Rock Hard Festival - Gelsenkirchen
28.06.2011 | 09:4810.06.2011, Amphitheater
Wetterkapriolen, gemütliche Stimmung und tolle Bands am Pott-Kanal.
Der Samstag wird von der wohl jüngsten Band des Festivals eröffnet: DREAMSHADE, die nicht nur in Bezug auf ihr Gründungsdatum jung sind. Auch das Publikum spiegelt dies deutlich wieder, denn hier sammeln sich die eher jüngeren Festival-Besucher vor der Bühne. Doch leider ist es nicht übermäßig voll, vor allem die Ränge des schönen Amphitheaters in Gelsenkirchen füllen sich eher langsam tröpfelnd im Laufe des Gigs, was aber für die erste Band des Tages wohl auch zu erwarten ist. Die Jungs auf der Bühne lassen sich dadurch allerdings gar nicht stören und legen sich mächtig ins Zeug. Insbesondere Sänger Iko lässt keine Gelegenheit zwischen den Songs aus, um das Publikum mit seinem sympathischen italienischen Akzent zu animieren, und die Bemühungen zeigen Wirkung, denn nach wenigen Songs treibt sich der erste (kleine aber feine) Moshpit des Tages vor der Bühne herum. Insgesamt zeigen die Schweizer deutlich, wie gut sie ihre Instrumente beherrschen, was sie auch anhand kleiner, schlichter Soli mehrfach unter Beweis stellen. Einzig der Gesang kann nicht immer überzeugen, vor allem in den Versuchen cleaner Parts, aber das stört kaum, da das Gesamtbild auf der Bühne stimmt. Sehr gut gefallen klanglich hingegen die klaren Gitarren und das Keyboard, das jeden Neuhörer dieser Band zunächst sehr überraschen wird. Lässt man seinen Blick hier über die Bühne schweifen, fragt man sich jedoch: Keyboard? Welches Keyboard? Die Frage wird schnell erklärt, denn Keyboarder Rawi konnte aufgrund von Schulprüfungen leider nicht mitkommen. Schade, denn genau in diesem Element liegt die große innovative Stärke des Modern Melodic Death Metal dieser jungen Kombo. Nichtsdestotrotz ist das Fazit des Auftrittes ein gutes. Die Stimmung ist trotz der frühen Stunde top und die Schweizer demonstrieren deutlich ihr großes Potenzial.
Der nächste Auftritt wird durch ein sehr langes Intro eingeleitet, hauptsächlich bestehend aus einer einzelnen Frauenstimme. Als sich dann endlich alle fünf Mitglieder von IN SOLITUDE auf der Bühne eingefunden haben und anfangen, zu spielen, wird ein starker Kontrast zu dem ruhigen Intro deutlich. Das Ganze ist doch deutlich heavier und solider als es dieser sanfte Einstieg vermuten ließ. Zum Glück, denn alles andere wäre beim metallischen Aussehen der Herren auch nur enttäuschend gewesen. Die Schweden überzeugen an ihren Instrumenten, vor allem die Gitarristen leisten ganze Arbeit – mal ein beeindruckend schnelles Solo in 'Faceless Mistress', interessante Riffs und vor allem reißen sie an einigen Stellen durch ihren Groove mit. Der Mann am Mikrofon, Pelle Åhman, kann leider nicht die ganze Zeit derartig überzeugen, da er hin und wieder kräftig daneben greift, aber dem Gesamtklang der Musik tut das keinen Abbruch. Und man hat es auch nicht leicht, wenn man sich gerade Mr. King Diamond als stimmliches Vorbild nimmt. Lässt man den Blick durch das Publikum schweifen fällt vor allem auf, dass man schnell damit fertig ist, denn der Platz vor der Bühne ist nicht besonders voll und auch nicht so sehr in Bewegung wie man erwarten könnte. Aber trotz der kleinen Menge traut sich ein wackerer Zuhörer, den ersten Crowdsurfer des Tages zu geben, und er schafft es tatsächlich bis zur Security. Die Musik ist für einen Live-Auftritt leider teils etwas schwerfällig, aber das lassen Songs wie 'Witches Sabbath' zumindest zeitweise wieder vergessen.
