Wacken Open Air 2009 - Wacken

19.08.2009 | 21:53

04.08.2009, WOA-Wiese

Ein Wacken der Rekorde war es in jedem Fall. Und ein Wacken, bei dem das Wort "Schweinegrippe" eine besondere Rolle spielte. Dazu machten noch rund hundert Bands auf mehreren Bühnen so viel Alarm, dass unmöglich alle zu sehen waren. Das Ergebnis: ein grandioses Wochenende, das dennoch auch Makel hatte.

Das Wacken ist durch den immensen Besucheransturm inzwischen ja Projektionsfläche für viele Menschen - und so kommt an diesem Samstag auch die Politik. Mitten im Wahlkampf besuchen Peter Harry Carstensen (CDU), Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein, und FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki das Wacken und lassen sich medienwirksam bei einem Bier ablichten. In diesem Zusammenhang: Andere Besucher kotzen schon an diesem Tag, weil der Fraß der Stände speziell für schwache Mägen ungeeignet scheint. Was wäre nur gewesen, wäre solch ein Gast auf einen Politiker getroffen.
[Henri Kramer]

Ich mache einen kleinen Zeitsprung: Es ist wieder Freitag, elf Uhr morgens. Ich krieche benommen aus meinem Schlafsack, da ertönt von draußen eine Stimme: "Pia! SUIDAKRA spielen! Du musst schreiben!" Mit einem Schlag bin ich hellwach, schlüpfe in meine Klamotten, will gerade meine Boots anziehen und mit einem "Ich bin weg!" gen Festivalgelände rennen, da sagt dieselbe Stimme: "Nee, doch nicht. Die spielen erst morgen, das wurde verschoben." Nächster Zeitsprung: Party Stage, Samstag, zwölf Uhr morgens. SUIDAKRA wecken mich ein zweites Mal. Dieses Mal aber nicht durch ein Schockmoment, sondern durch ihren fetten Sound. Kelten scheinen ohnehin Frühaufsteher zu sein, denn hier ist mehr los, als ich erwartet hätte. Dazu haben SUIDAKRA wohl ausgeschlafen, denn die Show funktioniert prächtig, und auch die Stimmung ist gut. Die Fans klatschen viel und machen gut mit. Nur den gewünschten Moshpit kriegen sie so früh noch nicht auf die Reihe.
[Pia-Kim Schaper]

Wenn sich der Fan in Wacken um zwölf Uhr am Samstag vor die Black Stage stellt, muss schon etwas Besonderes passieren, und so ist es auch. EINHERJER geben sich die Viking-Ehre, und alle, die da sind, sollen es nicht bereuen: EINHERJER, wohl nur von den Älteren in der Vergangenheit noch live erlebt - oder aber in diesem Jahr beim Ragnarök-Festival. Nun aber dürfen sich alle freuen. Los geht es mit dem Hammer 'Home', Sänger Frode und seine einzigartige Stimme machen schon diesen Opener zum Erlebnis. Als Frode immer wieder seine geballte Faust zum wolkenlosen Himmel streckt und sagt "We are true Viking Metal" - da widerspricht keiner. Und nach dem 'Crimson Rain' macht schon die Hälfte der Fans den Wikingergruß, animiert immer wieder von Frode, der sich dazu mit der geschlossenen Faust auf die Brust schlägt. Zum Schluss darf natürlich 'Far, Far North' nicht fehlen, die Hymne von EINHERJER. Ein schöner, aber zu kurzer Auftritt.
[Wolfgang Kuehnle]

Nach ihrer Orchestershow von 2007 kommen RAGE im Jahr 2009 wieder nicht allein auf die Bühne: Sie spielen eine Special Show mit namhaften Gästen wie Hansi Kürsch von BLIND GUARDIAN, Schmier von DESTRUCTION oder Eric Fish von SUBWAY TO SALLY. Bei Letzterem treffen zwei Jahre Bundesvision Song Contest aufeinander: RAGE singen ihren Song 'Gib dich nie auf' zusammen mit Vorjahressieger Eric Fish. Vor der Hauptbühne ist auch schon einiges los. Bis zu den Bierständen ist der Vorplatz gefüllt. Die Ausstrahlung des Dream-Teams Peavy Wagner/Victor Smolski wirkt zusätzlich belebend auf die Fans, die während der Show gut mitmachen. Leider fehlen einige Klassiker im Set, was an der kurzen Spielzeit von nur knapp einer Stunde liegt.
[Pia-Kim Schaper]

