Rock Hard Festival 2010 - Gelsenkirchen

10.06.2010 | 15:51

21.05.2010, Amphitheater

Bei hellenischen Temperaturen, in hellenischer Theateratmosphäre zu metallischen Klängen schwelgen...

Wäre Gelsenkirchen nicht so unglaublich langweilig, ich hätte den Tag wohl lieber mit Sightseeing verbracht, statt mir eine Überdosis Thrash Metal um die Ohren wehen zu lassen. So machen Kollege Thommy und ich uns nach einem ausgiebigem Frühstück doch schon zu mittäglicher Stunde auf den Weg zum Amphitheater, um den Kater des Vorabends mit ein wenig Bombast und sehr viel Lärm zu vertreiben. Einige meiner Kollegen hingegen genießen bereits in der Mittagshitze ihre persönlichen Highlights des Festivals, was wieder einmal beweist, dass des einen Leid manchmal des anderen Freud sein kann. Aber spätestens bei den beiden zuletzten platzierten Acts sind wir uns dann doch wieder irgendwie einig, gerade einer klasse Show beizuwohnen.
[Elke Huber]

Bereits gut fünfhundert Gäste finden zu ORDEN OGAN den Weg ins Amphitheater. Als ich die Band das erste Mal gesehen habe (Juni 2006), warfen sie noch mit T-Shirts, um die Leute vor die Bühne zu kriegen. Das haben sie längst nicht mehr nötig, aber eine Parallele ist geblieben: Sie machen Party und sie machen Spaß! Die Piraten nehmen keine Gefangenen und testen schon früh Pyros, Nebelmaschine und Knalleffekte. Zumindest unmittelbar vor der Bühne geht die Party schon gut ab, und auf den Rängen tanzen sogar ein paar Zeitgenossen. Doch das reicht ORDEN OGAN nicht - sie wollen mehr Bewegung und vor allem wollen sie was hören. Und was? Genau: "Fuck You, Pussy!" Und wenn gutes Zureden nicht hilft, muss eben provoziert werden. So behaupten ORDEN OGAN, dass selbst sechs Leute in Lübeck lauter sind als das Rock-Hard-Publikum. Das lässt dies nicht auf sich sitzen, und so klatschen und jubeln vor allem die ersten Reihen den Mannen auf der Bühne zu. Zur Belohnung kommt eine Frau mit Piratenfahne auf selbige. Klar ist: ORDEN OGAN profitieren vom immer noch währenden Piraten-Hype. Haben sie musikalisch auch was drauf? Sie haben - obwohl sie vielleicht ein bisschen zu viel sampeln.

Die Briten EVILE habe ich erst Anfang Februar in Osnabrück gesehen. In einem kleinen, herunter gekommenen Club haben sie ihre Sache gut gemacht. Ich bin gespannt, ob das auch bei einem Open Air klappt. Mit den Worten: "Habt ihr Bock auf Thrash Metal?" geht es los, und vorne stehen auch schon die Headbanger bereit. Der Pogo mit Circle Pit lässt nicht lange auf sich warten, und spätestens mit 'Infected Nation' haben EVILE das Publikum ganz auf ihrer Seite. Der Vierer rockt sich den Arsch ab und fordert dafür eine Gegenleistung: "Bang Your Head!" Die Fans lassen sich nicht lange bitten, ein Circle Pit ist auch wieder drin, bei dem einer der Läufer die anderen mit einem Gummisäbel treibt. Das nächste Highlight ist 'Now Demolition', das schon perfekt auf den heutigen Headliner KREATOR einstimmt. Danach haben EVILE leider ein paar technische Probleme. Doch anschließend wird noch mal gefeiert und zwar zum Titeltrack des Debüts "Enter The Grave". Mille & Co. können kommen.
[Pia-Kim Schaper]