[Juliane Schönleber]
Es wird Zeit für eine mächtige Prise Death Metal aus dem Odenwald. DISBELIEF sind grundsätzlich gern gesehene Festivalgäste, denn die Hessen liefern konstant gute Leistungen ab und sorgen damit bei den Besuchern für reichlich Schmerzen in der Nackenmuskulatur. Doch zunächst ist Jagger und Kollegen der Metalgott nicht ganz hold, denn schon beim Intro gibt es erste Aussetzer, die sich dann mit Beginn des Eröffnungsstücks 'A Place To Ride' vom aktuellen Rundling "Protected Hell" in einen Totalausfall der PA steigern. Somit dröhnen DISBELIEF die ersten Minuten in Zimmerlautstärke ausschließlich von der Bühne, was den Hörgenuss natürlich mächtig trübt. Während des zweiten Songs 'Sick' bessert sich die Soundlage und das Konzert kann mit etwas Verspätung endlich losgehen. Ich weiß nicht, ob sie diese Problematik verunsichert oder nicht, aber das Quintett ist in der Folgezeit nicht so agil und präsent wie gewohnt. Vielleicht liegt es auch daran, dass sich die Band mittlerweile in einem runderneuerten Gewand zeigt und mit den beiden Gitarristen Wolfgang Rothbauer und Alejandro Varela sowie Schlagzeuger Corny Althammer gleich drei neue Musiker in ihren Reihen hat. Mit Songs wie 'Attack', 'Aggression Schedule', 'Lost In Time' oder 'Navigator' können DISBELIEF aber eigentlich nicht viel falsch machen, sodass sich die Meute vor der Bühne kontinuierlich steigert und fett kreisende Matten das Szenario regieren. Im Laufe des Sets können die Hessen mit ihrem atmosphärisch hypnotischen Death Metal die Leute auf ihre Seite ziehen und vertreiben sogar die aufkommende Sonne. Mission erfüllt, würde ich sagen, denn DISBELIEF und der gelbe Himmelskörper wollen irgendwie nicht richtig zueinander passen. Insgesamt hat mir das Quintett aber zu viele Mid-Tempo- und Half-Time-Songs im Gepäck. Da wäre ein bisschen mehr Geschwindigkeit nicht schlecht gewesen. Letztendlich ein solider Auftritt, der aber leider nicht zu den besten ihrer Karriere zählen wird.
Nach dem brachial akustischen Gewitter von DISBELIEF erwarten uns nun engelsgleiche Töne aus den Niederlanden. Eine willkommene Abwechslung, denn EPICA sind der musikalische Farbtupfer des Festivals. Mit Simone Simons haben sie nicht nur die einzige Frontfrau mit an Bord (neben TRYPTIKON-Bassistin Vanja Slajh sogar die einzige Musikerdame überhaupt), sondern besitzen darüber hinaus mit ihrem symphonischen Metal einen absoluten Sonderstatus. Die anwesenden Metaller sind zunächst auch scheinbar sehr skeptisch. Vor der Bühne ist relativ wenig los, dafür das weite Rund enorm gut besetzt. Obwohl man sich auf diesem Festival nicht über Frauenmangel und reichlich nackte Haut beschweren kann, scheinen die meisten Männer aber tatsächlich klischeehaft nach der Frontelfe zu lechzen, denn erst als die Sängerin nach schier endlosen Minuten beim Eröffnungsstück 'Resign To Surrender' auf die Bühne sprintet, brandet zum ersten Mal richtig Applaus auf. Mit der Zeit füllt sich der Bereich vor der Bühne ein wenig