Rock Am Ring - Nürburg
20.06.2007 | 00:1901.06.2007, Nürburgring
Zum ersten Mal in seiner Geschichte im Vorverkauft ausgebucht lockte Rock Am Ring 82.000 Fans in die Eifel.
HINDER
Neuer Tag, neue Bands. HINDER, die Newcomer aus den Staaten, konnten in ihrem Heimatland schon beachtliche Erfolge einfahren und schafften es nun endlich auch in unser schönes Ländle. Als Opener für die Centerstage wollte man das noch (!) etwas müde und schlaff wirkende Publikum auf seine Seite ziehen - und konnte durchaus überzeugen. Sänger Austin Winkler zeigte schon ohne die Bühne betreten zu haben durch einen mit BHs übersäten Mikroständer (oha, welch Anspielung!) seine sexuellen Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht. Rockstar eben. Nichtsdestotrotz zog man schon zu so unchristlichen Zeiten eine ordentlich arschtretende Rock-'n'-Roll-Show durch, bei der sechs Songs (inklusive 'Lips Of An Angel', was die Jungs in den USA populär machte) des seit kurzem auch in Deutschland erhältlichem Debüts "Extreme Behaviour" ohne jegliche Patzer durchgezockt wurden. Zwischenzeitlich huschte Topmodel Eva Padberg in einem Möchtegern-Rocker-Look auf die Bühne, zappelte ein wenig rum und verschwand auch wieder. Was das Mädel da wollte, ist mir bis heute ein Rätsel. Trotzdem: Spätestens jetzt wurden die ersten verschlafenen Äuglein wohl standesgemäß geöffnet.
[Daniel Schmidt]
Setlist:
How Long
Homecoming Queen
Bliss (I Don't Wanna Know)
Room 21
Lips Of An Angel
Get Stoned
COBY CAILLET
Man mag von Internet-Communities halten was man will, aber sie haben schon dafür gesorgt, dass manchen Menschen mehr Aufmerksamkeit zuteil wurde als sie eigentlich verdienten. Zu den populärsten Webfiguren zählt wohl auch COBY CAILLET, die es geschafft hat, durch eben eine jener Communities einen Plattenvertrag zu ergattern.
Die Amerikanerin hat definitiv eine schöne Stimme, und die Musik kann sich auch hören lassen, aber bei einer Platzierung nach Talenten wie GHOSTS und KILIAN konnte man eigentlich erwarten, etwas mehr geboten zu bekommen als ein Schönchen, das im engen Dress unspektakuläre Lieder von sich gibt.
Ist zu hart? Vielleicht, aber die Tatsache, dass man sich ruhig chillend in den Kies vor der Bühne hocken konnte, um mit knapp 200 anderen Zuhörern den Klängen ihrer Musik zu lauschen, reicht nicht, um ihr gleich das Lob des Tages zuzusprechen. Irgendwie schien die Frau auch zu riechen, dass man ein wenig mehr von ihr verlangte, denn ihr Verhalten wurde von Song zu Song unsicherer, wenn auch sie es schaffte das Stimmlevel durchweg konstant zu halten.
Schön anzuhören, aber wenig aufregend und nun wirklich keine großartige Neuentdeckung, ich denke, da hat das Web durchaus mehr zu bieten.
[Michael Kulüke]
POHLMANN
Ihr mögt genervt sein! Ihr mögt dem Sommer die Pest an den Hals wünschen! Und jedem Fritzen der ein Lied darüber schreibt! Und dem Radio! Und den Charts! Und den tausenden von Idioten da draußen, die mit ihrem Taschengeld oder BAFöG die Bands in die Chart hieven, die dir zum Halse raushängen!
Aber ich kann euch sagen: manchmal hat das seine Berechtigung. POHLMANN zum Beispiel würde ich vom Aussehen her als einen jener Musiker bezeichnen, der in keinem Plattenregal von Abiturientinnen und Pädagogikstudenten fehlen dürfte, aber ich will hier nicht auf Klischees rumreiten, sondern beschreiben, warum mich seine Show trotz aller Vorbehalte begeistert hat.
