon los mit 'Caught In A Mosh'. Ja, gute Wahl, das Ding geht immer. Belladonna ist sehr aktiv und hüpft ständig über die Bühne, was man von Scott Ian ja auch kennt. Die Burschen scheinen Spaß zu haben, das ist beinahe ansteckend. Es hat sich auch eine beachtliche Menschenmenge versammelt, es ist deutlich zu sehen, dass Tag drei des Festivals wohl doch der attraktivste ist. Dann spielt die Band, die wahrlich nicht zu wenige eigene Songs hat, gleich zwei Coverversionen. 'Got The Time', der einzig wirklich gute Song des "Persistence Of Time"-Albums, eröffnet das Fremd-Duo und das unvermeidliche 'Antisocial' folgt sogleich. Ein starker Song, keine Frage, aber ist der wirklich bekannter als 'Madhouse' oder 'I Am The Law'? Dann kommen drei neuere Lieder, erst 'Fight 'em Til You Can't' von vorletzten Werk und dann zwei Stücke vom aktuellen Album, 'Evil Twin' und 'Breathing Lightning'. Vor allem letzterer erweist sich als gute Wahl und nimmt das mittlerweile gut warmgerockte Publikum mit. ANTHRAX ist gut aufgelegt und schiebt ein frenetisch gefeiertes 'Indians' hinterher. Doch dann ist Schluss. Ja, tatsächlich, sieben Stücke nur. Das ist bei ANTHRAX eine Krankheit, die Lieder sind einfach zu lang. Bei den meisten hätte auch locker die Hälfte des jeweiligen Songs gereicht. Vielleicht sollten die Herren mal drüber nachdenken, ein paar Lieder in Medleys zu verwursten. Das würde ihre Auftritte spannender und abwechslungsreicher machen. Aber gut war es trotzdem.
Setliste: Caught in a Mosh, Got the Time, Antisocial, Fight 'Em 'Til You Can't, Evil Twin, Breathing Lightning, Indians
Meine Ohren freuen sich, dass nach den brachialen Sounds der letzten drei Bands jetzt mal was Erdigeres kommt. Wobei auch GHOST keine Band ist, die mit Bombast spart, doch der wird vor allem mit der Optik und dem Bühnenbild geliefert. Sieht schon cool aus, die Mannen in güldenen Hörnchen-Helmen vor dem "Meliora"-Backdrop, und in der Mitte Pandabär Papa Erimitus III. "There is no business like showbusiness", gerade hier beim Rockavaria wird das wieder mehr als evident. Ich habe daran meinen Spaß, während sie hinter mir schon wieder zu gackern anfangen. "Langweilig, nichts Neues, jedes Riff schonmal besser gehört, der Sänger schläft gleich ein". Jo, kann so sehen, muss man aber nicht. Musikalisch gibt es definitiv keine Peitschenhiebe sondern einfach nur guten, manchmal fast anmutig klingenden Bombast-Rock mit gelegentlichen Riffs. Doch auch wenn die Stimme nicht die Strahlkraft eines Bruce Dickinson oder einer Floor Jansen hat, schmeicheln sich die Melodien schon ins Ohr. Und außerdem haben die Ghouls offenbar das Unwetter vertrieben. Schade allerdings, dass sie auf ihre Hymne 'He Is' verzichten. Andererseits hätten es die Bayern-Fans im alten Wohnzimmer des Erfolgsclubs vielleicht gar als Hommage auf Uli Hoeneß aufgefasst!?
Och, jetzt tut ihr den Burschen aber unrecht. Das klingt gut, der Sound passt, nur das Tageslicht wirkt etwas befremdlich. Mit einer ordentlichen Lichtshow wäre das sicher noch einen Tick besser gewesen, aber auch so passt GHOST ziemlich gut auf das Festival. Lasst die Spötter reden, mir gefällt es.