mehr, was ja eigentlich für die Band spricht, aber auch einfach nur daran liegen kann, dass viele die Sängerin doch noch einmal aus der Nähe sehen möchten. So richtig Stimmung will nämlich nicht aufkommen. Songs wie 'Sensorium', 'Unleashed', 'Martyr Of The Free World', 'Cry For The Moon', 'Quietus' oder 'Consign To Oblivion' sind klassischer Genrestoff, der sogar mit mächtig Pfeffer vorgetragen wird. Musikalisch und von der Performance her kann man dem Sextett somit nichts vorwerfen, da passt alles. Nur Frau Simons Stimme möchte sich in diesem Riff- und Samplegewitter nicht durchsetzen. Das mag aber auch am aufkommenden Wind liegen, der manche Töne ein ums andere Mal über den Rhein-Herne-Kanal davonträgt. Diese enormen Wetterschwankungen führen auch erstmalig dazu, dass das Backdrop auf Halbmast gehisst werden muss. Vielleicht ist es ein Konglomerat aus all dem, dass die Faszination am Vortrag von EPICA schnell nachlässt. Für die von mir erwartete Gänsehaut und die ganz großen Gefühle reicht es letztendlich leider nicht, denn die harten Riffs und epischen Melodien möchten an diesem Samstagnachmittag nicht unbedingt zünden. Als dann noch der Regen einsetzt, suchen die meisten Metaller das Weite beziehungsweise den nächsten Bierstand auf. Schade. Trotzdem könnte das Festival mehr von diesen Exoten gebrauchen.
[Chris Staubach]
Beim Betreten der Bühne werden EPICA von Applaus empfangen und insgesamt hat sich das Amphitheater mittlerweile auch deutlich gefüllt. Schon nach wenigen Takten fällt auf, wie überraschend gut der Gesang der Frontfrau Simone Simons abgemischt ist. Meine Festivalerfahrung mit weiblichem Gesang dieser Art war bislang nicht die beste, aber bei diesem Auftritt gibt es nicht den geringsten Grund zur Klage, großes Lob an die Technik an dieser Stelle. Überhaupt kann die Sängerin mit ihren gesanglichen Fähigkeiten überzeugen, kein Ton geht daneben, kein Kiekser, weder in Höhen noch in Tiefen, sehr beeindruckend. Insgesamt ist der Auftritt sehr gelungen, auch wenn die Musik selbst leider nicht viel Neues liefert in ihrem Bereich, so kann man an der Umsetzung definitiv nichts aussetzen. Das bestätigen auch die Zuschauerreaktionen direkt vor der Bühne, denn dort ist einiges los, von begeistertem Jubel über Headbangen bis hin zu Crowdsurfen. Die Musiker selbst zeigen auch deutlich, dass sie Spaß an der Sache haben. So nutzt Keyboarder Coen Jansen die Drehfunktion seines Instruments immer wieder aus, um nicht immer an der selben Stelle zu stehen, sondern auch mal mit dem Taktstock auf den Becken mitzumischen oder sich einfach mal ein, zwei Schritte auf der Bühne zu bewegen. Schade ist nur, dass einige Instrumente und männlicher Gesang nur aus dem Off erklingen und so das MacBook als essentielles klassisches Instrument einspringen muss. Aber bei orchestraler Musik, wie man sie von EPICA gewohnt ist, wäre das wohl nur mit einem Aufgebot à la HAGGARD anders zu lösen. Guter Auftritt, der vor allem Fans garantiert auf ihre Kosten kommen lässt.
