XIV DARK CENTURIES - "Waldvolk" Release Party - Erfurt
04.03.2020 | 19:1721.02.2020, From Hell
Die feurige Release-Party zum neuen Hammer "Waldvolk" von XIV DARK CENTURIES in Erfurt.
Zwar nicht ganz vierzehn dunkle Jahrhunderte, aber immerhin neun lange Jahre mussten die Fans von XIV DARK CENTURIES auf neues Material der Pagan-Metal-Band warten. Was lange währt, wird endlich gut, das Kind ist mittlerweile in trockenen Tüchern und hört auf den Namen "Waldvolk". Ein Comeback nach einer derart langen Zeit will natürlich standesgemäß gefeiert werden, weshalb XIV DARK CENTURIES ins "From Hell" in Erfurt zur offiziellen Release-Party von "Waldvolk" geladen hat. Als Support-Acts konnten HANGATYR, TROLLECH und FERNDAL verpflichtet werden. Und weil HANGATYR ebenfalls ein neues Langeisen in der Schmiede hat, wurde das Ganze kurzerhand zu einer Doppel-Release-Party umfunktioniert. Ein durchaus interessantes Bandaufgebot, wie ich finde, das dürfte doch ein sehr netter Abend mit viel guter Musik werden.
Die Ehre der Eröffnung des Abends gebührt heute HANGATYR. Die Fans der Truppe mussten zwar nicht ganz so lange auf ein neues Album warten wie die Fans von XIV DARK CENTURIES, immerhin sechs Jahre ist die Veröffentlichung von "Elemente" aber trotzdem schon her. Die neue Scheibe trägt übrigens den Namen "kalt". Erfreulich finde ich, dass so früh doch schon so viele Fans den Weg ins "From Hell" angetreten haben, so muss HANGATYR wenigstens nicht vor ein paar wenigen Zuschauern spielen. Und es werden minütlich immer mehr. Der mystisch angehauchte Pagan Black Metal, den die Thüringer dabei haben, macht von der ersten Minute an Spaß und zieht die Fans vor der Bühne direkt in seinen Bann. "Elemente" konnte mich schon begeistern, und die Songs von "kalt" schlagen in eine ähnliche Kerbe. Die Bühnenshow der Musiker sowie die wirklich gute Beleuchtung im From Hell tun ihr Übriges, dass man sich als Zuhörer völlig in der Musik verlieren kann. Als der letzte Song angekündigt wird, riskiere ich einen Blick auf die Uhr und stelle fest, dass HANGATYR fast eine Stunde gespielt hat. Dass mir das deutlich kürzer vorgekommen ist, spricht sowohl für die Jungs als auch für die Songs, den lautstarken Applaus des Erfurter Publikums hat sich HANGATYR somit redlich verdient.
Als nächste steht TROLLECH auf dem Programm. Obwohl die Band aus der Mutterstadt des Bieres (Pilsen) bereits seit 1999 die Bühnen dieser Welt unsicher macht, bin ich bisher noch nicht in den Genuss gekommen, die Jungs mal live zu sehen. Macht aber nichts, denn heute ist es soweit. TROLLECH legt gleich ordentlich los und keift den Zuschauern im "From Hell" kalten Black Metal entgegen, der trotzdem sehr melodisch daherkommt. Das gefällt auch den Fans, denn der Applaus wird von Song zu Song größer. Wahrlich ein sattes Brett, was TROLLECH hier auffährt. Die Musiker sind sichtlich angetan von den Reaktionen des Publikums, was sie nur noch mehr anspornt und die Bühnenshow immer intensiver werden lässt. Als heimliche Stimmungskanone präsentiert sich Basser Asura, der jeden Song zelebriert, als würde er ihn komplett alleine performen. Da geht der Rest der Band fast schon etwas unter, obwohl der auch eine richtig gute Show hinlegt. Kaum verwunderlich also, dass ein bereits bekanntes Problem erneut auftritt: die Zeit vergeht viel zu schnell. Denn ehe man sich versieht, ist die knappe Stunde Spielzeit schon wieder vorbei und TROLLECH lässt sich ein letztes Mal vom Publikum feiern. Ein starker Auftritt, die Jungs schaue ich mir jederzeit gerne wieder an.
Was mich jetzt bei FERNDAL erwartet, ist eine komplette Überraschung, denn ich kenne die Band bisher überhaupt nicht und habe es mir auch im Vorfeld verkniffen, in einige Songs reinzuhören. Auf den ersten Blick am auffallendsten und gleichzeitig so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal ist die Cellistin, die offenbar fester Bestandteil der Band ist und nicht nur sporadisch eingesetzt wird, wie es andere Bands des Öfteren machen. Das verleiht dem Ganzen natürlich einen besonderen Sound mit hohem Wiedererkennungswert. Black Metal mit klassischen Einflüssen sozusagen, die jedoch nicht, wie in den meisten Fällen üblich, aus der Konserve kommen. Black-Metal-Puristen werden da wohl die Nase rümpfen, doch wenn man sich auf die Musik einlässt, wird man feststellen, dass die einiges zu bieten hat und den Hörer in eine eigene Welt entführen kann. Die Liveshow kann sich ebenfalls mehr als sehen lassen und kommt bei der tollen Beleuchtung im "From Hell" richtig gut zur Geltung. Wer die Band noch nicht kennt, sollte auf jeden Fall mal ein Ohr riskieren, es lohnt sich auf jeden Fall. Dass auch diese Show schneller zu Ende geht, als dem Publikum lieb ist, brauche ich ja nicht mehr explizit erwähnen.
