Ryan McGarvey - Übach-Palenberg

02.06.2015 | 09:39

13.05.2015, Rockfabrik

Eine dringende Empfehlung für alle Liebhaber der Stromgitarre.

Wenn der Name RYAN McGARVEY fällt, werden meistens die verschiedenen Preise erwähnt, die der junge amerikanische Bluesrockgitarrist in den letzten Jahren regelmäßig eingeheinst hat. Als er mit seiner Band am 13.05.2015 in der Rockfabrik in Übach-Palenberg auftritt, ergibt sich die Gelegenheit, das mutmaßlich nächste große Ding im Bluesrock live zu sehen. Etwas überrascht stellt man fest, dass bereits ein Schlagzeug auf der Bühne steht, auf dessen Basstrommel der Name des Hauptacts zu lesen ist. Da war doch noch ein Anheizer angekündigt.

Als der Anheizer JACK BROADBENT schließlich mit halbstündiger Verspätung auf die Bühne kommt, löst sich das Rätsel auf. Die vermeintliche Vorgruppe entpuppt sich als Vorsolist. Der englische Bluesmusiker Jack Broadbent nimmt in der Bühnenmitte Platz und legt seine Gitarre ähnlich einer Steel Guitar auf seine Oberschenkel. Nachdem er von Fritz Knizia, dem Konzertverantwortlichen der Rockfabrik, extra anmoderiert worden ist, hat er gleich die Aufmerksamkeit des Publikums. Er singt und spielt dazu Slidegitarre. Seine perkussive Spielweise ersetzt dabei die fehlende Rhythmusgruppe und passt gut zu seiner rauhen, teilweise brüchigen Stimme. Bei einzelnen Stücken kommt die akustische Gitarre zum Einsatz. Mit seinem Programm kommt Jack Broadbent gut an. Die stärksten Publikumsreaktionen bekommt der mit seinem eigenen Material noch unbekannte Musiker, als er 'On The Road Again' von CANNED HEAT, 'Black Magic Woman' von FLEETWOOD MAC und als Finale 'Hit The Road, Jack' von RAY CHARLES covert.

Weil ja nicht viel Umbau erforderlich ist, dauert es dann nicht allzu lange, bis endlich RYAN McGARVEY und seine Band loslegen. Das Trio startet mit 'Memphis', dem Stück seines aktuellen Videoclips, dem natürlich noch eine ganze Reihe weiterer Titel aus dem neuen Album "The Road Chosen" folgen werden. Zunächst spielt die Band einige griffige Nummern ihres bluesigen Hard Rocks, doch bald werden die Stücke länger und geben dem Leadgitarristen mehr Raum, der gelegentlich auch Bottleneck spielt oder am Wimmerhaken zerrt. Seine Spielweise erinnert ein wenig an Joe Bonamassa, stellenweise auch an Stevie Ray Vaughan und Warren Haynes. Kein Wunder, dass der Bursche reihenweise Preise abräumt.

Zwischendurch wieder immer wieder Kunstnebel in die Halle geblasen, um die bunten Bühnenscheinwerfer in Szene zu setzen. Und erst mit 'My Heart To You' wird ein Gang zurückgeschaltet. Ryan McGarvey überzeugt in jeder Phase des Konzertes als Gitarrist und auch als Sänger. Ebenso passt das wuchtige, lebendige und präzise Zusammenspiel mit seiner Band, die aus Drummer Logan Miles Nix und Bassist Sam Miller besteht. Dieser verzichtet übrigens auf ein Plektron und zupft bei harten wie zarten Stücken die dicken Saiten mit den Fingern. Eine besonders eindrucksvolle Kostprobe ihrer Kunst liefern die drei in der Schlussphase mit einer ausgiebigen Aufführung von 'Prove Myself' ab. Dieses Stück wird vom Publikum lautstark abgefeiert. Der Jubel ist besonders groß, als Ryan McGarvey im Bühnenhintergrund verschwindet und so mancher Zuschauer glaubt, soeben das große Finale erlebt zu haben. Aber der Musiker hat sich nur eben eine andere Gitarre geschnappt - und jetzt kommt das große Finale! 'Mystic Dream' von Debütalbum "Forward In Reverse" hat sich zum Epizentrum seiner Livedarbietungen entwickelt. Heute abend wird die Nummer in über 20 intensiven, hypnotischen Minuten zelebriert, und sie hinterlässt die Zuhörer restlos begeistert.

Dass die Zugabe dann nur noch ein Solo des Schlagzeugs und ein letztes Lied umfasst, wurmt niemanden, denn das Publikum ist mittlerweile halb taub und verschwitzt. Das war ein gutes Konzert!

Redakteur:
Stefan Kayser

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