BULLET betreten die Bühne und zu diesem Zeitpunkt habe ich noch keine Ahnung, was hier auf mich zu kommt. Das Aussehen der Schweden fällt als erstes ins Auge, insbesondere der "wunderschöne" Haarschnitt von Leadgitarrist Hampus Klang, die weißen Cowboystiefel aller Bandmitglieder und die ebenso schneeweißen Gitarren und Bass. Es sieht nach Achtzigern aus und ... es klingt auch so. Die Band legt los, die Stimmung schießt sofort in die Höhe und kaum ein Kopf im gesamten Amphitheater kann während dieses Gigs noch stillhalten. Nicht einmal der schüchterne Brez'n-Verkäufer, der eher nach dem typischen Reggae-Fan aussieht, will weiter verkaufen, sondern lieber mitfeiern. Der klassische, solide Hard Rock/Heavy Metal der fünf Schweden reißt einfach mit. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich während der ersten Songs der Platz vor der Bühne beinahe vollständig füllt und immer mehr Zuhörer in das Amphitheater strömen. Gitarrist Hampus Klang fällt im Laufe des Auftritts nicht nur durch sein Aussehen auf, sondern überzeugt an seinem Instrument durch mehrere Soli, die teils auf den Knien oder hinter dem Kopf gespielt werden. Warum auch nicht? Sänger Hell Hofer lässt dafür keine Gelegenheit aus, das Publikum zu noch mehr Jubel und Haargewirbel zu animieren und ... es funktioniert natürlich. Denn weder der Musik noch diesem Sänger wagt man sich zu widersetzen. Der vorletzte Song der Liste, 'Road King', wird von Basser Adam Hector zur Bandvorstellung genutzt, von ständigen Jubelrufen begleitet. Es überrascht kaum, dass die Zuhörer am Ende des Auftritts mittels Sprechchören Zugaben fordern – derer werden auch zwei gewährt. Der tatsächlich letzte Song 'Bite the Bullet' stellt hier den showtechnischen Höhepunkt dar. Während des Songs kommt es zu einem kurzen Einfrieren von Musik und Band, bis es dann letztlich weitergeht und am Schluss Gitarristen und Basser ihre Instrumente in die Höhe halten, auf deren Rückseite die Worte 'Bite the Bullet' zu lesen sind. Ein krönender Abschluss.
[Juliane Schönleber]
Waren es am gestrigen Freitag die Norweger von ENSLAVED, auf die ich mich im Vorfeld am meisten gefreut hatte, so sind das heute Deutschlands legendärste Death-Metaller MORGOTH, die sich nach knapp 15 Jahren endlich einmal wieder die Ehre geben, gemeinsam die Bühne eines Festivals in Schutt und Asche zu legen. Immer, seit ich 1993 den Videoclip zum grandiosen 'Under The Surface' gesehen hatte, wollte ich diese Band einmal live sehen und nie hat es geklappt. Bis heute. Und es wird wahr. Es wird neblig, die Brise wird steif und die fünf Mannen, die ganz aus der Nähe stammen, beschreiten die Bühne. Das Inferno bricht los, und sie haben nichts verlernt. Außer vielleicht die britischen Kollegen von BOLT THROWER gibt es auf diesem Globus keine zweite Band, welche diesen Sound so perfektioniert hat wie MORGOTH: Den unbarmherzig voran walzenden, kompromisslos drückenden und unaufhaltsam dynamischen Death-Metal-Sound, der vor dem inneren Auge die Panzerketten rattern lässt. Diese Band macht keine Gefangenen, sie walzt schlicht und ergreifend alles nieder und hat dabei Songs auf der Pfanne, um die sie 99% der modernen Death-Metal-Kapellen beneiden müssen. Dazu kommt dann noch mit Kopfsocke Marc Grewe ein Frontmann, der seinesgleichen sucht. Mit einer unglaublich voluminösen, garstigen Röhre brüllt er alles nieder, aber doch in einer Weise, dass man die Worte versteht und aus vollem Halse mitbrüllt. Die Setlist ist ganz nach dem Geschmack der meisten Fans, die so lange auf eine Rückkehr der NRW-Deather gewartet haben. Erwartungsgemäß wird das alternativ ausgerichtete Abschiedsalbum "Feel Sorry ..." ausgespart und der Meilenstein "Cursed" fast komplett herunter geprügelt. Dazu gibt es vier Stücke von den EPs und ebenfalls zwei vom Brecher "Odium", darunter das von mir so sehnlich erhoffte 'Under The Surface'. Dass inzwischen die Wettergötter einen mächtigen Sturm entfacht haben und es wie aus Eimern gießt, das ist mir inzwischen völlig egal. Nein, es ist mir nicht egal. Es macht das Konzerterlebnis noch viel intensiver! Wir toben durch den Regen, werden bis auf die Knochen nass und weichen keinen Schritt von der Bühne weg. Gibt es intensivere Konzerterlebnisse, als solche bei denen einem alles drum herum egal wird, und wenn die Welt im Unwetter versinkt? Nein? Eben! Und deshalb ist dieser göttlich infernalische Auftritt von MORGOTH an diesem Samstag Abend auch mein ultimatives Highlight eines tollen Festivals.