Dieser Sommer steht im Zeichen von SLAYER, denn die Urthrasher schmücken so manches europäisches Festivalbilling in diesem Jahr und den Anfang macht das Rockavaria. Nun erwartet sicher niemand von SLAYER irgendetwas anderes, als dass, was die Jungs seit Jahrzehnten machen, sodass es im Laufe des Auftrittes keinerlei Überraschungen gibt. Aber was sagt man daraufhin? Genau: Na und? Voll auf die Zwölf hämmern nämlich 'Repentless' und 'Disciple' los, bis es mit 'Mandatory Suicide' den ersten Klassiker gibt. Die Band ist gut eingespielt wie immer, der für Jeff Hanneman in die Band gerutschte Gary Holt macht eine mehr als gute Figur und Paul Bostaph drischt heftig auf die Felle ein. Natürlich sind die beiden Ur-Totschläger Tim Araya und Kerry King der Mittelpunkt des Geschehens und ziehen die meisten Blicke auf sich. Nachdem mir der letzte Auftritt SLAYERs noch eher mittelmäßig in Erinnerung ist, speziell wegen der langen Pausen zwischen den Liedern, bei denen die Musiker dem Publikum regelmäßig den Rücken zuwandten, kann ich heute Besserung verkünden. Es geht beinahe Schlag auf Schlag. Richtig überbordend wird die Stimmung dann im zweiten Teil, in dem sich ein unsterblicher Klassiker and den nächsten reiht. Die Band ist heute messerscharf und gut aufgelegt und zeigt eindeutig, dass sie es auf der Bühne mit fast jedem aufnehmen kann. Gegen Ende wird dann zu 'Angel Of Death' ein Banner hochgezogen, auf dem an den verstorbenen Blondschopf Jeff Hanneman erinnert wird. SLAYER machen so alles richtig. Man erinnert sich an Jeff, aber man kommt verdammt nahe heran, ihn während des Auftrittes vergessen zu machen. Diesen SLAYER-Sommer sollte man sich nicht entgehen lassen.
Setliste: Repentless, Disciple, Mandatory Suicide, You Against You, Hate Worldwide, War Ensemble, Postmortem, Raining Blood, Dead Skin Mask, Hell Awaits, South of Heaven, Angel of Death
Nach der routinierten SLAYER-Vollbedienung mit Ansage entscheidet sich der Herrgott nun, alles Wasser, das er hat, auf das Rockavaria herunter regnen zu lassen. Eine Strafe für SABATON, das Feindbild des "echten" Metallers? Ich werde ja schon von meiner Crew bemitleidet, dass ich über SABATON berichten "muss". Diese zieht dann auch schimpfend, dass "so etwas" nach SLAYER spielen darf, von dannen. Vielleicht echauffieren sie sich danach auch darüber, dass es eh keine echten neuen Helden in der Metal-Szene mehr gibt. Und ich lache mir ins Fäustchen, denn ich sehe nun, dass es diese doch gibt. Was SABATON und ihre leidenschaftlichen Fans hier nämlich an einem Freuden-Feuerwerk abbrennen, bleibt unerreicht auf dem diesjährigen Rockavaria! Es ist trotz Dauer-Starkregen voll bis ganz hinten, und nass bis auf die Knochen schmettern die Fans den Chor zu einer Mitsing-Hymne nach der anderen gen Himmel. Die Stimmung ist wahrhaft euphorisch. Das ist allerdings auch überhaupt kein Wunder, denn die Band ist gnadenlos tight aufeinander eingestimmt und Joakim Brodén ist ein echter klassischer Metal-Frontmann. Habe ich mal irgendwo gelesen, er wirke unsympathisch? Dieser Kerl? Im Leben nicht, er ist doch - trotz des etwas grobschlächtigen Aussehens - fast schon die Verkörperung der positiven Energie und dazu gesanglich absolut obenauf. Sichtlich ergriffen hält er seine Gänsehaut in die Kamera und ich glaube ihm sogar die "today is something special"-Floskel. Regen-Gigs können manchmal etwas Magisches haben, und obwohl ich SABATON noch nie vorher gesehen habe, vermute ich mal, dass die Band heute noch einen Tick besser als sonst ist. Am besten gefällt mir 'The Art Of War' und 'Primo Victoria' aus dem Zugaben-Block, auch der Rest war sehr überzeugend, und so mache mich jetzt mal bei einem substantiellen Teil unserer Leserschaft und der Redaktion unbeliebt: Für mich ist "SABATON nach SLAYER" heute absolut gerechtfertigt!
