With Full Force 2001 - Roitzschjora
06.07.2001 | 09:3322.06.2001, Flughafen
Samstag, 23.06.01
[Mainstage... HANGMEN]
Während der Rest meiner Kollegen sich noch von der Knüppelnacht erholte oder schon mal den Alkoholpegel in die Höhe trieb (Was? Alkoholpegel? Bei uns? Frechheit! Lümmel, unverschämter! *g* - Rainer), hatte ich das Vergnügen, mir den Samstags Opener HANGMEN reinzufahren. Deren Neo Metal/Thrash-Gemisch kam ganz gut, auch aufgrund der zwei Sänger, wovon der eine aber etwas sinnlos hinter seinem Keyboard poste, welches wiederum man eh kaum hörte. Neben dem Drummer sorgte noch ein Percussionist für ordentlich Druck und für einen Song durfte sogar ein Panflötist mitmischen. Klang jedenfalls ganz interessant, anders als die deutschen Texte, die mich doch eher grinsen ließen. Wobei HANGMEN teilweise auch in Englisch sangen und am Ende sogar nach Zugaben gebrüllt wurde. Ein Achtungserfolg für die Band, obwohl sie nicht ganz mein Fall waren.
[Herbert]
[Mainstage... GURD]
Dann doch lieber GURD, deren Bassist zwar ein beschissenes Hertha Trikot trug, den Gig aber trotz Bandscheibenverletzung durchzog. Respekt! GURD boten, unterstützt von einem ordentlichen Sound, eine coole Show, die alle Phasen der Bandgeschichte abdeckte. Neue Songs wie ?We Will Resist" und ?Masterplan", das Sänger und Gitarrist V.O. Pulver seiner Frau und seinem Kind widmete, klangen ziemlich thrashig und ließen Erinnerungen an die Achtziger wach werden, obwohl GURD keinesfalls angestaubt klinge. Ältere Nummern wie ?Get Grooy", ?Down The Drain" oder das coole ?H.H.H." waren deutlich Crossover-lastiger, kamen aber genauso gut rüber wie die neuen Stücke. In dieser Form können GURD ruhig noch einige Jahre weiter machen. Amtlich!
[Herbert]
[Mainstage... TANKARD]
14:30 Uhr, Roitzschjora bei Leipzig, ein Metaller rollt sich aus dem Zelt und die Frisur ist im Arsch. Blick zur Uhr, "Mist, gleich spielen TANKARD!", und zur Mainstage gehetzt.
14:45 Uhr, immer noch Roitzschjora bei Leipizg, die Frisur ist immer noch im Arsch, aber das macht nichts, denn jetzt spielen TANKARD. Ohne DJ BOBO-Intro ("Nanu, was'n los, bin ich hier richtig?") legten Gerre und Co. mit "Alien" los ("Hmm, hier bin ich richtig!") und hatten die noch nicht so zahlreich anwesenden Leute (war das etwa der Knüppelnacht geschuldet? - böse Knüppelnacht! *g*) sofort auf ihrer Seite. Die Stimmung war gut, was bei Songs wie "The Morning After", "Spacebeer", "Maniac Forces" und "Chemical Invasion" auch verständlich ist. Vor dem zweiten Song "Zombie Attack" musste Gerre natürlich seine eklige Wampe zeigen und das nicht zum letzten Mal. Gewohnt lustige Ansagen gabs zu Hauf, wie z.B. "Die Presse lügt, letztes Jahr waren wir nur deswegen weniger aktiv, weil ich mir eine neue Leber einsetzten lassen musste" oder passenderweise vor dem Song "Tattoo Coward", als er von einer alten Wette erzählte und uns zeigte, dass er sich einen fetten Bierbauch auf sein kleines Bäuchlein hat tätowieren lassen. Es stimmte tatsächlich! Gegen Ende des Dreiviertelstunden-Auftritts wurden die Songs dann auf Zuruf gespielt, das waren "Freibier" und "Empty Tankard". Die Band präsentierte sich wie eigentlich immer spielfreudig und sehr gut gelaunt und auch das Wetter wurde endlich schön (ich dachte schon, ich würde dieses Jahr gar keine Staublunge kriegen). Und auch wenn der Anblick Gerres (bzw. des Klumpens, der da zwischen seinem Hals und seinen Knien herumbaumelte) kein schöner war, so war doch wenigstens die Musik gut. Punkt.
