TUSKA FESTIVAL - Helsinki

20.07.2024 | 12:03

28.06.2024, Suvilahti

Eine unvergessliche Reise.

Wir haben in Helsinki sehr gut geschlafen. Nach üppigem Frühstück und einem kleinen Besuch im nahegelegenen Supermarkt packen wir unsere Sachen, um den zweiten Festivaltag zu begrüßen, macvhen uns erneut voller Vorfreude ob der bevorstehenden Ereignisse auf den Weg. Erneut ist es ein knapp einstündiger Spaziergang durch eine der schönsten Städte, die ich jemals besucht habe, erneut streifen wir an Plattenläden, der schönen Natur und ein paar Enten entlang, genießen die Umgebung bei sonnigstem Wetter und kühlstem Biere sowie den Luxus, Urlaub mit Festival sehr komfortabel zu kombinieren. Auch heute geizt das Tuska weder mit freundlichem Personal und grundzufriedenem Publikum, noch mit namhaften Bands und bester Stimmung.

Nachdem auf der Open Air II-Stage ANKOR aus Spanien für deftige Alternative-Metal-Klänge sorgt, mir hier vor allem die freigesetzte Energie imponiert, und die Dänen VOLA auf der Karhu Main Stage für einige sehr stimmungsvolle Melodien verantwortlich sind, wird es vor der Radio City Stage tödlich-heftig. Mit DEVOURMENT hat sich eine absolute Legende des Brutalo Death Metals angekündigt, um dem Zelt ein wenig Feuer zu machen. Die Finnen wissen harsche Töne zu würdigen, auch wenn sich für Ottonormalmetaller quasi jeder Song gleich anhört, ob nun 'Molesting The Decapitated', 'Choking On Bile' oder 'Devour The Damned', zocken sich die Texaner nicht nur souverän durch ihr Set, sondern wissen den Nordlichtern auch gehörig den Allerwertesten zu versohlen. Entsprechend voll ist es vor der Stage. Unmittelbar danach haben sich auf der Haupt-Bühne nach VOLA Marco Hietala und TAROT angekündigt und meine Herren, wie schön es doch ist, Marco bei bester Laune wieder auf der Bühne zu sehen. So gibt es eine Stunde lang bei herrlichstem Sommerwetter fette Töne der Marke 'Traitor', 'Warhead', 'Rider Of The Last Day' oder zum Schluss 'Crawlspace'. Marco und Co. sind bestens aufgelegt, man merkt, wie wohl sich die Musiker bei ihrem Heimspiel fühlen, von dem im Anschluss auf der Open Air II-Stage auch die Lokalmatadore von SONATA ARCTICA profitieren. Auch wenn der Sound ein wenig dumpf daherkommt, haben der ergraute Tony Kakko und seine Mannen unheimlich viel Spaß, auch das neue Album "Clear Cold Beyond" mit 'First In Line' und 'Dark Empath' gleich zu Beginn zu promoten. Natürlich dürfen standesgemäß 'Tallulah', 'Replica' und 'Full Moon' nicht fehlen, was nicht nur die Menge vor der Bühne, sondern auch uns vom Biergarten aus sehr freut. Perfekte Sicht, locker flockiger Melodic Power Metal, ein laues Lüftchen und ein kühles Bier – Herz, was willst du mehr?

Auf reichlich Power und Heimspiel habe ich mich auch bei STAM1NA sehr gefreut und werde nicht enttäuscht. Die Thrasher aus Lemi zerlegen die Main-Stage nach allen Regeln der Kunst und selbst wenn ich kein Wort der Lyrics bei 'Muistipalatsi', 'Kaksi Reittiä, Yksi Suunta' oder 'Vereen Piirretty Viiva' und dem finalen 'Sirkkeli' verstehe, so geht die Meute steil. Die Jungs sind ohnehin auf dem Tuska gern gesehene Gäste und wissen auch diesmal, die Gelegenheit beim Schopfe zu packen und unter der prallen Sonne Helsinkis ein Feuerwerk zu entzünden. Während danach der Deathcore von MAKE THEM SUFFER absolut zu überzeugen weiß und einige höllisch heiße Ohrwürmer und noch brennendere Energie im Schlepptau hat, genießen wir unsere 17€-Burger – von denen man aber sagen muss, dass die Qualität nicht besser hätte sein können! – mit einem kühlen Karhu. Während ich mir das Logo dieses köstlichen Bieres anschaue, macht sich die Vorfreude ob des kommenden Auftritts breit: AMORPHIS! Letztes Jahr auf dem Dong Open Air sowie auf dem diesjährigen Rock Hard Festival haben die Finnen schon gezeigt, welch geniale Live-Band dahintersteckt. Doch wenn man Tomi, den anderen Tomi, sowie Esa und Co. beim Heimspiel zuschauen kann, die Bühnenbeleuchtung sowie Dekoration überaus geschmackvoll zur Geltung kommt, ein warmer Sound das Infield berührt und Songs wie 'The Smoke', das wundervolle 'The Moon' aber auch 'Silver Bride' und 'Amongst Stars' allen Anwesenden ein breites Lächeln auf die Lippen zaubert, dann springt diese Laune unweigerlich auf die Band über, die selbst aus dem Grinsen ob ihres Siegeszugs kaum hinauskommt. Ein toller Auftritt, der mit 'The Bee' langsam, aber sicher beendet wird und einmal mehr den Status AMORPHIS' zementiert.

Zwei Bands haben wir allerdings noch und selbst wenn Progressive Rock nicht ganz in meine derzeitige Stimmung passt, wissen die Polen von RIVERSIDE auf der Radio City Stage doch sehr viele Zuschauer in den Bann zu ziehen. Nach schönen Melodien und weiteren Karhu wandert unser Blick zum letzten Mal an diesem Tag auf selbige Stage, denn mit BRING ME THE HORIZON gibt sich der heutige Headliner vor großem Publikum die Ehre. Auch die Briten lassen nahezu gar nichts anbrennen, auch wenn der berühmte Funke nicht ganz überspringen mag. Doch die meisten Festivalbesucher sind vom eingängigen und feierwütigen Alternative/Metalcore/Punk Rock/Hardcore-Mix der Jungs um Frontmann Oli sehr begeistert und bündeln beim anderthalbstündigen Gig bei 'Teardrops', 'Kool-Aid', sowie 'Drown' noch einmal sämtliche Energien, um diese beim finalen Trio 'Doomed', 'Lost' und 'Throne' zu verbraten.

Wie es inmitten der Mittsommer-Zeit in Finnland üblich ist, genießen wir selbst zu später Stunde das gedämpfte Licht, liegen uns ob dieser tollen Glückgefühle des heutigen Tages in den Armen, decken uns noch mit zwei, drei Dosen feinsten Bieres ein und treten müde, aber begeistert den Heimweg an. In dieser Stunde lassen wir nicht nur die Gigs, sondern sämtliche Eindrücke Revue passieren, reden über das so gute, hochwertige Essen, genießen die Wärme auf unserer Haut und in unseren Herzen und verabschieden uns bei den Enten in freudiger Erwartung, sie am nächsten Tag wiederzusehen. Im Hotelzimmer angekommen bekommen wir noch ein paar Minuten des EM-Spiels der deutschen Mannschaft mit und ich kann euch sagen, es tut sehr gut, ein Spiel im TV zu schauen, wenn kein Moderator dazwischenquatscht. Selbst wenn Deutschland eine herbe Klatsche kassiert hätte, bleibt uns auch der zweite Festivaltag auf dem Tuska in schönster Erinnerung.

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Redakteur:
Marcel Rapp

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