With Full Force 2001 - Roitzschjora

06.07.2001 | 09:33

22.06.2001, Flughafen

Samstag, 24.06.01

[Mainstage... MAMBO KURT]
Warnung: alle ernsthaften Metaller jetzt bitte weglesen. Denn hier kommt der wahre Metal-God MAMBO KURT. Für diesen Menschen lohnte es sich wirklich, bereits um halb eins zur Bühne zu pilgern. Mit den Worten: "Ich hab's ja schon immer gesagt - der natürliche Lebensraum der Heimorgel ist die Mainstage." kam Mr. MAMBO mit seinen BOSSA... äh Mädels (es gab unterschiedliche Auffassungen darüber, ob die nun BOSSA BABES oder BOSSA BITCHES heissen) auf besagte Bühne. Und dann wurden verschiedene Rock/Metal-Klassiker... öhm... veredelt wie MAIDEN's "Bring Your Daughter..." oder "I Was Made For Loving You" von KISS. Auch richtig alte Songs waren dabei, wie RAMMSTEIN's "Engel", "zu dem Eure Eltern 1952 schon richtig abgingen". Beim härtesten Song im Set - "The Final Countdown" - wagte Mr. Heimorgel gar eine Stagedivingeinlage - vom Feinsten! Am allerallerbesten kam aber der Wiener Walzer an, der dann in "Enter Sandman" überging, das, dreimal langsamer gespielt als im Original, tatsächlich was von Walzer an sich hat und deshalb kaum wiederzuerkennen war. Und zum Schluss gab der Helge Schneider des Heavy Metals dann noch einen Song von SLAYER zum Besten, nämlich "Musik Ist Trumpf".
Coole Ansagen, coole Songs in fetzigem Soundgewand und vor allem die einzige Rock/Metal-Show, bei der sich trotz weiblicher Mitstreiterinnen der Mann ausziehen sollte (sexistisches Publikum!!). Cool!
Musik ist Trumpf, Musik ist unser Leben, dafür würd' ich alles geben...
[Stephan]

[Mainstage... 4LYN]
Auf in den Sonntag mit Neo Metal! Naja, mal sehen was die so hoch gelobten 4LYN zustande bringen. Nach dem langen Psychointro legten 4LYN dann gut los. Was sofort auffiel, war doch recht gute Sound und die mangelnde Originalität. Das machten 4LYN aber mit viel Spielfreude wett, so dass man zu Songs wie ?Pure? oder ?Bahama Mama? gut abgehen konnte oder den hübschen Frauen vor einem beim Abgehen zuschaute. Am besten drauf war eindeutig der Sänger, der MAMBO KURT lobte, CRAZY TOWN disste und einen Song seinem Vater widmete; scheinbar sind das Dissen anderer Bands und das Verarbeiten von Kindheitserlebissen für eine NuMetal Band Pflicht. Die Pro Marihuana Aussage nahm man dem Sänger dann auch ab, vollkommen zurechnungsfähig war der Gute jedenfalls nicht mehr. Zum Ende hin gab es dann auch ?Whooo?, den wohl bekanntesten Song von 4LYN. Zum Aufwachen ganz gut, aber mehr auch nicht. (Wenn es nicht so heiß gewesen wäre, dann hätte ich bei dieser grauenhaften Truppe gleich wieder einschlafen können - Rainer, immer noch schaudernd)
[Herbert]

