Screaming Stukas - Berlin
06.08.2003 | 12:1803.08.2003, Wild At Heart
Nachdem das W:O:A für mich in diesem Jahr leider Aufgrund von Geldnot ausfallen musste, konnte ich meiner Natur am Ende doch nicht entfliehen und war höchst erfreut, dass mit den SCREAMING STUKAS eine Band, deren Stil als 70s Guitar Rock beschrieben wurde, im Wild At Heart gastierte, so dass auch ich nicht ohne Livemusik bleiben musste.
Und was ist so ein Undergroundgig doch praktisch! Keine Viertelstunde Anfahrt, grad mal nen Fünfer Eintritt, das (Achtung Festivalbesucher!) kalte nulldreier Bier für unter zwei Euren – was will das Herz denn mehr?
Musik zum Beispiel? Die Finnen von den SCREAMING STUKAS (ungemein kultiger Name übrigens) wussten auch in dieser Kategorie voll zu überzeugen. In 70s-typischer Besetzung Drums/Gitarre/Bass/Orgel/Gesang angetreten, legte die Truppe los wie Wahnsinn. Mit einem Sound zwischen STATUS QUO in den spaßigen Sachen, den DOORS und sagen war mal STEPPENWOLF hatte die Band ein Programm am Start, das komplett auf eine maximale Menge an Spaß für Band und Publikum ausgerichtet war. Der Sänger wirkte wie eine Kreuzung aus Bob Dylan und Boy George (Steve Tyler mit Locken), trug einen schier unglaublichen, in Hellblautönen längsgestreiften Anzug, poste wie ein großer Rockstar, bezog immer wieder auch Zuschauerraum und Publikum in seine Bühnenshow ein und hatte mit seiner etwas hohen Stimme auch musikalisch jederzeit alles im Griff. Links und rechts von ihm Bass und Gitarre, beide songdienlich und riffbetont im Einsatz (wobei darauf verwiesen werden sollte, dass der Gitarrist im Laufe des Konzerts immerhin drei E-Saiten zerkloppte) und nie einer kleinen Showeinlage abgeneigt; alle klassischen Gitarristen-Showeinlagen wurden zelebriert. Bereits beim zweiten Song sprangen die Herren synchron in den Zuschauerraum, wo sie sich – ein Solo schrubbend, versteht sich – auf den Knien bis in die Rückenlage hineinbogen. Wieder auf den Beinen wurde allerhand Rumgehüpfe und selbstverständlich auch die Angus-Nummer geboten, bis als ultimative Showeinlage schließlich noch hinter dem Schädel geklampft wurde.
Das Songmaterial war – trotz der Betonung der Gitarre in der Stilbezeichnung – frei von Längen wie den ja gerade in den Siebzigern schwer angesagten halbstündigen Gitarrensoli, im Gegenteil, gerade einige der Uptempo-Nummern waren so simpel gehalten, dass man den Refrain alsbald problemlos mitsingen konnte – eine Möglichkeit, die nicht ungenutzt blieb.
Wie meistens im Wild At Heart konnte man sich auch über den Sound null beschweren, da der Winz-Club über eine immer wieder überraschend gute PA und kundiges Personal verfügt.
Das sehr gemischte Publikum, das sich aus eine Bandbreite von Altrockern über Punks und Rockabilly-Freaks aller Altersstufen bis hin zu sehr jungen Gitarrenbegeisterten zusammensetzte jedenfalls war hingerissen, so dass am Ende als einziger Wermutstropfen blieb, dass nach recht exakt einer Stunde alles bereits vorbei war – bei der Gluthitze im Wild At Heart war mehr aber wahrscheinlich einfach körperlich nicht drin. Spaß hatten die STUKAs jedenfalls ebenso wie das Publikum, in dem mich höchstens das Fehlen der bei reinrassigen Rock'n'Roll- und Rockabillykonzerten immer anwesenden Mädels im Cheerleaderoutfit verwunderte..., auch die hätten nämlich sicher ihren Spaß gehabt.
Leute, geht zu Undergroundgigs! So viel Spaß für so kleines Geld kriegt ihr sonst nirgendwo geboten!
- Redakteur:
- Philipp von dem Knesebeck