Und nun doomt es. Doom Metal verbindet man ganz flagrant mit Mannschaften wie WITCHFINDER GENERAL, CANDLEMASS oder eben CATHEDRAL. Klar passt das langsame Stampfer-Paket nicht in den Postkasten der meisten Metaller, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass sich nur wenige zu diesem Gig zusammenfinden. Eines sei vorab gesagt: CATHEDRAL wird niemals eine Band sein, die zum Ausrasten oder Tränenvergießen veranlassen wird. Dafür ist ihre Musik einfach zu retromäßig und old-fashioned to the core. Und irgendwie scheint Langsamkeit hier kongruent zu laufen mit Langatmigkeit und Langeweile. Denn irgendwie hat sich ihr Sound nie weiterentwickelt. Sänger Lee Dorian dümpelt in seinem selbst bereiteten Babybrei aus Routine, Gewohnheit, Gleichmütigkeit und Teilnahmslosigkeit herum. Fehlt nur noch das passende Planschbecken dazu, in welchem er wie im Treibsand versinken möge. Hallo Mr. Lee? Das hier ist Wacken! Da kann man doch nicht einfach apathisch-lethargisch sein Programm runterleiern, während man selbst den Eindruck erweckt, kein Interesse zu haben, hier überhaupt zu zocken! No way. Ein Stück wie 'Hopkins (The Witchfinder General)' ist großartig und bestes britisches Bumsstahl, aber wie gelangweilt so ein fettes Stück mit hängendem Bierbauch runtergesunden werden kann, ist mir schleierhaft. Genauso auch 'Cosmic Funeral'. Na gut, der undifferenzierte Sound und die viel zu laute Bassdrum tun ihr Übriges, um die Show kaputtzumachen. Schade, denn mit besserem Sound, "liebevollerem Publikumskontakt" und mehr Power hätte man hier in den Genuss von Exklusivität kommen können. Mit der erbrachten Leistung driftet man eher ab in den Bereich des Belanglosen und Überflüssigen.
[Markus Sievers]

Der angekündigte Auftritt von KAMPFAR fällt aufgrund familiärer Probleme aus. Stattdessen erklimmt ONKEL TOM die Party Stage. Geboten wird dasselbe wie am Mittwochabend, eine bewährte Mischung aus traditionellen Trinkliedern und Eigenkreationen ('Auf nach Wacken - Kopp in'n Nacken'). Aber irgendwie hat Tom nicht richtig Lust, am Nachmittag zu spielen, verlässt er doch schon nach der Hälfte der Zeit die Bühne, um sich noch zu zwei kurzen Zugaben bitten zu lassen.

Das Alternativprogramm dazu ist die Mitfahrt im JÄGERMEISTER HOCHSITZ. Egal, wie man zu der immer stärker spürbaren Jahrmarkt-Mentalität des W:O:A steht, diese Aktion lohnt sich einfach richtig. Der Blick aus 45 Metern Höhe ist einfach unglaublich. Man schaut von oben wie auf eine Modellbahnanlage. Tausende Menschen, klein wie Ameisen, eine Zeltstadt bis zum Horizont zu Füßen. Dazu zwei kühle Getränke von netten Damen serviert - was will man mehr? Sollte dann noch eine Band spielen, die die Massen zur Bewegung bringt, ist einfach alles perfekt. Nicht zuletzt auch wegen dem lauen Lüftchen, das da oben weht, was nach drei Tagen Hitze doch guttut. Daumen also hoch und bitte wieder! Im Gegensatz zu Wrestling, dem 1.932.483ten Mittelaltermarkt und den wohl bald anstehenden Losbuden und Autoscootern.
[Matthias Köppe]

Als erklärter Fan des von Gene Hoglan und James Murphy getriebenen Death-Thrash à la "Demonic" ist es für mich nicht ganz einfach, die ohnehin sehr wankelmütige Formation und Bay-Area-Koryphäe TESTAMENT live zu begutachten. Interessant in dem Zusammenhang, dass der Titel des aktuellen Werks nach siebenjähriger Pause zu Deutsch den Titel "Formation der Verdammnis" trägt. Man weiß eigentlich kaum, wen man zu der Truppe dazurechnen soll, aber wenn, dann sicherlich niemand Geringeres als den dunklen Hühnen und Shout-King Chuck Billy. Er ist Dreh- und Angelpunkt und gewissermaßen das Gesicht der seit 1983 thrashenden Veteranen. Über den Rest der Auswechselbank haben auch wirklich nur eingefleischte Fans einen Überblick. Ich leider nicht, und da ich die Combo auch nicht aus ihren alten Tagen kenne, erlaube ich es mir in all meiner tendenziellen TESTAMENT-Inkompetenz, dem Leser nahezulegen, mein Urteil mit Vorsicht zu genießen, fühle ich mich doch nicht imstande, einen adäquaten Vergleich zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu machen, da mir auch entsprechende Kenntnis über vorhandenes Live-Material nahezu gänzlich fehlt.