[Stephan]
[Mainstage...CROWBAR]
Bei CROWBAR wurde ja das Line-up ziemlich durcheinander gewirbelt. Für Bassist Todd Strange hat sich jetzt Jeff Okoneski den Viersaiter umgeschnallt und der neue, alte Drummer heißt Craig Nunenmacher. Aber wenigstens Kirk Windstein hält bei CROWBAR fest die Stellung, ebenso wie Gitarrist Sammy, der vor allem durch seinen coolen Bart in Erinnerung bleiben dürfte. Dafür erinnert man sich beim oben erwähnten Neu-Basser Jeff sicherlich an sein herrliches Gesichtsposing - er machte sozusagen böse Miene zum guten Spiel.
Der Sound war um einiges lauter als bei TANKARD und ziemlich nervig war vor allem das durchgehende Gefiepe während den Pausen. Aber durch die Lautstärke kamen die eigentlich doch relativ langsamen Stücke ziemlich mächtig rüber. Die schnellsten Songs wurden gleich zu Beginn gespielt, der Beste - "Planets Collide" - dafür ganz am Ende und der kam auch mit Abstand am Besten an. Trotzdem war das Ganze einigen Anwesenden einfach zu langsam. Aber es kann halt nicht jede Band Speed Metal spielen...
Fazit: CROWBAR hatten insgesamt mehr Barthaare als Kopfhaare. Jeglichen weiteren Kommentar schenke ich mir. *g*
[Stephan]
[Mainstage... GLUECIFER]
Nun gut, GLUECIFER... keiner der anwesenden Redakteure ist mit dem Material der Band vertraut, also nahm ich mich der Sache eben an. Offen gestanden kam mir die Band mit ihrem partykompatiblen Material auf der Mainstage eher deplaziert vor, in der Tentstage (wie im letzten Jahr noch) wäre sie sicher besser aufgehoben gewesen.
Dennoch, unterhaltsam war der Rotzrock der Truppe durchaus. Vor allem dank dem coolen Sänger Biff Malibu, der stimmlich wie eine höhere Ausgabe von Glenn DANZIG daherkam und das Publikum ziemlich lässig im Griff hatte. Die Meute vor der Bühne jedenfalls hatte bei Nummern wie dem Single-Kracher "The Year Of Manly Living" oder dem neuen Song "The Black Book Logs" sichtlich seinen Spaß und ging ordentlich mit.
Clevererweise gingen die Skandinavier bereits vor Ende der ihnen zustehenden Spielzeit von der Bühne, um ihren letzten Song dann als Zugabe zu verkaufen. Ziemlich gewitzt, die wie immer mit Anzug und Krawatte angetanen Knaben!
Alles in Allem keine Offenbarung, aber eine unterhaltsame Angelegenheit allemal.
[Rainer]
[Mainstage... IN FLAMES]
IN FLAMES sind nicht nur eine meiner absolute Lieblingsgruppen, sondern gerade live auch eine absolute Bank, für Stimmung ist bei den Schweden immer gesorgt. Und doch, ihre Show auf dem WFF haute mich nicht so recht vom Hocker. Klar, Fridén & Co. wartete mit ihren üblichen Qualitäten auf, nämlich Spielfreude, sympathischer Ausstrahlung, rassigem Gesang, reichlich Bewegung auf der Bühne und -was das Wichtigste ist- erstklassigen Songs.
Und doch, gerade die Setlist war es, die mich ziemlich enttäuschte, setzte das Quintett doch fast ausnahmslos auf neueres Material und ging auch im Tempo für ihre Verhältnisse überwiegend gedrosselt zu Werke. So sehr mir Nummern von "Clayman" wie z.B. "Bullet Ride", "Pinball Map" und der Titelsong oder von "Colony" ("Embody The Invisible", Titelsong) auch gefallen, aber mit der Urversion "Behind Space" und "Clad In Shadows" wurden nur zwei wirklich alte Tracks geboten, was meiner unmaßgeblichen Meinung nach dann doch ziemlich arm war.