[Mainstage... HOLY MOSES]
Sabina Classen und ihre Band HOLY MOSES sind zurück. Wie schon bei DESTRUCTION eine Thrash-Reunion, die der deutsche Metalhead einfach mal braucht. Und Sabina ist nun mal die dreckigste Metal-Röööhre seit Lemmy K. Wie viele männliche Shouter würden sich nach einem solchen Organ sehnen...
Mit der Mini-CD "Master Of Desaster" melden sich die Thrasher eindrucksvoll zurück. Der Titeltrack und "Down On Your Knees", die auf das Publikum losgelassen wurden, beweisen eindeutig, dass die Band nix verlernt hat. Aber natürlich wollten die Meisten nur die alten Kamellen hören. Deshalb hatte die Band als besonderen Clou die Fans über die Setlist entscheiden lassen. Leider wurde das etwas ad absurdum geführt, da Sabina und Co. drei Songs weniger spielen durften als geplant. Also ließ Sabina beim letzten Song das Publikum einfach nochmal abstimmen - zwischen "Life's Destroyer" und "Too Drunk To Fuck". "Too Drunk To Fuck" setzte sich ganz klar durch und beendete damit die viel zu kurze, aber heftige Show. Warum HOLY MOSES so schnell von der Bühne mussten, obwohl M.O.D. kurzfristig abgesagt hatten und alle Bands deshalb eigentlich ein bisschen LÄNGER spielen sollten, ist mir echt ein Rätsel. Dennoch war das Konzert damit noch nicht gelaufen, denn Sabina demonstrierte Fannähe und war noch Minuten später im Fotograben bei ihren Jungs (und Mädels) zu finden. Ich untertreibe nicht, wenn ich von einer triumphalen Rückkehr spreche. Sabina gehört einfach zu HOLY MOSES wie die Warzen zu Lemmy (hatte ich das nicht schon mal irgendwo?). Oder um es mit ihren eigenen Worten während des Auftritts zu sagen: "Ihr werdet uns nicht mehr los!" Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
[Stephan]

[Hard Bowl... DIE HAPPY]
Ein MTViva-Act auf'm Full Force. Na, wenn das mal gut geht. Okay, dann gleich mal vorne weg: es ging gut. Und wie gut. Für DIE HAPPY's Stil kursieren ja viele Bezeichnungen in der Gegend herum, von Pop-Core bis zu was-weiß-ich, dabei ist es einfach nur harte Musik, die aber sehr viel Spaß macht und jede Menge gute Laune verbreitet. Und das liegt nicht zuletzt an Frontfrau Marta (wenn nicht sogar in erster Linie an ihr - hähä). Die ist ein pures Energiebündel und bei den Songs die ganze Zeit über in Bewegung. Sie hat das gewisse Etwas, das man (äh Frau) als Bandleader (was sie nun mal ist) braucht.
Es dauerte zwar eine Weile, bis sich das Zelt füllte, aber dann kamen DIE HAPPY immer besser an. Mit Songs wie "Go For It", "Like A Flower" und natürlich der Hitsingle "Supersonic Speed" (Ohrwurm!) war der Bann schnell gebrochen. Aber warum sich Marta für ihre Musik fast entschuldigte ("Wir sind sicherlich der softeste Act hier auf dem Festival, aber Ihr seid doch tolerant..."), weiß ich nicht, das war doch ein wirklich guter Auftritt mit schönen Songs. Es muss ja nicht immer knüppeln bis zum Umfallen (Knüppelnacht war schließlich schon am Freitag). Und immerhin konnten die Ulmer sogar Zugabe-Rufe auf sich verbuchen. Nur Ansagen wie "Trinkt nicht so viel, damit Ihr noch gut nach Hause kommt." sind bei einem Metal-Festival nicht unbedingt in die Kategorie "Jawoll!" einzuordnen. (Obwohl sie ja bei Lichte besehen Recht damit hatten... - Rainer)
Aber ansonsten, oder vielleicht auch deswegen, eine sehr sympathische Band mit reichlich Potenzial nach oben.
[Stephan]

[Mainstage... UNLEASHED]
They are back! UNLEASHED sind neben den frühen ENTOMBED und DISMEMBER mit DIE Wegbereiter des skandinavischen Death Metals schlechthin, und es gibt kaum eine andere Band, die ihre Musikrichtung so lebt wie Johnny Hedlund und Co.
Mit ?Neverending Hate? ging ein derber DM-Gig los, der keine Gefangenen machte. Unterstützt von einem superben Sound und einer tobenden Meute (die zwischendurch von der örtlichen Feuerwehr mit künstlichen Regengüssen am Leben gehalten wurde, besten Dank dafür!) zündete man eine UNLEASHED-Granate nach der anderen, und jeder Einschlag war gewaltig. Ganz egal ob bei neueren Tracks wie ?Victims Of War? und ?Berzerk? oder bei Klassikern der Bandgeschichte wie ?Immortals?, ?To Asgard We Fly? oder dem obligatorischen ?Death Metal Victory? - UNLEASHED überzeugten auf der vollen Länge. Die Pause hat der Band auf keinen Fall geschadet, denn musikalisch passt immer noch alles bestens zusammen, und an Kompromisslosigkeit oder Härte hat man auch nicht eingebüßt. Das war besonders beim neuen Song namens ?Don?t Want To Be Born? zu spüren, der genauso knallte und jubelnd aufgenommen wurde wie jedes andere Stück im Repertoire der Nordlichter. UNLEASHED sind wieder da - und eindrucksvoller konnten sie sich nicht zurückmelden! (Hell yeah! - Rainer)
[Rouven]