Setlist: Cursed, Body Count, Exit To Temptation, Unreal Imagination, Travel, Resistance, Suffer Life, Pits Of Utumno, Burnt Identity, Sold Baptism, Under The Surface, Isolated, White Gallery
[Rüdiger Stehle]
Die Umbaupause zwischen MORGOTH und AMORPHIS stellt gefühlt die längste des gesamten Festivals dar. Leider liegt das nicht allein an der großen Vorfreude, sondern zum Großteil am Wetter. Diejenigen, die schon während des MORGOTH-Auftritts einen Platz unter dem Zeltdach vor der Bühne ergattern konnten, lassen sich von diesem verständlicherweise nicht vertreiben und diejenigen auf der Suche nach einem trockenen Platz quetschen sich in jede Lücke, die noch irgendwo zu finden ist. Es ist also eng. Sehr eng. Und verdammt nochmal nass ist es auch noch. Und der Regen hört nicht auf. Die Zuschauerränge haben sich ebenfalls fast vollständig geleert, lediglich ein paar wackere Zuhörer versuchen, sich die Illusion der Trockenheit unter Plastikplanen zu erhalten.
Doch zum Glück ist das Rock Hard Festival für seine Pünktlichkeit und den guten Zeitplan bekannt und so erklingt in Erhörung der zaghaften Sprechchöre pünktlich um 19.30 Uhr der Opener des aktuellen Albums: 'Battle for Light'. Der Begrüßungsjubel ist leider nicht so berauschend wie er ohne Regen hätte sein können. Aber was soll's; AMORPHIS stehen endlich auf der Bühne und es kann losgehen. Von der geringen Anzahl der Zuschauer lassen sich die Finnen überhaupt nicht aus dem Konzept bringen und geben von Anfang an Vollgas. Auf den Opener folgt ein weiterer Song des aktuellen Albums, 'My Enemy'. Der Song selbst lädt zwar enorm zum Mitsingen ein, aber das Publikum ist noch nicht so weit und scheinbar noch immer durch Regen und Kälte gedämpft. Erst mit dem nächsten Song, 'The Smoke', ändert sich das, denn ganz zum Trotz des Titels lichtet sich der Regenschleier und die Sonne kommt endlich wieder raus. Zusammen mit dem Regen verschwinden auch die wasserscheuen MORGOTH-Fans, die sich bis gerade noch vor der Bühne verkrochen hatten und so entsteht dort plötzlich und unverhofft jede Menge Platz. Danke dafür!
Die Gesamtzuhörerzahl wächst mit dem Ende des Regens deutlich an und so kommt endlich etwas mehr Bewegung in die Menge. Von der Innenansicht vor der Bühne kann ich nur sagen, die Stimmung ist top und wird mit jedem Song noch besser. Einen Höhepunkt stellt der Live-Klassiker 'Towards And Against' dar, der bei keinem AMORPHIS-Auftritt fehlen darf. Nicht nur wird gebangt, sondern mindestens genauso enthusiastisch mitgesungen. Diese Stimmungswelle scheint auch auf der Bühne anzukommen, denn die Band belohnt in den folgenden Songs mit tollen Soli und die Musiker agieren sowohl miteinander als auch mit den Zuhörern. Die Setlist wird insgesamt von Songs der jüngsten Alben ("The Beginning of Times" und "The Skyforger") dominiert, durchsetzt von einigen Live-Klassikern der Band. Überraschend ist dabei allerdings, dass einer der typischsten Live-Songs, 'Black Winter Day', der bislang auf praktisch keinem Konzert fehlte, nicht mehr dabei ist. So sehr diese Tatsache im ersten Moment verwundert, muss man doch auch eingestehen: Es ist nur konsequent. Wirklich fehlen tut hier nichts und reingepasst hätte 'Black Winter Day' an keiner Stelle. Auf diesen Song wird man in den nächsten Konzerten wahrscheinlich vergeblich warten, aber dafür bieten die Finnen glücklicherweise genug aktuellen Ausgleich.