Leider hatten die sympathischen Skandinavier auch mit erheblichen Soundproblemen zu kämpfen: so hatten sie -wie so viele Bands- immer wieder Probleme mit den Gitarren, waren die Vocals meist viel zu leise und die Synthies entschieden zu laut. Ein Song wie "Colony" wurde gar mit übertriebenem Hall auf dem Gesang nahezu zerstört, das tat einem in der Seele weh.
Dennoch, die Band liess sich davon nicht beirren, überzeugte mit gewohnt tightem Zusammenspiel, exzellenter Rhythmusarbeit und -trotz einiger ungewohnter, kleinerer Fehler- starkem Gitarrenspiel. So war es auch trotz der genannten Kritikpunkte durchaus gerechtfertigt, daß das mittlerweile recht zahlreich vertretene Publikum die Band ordentlich abfeierte, wenngleich der eine oder andere sture Retro-Metaller, der bereits auf die nachfolgenden DESTRUCTION wartete, die Band natürlich aus Prinzip besch... finden mußte.
Anyway, ich persönlich hoffe inbrünstig, daß IN FLAMES aus ihrem Fehler gelernt haben und die Setlist in Zukunft wieder etwas fanfreundlicher gestalten.
[Rainer]
Was hatte ich mich auf diesen Auftritt der Göteborg-Legende gefreut: Kein neues Album im Rücken, das man hätte promoten müssen, keinerlei anderweitige Verpflichtungen - eigentlich hätte man einen Best Of-Set spielen können, der sich gewaschen hat. Immerhin datierte die letzte Live-Aufführung eines Songs vom Meilenstein ?The Jester Race" (und zwar der Opener ?Moonshield") zurück auf die '99er-Tour mit ARCH ENEMY, COB und DARK TRANQUILLITY. Ich weiss nicht, ob man das alte Material aus dem Proberaum verbannt hat oder ob man einfach mit der Ära abgeschlossen hat, aber die ältesten Songs waren das obligatorische ?Behind Space" (und das in der genialen Version vom ?Lunar Strain"-Album) sowie ?Clad In Shadows". Ansonsten streifte man die älteren Zeiten mit ?Episode 666" mal kurz, um dann wieder nur bei der Schaffensperiode von ?Colony" und ?Clayman" zu verweilen. Stücke wie ?Bullet Ride", ?Pinball Map", ?Clayman", ?Colony" oder ?Embody The Invisible" kamen zwar auch sehr amtlich rüber, der Sound war klasse, die Jungs haben sehr ordentlich gerockt - aber, hey, hätte man nicht allen Fans eine gleich große Freude machen können? IN FLAMES haben wirklich bewiesen, dass sie immer noch eine geile Liveband sind, aber an den Setlists sollte man nochmal arbeiten...
[Rouven]
[Mainstage... DESTRUCTION]
Ich hasse verlogene und auf Abzocke ausgerichtete Reunions. Also liebe ich DESTRUCTION, denn diese Band präsentiert sich momentan stärker als jemals zuvor. Auch wenn DESTRUCTION zumeist fälschlicherweise auf Schmier reduziert werden (der hatte sich heute zwei unterschiedliche Augenfarben zugelegt - sah ganz nett aus), ist diese Band eine feste Einheit. Also: Gitarrist Mike, der manchmal etwas unbeweglich wirkt, zeigte sich heute von seiner besten Seite und bangte ordentlich was her.
Die DESTRUCTION-Classics, die heute zum Einsatz kamen, brauche ich eigentlich nicht noch mal nennen. Na gut: "Eternal Ban", "Life Without Sense", "Bestial Devastation" oder "Curse The God" waren ebenso heftig,wie die Comeback-Stücke "Tears Of Blood" und "The Butcher Strikes Back". Und auch das vor der Tür stehende neue Album "The Antichrist" wurde berücksichtigt. Zum Einen mit einem Song namens "Nail To The Cross". Zum Anderen mit dem EXPLOITED-Cover "Fuck The USA", bei dem sich auch Schmier-Kumpel Peter Tägtgren (HYPOCRISY, PAIN) auf der Bühne blicken ließ. Nachdem Peter sehr herzlich von allen Bandmitgliedern verabschiedet wurde, gab's zum krönenden Abschluß noch die olle Kamelle "Mad Butcher" und wieder einmal hatte der Thrash Metal die Mainstage platt gemacht.