Sie hatte Stil. Das war es. Schlicht und ergreifend: Stil.
Vorne wird ein Haufen von Instrumenten aufgebaut, die nach und nach besetzt werden, und schließlich kommt diese Mischung aus Surfertyp und Dauerstudent mitsamt Gitarre auf die Bühne und beginnt seine Show mit "Hi! Wie schön...".
Jedem Mustermetaller dürfte sich spätestens jetzt die schwarzlackierten Zehennägel aufgerollt haben, und auch mich Mustermuster brachten solche Sprüche wie "Schön euch zu sehen" nicht an den Rand der Euphorie, doch die Musik und die Art wie sie dargeboten wurde, hatte durchaus was für sich. Es war locker, es war frei, und es hatte deutsche Texte, wenngleich man auch nicht mit höchst anspruchsvoller Lyrik zugesungen wurde.
Die Thematik des Mannes und seiner Musik bewegte sich vorhersehbar um alles, was den modernen Menschen heute umtreibt: Liebe und Spaß. Und natürlich darum, warum beides nicht einfach zum Dauerzustand im Leben werden kann.
Sehr durchschaubar, aber die mit Kontrabass, Keyboard und lockerem Gitarrensound vorgetragenen Lieder konnten durchaus mitreißen, auch wenn sie nicht vom Hocker warfen.
Am Ende hatte man genug Grund, mit sich selbst zu hadern, warum zum Teufel einem die letzten dreißig Minuten so gut gefallen haben.
Ganz einfach: weil der Mann, entgegen aller Vorbehalte, wirklich was drauf hat.
[Michael Kulüke]
GOOD CHARLOTTE
Nachdem ich REVOLVERHELD und SUNRISE AVENUE aus Desinteresse übersprungen hatte, sollten auch die Pop-Punker von GOOD CHARLOTTE zur Vorabendzeit auf der Centerstage endlich an der Reihe sein. Nach obligatorischem Intro begann mit 'Misery' auch schon der erste Song des momentanen Silberlings "Good Morning Revival". Insgesamt wurde recht viel von letztgenannter Scheibe gespielt, fünf von elf Songs, um genau zu sein. Alte Hits der Marke 'The Anthem', 'Girls And Boys', 'Predictable' oder 'Hold On' sollten aber nicht in Vergessenheit geraten. Ein oder zwei Songs des 2003 erschienen Langspielers "The Young And The Hopeless" mehr hätte ich mir aber schon gewünscht. Mehr oder weniger motiviert zog man sein Ding durch, richtig sich den Arsch abrocken wollten die Millionenseller aber auch nicht. Schade drum, denn technisch gab es nichts zu beklagen.
[Daniel Schmidt]
Setlist:
Intro
Misery
The Anthem
Keep Your Hands Off My Girl
Girls And Boys
Victims Of Love
Predictable
Hold On
Dance Floor Anthem
I Just Wanna Live
The River
Lifestyles Of The Rich And The Famous
PAOLO NUTINI
Frauentag an der Alternastage. Ach, was red ich: Mädchentag an der Alternatstage. Nachdem POHLMANN schon die Herzen gewisser Fans gebrochen hat, die sich dann nach der Show von der Security erzählen lassen mussten, dass es auch nicht die geringste Chance gab, sich noch auf diesem Festival zum Groupie zu mausern, kam dann mit PAOLO NUTINI ein Mensch auf die Bühne, der ebenfalls nur der weiblichen Zuhörerschaft versprochen zu sein schien.
Zu Unrecht, wie sich nach wenigen Minuten herausstellte, denn der mit zwanzig Jahren jüngste Musiker auf dem Festival kredenzte den Ohren eine Musik, die mich einfach vom Hocker riss. Der Typ, der am Anfang nur in das Mikro raunte und dabei leicht benebelt nicht einmal hochsah, präsentierte eine Sorte von coolem und lockeren Bluesrock, die es in sich hatte. Die Stimme jenseits von gut und böse in einer Klasse und Prägnanz, die ich einem so jungen Künstler niemals zutrauen würde, die Musik so kunstvoll und gleichzeitig frei arrangiert, dass einem die Spucke wegblieb, das Ganze so unverbindlich und gleichzeitig mitreißend, das war die Überraschung auf die ich das ganze Festival lang gehofft hatte.
