Rock im Betonwerk I.V. - Mittelbach

27.09.2012 | 19:14

09.08.2012, Betonwerk

Rocken ist Chefsache!

Freitag

Wettertechnisch steht die Veranstaltung in diesem Jahr unter einem guten Stern. Obwohl es morgens geregnet hat, wird der Tag doch noch trocken und auch die Temperaturen sind für solch eine Veranstaltung optimal. Man muss ja auch mal Glück haben mit dem Wetter. So füllt sich nach und nach das Gelände wieder, als CRIPPER am Nachmittag der Menge Beine machen wollen.

Davor geht es aber kurz in die Halle, denn dort sind die Chemnitzer Jungs von PRANK am Start. Optisch sieht das eher nach einem Besuch am Strand aus, doch das was die Herrschaften von sich geben, ist alles andere als chillige Musik zum Dösen. Es ist zwar nicht zu viel los, aber die Anwesenden haben viel Spaß an dem kleinen, feinen Gig.

Am ersten Tag hat wohl ein Großteil der Besucher recht ausgiebig gefeiert und so steckt vielen die Trägheit immer noch in den Knochen. Dazu kommt scheinbar noch eine Portion Schüchternheit, denn viel trauen sich nicht weit genug nach vorn, als CRIPPER loslegen. Das fällt auch Sängerin Britta nach dem ersten Song auf. Sie weigert sich weiterzumachen, wenn nicht endlich ein paar Leute näher zur Bühne kommen. Eigentlich unlogisch, gibt es doch bei der schicken Sängerin etwas für das Metal-Auge. Wirklich voll wird es zwar vor der Bühne nicht, aber die Stimmung passt zu einem guten Mix aus älteren Stücken und neuem Material vom aktuellen Werk "Antagonist". Es ist schon immer wieder erstaunlich, wie die zierliche Dame in den Songs lautstark röhrt und sich im nächsten Moment mit einem leisen "Dankeschön!" verabschiedet.

Weiter geht es drinnen mit DAWN OF FATE. Leider kann die Band den Heimvorteil nicht so recht für sich nutzen. In der hiesigen Region sind sie ja keine Unbekannten, doch die Band um Sänger Thomas, den man ja auch vom In Flammen Open Air kennt, kann das nicht für sich nutzen. Sie kommen irgendwie nicht aus dem Knick und stehen mehr gelangweilt auf der Bühne, so dass sich die Regungen im Publikum nun wahrlich nicht überschlagen. Schade eigentlich, denn der Sound stimmt, die Mugge ist gut, nur die Herren Musiker scheinen mit dem falschen Bein aufgestanden zu sein.

Da sind BULLET MONKS draußen wesentlich mit mehr Elan bei der Sache! Die Band um Frontmann Tyler Voxx versucht, die Menge zu begeistern und muss gegen die Sonne kämpfen. Schlecht ist ihr Mix aus Rock und ein wenig Blues nicht, aber es dauert eine ganze Weile, ehe das Publikum so richtig bei der Sache ist. Es geht wieder ab in die Halle zum Kontrastprogramm. NEBELSARG aus Sachsen-Anhalt bieten Black Metal an. Die Truppe um Sänger Fenris gibt sich zwar redlich Mühe, doch auch hier hält sich die Begeisterung im Publikum stark zurück. Dabei ist das angebotene Material nicht schlecht. Es scheint, als ob es noch zu zeitig ist für diese Musik.

Wesentlich besser sieht es da bei SALTATIO MORTIS aus. Die können von Beginn an eine große Zahl an Zuschauern begrüßen, was aber noch nichts über die Qualität des heutigen Gigs sagt. Aber wer schon einmal bei einem Konzert der Band dabei war, weiß, dass da nicht viel schief gehen kann. Das ist auch heute so. Sänger Alea wirbelt wie gewohnt auf der Bühne umher und seine Mannen an Dudelsack, Drehleier und Co. bieten eine tolle Show. Die Mädels können sich später an dem oberkörperfreien Frontmann noch ein Auge holen. Zu 'Tod und Teufel' oder 'Spielmannsschwur' wird ausgelassen getanzt und gefeiert.

