Rock am Ring/Rock im Park - Nürburgring/Nürnberg

20.07.2009 | 11:46

05.06.2009, Nürburgring/Zeppelinfeld

Bei Rock am Ring und Rock im Park ging es dieses Jahr wieder amtlich zur Sache! Unsere Redakteure waren auf beiden Veranstaltungen am Start.

Rock im Park 2009 - Die Musik am Samstag


Aufgrund gewisser Schwierigkeiten mit dem Verkehrsverbund Nürnberg erreichte ich das Konzert der multikulturellen Power-Metaller DRAGONFORCE gerade kurz vor Schluss. Sehr zu meinem Bedauern, denn die letzten drei Songs, in deren Genuss ich noch kam, waren wirklich viel versprechend und ließen erahnen, wie das Konzert im Ganzen gewesen sein musste: schnell, schneller, am schnellsten. Lichtgeschwindigkeit kombiniert mit viel Melodie. Ein Muss also für alle Liebhaber härterer Musik. Vor allem die langen Gitarrensoli waren überzeugend. Beeindruckend waren aber nicht nur ihre stets mit sehr viel Power geladenen Songs, sondern auch die Bandmitglieder selbst, die voller Leidenschaft in die Saiten, Tasten und auf die Drums hauten. Sechs Energiebündel, die sich auf der Bühne richtig austoben. Und vor der Bühne tummelte sich ein zum größten Teil schwarz gekleidetes Publikum, das ebenfalls völlig eingeheizt und in Fahrt gekommen war. Kein Wunder, denn der Power Metal der Londoner Band riss einen nur so mit, und so hatte auch ich jegliche Strapazen meines Hinwegs vergessen.
[Barbara Hunziger]

Um 15.55 Uhr betraten die vier Herren der US-amerikanischen Rockband SHINEDOWN die Alternastage. Begonnen wurde die Show zunächst einmal nur mit kräftigen Schlägen auf die Bass-Drum. Es folgte schließlich der Bass und dann, kurze Zeit später, setzten die ersten Gitarrenriffs ein. Als dann auch endlich Sänger Brent Smith vor die Masse trat, begann das Publikum zu toben. Zunächst präsentierte er sich – einem Roboter ähnlich – mit steifen, mechanischen Tanzbewegungen, bevor er schließlich den ersten Song anstimmte. Äußerlich erinnerte er mich mit seinen schwarzen langen Haaren und der schwarzen Kleidung an Ozzy Osbourne in jüngeren Jahren. Seine Vitalität jedoch hatte so gar nichts mit dem ehemaligen BLACK SABBATH-Sänger gemein. Denn wie auch der Rest der Band hatte er gewaltig Feuer unterm Hintern und zeigte dem Publikum, wie man es bei modernem Hardrock so richtig krachen lässt. Mit herausfordernden Einwürfen wie "Have you a good time?" oder "Show us what a rock show looks like!" spornte er die Alternastage-Rocker ordentlich an und brachte die Masse unter anderem dazu, sich die Seele aus dem Leib zu schreien: "Je lauter ihr schreit, desto lauter wollen wir spielen!"

Ja, und dann war da noch die doch eher ungewöhnliche Begrüßung zu Beginn des Konzerts: Gemäß des Wunsches von Smith sollten die Rocker ihre Nebenmänner und -frauen per Handschlag begrüßen, ob man diese kannte oder nicht. Denn: "Jetzt seit ihr Fremde, nach diesem Konzert seit ihr Brüder", so der Sänger. Eine durchgehend erstklassige energiegelandene Performance schloss sich an, in welche das Publikum mehr als einmal integriert wurde. Mindestens genauso mitreißend waren die langsameren Passagen wie zum Beispiel 'The Sound of Madness', bei dem auch schon einmal die Akustikgitarre ausgepackt wurde. Alles in allem ein wirklicher Geheimtipp, den ich mir jederzeit wieder ansehen würde!
[Barbara Hunziger]

All diejenigen, die es am Samstagabend nicht einrichten konnten, sich das Konzert der britisch-schwedischen Band RAZORLIGHT anzusehen, können an dieser Stelle beruhigt werden: Das Versäumnis ist keineswegs tragisch! Denn anstatt einer ordentlichen Liveshow, die sich durch eine einmalige Liveversion mit kleinen Gimmicks auszeichnet, lieferten die vier Jungs eine vollkommen identische Albumversion ihrer theatralischen Indie-Rock-Songs. Auch auf der Bühne tat sich so gut wie gar nichts: Zwar wechselte Johnny Borell hin und wieder die Seiten der Bühne oder poste auf einer der Verstärkerboxen, doch verstand er es nicht, dem Publikum einzuheizen. Ebenso der Rest der Band. Monotonie machte sich also schnell breit, und wer schlau war, wechselte noch schnell zur Alternastage, um es hier bei PAPA ROACH richtig krachen zu lassen. Bei der Centerstage aber konnten sich die Ohren der Festivalbesucher erst einmal erholen. Ebenfalls hatte ich den Eindruck, als nutzte man im Publikum den Auftritt für einen Plausch, boten sich die zarten Rockmelodien, die ohnehin viel zu leise aus den Lautsprechern tönten, doch bestens dafür an. Denn mehr als nette Hintergrundmusik war von RAZORLIGHT nicht zu erwarten. Wären nicht die Jungs von PLACEBO im Anschluss an diesen eintönigen Herzschmerz-Auftritt gefolgt, hätten mich keine zehn Pferde hier behalten. So ging es mit Sicherheit noch vielen anderen. Wer außer natürlich den wirklich treuen RAZORLIGHT-Fans tut sich so etwas bei strömendem Regen an?
[Barbara Hunziger]