[Mainstage... CATHEDRAL]
Irgendwie können sich CATHEDRAL nicht entscheiden: wollen sie wieder die Heavy Doom Zeiten der ersten Alben aufleben lassen oder doch lieber die Marschroute der Alben vor dem aktuellen Output ?Endtyme? fortsetzen? Der Gig bot von allem etwas. Los ging es mit ?Melancholy Emperor? vom aktuellen Album und ?Soul Sacrifice?. Trotz der Sonne verbreiteten CATHEDRAL eine düstere und trostlose Stimmung und spielten sich bei dem genialen ?Whores To Oblivion? in einen Rausch. Bis dahin war der Set gnadenlos heavy und doomig, bis dann ?Utopian Blaster? den Wendepunkt markierte. CATHEDRAL rockten ordentlich drauflos, wirkten beschwingter, aber trotzdem noch schön heavy. ?Midnight Mountain? bot dann Disco Doom in Reinkultur, bevor der beste CATHEDRAL Song ever, nämlich ?Hopkins (Witchfinder General)? für ordentlich Stimmung sorgte. Der Sound war zwar ziemlich schlecht, trotzdem gingen die Fans gut mit und Sänger Lee Dorrian drückte der Show seinen Stempel auf, wobei er sich beim erwähnten ?Hopkins (Witchfinder General)? selber mit seinem Mikrokabel strangulierte. Nette Show, die aber in einem Club und bei Dunkelheit sicherlich um einiges besser kommen würde.
[Herbert]

[Mainstage... NEVERMORE]
Würden sie es diesmal tun? Endlich das ersehnte SANCTUARY-Material auch mal wieder live bringen? Bereits zwei mal waren Warrel Dane und Co. auf Tour, hatten also mehr als genügend Gelegenheit, ?Dead Heart In A Dead World? den Fans näherzubringen. Los ging?s allerdings erwartungsgemäß mit ?Narcosynthesis?, und auch sonst fixierte man sich sehr auf den aktuellen Output. Mit ?We Disintegrate?, ?Inside Four Walls?, ?The River Dragon Has Come?, ?Engines Of Hate?, ?Believe In Nothing? sowie dem abschliessenden, von SLAYERs ?Raining Blood? eingeleiteten ?The Sound Of Silence? gab?s insgesamt sieben Songs von NEVERMOREs neuestem Werk. Immerhin hatte man durch den Ausfall von M.O.D statt der ursprünglichen vierzig Minuten sogar eine gute Stunde Spielzeit, aber trotzdem blieb?s mit ?Beyond Within? und ?Silent Hedges? bei den einzigen älteren Songs. Mitten im Set schlich sich wider Erwarten doch ein alter SANCTUARY-Schinken ein, den ich aber leider dank dem mehr als miesen Sound nicht wirklich erkannt habe. (Schande über Dich! - der frotzelnde Kollege Rainer)
Warrel war über weite Strecken viel zu leise, teilweise spielten die Jungs minutenlang ohne beide Gitarren, auch Jim Sheppards Bass war öfters mal nicht zu hören. Der einzige, der mit dem Sound zufrieden sein dürfte, müsste Van Williams gewesen sein, dessen geiles Powerdrumming auch sehr amtlich aus der P.A. wummerte. Ansonsten bedanke ich mich herzlich bei den Tontechnikern, die einen durchaus guten Auftritt von NEVERMORE fast komplett zunichte gemacht haben.
[Rouven]

