Siegen Death Attack Pt: 1 - Siegen
09.02.2013 | 15:27
01.02.2013, Vortex Musikclub
OBSCENITY, DESERTED FEAR, OBSCURE INFINITY, SARX und viele mehr haben zwei Tage das Vortex in Siegen belagert und dabei dem Todesblei gehuldigt.
Ein mehrtägiges und winterliches Hallenfestival mit Underground-Bands stand bisher nicht in meinen Kalender und ich hätte ehrlich gesagt auch nicht damit gerechnet, dass so etwas funktionieren kann. Allerdings zeigt der Siegener Vortex Musikclub eindrucksvoll wie erfolgreich so ein Event sein kann und beweist mit dem ersten Siegen Death Attack wie lebendig zurzeit die deutsche Todesblei-Szene ist. Acht durchweg starke Bands locken aus der gesamten weiteren Umgebung Interessierte an, die ihre müden Glieder zu extremen Klängen aus dem Winterschlaf holen und sowohl Altgediente als auch frische Newcomer begutachten wollen.
Den Auftakt machen am Freitagabend die Wiesbadener
WOUND, die 2012 eindeutig zu den Gewinnern der Szene gezählt haben. Eine Demo auf Tape haben sie bisher veröffentlicht und sich mal eben damit den Titel "Demo des Monats" im Rock Hard erstritten. Völlig zu Recht, wenn man mich fragt. Ihre Mischung aus Death Metal, Crust und Thrash geht runter wie Öl und sticht aus der Flut an Veröffentlichungen durch einen rotzigen aber durchweg kraftvollen Sound heraus. Kein Wunder, das hier bereits beim Opener viele Neugierige den Weg ins Vortex gefunden haben. Leider verpasse ich den Eröffnungstitel 'Confess To Filth' knapp aber bin dann zu anderen Krachern wie 'Among You' und Forever Denial' voll dabei. Zwar ist der Klang direkt vor der Bühne ziemlich matschig (vielleicht auch ein Grund wieso die meisten Zuschauer diesen Bereich meiden), aber begeisterungsfähig sind die Hessen in jedem Fall. Aggressives Gekeife, das jeden Black-Metal-Spargel das Trommelfell platzen lässt, und groovige bis rockige Riffs, die den Nacken in Bewegung versetzen, lassen das Gros der Metal-Extremisten mit der Zunge schnalzen. Schade ist dabei nur, dass bereits nach weniger als 30 Minuten, die Show schon wieder vorbei ist und der Ohrwurm 'Moloch' aus Zeitgründen leider nicht mehr gezockt werden kann. Allerdings ist bei dieser Qualität klar, dass man noch viel von den Herren aus der Hessen-Hauptstadt hören wird.
Ein weiterer Senkrechtstarter des letzten Jahres kommt direkt danach auf die Bühne.
DESERTED FEAR aus
Thüringen muss man einfach gern haben. Die Jungs sind unheimlich sympathisch, in Interviews total authentisch und spielen ein Brett, das es einem die Rübe abmontiert. Von Sekunde eins an haben die Mitteldeutschen die Menge im Griff und ziehen noch mehr Banger vor die Bühne als die erste Band des Abends. Viele Anhänger mit Bandshirts tummeln sich in den ersten Reihen und bejubeln den Auftritt ihrer Helden ausgelassen. Bei einem starken Release wie "My Empire" wäre auch alles andere eine Schande. Songs wie 'Nocturnal Frags' und 'The Black Incantation' sind auch dafür gemacht, um live abgefeiert zu werden. Brachial und tödlich wummern die Tracks aus den Boxen, sind aber durchweg song-dienlich geschrieben und laden dazu ein den Chorus aus voller Kehle mitzugrölen. Wer davon kalt gelassen wird, wird spätestens von der Spielfreude der Deather angesteckt. Hier steht man nicht wie angewurzelt herum, sondern zeigt dem Mob wie die Mähne zu rotieren hat. Auch im weiteren Verlauf kann man keine Schwächen feststellen und muss attestieren, dass diese Band eine glorreiche Zukunft vor sich hat, wenn sie sich diese Leidenschaft und Begeisterungsfähigkeit bewahrt.
