Rock am Ring/Rock im Park - Nürburgring/Nürnberg

20.07.2009 | 11:46

05.06.2009, Nürburgring/Zeppelinfeld

Bei Rock am Ring und Rock im Park ging es dieses Jahr wieder amtlich zur Sache! Unsere Redakteure waren auf beiden Veranstaltungen am Start.

Rock im Park 2009 - Die Musik am Freitag


Pünktlich um 19.20 Uhr präsentierten sich die vier Jungs der kanadischen Rockband BILLY TALENT am Freitag auf der Bühne. Auf ein Intro wurde verzichtet, und stattdessen stimmte das Quartett mit fetzigen Gitarrenriffs und lauten Schlagzeugbeats ihren ersten Song an: 'Devil In The Midnight Mass'. Und bevor Benjamin Kowalewicz die dazugehörigen ersten Strophen zu singen begann, kreischte er erst einmal lauthals ins Mikro und gab dem Publikum der Centerstage mit diesem Auftaktgeschrei schon einmal einen Vorgeschmack auf die nächsten eineinhalb Stunden, die mit Energie aufgeladen waren. Der Band war hiermit ein Start mit sehr viel Power gelungen.

Von Anfang an brachte die Band das Publikum zum Rocken und sorgte für gute Stimmung. Nach 'This Suffering' richtete Frontmann Kowalewicz eine kurze Begrüßung an die Zuschauermasse. Anschließend ging es in der gewohnt rockigen Manier weiter. Im Zuschauerraum wurde lauthals mitgesungen bzw. mitgegrölt, und hier und da sah man den einen oder anderen beim Pogo, Headbangen oder Crowdsurfen.

Ruhiger wurde es erstmals bei 'Rusted From The Rain', der ersten Singleauskoppelung des neuen Albums "III". Nach eigenen Aussagen des Sängers handelt es sich hierbei um einen "amazing" Song. Und den Reaktionen des Publikums zufolge dürfte er Recht haben. Der Song bewies auch, dass Kowalewiczs Stimmbänder nicht nur zu grellen Schreiausbrüchen taugen, sondern sich auch für sanftere Töne nutzen lassen. Aber treue Fans der Band würden dies sowieso nie bezweifeln.

Nach diesem doch eher entspannten Tempo ging es anschließend wieder im gewohnt fetzigen BILLY TALENT-Stil weiter. Es folgten die Lieder 'Saint Veronica' und 'Surrender'. Letzteres widmete Kowalewicz den Ladies bei Rock im Park. Etwas später jedoch verlor das kanadische Quartett für kurze Zeit die Aufmerksamkeit der Zuschauer: Ein nur spärlich bekleideter junger Mann verschaffte sich gute Sicht, indem er einen Mast bestieg, dabei seine Hose verlor und seinen Allerwertesten präsentierte. Kowalewicz war zu Recht verwundert über diese Person ("What the hell is that?"), verstand es aber, das Publikum schnell wieder für sich und seine Band zu gewinnen. Auch die zweite Hälfte des Konzerts behielt die volle Energie der vergangenen Minuten bei. Es wurde auf und unterhalb der Bühne weiterhin ordentlich gerockt, und zwischendurch sorgte ein Tennisball für einen kräftigen Ballwechsel zwischen der Band und dem Publikum.

Aber auch dieses Konzert sollte einmal zu Ende gehen, und so folgten nach einigen weiteren krachenden Punkrock-Songs Kowalewiczs große Abschiedsworte: Dem Publikum wurde tausendmal gedankt, und man konnte nicht genug betonen, wie sehr man Deutschland liebt. Danach sorgte die Band noch ein letztes Mal mit ihren Zugaben ('Fallen Leaves' und 'Red Flag') für ein tobendes Publikum, bevor wieder Ruhe im Park einkehrte. Vorerst.

Die Songauswahl erwies sich übrigens als sehr geschickt. Mit der Wahl zahlreicher bekannter Songs aus Funk und Fernsehen wurde auch ein BILLY TALENT-Laie wie ich zum Mitsingen bewegt. Wer Punkrock mag, war an diesem Tag definitiv am richtigen Ort. Andere aber hat es entweder überzeugt oder ihre Vorliebe für eine andere Art des Rock ’n’ Roll bestätigt.

Alles in allem kann man den Auftritt der vier Jungs als recht positiv bewerten. Mit gutem Sound und guter Stimmung waren sie ein würdiger Headliner an diesem Freitag. Meiner Meinung nach ein guter Einstieg ins Festival und in das, was noch kommen sollte.
[Barbara Hunziger]

Freunde härterer Klänge hatten am Freitagabend bei der Clubstage die Gelegenheit, auf ihren Geschmack zu kommen. ALL THAT REMAINS begeisterten hart gesottene Metaller mit ihrem stählernen und schonungslosen Sound - vor allem die unverkennbare Doublebass, die, gepaart mit Gitarrensoli und gutturalem Gesang, den Ohren des Publikums eine ordentliche Dröhnung verpasste. Was nicht zuletzt auch der günstigen Akustik der Clubstage zu verdanken war. Und auf der Bühne sorgten mehrere Blitzlichter für ein Feuerwerk, das den harten und schnellen Sound der Band optisch unterstützte. Des Weiteren hing groß im Hintergrund der Bühne ein riesiges Banner, das den Namen des neuen Albums trug: "Overcome". Und aus diesem wurden auch fleißig Songs zum Besten gegeben.

Sowieso nutzten die harten Jungs und Mädels auf der Bühne heute die Gelegenheit, sich live zu beweisen und neue Anhänger für ihre Death-Metal-lastige Musik zu finden. Denn auf die Frage des Lead-Sängers Philip Labonte, wer denn die Band heute zum ersten Mal live sehe, outeten sich drei Viertel der Zuschauer als Jungfrau. Auch ich war eine unter ihnen. Und ich muss zugeben, mich hat die Metalcore-Band wirklich überzeugt. Dies war aber nicht bei jedem der Fall, und so verließen einige nach den ersten Liedern wieder das Konzert bzw. betraten erst gar nicht die Halle. Aber die Hartgesonnten, die blieben, feierten in typischer Metallermanier: Fäuste wurden geballt und in die Luft gereckt, und es wurde gebangt, was das Zeug hält. Des Weiteren ließen sich die nicht ganz so Zartbesaiteten von Labonte zum Massenpogo anstiften.

Dass die Fünf aber auch einen Sinn für Romantisches haben, zeigten sie, als sie das Publikum dazu animierten, einer ihrer Songs mit Feuerzeuglichtern zu begleiten. Und so fand sich der Metaller in einem Meer von winzigen Lichtern wieder. Ehrlich gesagt ein recht ungewohnter Anblick bei einem Konzert dieser Art. Den Leuten aber hat es gefallen und mir auch. Weitere Pluspunkte sammelte die Band, indem sie sich immer wieder sehr publikumsnah zeigte. Vor allem Labonte stürzte sich in die vorderen Reihen der tobenden Masse. Das Fazit an diesem Abend: spitze Konzert, gerne wieder!
[Barbara Hunziger]

Redakteur:
Michael Kulueke

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