Nach einer längeren Pause, in der es still um PLACEBO geworden ist, sind sie dieses Jahr endlich wieder zurück auf Deutschlands Bühnen! Und so performten sie am Samstag auf der Centerstage und gaben einen ersten Vorgeschmack auf ihre kommende Deutschlandtour im Herbst. Bei dieser Gelegenheit konnten die Fans dann auch endlich den neuen Schlagzeuger Steve Forrest bewundern. Der Amerikaner überzeugte durch seine Energie und Leidenschaft und bewies, dass Molko und Olsdal mit ihm eine perfekte Wahl getroffen haben.
Neben älteren Ohrwürmern wurden vor allem Songs aus dem neuen Album "Battle For The Sun" zum Besten gegeben. Obwohl das Album gleichzeitig mit dem Start des Festivals veröffentlicht wurde und somit die Songs teilweise noch unbekannt waren, versuchte man, so gut es ging, die neuen Lyrics mitzusingen. Aber spätestens bei Liedern wie 'Black Eyed', 'Meds', 'A Song To Say Goodbye', 'Infra Red' und 'The Bitter End' stimmte der Fanchor voll mit ein und ließ sich umso mehr mitreißen. Persönlicher Höhepunkt für mich war der Song 'Every Me Every You', das Lied, mit dem man PLACEBO lieben gelernt hat. Sowieso sorgte die Band für eine wirklich klasse Stimmung und das trotz des Regens, der während des Konzerts immer wieder einsetzte.

Eine Überraschung war auch die neu eingesetzten Violinistin Fiona Brice, die vor allem die neuen Songs begleitete. Sie setzte Akzente auf der Bühne und passte perfekt zu dem Trio, das mit seiner Kleidung stets überrascht. So auch Molko, der mit seinem Outfit an diesem Tag an Antonio Banderas erinnerte – einfach genial. Und natürlich wurde auch wieder ins Schminkkästchen gegriffen.

Immer wieder schön bei einem Liveauftritt der Alternative-Rocker ist ihre individuelle Art zu performen. Denn kein Auftritt gleicht dem anderen, und kein Livesong gleicht seiner Albumversion. Und so überzeugten die Jungs auch bei Rock im Park mit einem viel härteren Sound, als man ihn von ihren Alben kennt.
[Barbara Hunziger]

Sehr gespannt war ich auf den Auftritt von MARILYN MANSON, da ich noch nie in den Genuss kam, ihn live zu erleben. Leider stellte sich schon nach den ersten drei Liedern heraus, dass seine Liveperformance alles andere als ein Genuss ist. Die Bezeichnung "größte Enttäuschung" des Festivals trifft es wohl am genauesten. So war zum Beispiel der Sound an der Alternastage viel zu leise, und es gab ständig Probleme mit dem Mikro. Auch die Performance der Band war einfach nur langweilig. Die Bandmitglieder weckten das Gefühl, als hätten sie keine richtige Lust zu spielen, und auch Marilyn Manson selbst schien auf der Bühne eher einzuschlafen, als sein Publikum zum Toben bringen zu wollen. Lediglich beim Umherwerfen seines Mikrofonständers und beim Ausrufen seines Lieblingsworts "Fuck" zeigte er, dass noch ein Hauch von Aktivität in ihm steckt.

Der Abschluss des Konzerts bildete dann ein fingiertes Telefongespräch. Manson murmelte ein paar Sätze in sein Handy, und das Publikum suchte nach dem tieferen Sinn, den es jedoch nicht gab. Noch ein letztes Lied ('Beautiful People'), und Manson samt Band stürmten ohne ein einziges Wort von der Bühne. Das war's. Zurück blieb ein Publikum, das von diesem Auftritt nur wenig begeistert war und nicht nach mehr verlangte. Den Aussagen des "Nordbayerischen Kuriers" zufolge musste Manson nach seinem Auftritt an den Tropf. Vielleicht eine Erklärung für die doch eher missratene Show.
[Barbara Hunziger]

Redakteur:
Michael Kulueke

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