NEVERMORE müssen ja zur Zeit viele Jubelarien um ihr neues Album einstecken (die Armen!) und ehrlich gesagt hätte ich ein bisschen mehr von ihnen erwartet. Zuerst mal ist es nicht besonders glücklich gewesen, bei einem Festival (war ja keine Album-Tour) so viele Stücke vom aktuellen Silberling zu spielen. Vor allem, wenn man so viele tolle Songs in der Hinterhand hält. Aber so gabs die "Dead Heart"-Vollbedienung mit "Inside Four Walls", "Engines Of Hate", "The River Dragon Has Come", "Believe In Nothing", "We Disintegrate". Aber vielleicht hat man auch nur die zehn zusätzlichen Minuten wegen der M.O.D.-Absage komplett in die neue Scheibe investiert. Abwechslung brachten da lediglich "Silent Hedges" von der "In Memory"-EP und "Beyond Within".
Für ihre Position haben mir die Jungs zu wenig Begeisterung ausgelöst. Die kam dann allerdings schlagartig, als NEVERMORE den Leuten das gaben, was der ganze Zeltplatz schon drei Tage lang gefordert hatte: SLAYER. Leider wurde "Raining Blood" nur angespielt und ging dann in das abschließende Cover "Sound Of Silence" über. Der Auftritt war vergleichbar mit der vor kurzem absolvierten Tour mit DIMMU BORGIR und IN FLAMES, auch wenn Warrel Dane heuer nicht ganz so motiviert wirkte wie noch vor ein paar Wochen. Ihn schienen mehr die Flugzeuge (zugegeben, geile Maschinen) zu interessieren, die permanent vom Flugplatz Roitzschjora aufstiegen und die Mainstage umkreisten.
NEVERMORE haben mit "Dead Heart In A Dead World" ein wirklich tolles Album abgeliefert, aber sie sollten jetzt nicht den Fehler machen, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen.
[Stephan]

[Hard Bowl... STAMPIN' GROUND]
Neben DIE HAPPY interessierte mich eigentlich nur eine weitere Band im HardBowl Zelt: die englischen MetalCoreler von STAMPIN' GROUND. Und daß STAMPIN' GROUND verdammt viel Metal im Blut haben bewiesen sie schon durch das Tragen von JUDAS PRIEST- und IRON MAIDEN-Shirts. STAMPIN' GROUND knallten jedenfalls eine SLAYER meets Metalcore-Granate mach der anderen ins sehr leere Zelt, was trotz der wenigen Fans für einen ordentlichen Moshpit sorgte. Und Songs wie ?Mid-Death Crisis?, ?By Whatever Means Necessary?, ?Officer Down? und ?The Symmetry Of Hatred? waren so gottverdammt heavy, dass Bands wie KORN dagegen wie die NO ANGELS klingen. STAMPIN' GROUND sprangen wie die Irren über die Bühne und wurden vom begeistert mitgehenden Publikum dafür ordentlich abgefeiert. Ach ja, ein Gastsänger durfte auch noch mitbrüllen und der Hinweis auf den JUDAS PRIEST Gig fehlte auch nicht. Verdammt heavy und verdammt geil!
[Herbert]

[Mainstage... SHELTER]
Eine Dreiviertelstunde hatten SHELTER Zeit, um auch Hardcore-Unkundige von den Vorzügen dieser Musikrichtung zu überzeugen (die ganz hartnäckigen Fälle sollten dann von den unmittelbar danach folgenden SICK OF IT ALL bekehrt werden *g*). Und die Umstände waren nahezu perfekt: schönstes Wetter, ein abgesehen von den leider Mainstage-typischen tech probs guter Sound (vor allem Rhythmusgitarristin Sri hatte zu kämpfen), eine bestens aufgelegte, sehr spielfreudige Band und vor allem ein blendend gelaunter Ray Cappo. Dieser hatte zwar wie üblich Probleme mit seiner Stimme und ließ sich deshalb regelmässig von einem Roadie unter die Arme singen, äh greifen, liess dies aber mit seinem außergewöhnlich agilen Stageacting und seinem unvergleichlichen Charme zur Nebensächlichkeit geraten und trieb die Fotograben-Security beinahe zur Verzweiflung, da er ständig über die Absperrung kletterte und im Publikum herum turnte.
Hätte die Sonne nicht geschienen, mit Hardcore-Legende Ray wäre sie aufgegangen, denn den guten Mann, zweifellos einer der sympathischsten Musiker überhaupt, muß man einfach gern haben. Zusammen mit seiner Posse intonierte er einen bunten Strauß von Melodycore- und Punkrockklassikern und legte den Schwerpunkt dabei ungeachtet des aktuellen "The Purpose, The Passion"-Outputs (wovon lediglich der Opener "True North" Berücksichtigung fand) auf die beiden besten Alben der Bandgeschichte, nämlich "Mantra" und "When 20 Summers Pass". Von Ersterem gab es "Message From The Bhagavat", "Empathy", "Appreciation" und "Letter To A Friend" zu hören, von Letzterem den Titelsong, "Song Of Brahma" das locker-flockige "In The Van Again", "Public Eye" und "Walk Away".
Besonders hervor tun konnten sich dabei Leadgitarrist Supergrass mit seinem erlesenen Spiel und der Drummer, der das Material immer wieder mit für SHELTER-Verhältnisse ungewohnten, aber umso gelungeneren Double Bass-Einsätzen aufpeppte.
Zum guten Schluß -nachdem Kollege Rouven und meine Wenigkeit uns noch ein wenig im Moshpit ausgetobt hatten und Euer ergebener Berichterstatter dabei an einer ganz empfindlichen Stelle von einer tieffliegenden Faust getroffen worden war (da seht Ihr mal, WELCHEN Einsatz wir für Euch bringen *g*)- fand eine einmal mehr fantastische SHELTER-Show mit dem Übertrack "Civilized Man" (vom nach wie vor besten Album, "Mantra") einen exzellenten Abschluß.
Bleibt die Frage, ob nun wirklich der eine oder andere Metaller (abgesehen vom restlos begeisterten Rouven) durch diesen Auftritt auf den Geschmack gekommen ist; nun gut, allzu voll war es nicht vor der Bühne, aber gefallen scheint es allen Anwesenden durchaus zu haben. Hey, bei der Band kann ich nicht objektiv sein! :-)
[Rainer]