[Stephan]
[Mainstage... THUMB]
Nach dem DESTRUCTION Thrash Inferno auf die Bühne zu müssen, ist nicht ganz einfach, da sich aber die Fanzusammensetzung doch stark änderte, wurden THUNMB vom Publikum gut aufgenommen, obwohl es doch relativ leer vor der Bühne war. Mit einem krassen Intro starteten THUMB, die es nach einer längeren Pause noch mal wissen wollen, in ihren Auftritt und konnten gleich für einen fetten Moshpit sorgen. Aber Songs wie ?Stupid" oder ?Exposure" zeigten eine erwachsene Band, die guten Crossover spielte, ohne dabei mit billigen NuMetal Riffs auf den Trendzug aufzuspringen. Bei dem alten Kracher ?Sell Myself" sangen die Fans begeistert mit. Der Scratcher sorgte ebenfalls für eine eigenständige Note und der Sound war auch gut...ja bis plötzlich Sänger Claus Grabke klang, als würde er durch eine Blechdose singen und technische Probleme auftraten. Die Band jammte ein bißchen und THUMB brachten ihren energiegeladenen Auftritt nach Behebung der Probleme souverän zu Ende. THUMB haben mich positiv überrascht, eine Band, die man im Auge behalten sollte.
[Herbert]
[Hard Bowl... IGNITE]
Aufgrund der krankheitsbedingten, kurzfristigen M.O.D.-Absage verschob sich die Running Order auf der Mainstage entsprechend. Dadurch kam es leider auch zu einer zeitlichen Überschneidung zwischen den Headlinern der Hard Bowl in der Tentstage, IGNITE, und dem auf der Hauptbühne nachfolgenden DEVIN TOWNSEND samt Band. Dennoch, zumindest den Anfang der IGNITE-Show wollte und konnte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen, hat die Band doch zuletzt mit "A Place Called Home" eines der besten MelodyCore-Alben seit Jahren abgeliefert.
Von daher war es auch nur allzu verständlich, daß im sehr gut gefüllten Zelt eine Bombenstimmung herrschte, als der Vierer Granaten wie "Run" oder den Titelsong von der bereits angesprochenen "A Place Called Home"-Scheibe, "In My Time" von "Call On My Brothers" oder "You" von "Family" und natürlich das äusserst gelungene U2-Cover "Sunday Bloody Sunday" zum Besten gab. Die Kalifornier zockten ihr Material ungemeint tight und gleichzeitig beeindruckend locker herunter und der charismatische Frontmann Zoli bestach mit kraftvollem, sehr angenehmem Gesang und intelligenten, wenn auch teilweise recht politischen Ansagen. Zweifelsohne ein würdiger Headliner!
Allerdings mußte ich mich dann nach nicht mal 20 Minuten wieder vom Acker machen, um auch ja keine Sekunde von DEVIN TOWNSEND zu verpassen. Dessen Auftritt geriet dann auch zum absoluten Highlight des WFF 2001, IGNITE allerdings konnten zumindest die Kategorie "Beste MelodyCore-/Punkrock-Band" klar für sich entscheiden.
Und der Rezensent ärgert sich immer noch, weil er die Clubtour der Kalifornier im Frühjahr nicht besucht hat...
[Rainer]
[Mainstage... DEVIN TOWNSEND]
Kanada ist für mich ein ähnliches Mysterium wie Finnland - die Bands von dort bestechen allesamt durch ein sehr hohes technisches Niveau und/oder einen gewissen Grad an Durchgeknalltheit. Berufs-Weirdo DEVIN TOWNSEND gehört mit Sicherheit genauso zur ersten Kategorie wie zur zweiten und dürfte bei seinem Auftritt reihenweise offenstehende Münder hinterlassen haben - von schmerzenden Nacken mal ganz zu schweigen.