Nun denn ... Da ich wie erwähnt mehr ein Fan der Death-motivierten Phase bin, muss ich schon wirklich sagen, dass die Combo auch im neueren Old-School-Sektor ordentlich Dampf macht. Kann ich mit "The Legacy" nur herzlich wenig anfangen, wissen neuere Päckchen aus der Sammelsendung "The Formation Of Damnation" wirklich zu überzeugen. 'More Than Meets The Eye' weiß mich demzufolge mehr vom Hocker zu reißen als ein nach altem Strickmuster gehäkelter Song à la 'Disciples Of The Watch'. An den Reaktionen des Publikums vermag man diesbezüglich nur schwer auszumachen, was denn besser ankommt - was wahrscheinlich daran liegt, dass man in den hinteren Reihen die Intensität des Moshgelages nicht seismographisch messen kann. Bei einem Ober-Thrash-Geprügel wie 'Into The Pit' hingegen bleibt kein Oberkörper heile. Da kochen der Pit und die darin gefangenen Fans förmlich. Insgesamt wären zwar ein paar mehr Old-School-Circle-Pits wünschenswert, aber dem wirklich guten Auftritt tut dies keinen Abbruch. Fazit: Eine coole Songauswahl, ein druckvoll-differenzierter Sound, das richtige Setzen von Akzenten und die einmaligen Stimmbänder von Billy hinterlassen den Eindruck eines gelungen "prügelnden Ereignisses".   
[Markus Sievers]

BORKNAGAR sind im Anschluss eine zwiespältige Angelegenheit. Denn natürlich klingen die progressiven norwegischen Blackies immer geil, ihre Songs wie 'Oceans Rise' oder 'The Dawn Of The End' sind am heimischen Herdkamin wahre Ohrenöffner. Nur live in der Sonne funktioniert das Ganze überhaupt nicht, was nicht zuletzt an Sänger Vintersorg liegt. Denn einmal sieht er mit seinen neuerdings kurzen Haaren wie ein Student im Black-Metal-Fieber aus, zweitens vergewaltigt seine Stimme solche Stücke wie 'Colossus', die sein Vorgänger Simen Vortex wesentlich gewaltiger zu singen wusste. Eine blacke Enttäuschung, dieser Gig, im sowieso mit Schwarzmetall nicht allzu gut besetzten Billing. Deswegen lieber mehr Platz für die wahren Helden des Festivals ...
[Henri Kramer]

Eins vorab: Wer HEAVEN SHALL BURN verpasst hat, hat Wacken verpennt. Unter brennendem Himmel legen am Samstagnachmittag die fünf Thüringer dieser nackenbrechenden Metalcoreband los, die nun zum dritten Mal auf dem Wacken spielen. Vor einer riesigen roten Sonne posiert die Band einheitlich in blutroten Hemden und beginnt mit dem "Iconoclast"-Nackenbrecher 'Endzeit'. "Wir sind hier, um Rekorde zu brechen.", informiert der sympathische Sänger Marcus Bischoff das Publikum vor der Black Stage. Bei 'Voice Of The Voiceless' folgt die Metal-Menge den Ansagen des Sängers, einen Circle Pit um die Leuchttürme zu machen, woraufhin tausende Fans sich herdenähnlich springend und rennend um die Tower in Bewegung setzen. Um Bischoffs Versprechen an die Wacken-Veranstalter nachzukommen, wird bei 'Profane Believers' und 'Like A Thousand Suns' der Boden für die kommenden fünfzehn Jahre festgestampft. Eine im Umfang mehr als brachiale Wall Of Death erlebt Wacken bei dem Song 'Counterweight'. Im Rauchschwadengewitter und mit einem stagedivenden Sänger gibt es 'Black Tears', die sich wohl einige nach diesem mehr als gelungenen Gig aus dem Gesicht wischen können.  
[Irina Sarkissow]

Jetzt ist AXEL RUDI PELL dran. Auf den Auftritt des Gitarrenmeisters freue ich mich schon gut zwei Stunden vorher. Die sechste Reihe ist meine. Nach dem Intro geht es zur Sache. Axel hat wohl auch einen sehr guten Tag erwischt, denn er macht Grimassen in die Kamera, was für eine gute Stimmung von Anfang an sorgt. Als der zweite Song, 'Strong As A Rock', kommt, ist die gute Laune perfekt. Dank der Kameraführung dürfen wir auch miterleben, wie Mike Terrana seine Schießbude schon gleich am Anfang zerlegen will. Aber das sehr schöne Stück hält seiner Kraft und Dynamik stand. Weiter geht es mit dem alten Gassenhauer 'Masquerade Bar'. Natürlich gehört auch ein schönes Drumsolo dazu. Leider vergeht die Zeit zu schnell. Was bleibt, ist ein schönes Erlebnis. Danke, Axel!
[Wolfgang Kuehnle]

Ungefähr halb voll ist das Zelt, als sich kurz darauf TROUBLE, die Doom-Pioniere aus Chicago, ihren Fans im Wet-Zelt zeigen. Da ich die Band leider nie mit dem ehemaligen Sänger Eric Wagner gesehen habe, fällt der Vergleich zu Kory Clarke schwer. Jedenfalls werden die Helden gebührend empfangen, wenn auch nur von wenigen Zuschauern. Der Sound ist nicht sehr Doom-lastig, sondern geht viel mehr in Richtung Heavy Metal. Die Anwesenden sind von dem Auftritt sehr angetan, und immer wieder werden "TROUBLE!"-Rufe laut. Sänger Kory meistert seinen Auftritt im schicken weißen Hemd souverän, und einige schwelgen bei den Songs in Erinnerungen. Dennoch ist die Stimmung eher verhalten, nur ab und an schafft es der Sänger, das Publikum aus der Reserve zu locken, wie beispielsweise bei 'Come Touch The Sky'. Keine Ahnung, woran es liegt - vielleicht daran, dass bereits zwei Tage hinter einem liegen. Das überträgt sich auf die Band, die zum Ende hin ein wenig lustlos wirkt und etwas früher aufhört als geplant.
[Swen Reuter]

Zeitgleich beginnen PAIN ihre Show mit einem Kracher: Zum Opener des aktuellen Albums "Cynic Paradise", namentlich 'I´m Going In', feuern die Mannen um HYPOCRISY-Mastermind Peter Tägtgren eine amtliche Ladung Pyros ab. Das war's dann aber leider mit der Feuershow; danach kommen nur noch ein paar Rauchschwaden aus den Zündern. Zudem hat der gute Peter Probleme, den Gesang bei genanntem Song live umzusetzen. Bei den weiteren Songs funktioniert aber alles super. Trotz des hohen Mittelalteraufgebots mit Medievil-Stage gibt es doch viele, die lieber zu PAIN als zu IN EXTREMO abfeiern, denn vor der Bühne ist viel los. Die Meute springt und klatscht friedlich, ein paar Stagediver schwimmen über die Menge. Und über dem ganzen Geschehen hüpft immer wieder ein blauer Ball. Das große Finale 'Shut Your Mouth' wird noch mal richtig abgefeiert, bis sich PAIN mit weiteren Rauchschwaden verabschieden.
[Pia-Kim Schaper]