Jetzt ist es endlich soweit, das neue Album aus dem Hause XIV DARK CENTURIES wird nun, sogar eine Woche vor dem offiziellen Release, auf die Menschheit losgelassen. Eröffnet wird die Show zunächst mit dem Song 'Zeit der Rache' von der letzten Scheibe "Gizit Dar Faida". Zusätzlich zur Lichtshow gibt es ordentlich Nebel und sogar Pyro-Effekte. XIV DARK CENTURIES hat also weder Kosten noch Mühen gescheut, zudem präsentieren sich die Jungs von Beginn an äußerst spielfreudig. Das kann eigentlich nur geil werden! Weiter geht es mit 'Ich bin das Feuer' von "Waldvolk", natürlich begleitet von Flammenstößen. Die Freude über den richtig amtlichen Song währt allerdings nicht lange, denn mitten im Lied wird es plötzlich dunkel im "From Hell" und die Musik verstummt. Ein kleiner Scheinwerfer auf der Bühne ist die einzige Lichtquelle. Als ein penetranter Pfeifton ertönt, der seinen Klang nach einigen Sekunden zu einer Sirene ändert, wird allen Anwesenden klar, was passiert ist. Der Feuermelder im "From Hell", offenbar ein Gerät der neuesten Generation mit Smart-Funktion, hat wohl die Textzeile "Ich bin das Feuer" als Stichwort verstanden und wollte auch mal kurz im Rampenlicht stehen, weshalb er gleich den Strom mit ausgeschaltet hat, damit ihn auch jeder der Anwesenden bemerkt. Na gut, ich gebe es ja zu, die Pyro-Effekte könnten auch zumindest eine kleine Teilschuld an der Situation haben.
Nach einer Viertelstunde ist wieder Saft auf der Leitung und das Konzert kann weitergehen. 'Ich bin das Feuer' wird natürlich nochmal gespielt, sogar mit Pyro, aber diesmal ohne Störung. XIV DARK CENTURIES lässt sich von diesem witzigen Zwischenfall jedoch nicht beirren und legt einen astreinen Auftritt hin. Man spürt fast die Erleichterung, dass dieses Album nun endlich in trockenen Tüchern ist und den Fans präsentiert werden kann. Diese haben ebenfalls Bock auf die neuen Songs und feiern jeden einzelnen davon gebührend ab. Meine Herren, da sind aber auch amtliche Kracher dabei, vor allem 'Skogafulka' ist eine gewaltige Abrissbirne. Auch die etwas epischeren Tracks 'Atme den Wald' sowie 'Firratan' können absolut überzeugen. Obwohl 2020 noch recht jung ist, dürfte "Waldvolk" nicht weniger als ein Jahreshighlight werden, da bin ich mir sicher. Genauso meldet man sich nach einer derart langen Zeit zurück! Und was die Liveshow angeht, ist das heute der mitreißendste Auftritt, den ich von XIV DARK CENTURIES bisher erlebt habe, und mit Sicherheit nicht der Letzte. Das neue Album wurde komplett gespielt, allerdings in anderer Reihenfolge, als die Tracks auf der Scheibe angeordnet sind. Mit 'Falsche Propheten' und einer Band, die sich komplett durchgeschwitzt, aber zufrieden von den Fans ein letztes Mal feiern lässt, endet schließlich ein mehr als geiler Konzertabend im "From Hell".
Setliste: Zeit der Rache; Ich bin das Feuer; Auf zur Schlacht; Svava; Teutonentanz; Runibergun; Firratan; Julenzeit; Sunna; Skithingi; Skogafulka; Bragarul; Atme den Wald; Falsche Propheten
Mir hat es, wir ihr vielleicht gemerkt habt, richtig gut gefallen. Die Bands waren allesamt super und konnten auf ganzer Linie überzeugen, auch die Auswahl fand ich sehr gelungen und abwechslungsreich. Mit "kalt"und "Waldvolk" stehen zwei verdammt starke Scheiben in den Startlöchern, die ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen solltet. Den Feuermelder-Zwischenfall empfanden die meisten Fans eher witzig, es konnte ja auch niemand was dafür. Einige sehr nette Bekanntschaften habe ich ebenfalls heute Abend gemacht, viele Grüße an dieser Stelle und hoffentlich auf ein baldiges Wiedersehen, entweder im "From Hell" oder eventuell beim Ragnarök Festival in Lichtenfels. Dort wird übrigens XIV DARK CENTURIES ebenfalls am Start sein und euch die neuen, geilen Songs von "Waldvolk" um die Ohren hauen. Das solltet ihr euch keinesfalls entgehen lassen.
- Redakteur:
- Hermann Wunner