Mit Gene ?Das Tier" Hoglan im Gepäck und hinterm' Drumkit konnte rein spieltechnisch eh nichts schiefgehen, und die Tatsache, daß neben je einem Song der TOWNSEND-Soloalben ?Ocean Machine" und ?Infinity" nur noch ?Namaste", der Opener des aktuellen ?Physicist"-Albums, zum besten gegeben wurde, war noch besser. Wieso? Ganz einfach, denn bei den restlichen Songs handelte es sich allesamt um Material aus der STRAPPING YOUNG LAD-Phase des Meisters, und wer mit diesem Namen auch nur entfernt was anfangen kann, der weiss, wie gnadenlos brutal, technisch und schnell TOWNSEND und seine Mitstreiter bei diesem Projekt zur Sache gingen. Es war einfach nur Wahnsinn, was man da auf der Bühne bewundern durfte: Hoglan prügelte sich durch die Songs, dass es eine wahre Freude war, und schaffte es nebenher noch, lupenreines Propeller-Banging abzuliefern, von den komplizierten Drumparts mal ganz abgesehen. Diese Performance verdient einfach nur noch die Beschreibung ?Gott!" (Da wäre sogar ND-Drummer Danny Herrera blaß vor Neid geworden - der immer noch staunende Kollege Rainer)
Auch TOWNSEND selbst und seine beiden Saiten-Mitstreiter lieferten eine 1a-Show ab, hatten sichtlich Freude an dem Auftritt und waren musikalisch über jegliche Kritik erhaben. DEVIN kasperte nebenher noch rum wie immer und hielt die Menge mit witzigen Ansagen bei Laune (?We're a Heavy Metal Band! So...drink your beer!").
Der Sound war perfekt, und als mit ?Detox" vom SYL-Output ?City" der letzte Song angekündigt wurde, war für mich schon klar: Mit Abstand der beste Auftritt beim diesjährigen Full Force! (Absolut! - Rainer)
[Rouven]
[Mainstage... SOULFLY]
Nicht nur ich dürfte Bock gehabt haben auf ein ordentliches Tribal Thrash Gewitter von Max Cavalera und SOULFLY. Über die gesamte Bühne waren Tarnnetze verteilt und das Tribal Intro sorgte schon für ordentlich Vorfreude. SOULFLY stiegen dann auch mit ?Back To The Primitive" in ihren Set ein, der bis auf einen Tribal Part mitten im Set, bei dem die Fans zum Mitbrüllen animiert wurden, hauptsächlich auf die Songs setzte. Und obwohl SOULFLY mit ?Terrorist", The Song Remains Insane", ?Eye For An Eye" und SEPULTURA Krachern wie ?Straighthate" einem Medley aus ?Arise" und ?Dead Embryonic Cells" und natürlich ?Roots Bloody Roots" genug coole Songs auffuhren, wollte irgendwie keine rechte Stimmung aufkommen, obwohl sich die Band um Max Cavalera ordentlich ins Zeug legte. Der Sound war ebenfalls in Ordnung und wenn Cavalera mit seinem Haarkunstwerk auf dem Kopf moshte, sah das schon lustig aus. Aber sonst? Klar, ?Jumpdafuckup" wurde kurz angespielt, um dann in ?Bring It" überzugehen und das Anti HOOTIE AND THE BLOWFISH Gebrülle kam auch cool. Insgesamt wirkte der Set aber zu zerfahren, und der Moshpit hielt sich auch in Grenzen. Die letzte Power und Entschlossenheit fehlte SOULFLY an diesem Abend oder war nur phasenweise vorhanden. Ein guter Gig, aber für einen Headliner zu wenig. (Ganz Deiner Meinung! - Rainer)
[Herbert]
[Saturday Night Fever... PAIN]
Überraschenderweise nur zur Hälfte gefüllt (wobei das auch schon eine ganze Menge Zuschauer erfordert...) war das riesige Zelt, als PAIN den "Saturday Night Fever"-Reigen eröffneten. Eine Dreiviertelstunde lang demonstrierten HYPOCRISY-Chef Peter Tägtgren und seine Mitstreiter all die Qualitäten, welche auch ihre Auftritte der Vergangenheit stets zu einem Genuß gemacht haben und sorgten mit schmissigem Metal meets Electro-Stoff für einer ausgezeichnete Stimmung.