[Mainstage... SICK OF IT ALL]
Um das schon mal vorwegzunehmen: ich kenne SICK OF IT ALL kaum, weiß aber zumindest, dass die Jungs in Hardcorekreisen tierisch angesagt sind und schon längst zu den wichtigsten Bands der Szene gehören. Frontmann Lou Koller war aufgrund der guten Fanreaktionen sichtlich gut drauf, forderte das Publikum circa zwanzigmal auf, sich die danach im Zelt spielenden DROPKICK MURPHYS unbedingt anzugucken und verlas sogar das Statement des Good Night White Pride Flyers, der ihm gereicht wurde, was absolut ehrlich wirkte.
SICK OF IT ALL boten astreinen Hardcore, darunter ?America?, ?Sanctuary?, das allen Frauen gewidmet wurde, und natürlich den Klassiker ?Injustice System?. Ein guter Gig einer bewegungsfreudigen und durch und durch sympathischen Band, die sich die Zugabe, einen schnellen Hardcorebrecher, durchaus verdient hatte. Ich bin zwar nicht zum SICK OF IT ALL Fan mutiert, trotzdem fand ich den Auftritt keinesfalls langweilig, sondern interessant und beeindruckend. (Sie, Herr Kollege... haben sie DIESEN Moshpit vor der Bühne gesehen? Das war beängstigend... - Rainer & Rouven)
[Herbert]

[Mainstage... JUDAS PRIEST]
Es gab an diesem Wochenende viele beeindruckende Auftritte, aber keine Band war besser als JUDAS PRIEST. Ein großes "Demolition"-Backdrop, zwei Podeste und bewegliche Strahler, das war die doch beste Bühnendeko des Festivals. Und mit ?Metal Gods? erwischten JUDAS PRIEST einen Start nach Maß. Das Gitarrenduo Tipton/Downing, wie immer im klassischem Lederoutfit, harmonierte perfekt wie eh und je, Basser Ian Hill bangte im Hintergrund und Scott Travis zeigte einmal mehr sein Qualitäten als verdammt guter Metal Schlagzeuger.
Bei JUDAS PRIEST stimmte einfach alles: der Sound, die Lightshow, das Stageacting und natürlich die sehr gute Gesangsleistung (ohne Teleprompter) von Tim ?Ripper? Owens, zuerst noch mit einer spacig aussehenden silbernen Jacke bekleidet auftretend, die er später auszog.
Und die Songauswahl konnte sich ebenfalls sehen lasen: ?Touch Of Evil?, ?Blood Stained? bei dem einige unverbesserliche Altfans sich die Pfiffe nicht verkneifen konnten, das brilliant dargebotene ?Victim Of Changes?, natürlich ?The Ripper?, das ruhige und Gänsehaut verursachende ?Diamonds And Rust? und ?Green Manalishi (With The Two-Pronged Crown)?. Und auch ?Breaking The Law? war absolut klasse. Nicht erst zu diesem Zeitpunkt hörte man immer wieder PRIEST, PRIEST Chöre, die Fans sangen die Songs lauthals mit und feierten die Band ordentlich ab. Nach einer furiosen Version von ?Painkiller? zu welcher der ?Ripper? mit der obligatorischen Harley auf die Bühne kam, war erstmal Schluss.
Die Zugaberufe lockten JUDAS PRIEST aber nochmal auf die Bühne und mit ?The Hellion/Electric Eye?, ?Living After Midnight? und der Überraschung ?United? gab es noch drei klasse Zugaben. Das war den Fans aber immer noch nicht genug und mit einer weiteren Zugabe, nämlich ?Hell Bent For Leather? beendeten JUDAS PRIEST ihren mehr als gelungenen Gig, der für mich den absoluten Festival Höhepunkt darstellte. Geil, geil, geil!
[Herbert]