Nebenan hält wie gesagt das Mittelalter einmal mehr seinen Einzug in Wacken. So ganz stimmt das natürlich bei der modernen Ausrichtung der Jungs von IN EXTREMO nicht mehr, aber ein Hauch von der angeblich guten alten Zeit schwebt auch jetzt vor der Hauptbühne. Als das Intro ertönt und alle schon gespannt auf den Auftritt der Barden warten, rumst es plötzlich auf der Party Stage. Offenbar ist gerade Peter Tägtgren von der Bühne gefallen. Oder waren es bloß die fetten Pyros bei PAIN? Bis zu den Pyros müssen sich die Fans hier noch etwas gedulden, denn bei 'Sieben Köche', 'Frei zu sein' und dem wunderbaren 'Vollmond' beschränken sich IN EXTREMO auf die Musik. Micha scheint sich heute auch etwas zurückzuhalten und wirkt bei seinen ersten Ansagen "Guten Tag" und "Ihr seid verdammt geil" noch leicht müde. Obwohl er damit natürlich den Nagel auf den Kopf trifft, weil sich eine Unmenge von Crowdsurfern auf den Weg zur Bühne macht und während 'Vollmond' sogar ein Circle Pit aufreißt. Dafür gibt es dann ab 'Sängerkrieg' die bekannten Pyro- und Feuereinlagen. So richtig aufwachen tut Micha aber erst bei 'Ai Vis Lo Lop', bei dem er die Fans auffordert, mitzusingen. "Wer den Text nicht kann, der singt einfach La-La-La. Ich vergesse den Text auch ab und zu", spricht Micha und muss sich beim anschließenden "La-La-La"-Refrain der Menge sichtlich zusammenreißen, nicht laut loszulachen. Großartig. So wollen wir das sehen. Was wir nicht sehen wollen, ist ein kaputtes Schlagzeug, welches uns Micha vor 'Flaschenpost' anbietet. "Schlagzeug kaputt? Dann müssen wir jetzt aufhören". Glauben tut es ihm eh keiner, und so löst er das kleine Problemchen schnell als Spaß auf. Doch auch irgendwann sind sechzig Minuten um, was bedeutet, dass beim abschließenden 'Villemann Og Magnhild' alle Dämme brechen, wildfremde Menschen im Kreis tanzen und die Bühne in einem einzigen Flammenmeer vergeht. Ordentlicher Auftritt, auch wenn ich die Jungs schon motivierter erleben durfte.
[Enrico Ahlig]

Setlist IN EXTREMO
Des Sängers Einzug
Sieben Köche
Frei zu sein
Vollmond
Sängerkrieg
Poc Vecem
Ave Maria
Ai Vis Lo Lop
En Esta Noche
In diesem Licht
Flaschenpost
Mein rasend Herz
Villemann Og Magnhild

"Wacken - Are you rock? Are you metal?" - Das fragt Sänger Michael Poulsen nach dem Opener 'Guitar Gangsters And Cadillac Blood' auf der Wackener True Metal Stage und beschreibt gleichzeitig VOLBEATs geniale Mischung aus eingängigen Rock-'n'-Roll-Rhythmen gepaart mit rohen Metalriffs. Durch die gelungene Songauswahl aus den bisher erschienenen drei Alben und die Coverversionen 'Angelfuck' von THE MISFITS und 'I Only Wanna Be With You' von DUSTY SPRINGFIELD liefern die vier Kopenhagener eine feierträchtige Show ab. Bei der eingängigen Ballade 'The Garden’s Tale' mit Akustikgitarren-Intro und Metalrefrain lassen es VOLBEAT ordentlich krachen. Die groovige Rocknummer à la JOHNNY CASH, 'Sad Man's Tongue', wird durch Fangesänge getragen, die Poulsen am Ende fest entschlossen unterbricht, um die Nummer selbst zu beenden. Passend zu den Trinkgefilden rollt ebenfalls der Song 'Pool Of Booze, Booze, Booza' über die Bühne, der die Death-Metal-Ursprünge der Musiker durchschimmern lässt. Mit einer Gesangsübung für die Fans beginnt der letzte Song 'We', der mit einem galoppierenden Riffgewitter endet. VOLBEAT verabschieden sich mit der offiziellen Bestätigung, dass die Wackener durchaus Rock und Metal sind und freuen sich mit ihnen auf die folgenden MACHINE HEAD.      
[Irina Sarkissow]

Und ja. Sie fucking killen. MACHINE fucking HEAD endlich in Wacken. Und das Publikum ist fucking bereit, fucking seine Köpfe zu schwingen und vor allem einen fucking Moshpit zu veranstalten, wie der Wacken-Acker fucking verdammt noch mal maximal so nur bei HEAVEN SHALL BURN malträtiert worden ist. Und das mit Recht: Denn Robb fucking Flynn ist ein Antreiber, der in der Antike auch die Besatzungen von Sklavenschiffen hätte zu Höchstleistungen anspornen können. Denn eines mag der Mann mit den blitzenden Augen nicht: fucking Ruhe in Armen und Beinen. So müssen die Fans bei jedem Song, sei es der Smasher 'Old', sei es die Halbballade 'The Burning Red', immer die Aufforderung vernehmen, sich in irgendeiner Weise zu bewegen, ob springend, moshend oder klatschend. Er fordert seine Zuschauer, dieser Robb Flynn, aber er gibt ihnen auch unheimlich viel Musik und Spirit zurück. Soloeinlagen wie bei 'Halo' zählen eben fucking zum Teufel zu den Momenten, in denen sich ein Metalfan zurücksinken lassen kann im ergreifenden Gefühl, dass eine fucking Gitarre eben doch das geilste Instrument aller Zeiten ist. Und dann eben all diese fucking Circle Pits und fucking Wall Of Deaths, schon beginnend bei dem gigantischen 'Imperium', beleuchtet von den großen Wacken-Scheinwerfern und den Kameras, die die gigantische Stampede der Fans erahnen lässt. Gänsehaut. Wohl dem, der hier noch seine fucking Sinne alle beisammen hat.
[Henri Kramer]