Was SODOM für Deutschland, das sind BULLDOZER für Italien. Pechschwarzer, rumpelnder und archaischer Thrash-Metal, Texte über Art und Unart der modernen Gesellschaft, und eine Ausstrahlung, wie sie eben nur echte Szene-Originale haben. Lange hat es gedauert, bis ich die Chance hatte, diese Band live in Deutschland zu sehen, und nun, da es beim Rock Hard Festival in Gelsenkirchen endlich soweit ist, bin ich voller Spannung und Vorfreude. Und die ist an sich bereits bestätigt, als der in eine Soutane gekleidete, glatzköpfige und extravagant bebarbte Frontmann Alberto Contini (alias AC Wild) an seine Kanzel tritt und wie eine Mischung aus Priester und Politiker seine Art von Gesellschaftskritik mit dem Holzhammer ins Volk hämmert. Auch das abendliche Fußball-Ereignis nimmt AC zum Anlass, eine kleine Rede zu schwingen, und wer seinen Namen richtig deutet, der wird kaum überrascht sein, zu erfahren, dass AC ein Fan des AC Milan ist. Folgerichtig und kaum überraschend, kann er den Lokalrivalen Inter Mailand so gar nicht leiden und wünscht daher dem FC Bayern alles gute fürs Finale der Champions League. Das Unterfangen, ausgerechnet das Ruhrpott-Publikum zu "Bayern"-Schlachtrufen zu animieren ist allerdings ein schwieriges, so dass die Band lauter skandiert als die Ränge. Dennoch wird das zugehörige Stück 'The Derby' sehr gut aufgenommen, ebenso weitere Klassiker wie 'Ilona The Very Best', 'Fallen Angel' oder 'Final Seperation', aber auch neue Hits der Marke "Micro VIP". Die Spielfreude ist beachtlich, die Ansagen sind ziemlich cool und so kann das Thrash-Geschwader aus Mailand bereits zu dieser frühen Stunde ordentlich punkten. Diese Band würde ich sehr gerne mal in einem kleinen Club sehen.
[Rüdiger Stehle]

Der Thrash- und Speed-Block des Festivals findet seine Fortsetzung mit den Dänen von ARTILLERY, die bereits vor einigen Jahren beim "Keep It True" ihr neues Line-up den Fans vorstellen konnten. Seither hat sich die Band gefunden, ein neues Album veröffentlicht und der neue Sänger Søren Nico Adamsen, den zunächst mancher Altfan des etwas zu modernen Auftretens bezichtigte, hat sich eingelebt und ist akzeptiert. So hat die Truppe aus Taastrup auch heute ein leichtes Spiel mit den recht zahlreich vor der Bühne versammelten Thrashern. Die Gebrüder Stützer hauen der Meute wunderbar melodische Speed-Leads und messerscharfe Riffs um die Ohren, Carsten Nielsen und Peter Thorslund legen einen rhythmischen Drive hin, der die Leute zum Bangen zwingt, und Frontmann Søren lässt wie gesagt schon mal gar nichts anbrennen. Dabei ist es völlig egal, ob er alte Klassiker wie 'The Challenge' oder 'By Inheritance' intoniert, oder auch mal was vom bärenstarken neuen Album "When Death Comes". Jeder Song ist ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass es Reunions gibt, die einen Sinn haben, und gleichermaßen die Erwartungen der Altfans erfüllen, wie auch neue Anhänger für die Band begeistern können. Wenn dann zum Abschluss ein Klassiker-Triple aus 'Into The Universe', 'Khomaniac' und natürlich 'Terror Squad' in die hungrige Menge geballert wird, dann gibt es nur strahlende Gesichter und dass Fazit, dass Søren ein wenig flunkert, wenn er behauptet, dass man seinen Bandkameraden überhaupt nicht ansehe, dass sie schon fünfundzwanzig Jahre im Geschäft sind. Aber anhören kann man es ihnen wahrlich nicht.
[Rüdiger Stehle]