Ja, auf JUDAS PRIEST hatte ich mich tierisch gefreut. Ja, der Einstieg mit "Metal Gods" war eine gelungene Überraschung, bekommt man doch sonst seit eh und je "The Hellion/Electric Eye" zu hören. Ja, der Soung war schlichtweg gigantisch. Ja, Scott Travis trommelte gewohnt exzellent. Ja, Tim "Ripper" Owens sang wie ein junger Gott.
Und sonst? Ich mache es kurz: nach einer halben Stunde ausschließlich langsamer Songs (!) bemerkte Kollege Rouven, seines Zeichens kein PRIEST-Fan vor dem Herrn, daß verglichen mit dieser arg hüftlahmen Darbietung sogar CATHEDRAL (!) schneller gewesen seien und zumindest gerockt hätten. Und leider Gottes, der Mann hatte recht.
Erst mit der zehnten Nummer, "Breaking The Law", erhöhten die Hohepriester des klassischen Heavy Metal ein wenig die Schlagzahl, eher der reguläre Teil einer von lustlos agierenden Gitarristen, einer für einen Headliner ziemlich durchschnittlichen Lightshow und einem erschreckenden Mangel an Showelementen (ich verweise im direkten Vergleich auf den IRON MAIDEN-Auftritt vor Jahresfrist, der zumindest etwas fürs Auge geboten hat) und nervtötenden 08/15-Ansagen geprägten Show unmittelbar danach mit einer recht ordentlichen "Painkiller"-Version (incl. der unumgänglichen Harley-Davidson, mit der Sänger Tim auf die Bühne bretterte) nach nicht mal einer Stunde sein Ende fand.
Ich gebe unumwunden zu, daß ich mir während dem Zugabenteil, bestehend aus "The Hellion/Electric Eye", "United" und "Living After Midnight", erst mal in aller Ruhe ein Bier geholt habe, denn sonst wären mir vermutlich die Füsse eingeschlafen (interssante Begründung für Alkoholkonsum, oder? *g*). Mit einigem Respektsabstand schoben PRIEST dann noch "Hellbent For Leather" nach und schon war nach eineinviertel Stunden Feierabend. Im Vorfeld des WFF hatte mich die geringe Spielzeit ja noch stark irritiert, zu diesem Zeitpunkt allerdings war ich ziemlich froh darüber, daß die ganze Chause nicht länger gedauert hat. Zumal man aufgrund der kurzen Dauer des Auftritts gnädigerweise von neuen Songs verschont blieb.
Unmittelbar nach dem WFF hätte ich die Band vermutlich nicht ganz so sehr abqualifiziert, allerdings hat der nicht minder lahme Auftritt auf dem Bang Your Head!!!-Open Air eine Woche später meine Liebe zu dieser Band ziemlich erkalten lassen. Bezeichnend auch, daß sich verglichen mit den Headlinern der Vortage, MOTÖRHEAD und SOULFLY, mindestens ein Drittel weniger Zuschauer eingefunden hatten (wobei ich das Argument NICHT gelten lasse, die seien alle schon nach Hause gefahren...) und die "Priest, Priest"-Sprechchöre in Sachen Lautstärke nicht gegen das allgemeine UNLEASHED-Abfeiern am Nachmittag desselben Tages anstinken konnten.
Der geneigte Leser mag sich nun aussuchen, ob er die Herbert´sche Version bevorzugt oder eher der meinen Glauben schenken mag ... *g*
[Rainer]