Setlist: The March to War, Ghost Division, Far from the Fame, Carolus Rex, Swedish Pagans, The Art of War, Gott mit uns, Resist and Bite, Soldier of 3 Armies, Attero Dominatus, To Hell and Back; Zugabe: Night Witches, Primo Victoria, Metal Crüe, Dead Soldier's Waltz, Masters of the World
Damit beide Seiten zu ihrem Recht kommen, die Fans und die SABATON-Hater: Das beste war das Intro. Der Rest war ziemlich peinlich, wie immer. Wie man so viele Leute glücklich machen kann, indem man einen dreiviertelvollen Plastikbecher Bier austrinken kann, ist mir schleierhaft. Und das muss es gwesen sein, denn an der Musik kann es ganz sicher nicht liegen. So, und damit habe ich mich bei dem anderen Teil der Leserschaft unbeliebt gemacht. Seht ihr, bei powermetal.de hat jeder etwas zu schimpfen! Aber um ein wenig Objektivität reinzubringen: Trotz wasserfallartigen Niederschlägen steht eine unglaublich große Menge vor der Bühne und feiert die Band ab. Wow. Ich mag sie ja nicht mögen, aber das ist schon beeindruckend. Die machen irgendetwas sehr richtig, und davor habe ich großen Respekt.
In der einzig nennenswert länger andauernden Umbaupause vor IRON MAIDEN versuche ich, meine SABATON-Flüchtlinge wieder zu finden. Doch es ist nun wirklich gerammelt voll und ich kann sie nirgendwo sehen. Also gönne ich mir - auch inspiriert von den vielen T-Shirt-Aufschriften - "noch ein Bier" und nehme Position neben einer erstaunlichen jungen Dame ein. Das Mädchen, wohl noch Schülerin, zeigt schon beim ersten Song 'If Eternity Should Fail' eine bemerkenswerte Hingabe für IRON MAIDENs Musik, singt jede Textzeile mit, zappelt, hüpft, springt. Allein schon davon habe ich Gänsehaut. Auch für mich ist es ein besonderer Moment. Es ist echt schwer zu glauben, aber es ist mein erstes IRON MAIDEN-Konzert! All die Jahre hat es nicht geklappt, aus verschiedensten Gründen. Dabei war "Seventh Son Of A Seventh Son" in den Achtzigern ein Knackpunkt für die weitere Musikwahl der nächsten 25 Jahren. Es ist unglaublich, ich stehe hier, mit all den Tausenden Menschen und sehe endlich die größte Metalband des Planeten. Das Rockavaria hat nun drei Tage lang darauf hin gearbeitet, kaum ein Musiker hat IRON MAIDEN nicht in einer Ansage erwähnt, und sogar das Wetter hat Respekt vor der Legende und ist nun auch wieder brav. Bruce Dickinson dankt es seinen Huldigern und intoniert mit bester Stimme die 'Children Of The Damned'. Auch bei diesem Song von 1982 ist meine Nachbarin textsicher und meine Gedanken gehen wehmütig zurück zur Zeit, als ich jung war wie sie. Es war unter anderem auch die Zeit der ersten eigenen hobby-musikalischen Gehversuche. Die Zähne haben wir uns ausgebissen an 'Powerslave', und so sehr wir das auch alle können wollten, es war einfach zu schwer. Und da isses nun. In voller Pracht. "I don’t wanna die, I’m a god, why can’t I live on?" Ich verspreche Dir, Bruce, deine Musik wird niemals sterben!
Die Setlist ist ein schöne Mischung für alte und junge MAIDEN-Fans. Und warum soll man der Musik auf Alben wie "The Book Of Souls" oder "Brave New World" nicht zugestehen, dass sie jüngere Generationen, die noch nicht vom Nörgel-Virus infiziert worden sind, ebenso stark und andauernd an unsere geliebte Heavy-Metal-Musik binden kann wie es "The Number Of The Beast" mit den alten Säcken getan hat? Beide Welten harmonieren hier traumhaft miteinander und wenn man den Geist öffnet, wirkt 'Blood Brothers' oder 'The Book Of Souls' ebenso tief wie 'Hallowed Be Thy Name' oder 'Fear Of The Dark'. Was auch an der Performance der Musiker liegt. So agil und spielfreudig hätte ich die im Leben nicht mehr erwartet, aber was gerade Bruce Dickinson hier singt, ist á la bonheur. Zudem wirken seine Ansagen höchst sympathisch und passend: Leicht spöttelnd und mit einem Knicks begrüßt er das feine Publikum auf den Rängen, und auch ein kleines Plädoyer für Toleranz und Multikulturalismus - wie er ihn bei IRON MAIDEN-Fans beobachtet - lässt er sich nicht nehmen. Nebenbei rät er allen Fans, anstatt sich mit "Bullshit" zu beschäftigen zum friedlichen Bier-Trinken. Tja, ob das nicht auch ein verstecktes Outing als SABATON-Fan ist? Und was gibt es noch? Natürlich Flugzeuge und Eddies. Richtig fette aufgeblasene Eddies. Aber dass das Bühnenbild und die Show erstklassig sein würden, daran hat nun wirklich keiner hier gezweifelt.