Nun, im Prinzip ließe sich dieser Bericht sehr kurz fassen, denn wenn es eine unumstößliche Tatsache in dieser bunten Metalwelt gibt, dann jene, dass wenn immer RAVEN eine Festivalbühne betreten, sie diese als beste Band des Wochenendes wieder verlassen werden. Genau das ist natürlich auch heuer in Gelsenkirchen der Fall, und so verspricht Götz Kühnemund nicht zu wenig, wenn er die Raben dergestalt ankündigt, dass sie genauso gut, genauso sympathisch und genauso kultig seien wie ihre kanadischen Kumpels von ANVIL. Daneben lässt er das durchschnittlich recht junge Publikum auch wissen, dass die ursprünglich aus Newcastle Upon Tyne stammende Band mit ihrer gleichnamigen Single-B-Seite aus dem Jahre 1981 der Namensgeber des Rock Hard Magazins und somit auch des Festivals ist. Das sitzt, und sorgt mit Sicherheit für mehr Interesse beim Publikum, als es vielleicht ohne diese Anmoderation gegeben hätte. Die wie gehabt über alle Maßen energische und spielfreudige Attitüde des Trios tun ein Übriges, um diesen Auftritt zu einem Triumphzug der Gebrüder Gallagher und ihres Kulttrommlers Joe Hasselvander werden zu lassen. Sänger und Bassist John Gallagher - wie immer mit Headset, das ihm alle Bewegungsfreiheit der Welt garantiert - singt in seiner unnachahmlichen, schrillen Art und Weise, als wäre er trotz einiger grauer Strähnen im schwarzen Haar keinen Tag gealtert, und tollt und tobt dabei zusammen mit seinem blondschöpfigen Bruder Mark an der Gitarre über die Bühne. Die beiden malträtieren ihre Instrumente, flaxen und albern, pumpen ihren energischen und athletischen Rock-Punk-Speed-Metal in die Massen, und lassen nicht unerwähnt, dass sie bereits seit 1462 aktiv sind. Folgerichtig ist die Setlist auch mit Klassikern gespickt. Mit dem Titelstück und 'Breaking You Down' haben sich lediglich zwei Stücke vom neuen Album eingeschlichen, der Rest des Auftritts wird getragen von Liedern aus den Jahren von 1980 bis 1986, die von Alt und Jung standesgemäß abgefeiert werden. Klar, wer mit 'Take Control', 'Live At The Inferno' und 'All For One' in ein Konzert einsteigt, und im weiteren Verlauf noch Asse wie 'Speed Of The Reflex' und 'Mind Over Metal' aus dem Ärmel zaubern kann, der verdient nichts anderes als Anbetung, und die bekommen auch RAVEN am heutigen Tage. Das Finale mit dem sehr melodischen 'On And On' und dem obligatorischen Rausschmeißer 'Break The Chain' (heute mit Ronnie-James-Dio-Gedächtnis-Passage aus 'Man On The Silver Mountain' und 'Long Live Rock and Roll') tut ein Übriges, auch all jene von der Klasse dieser Band zu überzeugen, die RAVEN vielleicht in Folge zu später Geburt bisher verpasst hatten. Nun, man lernt nie aus, und vielleicht begründet dieser tolle Auftritt doch einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass diese sympathische Truppe nie wieder solche Probleme haben wird, erhört zu werden, wie in den letzten Jahren.
[Rüdiger Stehle]