Die Setlist stellte ein Auf-und-Ab aus ruhigeren Songs mit einem Hauch Melancholie, und dann wieder die schon fast flippigen Reißer, die durchaus zum Tanz einluden, das Ganze mit einer Souveränität präsentiert, die man nicht erwarten würde, zwar alles unbekannt, aber so eingängig, dass man sich quasi sofort in jeden einzelnen Ton vernarrte. Großartiges Ohrenkino, das mit den Coversongs von Dock Reeds "Trouble So Hard" und "I Wanna Be Like You" aus Disneys Dschungelbuch nurnoch stärker beeindruckte.
Hammer!
[Michael Kulüke]
Setlist:
Alloway Grove
New Shoes
Rewind
Trouble So Hard
55 To 1
Last Request
Rainbows
Funky Cigarette
I Want To Be Like You
Jenny Don't Be Hasty
MAXIMO PARK
Eigentlich die Band, wegen jener ich mich den ganzen Tag zuvor in das Kiesbett hockte waren die Briten von MAXIMO PARK, die unter lautem Applaus auf die Bühne kamen und gleich mit wenig dezentem Schuhwerk auffielen, zumindest was ihren Keyboarder betraf.
Der Frontmann präsentierte sich selbst im schwarzen Dress mit Melone, die Restband ziemlich konventionell, bis auf die Musik natürlich.
Die riss dich die lockere Art, Gitarre mit Keyboard zu kombinieren und den Takt dazu mit den Drums zu beschleunigen nämlich von Stund an mit. Gefiel mir, gefiel dem Publikum, alle waren glücklich. Was sich auch auf die Band übertrug, denn die zelebrierte in unmöglichen Posen ihre eigene Show, zockte jeden Song ein wenig anders als auf dem Album durch und garnierte das Ganze mit sehr britischen Ansagen. Britischer Indierock ist mittlerweile eine der Dinge, die jedem Labelboss Tränen des Glücks in die Augen treiben, und im Falle von MAXIMO PARK kann man da durchaus glücklich drüber sein, denn die Mischung aus locker-bissigen Gitarrenriffs, treibend-verspieltem Drumspiel und genialer Keyboardmelodie, dazu die verquer-verspielten Texte mit der tollen Stimme des Sängers begeistern auf voller Länge, und auf der Bühne werden an Soundqualität und Spielreife keine Abstriche gemacht.
Überzeugend auf ganzer Länge!
[Michael Kulüke]
Setlist:
Graffiti
Girls Who Plays Guitars
The Coast Is Always Changing
Parisian Skies
Our Velocity
Limassol
Books From Boxes
By The Monument
Apply Some Pressure
Your Urge
Going Missing
DEVILDRIVER
Dez Fafara und seine Jungs von DEVILDRIVER sind ja eigentlich meine neuen Lieblinge, wenn es darum geht, Metal neu zu kredenzen und gleichzeitig alten Tugenden und Einflüssen Tribut zu zollen. Im Vorprogramm von FEAR FACTORY vor Jahren mal für ein paar kläglich kurze Minuten durfte man sie sich in Köln ansehen, und konnte einen kurzen Eindruck davon gewinnen, was die Band live konnte. Mehr sollte sich auf dem Ring durch einen Spielplan, der es einem unmöglich machte, alle Bands zu sehen die man sehen wollte, auch nicht vergönnt sein, denn die Spielzeit von DEVILDRIVER kollidierte heftigst mit der von KORN. Dachte ich zumindest.
Als ich ankam, hatten sie gerade angefangen zu spielen, und was ich in der neuen Zeltstage auf dem Ring zu hören bekam, war schon fast enttäuschend: die Soundqualität im Keller, die Stimme verschwand teilweise im Nirgendwo und Fronter Fafara schien seine fittesten Tage irgendwie schon hinter sich zu haben.