[The Last Supper... CREMATORY]
Wenn jemand, der CREMATORY normalerweise äusserst kritisch gegenübersteht, nach deren Auftritt ernstgemeint und voller Respekt lange applaudiert, so kann man doch schon fast von einem denkwürdigen Auftritt dieser Band sprechen. Zwar spielen CREMATORY erst beim Wacken Open Air ihr (angeblich) letztes Konzert, agierten aber auf der Bühne, als ginge es um ihr Leben. Dazu herrschte eine geradezu majestätische Stimmung im prall gefüllten Zelt, die mir doch den einen oder anderen Schauer über den Rücken jagte. Dermaßen gut habe ich die Pfälzer noch nie live erleben dürfen, und hier stimmte einfach alles: die Performance der Band, der sehr gute Sound, die Publikumsreaktionen - herrlich! Mit Klassikern wie ?Tears Of Time?, ?Ist Es Wahr??, dem SISTERS OF MERCY-Cover ?Temple Of Love?, ?I Never Die? oder ?Fly? hatte man zudem noch eine sehr gute Songauswahl zu bieten, die nichts aus zehn Jahren CREMATORY zu wünschen übrig liess. Keyboarderin Kathrin hatte auch an diesem Sonntag noch Geburstag, was ihr ein schön gesungenes Ständchen vom Publikum einbrachte. Als die Jungs dann noch just for fun anfingen, ?Raining Blood? zu zocken (leider nicht ganz), war meine Skepsis vor diesem Auftritt völlig verschwunden. ?The Fallen? und ?Take? beendeten dann den regulären Set, bevor Klampfer Matthias mit seiner wunderbaren Stimme noch ?Perils Of The Wind? zum besten gab. Wenn da mal nicht einige Tränen der Freude und der Trauer geflossen sind...auf jeden Fall lieferten CREMATORY einen absolut gelungenen Gig ab und wurden verdientermassen kräftig abgefeiert.
[Rouven]

[The Last Supper.. LETZTE INSTANZ]
Die Band mit dem Heimvorteil (LA kommen aus Dresden in Saggsn) hatte es nicht ganz leicht, weil man nach der sehr guten Stimmung bei CREMATORY an die Reihe kam. Aber sie meisterten diese Aufgabe ohne Probleme. Die extravagante Truppe (man denke nur an die zwei "Teufelsgeiger") hatte jede Menge Fans vor Ort. Mit einer Feuerspuckeinlage, die den ersten Reihen die Augenbrauen ankokelte, stürzte man sich ins Vergnügen. Der Set bestand aus "Ganz Oder Gar Nicht", "Kalter Glanz", das "Schönste Lied" (wenn das das schönste Lied ist, warum forderte dann jedermann "Rapunzel", das übrigens nicht gespielt wurde?) und natürlich noch einigen anderen. Ansonsten fiel mir die Begeisterungsfähigkeit des Publikums positiv und die nervigen Ansagen negativ auf. Ausnahme des letzteren war der Heiratsantrag einer Rollstuhlfahrerin an ihren Freund vor dem vorletzten Song. Ein einfaches "Okay" folgte und dann konnte es mit dem CAMOUFLAGE-Cover "Love Is A Shield" weiter gehen. Beendet wurde der Auftritt anschließend mit "Auf der Suche" und ich wurde zum sonntagnächtlichen Zeltplatz-Wahnsinn entlassen, wo es einige Nasen dann doch etwas zu bunt trieben. Da waren bestimmt einige Menschen "auf der Suche" nach ihrem Zelt, wo nur noch verbrannte Reste zu finden waren. Kinners, Kinners...
[Stephan]

[The Last Supper.. UMBRA ET IMAGO]
Für den lächerlichen Part waren auf dem letztjährigen WFF noch GODDESS OF DESIRE zuständig. Während diese allerdings nach Meinung gewisser Redaktionskollegen zumindest noch mit ansprechender Mucke zu gefallen wussten, konnte die diesjährige Band für alle Freunde der fleischlichen Optik, UMBRA ET IMAGO, ihre auf erotisch getrimmte, aber zutiefst peinliche Show nicht mit erträglicher Musik retten.
Was allerdings einer ganzen Menge männlicher Festivalbesucher ganz offensichtlich ziemlich schnuppe war, denn das Zelt war auch zu dieser späten Stunde noch bemerkenswert gut gefüllt. Wegen des gar lustig kostümierten Sängers Mozart? Wegen des in seiner übertriebenen Frequenz ziemlich lächerlichen Pyro-Großeinsatzes? Wegen der belanglosen ElectroMetal-Mucke? Oder doch wegen der nackten Mädels und diversen geschmacklosen Sexspielereien auf der Bühne? Jetzt ratet mal...
Gut, wem dies nicht recht gefiel (hier! Ich!), der konnte zumindest wegschauen. Allerdings waren stümperhafte Nummern wie "Milch" oder das an Gotteslästerung grenzende, Hautausschlag verursachende Cover des FALCO-Klassikers "Rock Me Amadeus"" leider nicht zu überhören, so daß selbst die tapfersten Redakteure (also Rouven und meine Wenigkeit *g*) irgendwann die Flucht antraten.
Jedes Festival braucht eine Band, die das Qualitätsniveau nach unten abrundet und somit verdeutlicht, was man an den zahllosen wirklich guten Bands hat. Danke, UMBRA ET IMAGO!
[Rainer]