Voller Hype, voller Adrenalin, aufgetankt von drei Tagen bester Musik und Lust auf noch viel viel mehr verlasse ich das trotz großer Massen überaus friedliche Rockavaria. Bis zum nächsten mal. You got me!
Setlist: If Eternity Should Fail, Speed of Light, Children of the Damned, Tears of a Clown, The Red and the Black, The Trooper, Powerslave, Death or Glory, The Book of Souls, Hallowed Be Thy Name, Fear of the Dark, Iron Maiden; Zugabe: The Number of the Beast, Blood Brothers, Wasted Years
Ja, der Auftritt ist wirklich sehr gut. Sowohl die Setliste ist stark als auch die Spielfreude. Wozu Janick Gers allerdings da rumhampelt, ist mir weiterhin schleierhaft. Manchmal frage ich mich, ob seine Gitarre überhaupt an einen Verstärker angeschlossen ist. Das hat der tolle Gitarrist wirklich nicht verdient. Janick, komm, tritt aus dem Verein aus und mache wieder etwas Eigenes. Aber ansonsten Ist IRON MAIDEN heute großartig und wird dem Status und der Erwartung gerecht. Coole Show. Ich habe die Band seit 1983 fünfmal gesehen, aber ich glaube, das ist ihr zweitbester Gig bislang, auch wenn die Band sich von erdigen Metal zur Showband gewandelt hat. Aber das ist völlig legitim, ich gönne ihnen den Status und genieße den Auftritt. Als Headliner gibt es nur ein Attribut, das passt: würdig.
(Auch bei IRON MAIDEN durften wir keine Fotos machen, das war Printmedien und der Tagespresse vorbehalten. Ich verstehe das ja, dass man den Andrang ein wenig eindämmen muss und auch nicht will, dass jeder einen Reibach mit den Bildern macht, aber dann wenigstens ein paar offizielle, kostenlos abdruckbare Fotos zu bieten ist doch nicht zuviel verlangt, oder?)
Und damit ist es zu Ende, das zweite Rockavaria. Laut Pressemitteilung kamen über 38000 Zuschauer, doch ich glaube, dass da noch Luft nach oben gewesen wäre. Das Gelände hätte durchaus das Doppelte vertragen können, ohne dass es zu eng gewesen wäre. Es gibt halt doch mittlerweile sehr viele Festivals, die konkurrieren. Aber im Nachhinein hat hier so ziemlich alles gepasst. Die Doppelbühne war toll, es hat auch alles reibungslos funktioniert, nur auf die Seebühne könnte ich tatsächlich komplett verzichten. Wenn ich mal eine Band nicht mag, mach ich eben Pause. Da brauche ich nicht noch durch den Park auf das "Jugend musiziert"-Programm ausweichen, das stilistisch auf der Seebühne stattgefunden hat. Aber ich bin ja auch alt. Ansonsten war der Einlass auf der einen Seite, der Ausgang auf der anderen, sodass man gut zu Fuß sein sollte, nicht optimal, und die Treppen ins Innere des Stadions sind auch ein ganz schöner Konditionstester. Aber das sind Kleinigkeiten, die vor allem durch die gute Stimmung, die an allen drei Tagen durchgehend herrschte - okay, vielleicht bis auf den dicken Deppen mit 1860er-Tattoo, der die Limonen aus seinem Caipirinha vor sich in die vollen Ränge geworfen hat - mehr als ausgeglichen wurde. Und ich weiß auch tatsächlich keine bessere Lösung. Obendrein war es sehr umsichtig und zuvorkommend vom Veranstalter, die Tribünen frühzeitig für alle zu öffnen, als das Unwetter, das im nachhinein nur Regen brachte, drohte. Daher lautet das Fazit: man sieht sich wieder 2017!
- Redakteur:
- Frank Jaeger