VersaEmerge - Köln

15.06.2011 | 09:52

06.06.2011, Luxor

Endlich kommen VERSAEMERGE auf Tour durch Deutschland. Bisher durfte nur das UK in den Genuß der vom amerikanischen AP-Mag zur "most underrated" gekürten Band kommen. Nach Auftritten bei Rock am Ring und Rock im Park stehen mit Köln und Hamburg zwei weitere Daten auf dem Programm.

Dass VERSAEMERGE wirklich eine mehr als unterbwertete Band sind, wird am heutigen Montagabend klar. Eigentlich ist es für die ganze amerikanische Pop-Punk/Alternative-Rock-Szene recht einfach, die Hallen zu füllen. Man muss nur an PARAMORE, ALL TIME LOW, TAKING BACK SUNDAY oder PANIC! AT THE DISCO denken, welche nahezu mühelos Hallen voll kriegen. Doch schon MAYDAY PARADE ein paar Wochen eher spielten vor unerwartet wenigen Leuten. VERSAEMERGE trifft es noch härter und gerade einmal geschätzte 75 Leute sind in der 500 Leute fassenden Konzerthalle des Luxors versammelt.

Doch durch die mehr als geringe Zuschauerzahl ist das sonst subtropische Luxor mehr als zu ertragen als THE BLACKBERRIES aus Soligen auf die Bühne steigen. Die Truppe spielt Indie Rock der typisch deutschen Art. Irgendwo zwischen Indie, Rotz und leichtem Punk-Rock-Einschlag, ähnlich wie ITCHY POOPKITZ. Das kann man sich gut und gerne zwei Songs über mühelos geben. Doch die bewusst frech und poppig gehaltenen Melodien nerven einen spätestens nach dem zweiten Refrain des dritten Songs. Allerdings wirken die Ansagen der Solinger ziemlich sympathisch und so schaffen sie es, sich ordentlichen Beifall zwischen den Songs zu erspielen. Sogar Zugaben werden geboten, bevor man nach knapp 40 Minuten die Bühne verlässt.

VERSAEMERGE hatten es nie so einfach. Man startete als 08/15-Post-Hardcore-Kapelle mit Sänger. Dieser verließ die Band und man holte mit Sierra Kustenbeck eine Sängerin dazu und zeigte sich wesentlich melodischer und songorientiertet auf der zweiten EP "Perceptions", welche ihnen einen Deal mit Fueled By Ramen einheimste. Die nächste EP "VersaEmerge" steigerte die Leistung der Band sogar und Hit folgte auf Hit. Doch nun beginnt das Bandkarussel, sich zu drehen, und Drummer und Gitarrist steigen aus, bevor man das Debütalbum "Fixed At Zero" aufnimmt, welche die Band von einer ernsteren und spielerischen Seite zeigt. Kurz vor der Eurotour verlässt dann noch der Bassist die Band. Und trotz all der Rückschläge kommt das verbleibende Duo auf Tour mit temporärem Drummer und Bassisten.

Doch das Intro lässt aufhorchen. Kustenbeck liegt mehr als einmal neben dem Ton, doch während des ersten Songs 'Stranger' steigt die Trefferquote schnell an - doch trotzdem wird heute nicht jeder Ton perfekt sitzen (irgendwie fällt das bei weiblichem Gesang schneller auf als bei Männern). Die Band legt sich gut ins Zeug und will den wenigen Fans eine gute Show bieten. Besonders die flotteren Songs der "VersaEmerge" EP wie 'Past Praying For' oder 'Moments Between Sleep' sorgen für Bewegung vor und auf der Bühne.

Allerdings ist es das Material des Debütwerks "Fixed At Zero", welches deutlich macht, dass man kein PARAMORE-Klon oder eine weitere Pop-Punk-Band ist, sondern wesentlich verspielter und atmosphärischer wirkt. Natürlich sind Songs wie 'Fire (Aim Your Arrows High)' oder 'Mindreader' irgendwo poppig, nur ist man eben weit von zuckersüßen ALL TIME LOW-Melodien entfernt. Und das spiegelt sich auch im Publikum wieder. Es sind nicht nur Minderjährige hier, sondern auch Mittzwanziger ohne bunte Shirts mit Monstern drauf.

VERSAMERGE bieten einen klasse Mix aud dem Debüt und der Vorgänger-EP und spielen immerhin knapp über eine Stunde (ich ging von maximal 45 Minuten Spielzeit aus). Nach der Zugabe 'Clocks' ist dann aber Schluss und man kann nur hoffen, dass die Band nicht noch mehr Rückschläge zu verkraften hat, so dass sie bald wieder auf deutschen Bühnen spielt - und dann hoffentlich vor mindestens doppelt so vielen Fans wie heute.

Redakteur:
Sebastian Berning

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