[The Last Supper... HAGGARD]
Herbert + Stephan? Verschollen *g*
Rainer + Rouven? Geflüchtet (Ihr wisst schon, UMBRA ET IMAGO...) und danach nicht mehr ins Zelt zurück getraut... ;-)
Ergo? Keiner mehr da, der sich der letzten Band des Festivals angenommen hätte. Ist das arg schlimm? Nicht wirklich, oder? Gut so! :-)

[Epilog]
Soweit die gesammelten Betrachtungen der Herren Herbert, Rainer, Rouven und Stephan.
Ein großes Lob gibt es von unserer Seite für den -wie bereits im letzten Jahr- durchweg exzellenten Sound im Zelt, der selbst den härtesten Truppen (also der Knüppelnacht) zugute kam. Im gleichen Maße gibt es aber Schimpfe für die nach wie vor präsenten technischen Probleme auf der Hauptbühne sowie die dort stellenweise brutale Lautstärke. Merkwürdigerweise gab es bei der Güte des Sounds keinerlei Regelmässigkeiten wir noch im letzten Jahr, stattdessen änderte sich die Klanqualität buchstäblich von Band zu Band.
Werfen wir noch einen kurzen Blick auf die unumgänglichen Standards *g*
Wetter: Typisch WFF, also von Allem etwas. Alle Schattierungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit, von Trockenheit und Nässe waren mal wieder vertreten, wobei der Freitag insgesamt regnerisch und kalt, aber noch erträglich, der Samstag bewölkt, aber weitestgehend trocken und nur nachts arg kühl und der Sonntag ziemlich heiß war. Metallerwetter, wenn man so will...
Security: wie im Vorjahr: durch und durch lobenswert! Omnipräsent, nicht aus der Ruhe zu bringen, freundlich. Kurzum ausgezeichnet!
Campinggelände: sehr gut, wie im Vorjahr.
Sanitäre Verhältnisse: ausreichend "Dixies", mehrmals tägliche Leerung; Zustand trotzdem festivaltypisch. Zusätzlich "richtige" Toiletten (sauber, Gebühr DM 1.-) und Duschen (ebenfalls sauber, Gebühr DM 3.-), ein echter Luxus... :-)
Speisen/Getränke: große Auswahl zivile Preise, kaum Wartezeiten
Einlaß: sehr schnell, dank neugeschaffenen Durchgangs von Tentstage zu Mainstage (bzw. umgekehrt) zusätzlich entzerrt. Erfreulicherweise hat sich hinsichtlich des Wartens auf den Einlaß zum Parkplatz das letztjährige Drama mit teilweise unzumutbaren Wartezeiten nicht wiederholt. Zum Einen sicherlich, weil der Donnerstag dieses mal KEIN Feiertag in den westlichen Bundesländern war; zum Anderen, weil die Veranstalter aus ihrem Fehler vom letzten Jahr gelernt haben, was ein großes Lob verdient! In Spitzenzeiten stand man mit dem Auto maximal eine Stunde, das bewegt sich in einem vertretbaren Rahmen.

[Fazit]
Auch das WFF VIII war wieder eine mehr als lohnende Angelegenheit. Noch besser organisiert als im Vorjahr, musikalisch bunt gemischt und qualitativ wie quantitativ ausgezeichnet besetzt, leider deutlich schlechter besucht, aber nicht minder friedlich.
Einmal mehr Daumen hoch für das musikalisch abwechslungsreichste und unterhaltsamste Festival des Jahres!

Redakteur:
Rainer Raithel

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