Ein sehr guter Sound liess wunderbare Liedlein wie den prädestinierten Opener "On Your Knees (Again)" (vom weitgehend unbekannten Debüt) oder "Rebirth"-Kracher wie z.B. "Suicide Machine", "Dark Fields Of Pain", "On And On" und "End Of The Line" in hellstem Lichte erstrahlen, der so fit wie nie zuvor wirkende Peter hatte speziell mit den klaren Vocals zwar gewisse Probleme, gab aber ungeachtet dessen den bekannt souveränen und charismatischen Frontmann, und seine Bandkollegen, allen voran der mittlerweile zum Timing-Wunder mutierte Horgh (IMMORTAL), sorgten fehlerlos für den musikalischen Teil.
Auffällig dabei war, daß auf der in schickem Gummizellenweiß dekorierten Bühne im Gegensatz zu früher nicht mehr Tägtgren + Begleitmusiker am Werk waren, sondern eine richtige Band agierte, sich eine echte Einheit präsentierte.
Mit dem bereits von der letzten Tour (mit ATROCITY und SAMSAS TRAUM) bekannten, sehr schönen THE BEATLES-Cover "Eleanor Rigby", dem schmissigen "Shut Your Mouth" und einem noch unbetitelten Song, alle drei dem im Herbst erscheinenden "Nothing Remains The Same"-Drittwerk entnommen, beendeten PAIN eine dreiviertelstündige Show, die -mit leichten Abstrichen bei den lead vocals- mehr denn je in allen Belangen überzeugen konnte. Klasse!
[Rainer]
Leider ohne das coole Teufel-Outfit wie letztes Jahr beim Wacken Open Air war Peter Tägtgren, seines Zeichens Hauptkopf von HYPOCRISY, beim Auftritt seines Elektro-Metal-Projekts PAIN zu bewundern. Und ich traute erst meinen Augen nicht, als er die Bühne betrat: erholt, gesund, ohne Augenringe und ganz und gar nicht eingefallen schaute er aus, unser Peter. Aber genauso trat er dann auch auf: Voller Energie, voller Enthusiasmus und vor allem mit jeder Menge Bewegungsfreude. Im Vergleich zu früheren PAIN-Auftritten also wie ausgewechselt. Da stand eine Band auf der Bühne, eine geschlossene Einheit, kein Ein-Mann-Projekt, wie es früher noch der Fall war. Das Zelt war gut gefüllt, der Sound klasse, die Stimmung prima, und das Publikum feierte Songs wie ?End Of The Line" oder ?Suicide Machine" ab. Als besonderes Schmankerl präsentierte man noch zwei Songs vom neuen, irgendwann in diesem Jahr erscheinenden Album ?Nothing Remains The Same", das war neben dem endlos knallenden und mit einem netten Doublebass-Teppich unterlegten ?Shut Your Mouth" eine Coverversion des Beatles-Klassikers ?Eleanor Rigby", die richtig Laune machte. Ein rundum gelungener Auftritt!
[Rouven]
[Saturday Night Fever... ]
NASHVILLE PUSSY - das ist ein gemischtes Quartett, bestehend aus zwei Männern und zwei Damen. Ich will mich jetzt auch gar nicht näher zu den beiden Damen äußern, sondern lediglich über die Musik berichten.
... ... ... Junge, da ist mir ja beinahe ein Ei aus der Hose gefallen. Die zwei sahen ja schon zu Beginn ihres Auftritts zum Anbeißen aus, aber als dann noch das ein oder andere Teil Textil der Hitze zum Opfer fiel, war es um viele männliche Zuschauer geschehen. Mit einem Hauch von "Ich habe fast nix an" (wie hat da eigentlich noch der Spruch "Keep on fucking" draufgepasst, frage ich mich) begeisterten die beiden Mädels...
Ach so, die Musik. NASHVILLE PUSSY spielen dreckigen und sauschnellen Rock'n'Roll der Extraklasse. Vergleichbar sicherlich mit den Größen AC/DC und ROSE TATTOO rotzten sie ihre Songs hintereinander herunter. Dabei blieb kein Augenblick für zeitraubende Ansagen übrig, so daß sie es auf knapp 15 Songs in den 40 Minuten brachten. Und diese Songs waren der absolute Hammer. Ich kann zwar nichts zu den Titeln sagen, da ich mit denen nicht weiter vertraut bin (wie gesagt: no time for Ansagen), aber das werde ich schleunigst ändern, versprochen! Dieser herrlich dreckige und harte Rock'n'Roll trieb einem die Freudentränen in die Augen. Die man sich allerdings ganz schnell wieder aus selbigen wischte um mitzuerleben, wie eine der Pussies (Entschuldigung...) die Traverse hochkletterte, dort ein Solo spielte und anschließend (immer noch dort oben, freihändig!) ihre Gitarre zerlegte. Megacool!
