Rock im Betonwerk I.V. - Mittelbach

27.09.2012 | 19:14

09.08.2012, Betonwerk

Rocken ist Chefsache!

Samstag

Auch am Samstag meint es Petrus mit dem Festival gut und schickt keinen Regen, sondern angenehme Temperaturen. Am späten Nachmittag gibt es ein Wiedersehen mit den
EXCREMENTORY GRINDFUCKERS, die vergangenes Jahr bereits das Publikum begeistern konnten. Von der Sache her passiert nix Anderes als 2011. Gute Laune, viel Bier und eine super Party. Dazu eine Menge bekannter Hits im Grind-Gewand. 'I've Been Looking For Grindcore' oder 'Vater Morgana' sind ebenso mit am Start wie 'Ein bisschen Grind muss sein' und 'Es gibt kein Grind auf Hawaii'. Dazu noch eine große Polonaise über das Festivalgelände. Selbstredend findet nach dem Auftritt wieder eine After-Show-Party am
Merchandising-Stang statt. Auch das Megafon ist wieder mit dabei.

Weniger lustig aber dennoch stimmungsvoll legen im Anschluss MILKING THE GOATMACHINE los. Sie holen quasi den Auftritt vom vergangenen Jahr nach, da sie damals nicht rechtzeitig spielen konnten. Grind bleibt, aber es wird nicht mehr so sehr rumgeblödelt. Mit ihren Ziegenmasken getarnt, betreten die Jungs die Bühne und legen ein ordentliches Tempo vor. Wer die Band noch nie gesehen hat und den Sänger sucht, der sitzt hier hinter dem Schlagzeug! 'Milk Me Up Before I Go Go' oder 'More Humour Than Human' sind im Set zu finden und die Fans feiern eine tolle Party mit der Band.

Da MONO INC. derzeit omnipräsent sind und die Musik nicht wirklich etwas für unsere Ohren ist, führen wir lieber Fachgespräche am Bierstand und freuen uns auf KRISIUN. Die liefern im Anschluss eine geniale Show ab, die es in sich hat. Die Abrissbirne kreist quasi über der Halle! Wenn das brasilianische Temperament erst einmal losgelassen ist, gibt es kein Halten mehr. Zu bestem Death Metal werden die Haare geschüttelt, dass es eine Freude ist. Solche Bands sind es, die das Festival ausmachen. Natürlich ziehen sie nicht die Menge an Zuschauern an wie massentaugliche Combos à la MONO INC., doch macht es einfach mehr Spaß, das brasilianische Brett einzusaugen.

Danach fällt es zugegeben schwer, den ELUVEITIE-Auftritt gut zu finden. Klar, es passt hier soundtechnisch und stimmungsmäßig alles, aber KRISIUN haben ihre Spuren hinterlassen. Zudem wirkt das Programm der Schweizer in letzter Zeit zu routinehaft. Bei ihren Songs legen die Eidgenossen heute ihren Schwerpunt auf die neueren Sachen. Die sind, wie gesagt, nicht schlecht, aber die alten Klassiker fehlen. 'Inis Mona' reißt wieder viel heraus und in den vorderen Reihen geht es dazu gut ab. Auch 'Kingdom Come Undone' startet schwungvoll mit einem Circle Pit, den Sänger Chrigel von einem Besucher einfordert. Der hatte ihm wohl zu sehr gegrinst und soll nun den Pit starten. Bei Erfolg winkt ihm ein gratis Barbesuch mit Chrigel. Das ist doch mal was. Insgesamt gesehen ist es ein guter Auftritt, bei dem alles stimmt, und wohl nur aufgrund der vielen Auftritte in letzter Zeit ist die Spannung irgendwie raus. Aber den Anwesenden gefällt es und das ist die Hauptsache.

In der Halle wird es nun heiß, denn BELPHEGOR haben nicht nur ein Hitfeuerwerk im Gepäck, sondern auch allerlei Pyrotechnik. Sänger Helmuth scheint wieder auf den Beinen zu sein und liefert mit seinen Jungs eine gute Show ab. Schön, dass es dem Frontmann wieder besser geht. Da macht das moshen noch einmal so viel Spaß!