Rom ist eine schöne Stadt. Ich bin gerade erst da gewesen, und der Vatikan gehört dort zu den bemerkenswertesten Sehenswürdigkeiten. An Metzeleien denkt man bei einem Vatikanbesuch eher nicht, und deshalb ist eine Band mit einem Album namens "Slaughter In The Vatican", das ein Thrash-Klassiker sein soll, zunächst etwas befremdlich. Ein bischen Angst habe ich im vor dem Konzert schon, so steht doch im Rock Hard Programmheft geschrieben, dass EXHORDER gerne mal ihre Angelegenheiten mit den Fäusten regeln, auch bandintern. Meine Güte … So böse sehen sie dann doch nicht aus, die Herren aus New Orleans, und ihre Musik ist leider auch nicht wirklich bemerkenswert, meistens zwar brutal, in den langsamen Passagen manchmal sogar groovig und cool, aber bei den vielen schnellen Parts eher einfallslos und verloren im Soundmatsch. Und zur schönen Nachmittagssonne passt es auch nicht. Ein paar Fans haben jedoch ihren Spaß, feiern ihre Helden, und die entgegen aller Ankündigungen sympathische Gruppe dankt ihnen das auch mit noch mehr eintönig-netten Knüppelsongs. Von einer Formation, die den groove-orientierten Metal à la PANTERA/MACHINE HEAD erfunden haben soll, hätte ich allerdings mehr erwartet.
[Thomas Becker]

Erwartungsgemäß muss ich an dieser Stelle dem guten Thommy ein bisschen widersprechen. Nicht unbedingt beim Gesamteindruck, denn EXHORDER haben zwar einen sehr soliden Auftritt hingelegt, der auch für ein wenig Pit-Aktivität sorgen konnte, aber ein Highlight oder gar eine Offenbarung war der Auftritt nun auch wieder nicht. Allerdings ist es die mir bisher so nicht bekannte Aussage, dass die Jungs aus New Orleans den Groove-Thrash erfunden haben sollen und somit Wegbereiter für die späteren Auswürfe von PANTERA & Co. gewesen seien, die mich etwas irritieren. Dazu klingt mir EXHORDERs Material dann doch zu klassisch, zu rumpelig und zu sehr nach Knüppel aus dem Sack. Und das ist, wenn ihr mich fragt, auch gut so. Denn hätte ich von diesem Ruf EXHORDERs gewusst, dann hätte zumindest ich im Gegensatz zu Thommy deutlich weniger erwartet.
[Rüdiger Stehle]

Vor dem Auftritt der Heavy-Metal-Legende ACCEPT verkünden die Veranstalter, dass das Rock-Hard-Festival ausverkauft ist und in den kommenden Jahren nicht voller werden wird. Nicht alle haben es zum Auftritt der Lokalmatadoren ins Amphitheater geschafft. Mit König Fußball ist die Konkurrenz auch hart. Unter großem Jubel wird das Quintett begrüßt. Ob die Anwesenden wohl wissen, dass hier nicht Udo Dirkschneider (U.D.O.), sondern Mark Tornillo als Sänger auf die Bühne kommt? Spätestens als seine Stimme zu 'Metal Heart' ertönt, dürfte das allen klar sein. Die typische Reibeisenstimme gibt es eben kein zweites Mal. Muss es auch nicht, denn auch Marks Organ passt hervorragend zu den Songs. ACCEPT schlagen kräftig mit der Klassiker-Keule um sich: 'Living For Tonight', 'Balls To The Wall', 'Princess Of The Dawn' - sie lassen keinen Wunsch offen. Natürlich bringen sie auch 'The Abyss', den Titeltrack der gleichnamigen, zwei Tracks starken EP, die erst einen Tag zuvor veröffentlicht wurde. Das Publikum feiert, von den Rängen fliegt der Jubel Richtung Bühne und wird im Innenraum noch mal kräftig verstärkt. Die Fans sind zufrieden, die Band somit auch und alle zelebrieren gemeinsam eine große Party. Niemand scheint Udo hier so richtig zu vermissen. Tornillo gibt uns aber auch überhaupt keinen Grund dazu.
[Pia-Kim Schaper]