Danach wird es tatsächlich nochmal voller, denn jetzt kehrt ein verlorener Sohn Heim ins eigene Wohnzimmer. Zumindest kann das Vortex als solches in Bezug auf SARX bezeichnen. Die Band existiert eigentlich gar nicht mehr und hat sich laut Gerüchten auch nur für diesen Gig reformiert. Das zieht natürlich Leute. Die ganze Metal-Szene Siegens scheint hier zu sein und macht den Konzertraum zu einer Sauna. Die Kapelle, die durch Klampfer Kensington auch mit LAY DOWN ROTTEN und OBSCENITY verwoben ist, ballert ordentlich und vereint in ihrem Sound sowohl technische bis brutale als auch traditionelle Death-Metal-Spielarten. Das feuert einige dazu an, den ersten Moshpit des Abends zu starten, was zu einem wahren Gemetzel in den ersten Reihen führt, an dem maßgeblich ein Beleibter Herr verantwortlich ist, der körperlich-unterlegene Besucher quer durchs Venue feuert und dafür sorgt, dass mein Bier eher auf mir und meinem Nebenmann landet als in meinem Magen. Als mir dieses Verhalten etwas zu viel wird, fliehe ich kurz, um eine zu rauchen und kann mir einige Minuten später kaum ein Grinsen verkneifen als genau dieser beleibte Kerl draußen mit blutiger Stirn versorgt werden muss. Nichts gegen Stimmung auf Konzerten aber im Sinne von EXODUS sollte man doch darauf achten, dass ein Moshpit stets ein "Good Friendly Violent Fun" bleibt. SARX lassen sich derweil nicht aus der Ruhe bringen und spielen ihren Gig eindrucksvoll zu Ende und ernten sowohl von ihren Fans als auch von Musiker-Kollegen einiges an Anerkennung.
Stimmungstechnisch ist SARX, dann auch nicht mehr zu toppen und die kurzfristig für SOUL DEMISE eingesprungenen WARHAMMER spielen vor deutlich lichteren Reihen, was die aber nicht wirklich stört. Denn die Die-Hard Fans sind da und bejubeln die HELLHAMMER-Jünger gnadenlos. Das halbe Dutzend Old-School-Banger in der ersten Reihe bewegt sich konstant zu Songs wie 'Warriors Of The Cross' oder 'Cruel'. Besonders heiß wird es als die Cover-Versionen angestimmt werden, von denen WARHAMMER gleich drei dabei haben. 'Poison' von VENOM macht den Anfang und wird etwas später von 'Outbreak Of Evil' gefolgt, bei dem jede Menge Zuschauerunterstützung gefragt ist. Natürlich ist jeder Kuttenträger textsicher und schreit sich beim Chorus die Seele aus dem Leib. Zumindest bis auf den Schreiber dieser Zeilen, der mehrfach den Einsatz verhunzt, als man ihm das Mikro hinhält. Wesentlich besser stellt sich da ein BATHORY-Kenner an, der beim abschließenden 'The Return Of The Darkness And Evil' gleich mal den gesamten Songtext über das zweite Mikrofon krallt und zusammen mit Fronter Iron Lung den Tribut zum Besten gibt. Ein gelungener Abschluss für einen ersten Tag des Siegen Death Attack, auch wenn mein Begleiter bemängelt, dass eine Band die HELLHAMMER huldigt auch ruhig mal ein Cover der Schweizer zocken könnte. Sei's drum. Es gibt ja noch einen zweiten Tag, für den man sich ja auch noch ein paar Kräfte aufsparen sollte.
- Redakteur:
- Adrian Wagner