ENSLAVED spielen an diesem Abend erwartungsgemäß vor allem Material der vergangenen beiden Alben, auf denen man sich immer weiter vom ursprünglichen, im Black Metal beheimateten Stil entfernt hat. Die Mannen um Frontmann Grutle Kjellson bieten eine passable Auswahl von 'Return To Yggdrassil'  vom 2004er Album "Isa" bis zum originellen 'Ground' von dem aktuellen "Vertebrae". Das Publikum wirkt zur dieser fortgeschrittenen Stunde jedoch ziemlich müde. Crowdsurfer, deren Anzahl auf dem W:O:A mittlerweile oft dafür sorgt, dass man sich schon in einiger Entfernung zur Bühne den Auftritt kaum anschauen kann, ohne buchstäblich auf den Kopf zu kriegen, sind nur selten zu sehen. Dazu trägt bei, dass ENSLAVED zwar auf eine solide, aber unspektakuläre Weise ihr Programm durchziehen und die Stärken der neuen Songs nicht unbedingt in ihrem Live-Potential liegen. Da kann dann auch 'Allfadr Odinn' von der Debüt-EP "Hordanes Land", der einzige alte Song des Abends, die Menge nicht mehr aufwecken.
[Nuri Jawad]

Komisch, kurz vor dem Auftritt SAXONs ist es nicht mehr so eng vor der Bühne wie an den Tagen und Stunden zuvor. Wahrscheinlich packt schon viele Festivalbesucher das Heimweh, doch die wirklich Hartgesottenen kratzt das wenig, denn sie wollen das britische Urgestein livehaftig und in Farbe erleben. Vorhang auf für SAXON! Biff Byford und seine Mannen geben Gas wie Sau und beweisen, dass Altherren-Rock nicht immer einschläfernde Langeweile bedeuten muss, sondern durchaus in der Lage ist, Arsch zu treten. Die Setlist wurde von den Fans bestimmt, und so gibt es in den Reihen auch kein Halten, denn ein Hit folgt auf den nächsten. Egal ob 'Heavy Metal Thunder', 'Metalhead' oder 'Power And The Glory' - alle schlagen sie ähnlich in die Magengrube und nötigen einen zum Headbangen. Biff ist immer wieder bemüht, die Fans zum Klatschen und Mitsingen zu animieren, was auch super klappt, die Arme sind ständig oben, und die letzten Reserven werden beim Grölen verbraucht. Nach anderthalb Stunden ist dann aber auch Schicht im Schacht, und unter euphorischem Jubel und enormer Pyrotechnik verabschieden sich SAXON vom Publikum.
[Philipp Halling]

Während auf der Hauptbühne die alten Recken von SAXON ihr Unwesen treiben, heißt es für uns: Auf zu TURISAS. Jawohl. Doch je näher wir der Wet Stage kommen, umso gedrängter verläuft unser Marsch. Na, die wollen bestimmt alle zu MAMBO KURT in den Biergarten. Nein, falsch gedacht. Wie wir schon vorher befürchtet haben, wollen sie alle zu TURISAS. Enrico, der Lusche, wird's zu eng, und anscheinend hat er keine Lust auf kuscheln und verabschiedet sich schon Meilen vor der Zeltbühne. Nix da, eine Freundin und ich kämpfen uns durch die Massen. Kaum haben wir die Wet-Stage erreicht, gibt es auch schon kein Vor und Zurück mehr. Schweißperlen laufen über das Gesicht, und man ringt nach Atem. Von einer guten Sicht kann keine Rede sein, man sieht lediglich die Haare des Vordermanns, an dem man förmlich festklebt.