Wo Pia Recht hat, da hat sie Recht. Es wirkt in der Tat so, als würde heute Abend niemand den guten Udo Dirkschneider vermissen. Noch nicht einmal langjährige und treue Anhänger des Herrn im Tarnanzug, wie ich einer bin. Das liegt allerdings nicht daran, dass Udo nicht mehr die ACCEPT-Stimme schlechthin wäre, und sicher auch nicht daran, dass der von TT QUICK bekannte Mark Tornillo gar eine noch bessere Figur abgeben würde. Das ist trotz aller beeindruckenden Klasse des Amerikaners nicht der Fall, aber, und das ist der entscheidende Punkt: Als ACCEPT im Zuge der Wiedervereinigung mit Udo vor einigen Jahren das Billing des Rock Hard Festivals anführten, da erwartete das Publikum Magie, und es bekam lediglich einen routinierten Auftritt, der sich jedoch nicht echt anfühlte. Es entstand nicht der Eindruck, als hätten die beteiligten Musiker sonderlich viel Spaß auf der Bühne, sondern mehr so, als gingen sie einfach ihrem Geschäft nach. Damals stand für mich fest, dass ich lieber U.D.O. auf einer Bühne sehe als diese Version von ACCEPT. Und nun holen sich die ex-Solinger diesen Herrn Tornillo ins Boot, alle Welt ist skeptisch, das Wort von "Reunions, welche die Welt nicht braucht" macht die Runde, und das Quintett belehrt uns alle eines Besseren. Erste Hörproben vom kommenden Album ließen die Kinnladen bereits nach unten klappen, und dieser Auftritt im Gelsenkirchener Amphitheater meiselt es in Stein: Die Teutonenstahlkrieger sind wieder voll da und sie bringen so dermaßen viel spürbare Energie und Freude auf die Bühne und ins Publikum, dass fraglos 95% der Nachwuchsmetaller vor Neid erblassen müssen. Wenn die drei Saitenmeister im Gleichschritt an die Bühnenkante schreiten, ihre Äxte im Takt wiegen und Mark Tornillo forsch seinen Kopf durch diese klassische Metal-Formation steckt, um "Come on, show me the sign of victory!" zu schreien, dann ist das wie eine Zeitreise in die Achtziger, und das fühlt sich unglaublich gut an. Ganz ehrlich Leute, vergesst all die Diskussionen um alte Bands mit neuem Sänger und um alte Sänger ohne ihre ehemaligen Mitstreiter, freut euch einfach darüber, dass es nun zwei hochmotivierte Bands für die gleichen Fans gibt, die beide noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Was will man denn mehr?
[Rüdiger Stehle]

Setlist:
Metal Heart
Living For Tonight
Restless
Son Of A Bitch
London Leatherboys
The Abyss
Losers And Winners
Teutonic Terror
Breaker
Up To The Limit
I Am A Rebel
Balls To The Walls
Princess Of The Dawn
Fast As A Shark

