Teutrine - Vlotho (OWL)

12.09.2001 | 11:46

01.09.2001, Umsonst & Draußen

Wie lernt man normalerweise eine Band kennen? Man hört sie bei Freunden oder bekommt von selbigen einen Tipp, und hört sich dann vielleicht Material im Netz an oder im Musikladen. Vielleicht kauft man sich aufgrund eines Reviews in einem einschlägigen Zine eine CD oder weil man die Band vielleicht sogar im Radio gehört hat..
Die Band, über die ich berichten möchte, verfügt über kaum eine dieser Möglichkeiten, sich in Eure Gehörgänge zu schmeicheln. Da sie noch recht unbekannt sind, ist es ziemlich aussichtslos, darauf zu warten, dass ein Freund sie Euch empfiehlt. Leider gab es bislang keine Reviews in bekannten Magazinen (bis jetzt – Review wurde bei uns vor Kurzem online gestellt – Anm. Andreas *g*), was wohl daran liegen könnte, dass sie bislang keinen Longplayer produziert haben.; also könnt ihr auch verzweifelt in den Zeitungen hin und herblättern und werdet nichts finden. Hier und jetzt werde ich Euch die Möglichkeit geben, sie kennen zu lernen, und ich rate Euch, nutzt die Chance. *g* (Für weitere Informationen werdet ihr auch im Netz fündig)
Tja, jetzt fragt Ihr Euch vielleicht, wie ich denn in den Genuss kam, der Musik dieser Combo zu lauschen; nun ich hatte das Glück, sie auf einem kleinen Festival in Lemgo in Aktion zu erleben, und war gleich so begeistert, das ich tags drauf zum in OWL recht bekannten \"Umsonst & Draußen\" fuhr, um sie mit unter besseren Bedingungen (Location / Publikum) noch einmal anzuschauen, und um mir einige Notizen zu machen, um diese Zeilen hier zu verfassen.

TEUTRINE stehen in der klassischen Sängerin-, Gitarre-, Bass-, Schlagzeug-Kombination auf der Bühne und zeigen, was sie sich in ihrer 3-jährigen Bandgeschichte bereits gemeinsam angeeignet haben, und wenn Ihr meine bescheidene Meinung hören wollt, hört sich das bereits sehr professionell an.
Anfangen will ich mal bei Sängerin Jasmin, mit ihrer fantastischen, klaren, ausdrucksstarken Stimme, die nicht nur meinem Freund Andreas (siehe TEUTRINE-CD-Review) wohlige Schauer über den Rücken laufen lässt. Auch wenn ich Vergleiche mit anderen Künstlern lieber nicht so gern verwende, denke ich stellt es schon ein Kompliment dar, wenn ich bei Jasmins Gesang an CRANBERRIES-Frontfrau Dolores denken musste.
Sie bringt durch ihren Gesang äußerst viel Gefühl zum Ausdruck, und auch wenn ihre Stimme bei sehr hohen Passagen gelegentlich umzukippen droht, macht sie das in meinen Augen nur noch echter und faszinierender. Ganz nebenbei unterstützt sie noch Henrik in einigen Songs bei der fulminanten Gitarrenarbeit.
Auf der Bühne ist sie publikumsnah, bezieht gestenreich die Leute vor der Bühne in ihren Gesang ein, und scheut auch in den Päuschen zwischen den Songs nicht den wortreichen Kontakt zu ihren Zuhörern, der die Atmosphäre sehr locker und entspannt macht.
Auch wenn die Combo ihre Musik selbst als Power-Pop bezeichnet, klingen sie in meinen Ohren - vor allem live - durch die Gitarren- und Bass-Arbeit sehr rockig, und regen den geneigten Zuhörer dazu an, das Haupthaar zu schwingen, was sich in Vlotho auch der eine oder andere nicht nehmen ließ.
Womit wir uns nun Gitarrero Henrik mal von Nahem besehen wollen; er zaubert die eingängigen, schönen, abwechslungsreichen Melodien in die Songs, hat nebenbei noch Zeit, durch die Gegend zu springen, sich heftige Gitarrenduelle mit Bassist Christian zu liefern und sieht dabei auch noch gut aus. Liegt vielleicht an der Motivation, die er sich durch ominöse Bilder holt, die er an seinen Monitor heftet. ;-)
Besagter Christian scheint sein Instrument nicht gerade lieb zu haben; mit Fäusten hat er den armen Bass malträtiert oder zum Anschlagen der Seiten gar den Mikroständer benutzt. Also ich fand nicht, das er das verdient hatte; entlockte er dem gemarterten Gerät doch die angenehm rockige Untermalung der Songs, auf die die Band sicherlich nicht verzichten könnte. Bei einigen Stücken singt Christian die Refrains mit, und ich finde, dass dies durchaus noch ausgebaut werden sollte, da die dunkle, weiche Stimme einen sehr angenehmen Kontrast zu Jasmins hohem, dominantem Gesang bildet.
Last but not least wende ich mich Schlagzeuger Paul zu, der da hinten auf der Bühne zwar manchmal zu übersehen, aber nie, nie, nie zu überhören ist.
Ich muss sagen, der Mann versteht etwas von seinem Handwerk; Paul lässt es so richtig rocken, und nachdem ich ihn auf der Bühne hinter seiner Schießbude habe moshen sehen, soll der mir noch mal erzählen, er spiele Pop *g*
Vom eingängigen Hintergrundgetrommel über ausgefeilte Zwischenparts bis hin zu wahren Schlagzeuggewittern beim Ausklang der Songs, hatte er alles zu bieten, und sein Kopf stand dabei genauso wenig still wie natürlich seine Hände. Nee, seine Nackenschmerzen hätte ich am nächsten Tag nicht haben wollen.

TEUTRINE hatten sichtlich Spaß an ihrer Arbeit und ließen das Publikum daran teilhaben. Jasmin und Christian taten ihr Bestes, um die Zuschauer nach vorn zu holen, und nach ein paar Aufforderungen füllte sich der Platz vor der Bühne doch merklich, wo die meisten dann auch nicht mehr still halten konnten. Bevor die Ballade „Liar“ gespielt wurde forderte Jasmin die Zuhörer zum mitsingen auf und sang den Refrain kurz vor; hier stellte sie auch a capella ihre Stimmgewalt unter Beweis; und während wir alle mitgröhlten, fielen Henrik und Jasmin voreinander auf die Knie und machten den wunderbaren Song durch ihre Gesten noch einmal doppelt so emotionsgeladen *seufz*.
Nachdem der letzte Song gespielt war, forderte das Publikum die Combo noch mal zurück auf die Bühne, und ich denke, das ist doch letztendlich der gültige Beweis für einen grandiosen Auftritt.
Alle, die jetzt auf den Geschmack gekommen sind, finden die aktuellen Tourdaten auf der HP der Band und hoffentlich bald auch das Material, auf einem Silberling verewigt, in jedem Plattenladen.

SETLIST:
1. Why
2. Alive
3. Visions Of You
4. Please
5. On My Cloud
6. Best For Me
7. Child
8. Liar
9. The Key Over Me
10. Leave
11. Weird
Zugabe:
12. Say That You´re Mine

http://www.teutrine-pop.de

[Gastautorin Hjalana]

Redakteur:
Hjalana Thursson

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