23.20 Uhr fällt dann der Startschuss, und TURISAS stürmen mit 'To Holmgard And Beyond' die Bühne, und die Stimmung ist fantastisch. Trotz eines Gefühls der Massenviehhaltung. Als 'As Torches Rise' aus den Boxen wirbelt, bekommen wir allerdings keine Luft mehr und flüchten aus dem Zelt. Ob man da was machen kann? Na aber klar, der Pressepass. Und schnell hüpfen wir hinter die Wet Stage, schmuggeln uns an der Bühne vorbei und drinnen sind wir, direkt an der Bühne mit Sicht und Luft. Genau so habe ich mir das vorgestellt. Und schon prostet uns Mathias Nygard mit 'One More' zu, und die ganze Band genehmigt sich ein Schnäpperle: "To the best fucking Crowd". Da hat er Recht, wer sich das hier gibt, muss wirklicher Fan sein.

Weiter geht die Party mit 'In The Court Of Jarisleif', und man bestaunt die Fiedelkünste von Olli Vänskä. Auch der Moshpit lässt nicht lange auf sich warten, und so platzt das Zelt aus allen Nähten. Nach einem kleinen Trink- und Schunkellied erklingt 'Rexi Regis Rebellis', gefolgt von der epischen 'Miglagard Overture'. Die Fans liegen sich in den Armen, schmusen und ringen immer noch nach Luft. Jetzt ist es Zeit, das Publikum ein wenig herauszufordern. In zwei Teile geteilt stimmen sie abwechselnd die Hymne 'Rasputin' an. Unsere Seite ist bei diesem Contest mit Ollis Unterstützung der klare Gewinner. Bevor der Höhepunkt und Abschluss erreicht ist, verkündet Mathias noch, dass 2010 ein neues Album erscheinen wird - ist ja auch Zeit. Bei 'Battle Metal' gibt es nun kein Halten mehr, und die Fans werden mit geschätzten 4,3 Promille im Blut in die wilde Nacht geschickt.
[Christin Kersten]

Kurz vor ein Uhr in der Nacht, eine Countdown-Uhr zeigt 200 Sekunden bis zum Tod. Die Zeit läuft ab, und ein imaginärer, übergroßer Talkshow-Host betritt die Bühne. Er spricht, im Hintergrund betreten außerirdische Wesen die Bühne. Es kommt, was kommen muss: Der Talkshow-Heini wird geköpft, sein Blut spritzt meterweit ins Publikum, und GWAR übernehmen das Kommando! Was in der nächsten Stunde passiert, ist kaum zu beschreiben. Fantastische Kostüme, die intergalaktische Wrestling-Meisterschaft zwischen Barack Obama und Hillary Clinton, die für beide tödlich und mit viel Blut im Auditorium endet, oder ein Gastauftritt des bis dahin nur vermeintlich verblichenen King of Pop. Dem wird allerdings von Frontmonster Oderus Urungus das Gesicht abgerissen, nun ja, das war's dann endgültig. Musikalisch wird einiges vom bald erscheinenden Album "Lust In Space" und Diverses der älteren Alben geboten. Nun ja, auch irgendwie egal, man guckt einfach nur. Als dann zum Abschluss ein T-Rex auf die Bühne kommt, die Wrestling-Meisterschaft zugunsten der Guten ausgeht und man vor Lachen Bauchkrämpfe bekommt, ist das Wacken fast Geschichte. Mit so einem optischen Highlight am Schluss fährt man doch gut gelaunt nach Hause und freut sich aufs nächste Jahr.
[Matthias Köppe]

Mittlerweile ist die Party-Stage schon fast so groß wie eine der Hauptbühnen vor gut zwölf Jahren. Und trotzdem dröhnen von der Black Stage GWAR so herüber, dass es für die Fans hinten leider einen schönen Soundbrei gibt. KORPIKLAANI ist es aber egal, sie machen das, was sie immer machen: eine gute Show. Ihre Lieder kennt man einfach, ein fröhliches "Bier, Bier, Bier" kommt auch bei uns hinten an. Noch ein Punkt zum Thema Party Stage: Es wäre schön, wenn es auch da Videowände gäbe, denn die Fans hinten können gerade nachts das Geschehen auf der Bühne fast nur erahnen, auch ohne zu viel Bier. Und noch ein Konzert läuft um diese Zeit ...
[Wolfgang Kuehnle]

Obwohl im vergangenen Jahr auf fast allen Festivals kräftig die Werbetrommel gerührt wurde, spielen TRACEDAWN auf der Wet Stage nur vor wenig Publikum. Schade, denn die Finnen enttäuschen nicht. Zieht man bei allen Bands die Spezialeffekte ab, macht der Sechser wahrscheinlich die größte Show: Ohne Pyros, Leuchttafeln oder Kostüme rocken sie die Bühne und gehen richtig ab. Keyboarder, Saitenhexer und Sänger sind Rampensäue, wie sie im Buche stehen. Da reicht der Platz auf der kleinen Bühne gerade mal aus. Neben den Songs ihres selbstbetitelten Debüts spielen sie mit 'In Your Name' auch ein Lied ihres im September erscheinenden Albums "Ego Anthem". Sänger Tuomas singt allerdings tiefer als auf der MySpace-Version.