Der Unterschied zwischen Mittelklasse-Bands und Weltklasse-Bands wird an diesem Tag mal wieder überdeutlich. Ganz egal ob EVILE, ARTILLERY oder EXHORDER, im Vergleich mit KREATOR sehen wohl die meisten anderen blass aus. Ein fulminanter Beginn mit 'Choir Of The Damned' gibt sofort die Richtung vor, die heute eingeschlagen werden soll, nämlich konstant voll auf die Zwölf! Einer der besten Songs anno 2009 folgt mit 'Hordes Of Chaos', aber leider habe ich nicht den besten Platz erwischt, denn wo ich stehe, ist die Leadgitarre von Sami fast nicht zu hören, was dem Werk schon etwas von seinem Reiz nimmt. Sei's drum, mit dem allgemein eher schlechten Sound auf dem Festival habe ich mich schon abgefunden und lasse mir die Freude auf der Historienfahrt durch 25 Jahre Metal-Geschichte dadurch nicht nehmen. 'Phobia'‚ 'Pleasue To Kill'‚ 'Exteme Agression', 'Coma Of Souls', und und und, KREATOR haben einen Fundus an Klassikern, die unvergänglich sind und so ziemlich alles wegfräsen, was sich unter dem Banner Thrash-Metal versammelt. Für zwischenzeitliche Humoreinlagen sorgt Microsoft Windows, das sehr hartnäckig eine reibungslose Video-Präsentation verhindert, so dass bald gar keine Bilder mehr projiziert werden können. Schnick Schnack, wer braucht schon Bildchen bei einer KREATOR-Show? Keiner! Schließlich sind wir nicht bei einer verkopften Prog-Show! Viele Fans verzichten netterweise auch auf bewegte Bildchen mit 22 Fußballern, die um die europäische Vereinskrone kicken, denn vor der Bühne und im Rund des Amphitheaters ist es VOLL und alle huldigen ihren KREATOR! Cool! Auf die Nachricht, dass die Bayern verloren haben, kommt auch prompt die Antwort der Champions: 'Violent Revolution'. Jaaaaaaaaaa! Leider wird die "Renewal"/"Endorama"-Phase komplett ausgeklammert und - noch mal leider - kommt es viel zu schnell schon zum Zugabenteil, der, bei jetzt wieder funktionierender Videoshow, mit 'When The Sun Burns Red' eingeleitet wird. Unschöne Bilder zum Thema Tierquälerei vermiesen sicher dem einen oder anderen das nächste Steak, vielleicht soll aber auch noch mal die Aggression für das Finale mit dem obligatorischen 'Flag Of Hate'/'Tormentor' angestachelt werden. Ich freu mich auf jeden Fall schon, wenn es wieder heißt: "It's time ro raise the flag of hate." Geiler Gig!
[Thomas Becker]

Noch immer spielt der FC Bayern im Champions-League-Finale gegen Inter Mailand (übertragen im Partyzelt des Festivals), das ist den Rängen anzusehen. Doch den Jubel ernten nicht die Münchener, sondern eindeutig KREATOR! Etwas haben die beiden Veranstaltungen aber gemeinsam - die Videowand. Die Essener projizieren Videoclips und andere visuelle Untermalungen auf die Bühne, aber auch hier gilt: Wichtig ist aufm Platz. Da passt erwartungsgemäß alles. KREATOR zocken ihren unverkennbaren Stil runter, Mille heizt die Menge an und das Publikum feiert, headbangt, pogt und tanzt. Die Songauswahl ist dabei gesund gemischt. Alte Klassiker ('Violent Revolution', 'Pleasure To Kill', 'Endless Pain') reihen sich ein in neue Hits ('Demon Prince', 'Amok Run', 'Enemy Of God', 'Hordes Of Chaos'). Das nicht mehr ganz so neue, aktuelle Album "Hordes Of Chaos" dominiert dabei leicht. Doch eigentlich ist es egal, was KREATOR spielen; die Haare fliegen und das nicht zu knapp. Glücklicherweise hält Mille sich dieses Mal mit seinen politisch angehauchten Ansagen zurück und konzentriert sich auf Aufforderungen wie: "Bringt euch gegenseitig um!" So lieben wir ihn. Allerdings bleibt der Auftritt KREATORs nicht ohne bitteren Nachgeschmack zurück: Während der Zugabe zeigen sie auf der Leinwand, wie vielerorts mit Tieren umgegangen wird. Hunde und Katzen, die in Käfigen durch die Gegend geworfen werden, Hühner, die brutal zusammengetrieben und dabei getreten werden, sind dabei noch die harmlosesten Bilder. So verlässt das Publikum ausgelaugt, fröhlich, aber auch ein bisschen nachdenklich das Amphitheater.
[Pia-Kim Schaper]

Setlist:
Choir Of The Damned
The Pestilence
Hordes Of Chaos (A Necrologue For The Elite)
Phobia
Enemy Of God
Impossible Brutality
Endless Pain
Pleasure To Kill
Terrible Certainty
Extreme Aggression
Coma Of Souls
Amok Run
The Patriarch
Violent Revolution
Demon Prince
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When The Sun Burns Red
Flag Of Hate
Tormentor

Redakteur:
Elke Huber

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