Besonderheiten gab es höchsten durch den riesigen Circle Pit, den der Fronter dem Publikum befahl, was bei gewissen Beobachtern nur für Lachkrämpfe sorgte. Ein Circle Pit ist irgendwie sowas wie Metaller-Ringelreihe, scheint den Leuten Spaß zu machen, sieht aber einfach nur bescheuert aus.
Nicht viel mehr als zwanzig Minuten konnte die Band ihr von Soundproblemen nur so strotzendes Bestes geben, mit älteren Songs wie 'Nothing's Wrong?', 'Impending Desaster' und 'Pale Horse Apocalypse' punktete man eher als mit den noch unbekannten Songs des neuen Albums.
Zu schade eigentlich, denn die Band ist auf Platte ein absoluter Nackenbrecher, live allerdings von Problemenen verfolgt.
[Michael Kulüke]
KORN
Seltsam, KORN quasi auf der gleichen Position wie im letzten Jahr spielen zu sehen. Letztes Jahr haben sie durch Spielfreude und Energie die Massen bewegt, ob sie das noch ein Jahr später schaffen würden, war fragwürdig.
Überraschung des Tages war dann auch, dass nicht etwa KORN-Drummer David Silveria hinter den Drums Platz nahm, sondern SLIPKNOT-Oberknüppler Joey Jordisson. An die gesichtslosen Backingmusiker hatte man sich ja mittlerweile gewöhnt, doch dies war neu.
Die Verwirrung war perfekt, als dann auch noch Jonathan Davis im Kilt auf die Bühne kam, dessen Stoff man eher an Omas Fenstern als an den Beinen eines Rockstars vermuten würde.
Musikalisch war dann das volle Programm geboten, Klassiker, Hits und neuere Werke kamen in etwa gleich gut an. Gleich gut heißt: die Alten zündeten ebenso schlecht wie die Neuen, aber von denen war man das eh gewohnt. Irgendwie kam die komplette Show nicht in Fahrt, zwar ergab sich das Volk pflichtbewusst in diverse Pits, doch irgendwie blieb das ganze im Sumpf stecken. Eine Setlist, die sich mit 'Good God', 'Y'All Want A Single' und 'Blind' schmückte, hätte eigentlich mehr unters Volk bringen müssen, was aber wohl einfach daran lag, dass der Fronter nicht in Form war, sich immer wieder an seine Teetasse klammerte und Sauerstoff inhalierte. Soundtechnisch war eigentlich alles in Ordnung, bis auf die Tatsache, dass Basser Fieldy der einzige war, der immer wieder mal Kontakt zum Publikum aufnahm, der Rest der Band versteckte sich stoisch hinter Mikrofon und Instrument. Auch die Vorstellung des neuen Songs 'Evolution', welcher schwer und drückend voranging und eigentlich ziemlich gut klang, brachte nicht mehr als einen Anstandsapplaus ein.
Nach gut 90 Minuten war dann auch Schluss mit lustig, die Band verzog sich von der Bühne, und das, was nach dieser Zeit am ehesten im Geiste haften blieb, war die Tatsache, dass 'Falling Away From Me' neu interpretiert wurde oder Jordisson sämtliche Songs mit seinem eigenen Drumstil verzierte, ansonsten bekam man im Vergleich zum Vorjahr einen eher faden Gig serviert.
