Rock am Ring/Rock im Park - Nürburgring/Nürnberg

20.07.2009 | 11:46

05.06.2009, Nürburgring/Zeppelinfeld

Bei Rock am Ring und Rock im Park ging es dieses Jahr wieder amtlich zur Sache! Unsere Redakteure waren auf beiden Veranstaltungen am Start.

Rock am Ring 2009 - Angehört


In der Nacht hat es geschüttet wie Sau, und dennoch war das Maß der schlimmsten Rock-am-Ring-Nächte noch lange nicht erreicht. Aber es hat gereicht, um das Festivalgelände in dichten Nebel zu tauchen, und so konnte man noch fünfzig Meter von der Centerstage entfernt nicht erkennen, was auf derselben abging. So traten SEVENDUST also unter suboptimalen Bedingungen auf, ließen sich davon aber nicht beirren und zockten eine halbe Stunde lang ihr Set aus ziemlich melodisch angehauchtem Metal an. Schlecht war das nicht, aber auch nicht überraschend gut. Diese Einstellung teilte wohl auch das Publikum, das sich mit sehr viel Platz vor dem ersten Wellenbrecher positioniert hatte und auch nur verhältnismäßig wenig Beifall spendete, wenn Sänger Witherspoon mal wieder zu voller Action aufforderte. Ironisch wirkte dabei die Begrüßung "Rock am Ring, we can't hear you!", auf die man am liebsten "Sevendust, we can't see you!" erwidert hätte.

Das Set gestaltete sich bis auf ein paar Ausflüge zu BLACK SABBATH und METALLICA unspektakulär. Viel spektakulärer war dafür die Tatsache, dass von der halben Stunde Spielzeit sicherlich zehn Minuten alleine für das Gelaber des Frontmanns draufgingen. Vielleicht vermutete dieser hinter der dichten Nebelwand noch tausend weitere SEVENDUST-Fans, wer weiß das schon?
[Michael Kulüke]

Als halb erfroren wurden die Kalifornier von TRIVIUM angekündigt, und dick eingepackt kamen sie dann auch auf die Bühne, um ohne große Umschweife ihr Set durchzuzocken. Der Sound des Gigs war okay, nicht allerdings die Temperaturen, die die Fans zusammenrücken und kaum Bewegung aufkommen ließen. Dabei hatte Frontmann Heafy es schon richtig erkannt: Warm werde einem nur, wenn man sich bewegte. Das wollte das Publikum aber nicht verstehen, und so kam es auch nur zwischendurch und dann nur kurz zu kleineren Pits und wirbelnden Haarmähnen. Die Band begnügte sich mit der Standard-Gig-Performance, blieb auf der Bühne stehen und schüttelte kräftig das Haupthaar, bis Basser Gregoletto sich dann eines Besseren besann und während des letzten Songs von der Bühne entfernte, um eine kleine Wandertour durch die Menge anzutreten.

Das wurde vom Publikum eher mit Befremden aufgenommen, und Gregoletto hatte wohl auch mit etwas mehr Begeisterung gerechnet. So wurde seine Wandertour eher geliechgültig wahrgenommen, und erst nach einer Weile hatte er einen Pit gefunden, bei dem er mitwirken konnte. Da blieb er dann auch noch lange bis nach dem Ende des Gigs, während sich seine Bandkollegen schon von der Bühne in wärmere Backstagegefilde geflüchtet hatten.
[Michael Kulüke]

Irgendwo hatte ich schon Sorge, dass ich in diesem Jahr keine einzige unbekannte Band kennenlernen würde. Doch der Knüppeltag auf der Centerstage brachte nach den eher hausbackenen SEVENDUST auch eine positive Überraschung mit sich: die kalifornischen Iren von FLOGGING MOLLY, die eine knallige Mischung aus irischem Folk und lockerem Punk servierten. Das kam nicht nur bei mir an, die Truppe verstand es, die vor der Bühne schon bedeutend größer gewordene Menge zu immer neuen Pits anzustacheln, und die derb-humorvollen Ansagen des Fronters Dave King fanden auch großen Anklang. Die Setlist reichte von melodisch-rockigen Stücken, in denen King seine Gesangsqualitäten bewies bis zu lockeren Singalongs, die durch die große instrumentale Bandbreite der Band einen sehr eigenen Klang bekam und dadurch zur guten Laune in dem steifgefrorenen Volk beitrug.

Überhaupt: Hier wurden irgendwie sämtliche Vorurteile über die feierwütigen Iren bestätigt, obwohl King nun schon seit fast zwanzig Jahren in Amerika lebt. Die stimmig und sehr rhythmisch arrangierten Stücke hatten durch die Kraft der irischen Folkmusik sehr viel Charme und brachten letztendlich auch die letzten Zauderer zumindest zum Kopfnicken. Die Band geriet zum ersten Publikumsliebling des Tages, was sich auch an dem Beifall messen ließ, der die Band zu einer immer lauteren, immer verrückteren und immer mitreißenderen Performance anstachelte. Großes Partykino. Was die Band allerdings zwischen TRIVIUM und VOLBEAT in dem Line-up sollte, ist mir nicht ganz klar geworden. Gepunktet hat King vor allem mit einer kleinen Schmährede gegen die VIP-Fraktion auf der Tribüne. Mit solchen Sprüchen gewinnt man immer, und schnell waren wieder laute "Scheiß Tribüne!"-Sprechchöre zu hören. Alles in allem ein absoluter Genuss!
[Michael Kulüke]

Setlist:
1. Paddy's Lament
2. Likes Of You Again
3. Requiem For A Dying Song
4. Drunken Lullabies
5. Float
6. Tobacco Island
7. Devil's Dancefloor
8. Lightning Storm
10. What's Left Of The Flag
11. Seven Deadly Sins

Ach, verdammte Axt. Murphys Gesetz ist wirklich überall. Wenn man sich schon einmal Tägtgrens PAIN ansehen will, die auf einem unwürdigen Platz auf der Zeltbühne mit gerade einmal zwanzig Minuten Spielzeit abgespeist wurden, läuft erstens die Pressekonferenz der Festivalmacher länger als geplant, und zweitens hört die Band dann auch einfach zehn Minuten vorher auf. Sprich: nur zehn Minuten PAIN, von denen ich dann sechs auch nicht mitbekam. Das reichte dann gerade einmal, um 'Same Old Song' und 'Shut Your Mouth' mitzubekommen, aber auch um festzustellen, dass der Sound sauber und kraftvoll war, die elektronischen Anteile der Musik aber vom Band kamen. Irgendwie unwürdig, wenn man an die Improvisierfreude von "reinen" Elektrobands wie 2RAUMWOHNUNG und THE PRODIGY dachte.
[Michael Kulüke]

Alles klar, THE SUBWAYS waren irgendwie nie wirklich mein Ding. Aber live ist erstens alles anders und zweitens, als man denkt. So waren Billy Lunn und Band richtig gut drauf, machten jede Menge Krach und zeigten sich vor allem sehr viel lockerer als die Kollegen vom Restprogramm. Beeindruckend war vor allem der Bass, der so stark eingestellt war, dass die massiven Wände der Tribüne wackelten. Auch die Resonanz des sonst so unterkühlten Festivalvolks war mehr als nur euphorisch. Vor der Bühne wurde richtig gefeiert, was auch an der Band gelegen haben mag, die viel Nähe zum Publikum demonstrierte, ein paar Worte Deutsch sprach und letztendlich den Gitarristen für einen Stagedive hergab. So sammelt man Punkte.
[Michael Kulüke]

Redakteur:
Michael Kulueke

Login

Neu registrieren