Fakt ist, NASHVILLE PUSSY boten eine Rock'n'Roll-Show, die schwerlich zu toppen ist, und sind für mich die mit Abstand größte Überraschung des diesjährigen WFFs.
[Stephan]
[Saturday Night Fever... ]
Nun ja, ZEROMANCER. Ich hatte über die Norweger zwar schon viel gelesen, aber noch nie was gehört. Die Band sorgte mit ihrem an ROB ZOMBIE angelehnten Electro Metal aber durchaus für eine Überraschung. Obwohl sich das Zelt zu dieser Zeit doch schon geleert hatte, konnten ZEROMANCER vor allem mit ?Clone Your Lover" die Fans überzeugen. Die restlichen Songs wie ?Chrome Bitch", ?Fade To Black" (kein METALLICA Cover) oder ?Die Of A Broken Heart" waren aber keinesfalls schlechter. Einzig und allein die zu leise Gitarre verdarb ein bißchen den guten Eindruck von ZEROMANCER. Trotz allem ein engagierter Gig einer guten Electro Metal Band. Würde ich mir wieder angucken.
[Herbert]
[Saturday Night Fever... CRACK UP]
Amtliche Death´n´Roll-Truppe zu später Stunde, einen gemütlichen Absacker dazu trinken (im Zweifelsfall gerne auch mehrere), so nimmt der zweite Festivaltag ein gebührendes Ende. Auf der Getränkeseite war das sehr wohlschmeckende einheimische Pils (Marke Reuditzer) zuständig, für die passende, äußerst zünftige musikalische Untermalung sorgten CRACK UP.
Das Quartett aus NRW konnte den starken Eindruck von der PRO PAIN-Tour im Februar nachhaltig bestätigen und kredenzte einen heftigen Rocker nach dem anderen; ohne lange Umschweife oder großes Gelaber intonierte die Truppe fetteste Kracher wie "It´s Shit", "Dead End Run" oder "Maximum Speed", "Rock The Coffin", "Black Mongrel" und die Bandhymne "Money Will Roll Right In".
40 Minuten Spielfreude, Bewegung und kollektives Banging pur, dazu das freudentränentreibende räudige Organ von Fronter Tim und der -müssig zu erwähnen- exzellente Zelt-Sound: die sehr ansehnliche Zahl der Anwesenden hatte sichtlich ihren Spaß und die Truppe konnte die Schar ihrer Sympathisanten mit Sicherheit wieder um ein gutes Stück vergrößern.
CRACK UP, da weiss man, was man hat!
[Rainer]
Nach dem Auftritt von PAIN hatte ich mich für knappe zwei Stunden wieder in mein Zelt verzogen, um für den Auftritt der deutschen Death'n'Roller CRACK UP wieder fit zu sein. Von Kollege Rainer pünktlich geweckt, war ich schlagartig wach, als die Ruhrpottler anfingen, das Zelt auf den Kopf zu stellen - das hier war Metal, das war Rock'n'Roll, das war ein musikalisches Gefährt, das keine Gefangenen machte. Von der ersten bis zur letzten Minute gaben die Mannen um Shouter/Gitarrist Tim, der stimmlich wirklich alles in Grund und Boden rotzte, Vollgas. Ansagen gab es kaum, aber das hätte auch die unbändige Spielfreude der Band nur unnötig gebremst. Mit am geilsten kamen Songs wie der Titelsong vom aktuellen Album, ?Dead End Run" oder Kracher wie ?Maximum Speed" - aber ich würde sogar sagen, egal was CRACK UP in dieser Nacht angefasst hätten, sie hätten es schlicht und einfach in musikalisches Gold verwandelt. Definitiv DAS Zelthighlight des Tages!
[Rouven]
- Redakteur:
- Rainer Raithel