Härter wird es danach bei GRAVE. Genauer gesagt, schwedischer Death Metal steht auf dem Plan. Die Herrschaften haben den heutigen Fluch der Halle abgelegt, bieten einen genialen Auftritt und sind ziemlich gehfreudig. Im Vergleich zu ihren Vorgängern laufen sie quasi einen Marathon! Im Gepäck haben sie einen guten Mix aus Klassikern und neuen Stücken vom aktuellen Album "Endless Procession Of Souls". Zum Old School-Sound kann man wunderbar die Haare kreisen lassen und fertig ist ein schicker Auftritt.

Nach solch einem Brett mag man eigentlich gar nicht zu J.B.O. gehen. Aber was soll's. Wenn der pinke Tross aus Erlangen schon mal Station hier macht, ist Anwesenheit Pflicht. Etwas Blödelei muss auch mal sein. Los geht es mit 'Walk With An Erection' und die Flasche J.B.O.-Bier ist gut an jedem Mikrofonständer angebracht. Während der Spielzeit von gut einer Stunde wird es relativ sinnfrei, aber unterhaltsam. Vor der Bühne schweben zu den Klängen von 'Ein Fest' oder 'Verkehr' die Crowdsurfer ein. Es wird lauthals mitgesungen und geklatscht, so wie sich das eben für eine Gute-Laune-Band gehört. Selbstredend gibt es auch 'Ein guter Tag zum Sterben' und 'Verteidiger des wahren Blödsinns' auf die Ohren.

Wieder wird es kontrastreich. THE BLACK DAHLIA MURDER aus Detroit machen der Menge jetzt ordentlich Dampf unter dem Hintern. Dabei wirkt Sänger Trevor wie ein wildes Tier, den man erst kurz vor dem Auftritt aus seinem Käfig gelassen hat. Dennoch geht es nicht ganz so mörderisch zu wie bei dem Vorbild des Bandnamens. Aber die Stimmung passt und auch vor der Bühne geht es jetzt gut ab. Damit kann man den Jungs einen gelungenen Einstand in Chemnitz bescheinigen.

Auf der Hauptbühne stehen DIE APOKALYPTISCHEN REITER auf dem Programm und beenden den zweiten Festivaltag. Dr. Pest ist wie immer schaukel- und peitscheschwingend zu erleben und Sänger Fuchs gibt den Entertainer. Mit 'Riders On The Storm' legen die Thüringer los und entfachen ein Hitfeuerwerk, was allerdings die ganz älteren Stücke, als die Band noch Death Metal-lastiger war, nicht berücksichtigt. So müssen wir uns mit neuerer Kost begnügen und mit zunehmender Spielzeit wird die Crowdsurfer-Dichte immer höher. Natürlich wird heute wieder zur 'Revolution' gerufen. Zum 'Seemann' gibt es die obligatorische Schlauchbootfahrt über den Köpfen der Zuschauer. Passagierin wird eine Japanerin. Die hat der Sänger im Publikum ausgemacht und bereits bei einem Konzert in Tokio kennengelernt. Er tut sehr verblüfft, sie ausgerechnet hier wiederzusehen und bittet sie auf die Bühne und dann in das Schlauchboot. Die Fahrt kann beginnen und hinterher wird gemunkelt, dass sie seine Freundin ist und dass alles etwas geflunkert war. Naja, so etwas gehört eben zur Show. Selbige wird mit 'Roll My Heart' beendet und man blickt in viele zufriedene und glückliche Gesichter.

Während sich ein Großteil auf den Heimweg beziehungsweise auf den Zeltplatz begibt, ist in der Halle noch lange nicht Schluss. ENDSTILLE wollen noch einmal die Kraftreserven der Anwesenden mobilisieren. Mit 'Dominanz' beginnt der Gig und Sänger Zingultus wütet ordentlich los. Nun fliegen wieder die Haare und es ist angenehm, wenn mal nicht alle 30 Sekunden ein Crowdsurfer vorbei kommt. 'Endstilles Reich' oder 'Bastard' gibt es auf die Ohren und die Menge geht ab. Es sind zwar nicht mehr so viele Besucher da, aber die Stimmung passt. 'Navigator' beendet das Set und für uns den zweiten Festivaltag, während MAERZFELD und NACHTBLUT weiter die Besucher unterhalten.

Redakteur:
Swen Reuter

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