Rock am Ring/Rock im Park - Nürburgring/Nürnberg
20.07.2009 | 11:4605.06.2009, Nürburgring/Zeppelinfeld
Bei Rock am Ring und Rock im Park ging es dieses Jahr wieder amtlich zur Sache! Unsere Redakteure waren auf beiden Veranstaltungen am Start.
Rock am Ring 2009 - Das Festival
Wie schon in den letzten 24 Jahren lud die Marek Lieberberg Konzertagentur zum beliebtesten Festival Deutschlands auf den Nürburgring, und wie schon zuvor konnte man auf die immer wiederkehrende Dreieinigkeit von schlechtem Wetter, rundem Line-up und frenetischen Massen verlassen. Eigentlich. Das Line-up war kaum zusammengestellt, da war das Festival schon ausverkauft, und das schon zum dritten Mal in Folge.
Das Line-up schien den meisten sowieso egal zu sein, oder das Festival hatte mit seinem in diesem Jahr sehr Indie-lastigen Programm einfach schon sehr früh genug Leute angezogen, und trotzdem wunderte das Fehlen sogenannter Massenacts. Andre Lieberberg erklärte das später in der Pressekonferenz damit, dass man halt im Zwei-Jahres-Rhythmus große Acts verpflichten würde, um im folgenden Jahr halt ein weniger großes Billing aufzustellen, aber so ganz wollte und konnte man ihm das nicht glauben, wenn man einfach nur ein wenig die Historie des Festivals betrachtet. Vor zwei Jahren standen etwa THE SMASHING PUMPKINS, die famosen BEATSTEAKS und LINKIN PARK auf der Centerstage, vor vier Jahren R.E.M., GREEN DAY und DIE TOTEN HOSEN und vor sechs Jahren IRON MAIDEN und METALLICA. Und in diesem Jahr? LIMP BIZKIT, SLIPKNOT und THE KILLERS. Bin ich schon so alt, um die Bedeutung dieses Billings voll zu verkennen? Ich hoffe nicht.
Nichtsdestotrotz: Das Festival erwies sich als zuverlässiger Publikumsmagnet, und auch die Macher haben sich nicht lumpen lassen und kräftig an der Organisation geschraubt. So wurde der Sanitärservice bei den Zeltplätzen ausgebaut und die Zuschauerführung sowohl bei der Zeltbühne als auch an der Centerstage geändert sowie die Aufstellung von Lichttürmen und Mischstationen vor derselben. Auch der Einlass wurde ein wenig verschoben, schließlich war der alte einer riesigen Baustelle gewidmet, die von einigen eifrigen Nürburgringlern mit einem Haufen sicherer und unsicherer Investoren im Rücken in den noch bebaubaren Platz gestanzt wurde. Dementsprechend voll war das Gelände um den Ring auch mit Bauzäunen und Absperrungen, was den Festivalablauf bis auf ein paar Verkehrsbehinderungen nicht groß beeinflusste. Man war also bestens vorbereitet. Was auch in der abschließenden Pressekonferenz am Sonntag noch einmal eindringlich betont wurde, die sich wie folgt zusammenfassen lässt:
- von Seiten der Polizei war das Aufkommen von Problemfällen in Verkehr und Festivalablauf in Anbetracht der Besuchermenge absolut marginal und kaum erwähnenswert, Drogenhandel hätte so gut wie keiner stattgefunden, die Leute hätten ihr Zeug lieber selbst konsumiert als vertickt.
- der Vertreter des Nürburgrings wies auf die perfekte Zusammenarbeit zwischen Ring und MLK hin und speziell noch auf die Bauarbeiten, die sich im nächsten Jahr in viele neue Attraktionen verwandeln sollen.
- Andre Lieberberg, der für das musikalische Programm des Festivals zuständig ist, redete das eigene Billing gut und wollte damit wohl augenscheinlich jedweder Kritik zuvorkommen, die laut eigener Aussage meist doch sehr konservativ geriet. Gleichzeitig machte er sich Gedanken über die schon sehr geringe Spielzeit, die einige Bands auf dem Festival hatten (z. B. PAIN mit nur zwanzig Minuten Planzeit), die dazu einlud, entweder das Festival zu verlängern oder die Anzahl der Bands zu verringern. Auch die Beliebtheit der Bühnen variierte von Band zu Band, so wollte PETER FOX wohl unbedingt auf der Alternastage spielen, wobei er auch wohl ohne Probleme den Platz vor der Centerstage mit Menschen gefüllt hätte.
Aus Sicht der Organisatoren war das diesjährige Festival auf dem Ring also ein voller Erfolg. Auch wenn sich der sehr positive Eindruck mit dem neuen Zuschauerleitsystem zu den Bereichen vor der Centerstage als etwas voreilig erwies: Eine Feuerprobe gab es, als zig Fans vor BILLY TALENT nicht einsehen wollten, dass man sie aus Sicherheitsgründen nicht mehr in den Bereich direkt vor der Bühne lassen wollte, und sich mit Gewalt Zugang verschaffen wollten. Das animierte sogar die beiden Festivalchefs Marek und Andre Lieberberg dazu, persönlich zum Ort des Geschehens zu eilen und selbst zu vermitteln. Wobei beide eine recht souveräne Art zeigten. Denn nachdem die protestierende Masse unverrichteter Dinge wieder abzog, um sich die Band eben doch von weiter hinten anzusehen, schüttelte Marek Lieberberg wieder die Hände von friedlicheren Fans.
Bis auf diesen kleinen Zwischenfall verlief das Festival sehr friedlich, das schlechte Wetter schien die Alteingesessenen eh nicht mehr zu schocken, und Neulinge ließen sich davon auch nicht die Laune versauen. Auch wenn das Line-up durchaus Raum für Kritik ließ, schienen am Ende doch alle sehr zufrieden mit diesem sehr kalten Wochenende in der Eifel zu sein. Man kann nur hoffen, dass der organisatorische Perfektionismus im nächsten Jahr, beim fünfundzwanzigsten Jubiläum von Rock am Ring auf ein Billing trifft, das wirkliche Headliner beinhaltet. Wie es halt in den letzten Jahren auch gewesen ist.
[Michael Kulüke]
- Redakteur:
- Michael Kulueke