[Michael Kulüke]
Setlist:
Intro
Here To Stay
Twist
Good God
Coming Undone
Falling Away From Me
Somebody Someone
Right Now
Shoots And Ladders / One
Divine
Got The Life
Evolution
Y'all Want A Single
Twisted Transistor
Freak On A Leash
Clown
Blind
Outro
BREED 77
Nachdem KORN meine Zeit an der Centerstage '07 famos abschließen sollten, begab ich mich zur Club Stage. Um die Headliner vom Sonntag, DIE ÄRZTE, kümmerte sich Kollege Kulüke, zumal ich die Frechheit besitze, das Trio (teilweise!) als schnelleren Schlager zu bezeichnen, was aber hier nicht hingehören soll. Es geht hier nämlich um die in Europa nicht all zu bekannten, dafür umso geileren BREED 77. Und trotz der bekannten Konkurrenz auf Center- und Alternastage war der extrem stylische Schuppen schon richtig gut gefüllt. Der Fünfer aus Gibraltar gab ordentlich Gummi und animierte das Publikum immer wieder zur Mitklatscherei. Man spielte genauso Material aus der aktuellen Platte "In My Blood" (Sänger Paul Isola: "Buy it or steal it, just listen to it!"), dem hierzulande wiederveröffentlichten "Cultura", sowie dem selbstbetitelten Debüt. Man konnte nicht nur den ziemlich geringen Bekanntheitsgrad hierzulande ein wenig aufwerten, sondern auch einige Pluspunkte in Sachen Sympathie einheimsen. Nach einem knackigen, halbstündigen Set verschwand man auch wieder in den Backstagebereich, nachdem man sich brav bei den Fans bedankte.
[Daniel Schmidt]
AS I LAY DYING
Eine meterlange Schlange begegnete einem, wenn man sich die US-amerikanischen Metalcoreler reinziehen wollte. Wieso um alles in der Welt wird so einer Band mit einer recht großen Fanbase keine größere Bühne gegeben, sondern nur die mickrige Club Stage? Schon weit vor Beginn des Gigs musste mit einer Stunde Wartezeit gerechnet werden, lohnen tut sich das sicher nicht. Verbesserungsbedarf! Problem hierbei ist auch, dass nur zehn Leute rein dürfen, wenn zehn Leute wieder rausgehen. Wie dem auch sei. Der kalifornische Fünfer, der seit diesem Jahr durch Josh Gilbert am Bass verstärkt wird (übrigens der sechste Bassist seit der Gründung 2001!), konnte wie immer eine Performance erster Güte auf die Beine stellen. Das Publikum dankte das mit zwei Wall Of Deaths, Moshpits, unordentlichen Frisuren und wundgeklatschten Händen. Zumal man einen Querschnitt durch die Diskografie anhand von Material der Marke 'Forever', '94 Hours' oder 'Confined' bot. Starke Leistung!
[Daniel Schmidt]
CHIMAIRA
CHIMAIRA, die Dritten im Bunde, betraten kurz vor halb Zwölf die Bühne. Und zockten eine knüppeldicke Show mit 100% Spielfreude runter! Man gab alles, die Haare flogen nur so durch das Zelt. Vollgas hoch drei! Das Grinsen des Fronters Mark Hunter war wie in Stein gemeißelt und auch sonst bot man einen einwandfreien, ass-kickenden Gig, bei dem nun wirklich nichts gefehlt hat. Übersongs wie der Nackenbrecher 'Ressurection' gleich zu Beginn aus dem gleichnamigen, geilen Album, 'Needle' und 'Empire' aus derselben Platte oder auch alte Gassenhauer wie das populäre 'Pure Hatred', 'Power Trip', 'Dehumanizing Process' aus "The Impossibility Of Reason"-Zeiten hatte man am Start. Nicht zu vergessen war natürlich auch 'Nothing Remains' und 'Save Ourselves' aus "Chimaira", ergänzt wurde das Set durch 'Seevered' ("Pass Out Of Existence", 2001). Unterm Strich also ein sehr guter, markanter Einblick in die bisher vier Studioalben verbunden mit einer fetten Show. Metalherz, was willst du mehr? So lässt sich doch gerne ein Strich unter Rock am Ring 2007 ziehen.
[Daniel Schmidt]
(Grobe, unsortierte) Setliste:
Resurrrection
Save Ourselves
Needle
Nothing Remains
Seevered
Empire
Dehumanizing Process
Power Trip
Pure Hatred
DIE ÄRZTE
Der am meisten erwartete Auftritt des Festivals waren wohl definitiv der von DIE ÄRZTE, welche nach zehn Jahren Abstinenz erstmals wieder auf dem Ring auftraten.