Bei diesem überzeugenden Auftritt ist vor allem 'Fallen Leaves' hervorzuheben, das Stück wird eindrucksvoll dargeboten. Leider drehen die Tontechniker am Ende den Saft ab, und TRACEDAWN werden mehr oder weniger von der Bühne geschmissen, unter Sprechchören der dankenden Fans. Dafür schmeißen die Musiker noch alle möglichen Gegenstände ins Publikum: Bierdosen, Wasserflaschen, Plektren und sogar Gitarrenkabel. Bei so viel Einsatz landen sie nächstes Mal hoffentlich auf einer größeren Bühne.
[Pia-Kim Schaper]

Alle Jahre wieder hat man das Gefühl, ein Déjà-vu zu erleben. Die letzte Band der Hauptbühne steht auf dem Plan, und wer ist es? Natürlich SUBWAY TO SALLY. Traditionen sind schön und gut, aber langsam sollte sich auch mal die Band fragen, ob es wirklich so gut ist, bei jedem Festival die letzte Geige zu spielen. Vor allem, wenn man mit seinen zunehmend düsteren Texten, nicht mehr die Spaßband ist, die man wohl nie sein wollte und auch nicht war. Dennoch sorgte man für positive Stimmung. Zu schwer sind die aktuellen Songs, um die letzten Energiereserven hervorzuholen. Da ist es kein Wunder, dass an diesem Abend weit weniger Menschen vor der Bühne stehen als noch vor zwei Jahren.

Plötzlich macht es "Rums!", und mit 'Meine Seele brennt' startet das letzte Hauptbühnen-Konzert der großen Wacken-Jubiläumsfeier. Doch so richtig mag heute keine Stimmung aufkommen. Die Band zieht es vor, das aktuelle Album "Kreuzfeuer" vorzustellen als einfach ein mit allen Hits vollgepacktes Fest zu feiern. Einzig beim wohl fast allen bekannten 'Veitstanz' geht das Volk ein wenig aus sich raus. Das sah im letzten Jahr bei LORDI noch ganz anders aus. Mit 'Sieben' kommt kurz vor Schluss noch ein weiterer Kracher, bis kurz vor drei Uhr mit dem immer noch nur durchschnittlichen 'Auf Kiel' zunächst Feierabend ist - zunächst. Denn Eric kehrt mit den Jungs von RAGE und Sabina von HOLY MOSES auf die Bühne zurück. Gemeinsam zelebrieren sie die Wacken-Hymne. Nette Geschichte, die durch die Texteinblendungen auf den Leinwänden recht interaktiv wirkt. Doch den Frosch zieht man so auch nicht mehr aus dem Teich. Da hätte man sich für das Ende dieses tollen Festivals ein wenig mehr erwartet.
[Enrico Ahlig]

Setlist: SUBWAY TO SALLY
Seele brennt
Aufstieg
Besser du rennst
Knochenschiff
Küss Mich
Veitstanz
So fern so nah
Einsam
Falscher Heiland
Sieben
Tanz auf dem Vulkan
Auf Kiel
Wacken-Hymne feat. RAGE und Sabina Classen

An diesem Abend gibt es gleich zwei Jubiläen zu feiern: immer noch das zwanzigste Wacken und zum anderen das 25-jährige Bandbestehen von TORMENT sowie den mittlerweile fünfte Wacken-Auftritt der drei Hamburger. Auch zu weit fortgeschrittener Stunde versammeln sich immer noch viele Headbanger im Wet-Zelt, um bei saunahaften Temperaturen in den Morgen zu feiern. Es geht mit 'Tormentation' los, und die Menge weiß gleich, wo es lang geht. Band und Publikum werden schnell eine Einheit, weiter geht es bis zum 'Heavy Metal Whorehouse' und zum Schluss bei 'Tormentizer' darf das Publikum gucken, wie Jörn eine Gitarre auf der Bühne zersägt. Wo erlebt man so etwas heute noch? Als dann mit TORMENT Schluss ist, ist das Wacken 2009 schon wieder Geschichte.
[Wolfgang Kuehnle]

Redakteur:
Henri Kramer

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