So ein Festivaltag ist rum wie nichts. Man meint gerade erst angekommen zu sein, da ist es schon wieder dunkel. Mit KNORKATOR endet die Veranstaltung auf der großen Bühne. Über dieses Konzert könnte man durchaus einen ganzen Roman schreiben, denn was da so alles passiert ist kaum zu glauben. Da werden alte Keyboards an den Musiker-Extremitäten zerkloppt, junge Männer zum Stagediven von der Bühne aus mit den Worten: "Los jetzt alle rein in die Scheiße!", verführt und die weiblichen Besucher zum Ententanz mit der Peitsche angetrieben. Natürlich müssen auch diese die Bühne so verlassen wie die Herren. Aber für sie baut Stumpen eine menschliche Brücke zwischen Bühne und Publikum. Ja, so ein Damenschuh-Absatz im Rücken oder Hintern kann schon ordentlich weh tun! Es wird bestes Entertainment geboten. Und das alles ohne den Einsatz des bekannten Gurkenschredders. Ach ja, Musik gibt es von Alf Ator und Co. auch noch. Und die Auswahl kann sich sehen lassen. 'Ma Baker' ist genauso mit dabei wie die Gassenhauer 'Alter Mann' oder 'Wir werden alle sterben'. 'Warum' und 'Weg nach unten' zeigen die Band von einer anderen Seite. So geht dieser Auftritt in Mittelbach langsam zu Ende und hinterlässt bei allen Anwesenden einen bleibenden Eindruck. Keine Frage, dieser Gig ist für viele DAS Highlight des Festivals.

Doch lange Zeit zum sinnieren bleibt nicht. Der "Tod aus Thüringen" ruft in die Halle und die bricht aus allen Nähten. Draußen gibt es schon bald lange Gesichter, denn nicht allen wird aus Platzgründen Einlass gewährt. Die Thüringer haben scheinbar ihr Set schon eher als geplant begonnen und so ist die Blutkehle bei unserem Eintreffen bereits in Aktion. Dieses Mal haben EISREGEN einen Bassisten dabei. "West" bereichert wirklich die Show und passt gut in die Truppe. Die Blutkehle hält die Menge in Schach, die zu 'Das liebe Beil' oder 'Blutgeil' ordentlich abfeiern kann. Mit 'Elektrohexe' geht der Auftritt zu Ende, doch die Fans können noch einen Song herauskitzeln. Das finale 'Madenreich' beendet das Konzert und nicht wie gewohnt 'Thüringen'. Ob das so geplant war oder am engen Zeitplan liegt, bleibt unklar. Aber es war ein toller Gig, wenn auch viele Songs nicht gespielt wurden. Aber schließlich war die Zeit ja sehr begrenzt.

Mit VARG endet für uns das Festival, denn für BEFORE THE DAWN und HACKNEYED ist es einfach schon zu spät. Die "Wölfe" waren auch schon letztes Jahr dabei und ersetzen 2012 EMINENZ. Wie gewohnt gibt es eine tolle Show und mit Gastsänger "Him" von den EXCREMENTORY GRINDFUCKERS wird allerlei Schabernack getrieben und die Menge gut unterhalten.

Und so ist es Zeit, ein kleines Resümee zur vierten Auflage von "Rock im Betonwerk" zu ziehen. Außer Frage steht, dass die Veranstaltung im Vergleich zum vergangenen Jahr noch einmal ein Stück gewachsen ist. Mehr Besucher sollten es allerdings nicht werden, denn das würde dann die Kapazitäten sprengen. Alles in allem ist es sehr angenehm hier in Mittelbach. Die Wege sind kurz, die Verpflegungspreise sind moderat. Das musikalische Angebot ist breit gefächert und zieht damit auch ein größeres Publikum an als reine Metal-Events. Somit muss man nicht immer alle Kapellen mögen. Die komplette Räumung der Halle nach jedem Gig ist zwar für die Zählung der anwesenden Personen sehr gut, aber wenn alles auf einmal von der großen Bühne in Richtung Halle strömt und man jedes Mal anstehen muss, ist das schon nervig. Das sollten die Macher noch einmal überdenken. Auch die Pausen zwischen den Gigs der beiden Bühnen können etwas länger sein, denn wenn eben KNORKATOR noch spielt und EISREGEN bereits angefangen hat, ist das ärgerlich. Dann lieber ein paar Bands weniger und längere Spielzeit. Da haben alle etwas davon. Ansonsten bleibt nur noch zu sagen: Wir freuen uns auf 2013 und die fünfte Auflage von "Rock im Betonwerk"!

Redakteur:
Swen Reuter

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