Nach einer längeren Umbauphase, die unter anderem durch DEICHKINDS "Remmidemmi" musikalisch untermalt wurde und immer wieder aufkommenden Hasstiraden der Neidvollen gegen die Tribüne, kam die Band dann schließlich fein im Anzug auf die Bühne, und zockte quasi direkt mit 'Nicht Allein' los. Das darauf folgende, sehr abendfüllende Programm gestaltete sich dann als Mischung aus minutenlangen Publikumsspielchen, humorvollen Ansagen und einer Palette von Ärztehits. So wurde 'Yoko Ono' zum Beispiel mit einer Anspielung auf RAMMSTEIN eingeleitet, SLAYER wurden auch musikalisch zitiert, oder selbst die grandiosen PINK FLOYD.
Nach Songs wie 'Ignorama', 'Komm Zurück' oder 'Bravopunks' machte es sich Gitarrist Farin Urlaub zum Hobby, die Menge in riesigen Laolawellen quer durch die Gegend zu dirigieren, und sorgte für spektakuläre Anblicke von der Tribüne, als mehrere zigtausend Menschen sich auf seinen Befehl hin hinhockten, laut losschrien oder einfach die Hände in die Luft streckten.
Motivation des Ganzen: laut Stand-Drummer Bela B. haben die BEATSTEAKS am Vorabend tatsächlich am Status der "Besten Band der Welt" gekratzt, und das müsste man doch schnell wieder korrigieren.
Weiter ging die Tour dann mit 'Der Graf', 'Geisterhaus' oder 'Friedenspanzer', wobei natürlich jeder Song eine adäquate Ansage bekam. Die Stimmung im Publikum und auf der Bühne schien perfekt, der Klamauk beherrschte die Herzen, die Musik der ÄRZTE die Ohren, und alle waren glücklich.
Natürlich wurde auch gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm aufgerufen, politisch wurde es ohnehin mehrere Male im Laufe der gut zwei einhalb Stunden, die die Ärzte zusammenspielten.
Insgesamt 33 Songs wurdem dem Volk geboten, in lupenreiner Soundqualität und mitreißend dargeboten, und am Ende hatte man das Gefühl, als hätte man noch lange nicht genug von der Show. Allerdings wollten DIE ÄRZTE dann doch Rücksicht auf WIR SIND ELTERN nehmen, die schließlich den Abend an der Alternastage ausklingen lassen würden. Und so wurde das Volk dann auch mit 'Dauerwelle vs. Minipli' in die Nacht entlassen.
Im Endeffekt die perfekte Band, um ein Festival wie das diesjährige Rock am Ring zu beenden, eine Band mit Spielfreude und dem Talent zur Massenunterhaltung hatte das Volk wirklich jede Sekunde lang im Griff und sorgte für Heiterkeit und Bewegung bis in den letzten Winkel. Einziger Wermutstropfen war die Tatsache, dass die Setlist viel zu schleppend zusammengestellt war. Das Repertoire, das DIE ÄRZTE auf Konto haben, hätte viel knalliger präsentiert werden können, und so blieben Moshpits und Massenbewegung eher Ausnahmeerscheinungen.
Dennoch wohl der unterhaltsamste und mitreißendste Act des Festivals, ein würdiger Headliner.
[Michael Kulüke]
Setlist:
Nicht Allein
Hurra
Ignorama
Motherfucker 666
Langweilig
Komm Zurück
Bravopunks
Yoko Ono
Popstar
Rettet Die Wale
Der Graf
Erna P.
Deine Schuld
Geisterhaus
Friedenspanzer
Mach Die Augen Zu
Manchmal Haben Frauen ...
Angeber
Ein Mann
Wie Es Geht
Kopfüber In Die Hölle
Ist Das Alles?
1/2 Lovesong
Schrei Nach Liebe
Anneliese Schmidt
Dinge Von Denen
Unrockbar
Westerland
Elke
Zu Spät
Gute Nacht
Dauerwelle Vs. Minipli
- Redakteur:
- Michael Kulueke