Abgeschlossen wird das Konzert durch 'House of Sleep'. Es wird mitgesungen und gejubelt und es folgen die unausweichlichen Zugabe- und AMORPHIS-Sprechchöre, die leider nicht erhört werden. Das ist der einzig negative Punkt an diesem Auftritt, denn es wären noch gute fünf Minuten Zeit dafür gewesen.
Fazit: Gelungener Auftritt, wie von AMORPHIS nicht anders zu erwarten. Lediglich das Publikum musste nach dem Regenschock erstmal wieder wach werden und in die Gänge kommen, was allerspätestens bei 'Towards And Against' gelungen ist.
Setlist: Battle for Light, My Enemy, The Smoke, Sky Is Mine, You I Need, Towards And Against, From The Heaven Of My Heart, Three Words, Silver Bride, Against Widows, Crack in a Stone, The Castaway, House of Sleep
[Juliane Schönleber]
Bei wahrlich miesem Wetter gibt sich nun der Samstags-Headliner pünktlich die Ehre. Mit dem Opener der "Something Wicked This Way Comes"-Scheibe 'Burning Times' betreten die legendären ICED EARTH um Bandchef Jon Schaffer und Noch-Sänger Matt Barlow die heilige Bühne des nassen Amphitheaters. Das Wetter bereitet der Stimmung jedoch keinen Abbruch, viele Begeisterte wollen sich einen der letzten Auftritte des charismatischen Sängers der Amerikaner nicht entgehen lassen. Wer sich bereits an der aktuellen DVD erfreuen durfte, wird viele Parallelen hinsichtlich der Setlist erkennen. Jedoch können Uralt-Klassiker wie das balladeske 'Watching Over Me', 'Dracula', oder auch das traumhaft schöne 'I Died For You' schlicht und ergreifend nicht fehlen. Die unbändige Spielfreude und Agilität, die Barlow und Co. an den Tag legen, färbt sichtlich auf das immer dunkler werdende Amphitheater ab. Der Regen hält an, die Stimmung allerdings auch. 'Melancholy (Holy Martyr)' wird ähnlich gefeiert wie das hymnische 'Travel In Stygian' oder 'The Hunter'. Der Rotschopf besticht hingegen durch viele Danksagungen auf seine eigene, sehr sympathische Art; wie einer seiner letzten Auftritte in der Musikwelt wirkte das Ganze dennoch nicht. Darüber hinaus hätte ich mir trotz des Hauptaugenmerks auf eben Matt Barlow den einen oder anderen Song der Ripper-Ära mehr gewünscht, wie beispielsweise 'Ten Thousand Strong'. Dennoch gibt es an der Setlist quer durch die Schaffensphasen der Truppe nichts mehr zu meckern. Zahlreiche Fans grölen "Barlow"-Sprechchöre und bestaunen das abschließende 'Iced Earth', ehe ein sichtlich erschöpftes aber glückliches Quintett die Segel streicht und von ihrer ICED EARTH-Anhängerschaft Beifall klatschend in den verdienten Feierabend entlassen wird. Gänsehaut pur.
Setlist: 1776, Burning Times, Declaration Day, Vengeance Is Mine, Violate, Watching Over Me, Last December, The Hunter, I Died for You, Travel in Stygian, Jack, Melancholy (Holy Martyr), Prophecy, Birth Of The Wicked, The Coming Curse, Colors, Iced Earth
[Marcel Rapp]
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle