DER W: Interview mit Stephan Weidner

03.05.2008 | 23:48

Stephan Weidner, Bassist, Produzent, ehemaliger Kopf der BÖHSEN ONKELZ – kurz: DER W. So nennt sich der Frankfurter nun als Solo-Künstler. Doch ob als Bandmitglied oder allein, viel geändert hat sich für den Weltenbummler nicht. Eine Produktion jagt die nächste, Rechner und Textfeder glühen, und inzwischen nervt sogar der "Spiegel" mit den tausendmal durchgekauten Fragen zu den umstrittenen Anfangsjahren der ONKELZ. Schnee von gestern, hier soll der selbst ernannte "Existenzialist mit großer Fresse" lieber von seinem heutigen Schaffen berichten, seinem Solo-Album "Schneller, höher, Weidner", von seiner Leidenschaft für Comics oder von seinen Lieblingskickern vom Main. Und wurden früher in ONKELZ-Texten etwa METALLICA noch zur "Hofkapelle" degradiert, ist sich der mittlerweile fast 45-jährige heute nicht schade, auch mal die Amis zu zitieren.

Carsten:
Neulich musste ich an dein erstes Musikprojekt nach den ONKELZ denken, als du 2006 unter dem Namen NORDEND ANTISTARS eine WM-Single mit Daniel Wirtz von SUB7EVEN aufgenommen hast. Den Daniel hab ich nämlich vor kurzem bei einer Kollegin im Szene-Magazin auf Rheinmain-TV gesehen. Da hat er ein bisschen auf seiner Akustikgitarre rum geplänkelt und sein neues Zeug vorgestellt. Ich muss sagen: Du scheinst doch einen ziemlich guten Einfluss auf ihn gehabt zu haben, hehe.

Stephan:
Da hab ich mir ehrlich gesagt noch gar keine Gedanken drüber gemacht. Der Daniel ist der Daniel, ich bin ich. Aber sicherlich gibt's Bereiche, wo wir einen ähnlichen Geschmack haben. Aber inwiefern sich da wer was von wem abguckt, das läuft in irgendeiner Region ab, die keiner von uns kontrolliert. Vielleicht war ich ihm ein guter Ratgeber, und vielleicht hat er sich auf irgendeine Art von dem einen oder anderen beeinflussen lassen. Aber das ist doch okay, das machen wir doch alle in irgendeiner Form. Da seh ich gar nichts Negatives drin.

Carsten:
Negativ war das auch gar nicht gemeint. War euer Projekt denn für dich der erste Schritt auf dem Weg in deine Solo-Karriere?

Stephan:
Nö, das hatte damit überhaupt nichts zu tun. Das sollte sich ja auch auf einem ganz anderen Niveau bewegen, als das, was ich jetzt mache. Da stand für mich der Fußball im Vordergrund und der ist natürlich nicht tiefgründig, dementsprechend gab's da natürlich gewaltige Unterschiede.

Carsten:
Du hast dir ja für "Schneller, höher, Weidner" einige Gastmusiker hinzu genommen. Dein jetziges Schaffen ist also nicht bloß ONKELZ minus Gonzos Gitarre, Pes Schlagzeug und Kevins Gesang?

Stephan:
Letztlich ist es ja so, dass ich auch bei den ONKELZ für die meisten Kompositionen verantwortlich war. So gesehen war ich eigentlich mehr die ONKELZ, als Kevin, Gonzo oder Pe das waren. Das soll jetzt gar nicht hochtrabend oder anmaßend klingen. Es ist nur so, dass man natürlich Parallelen hören wird. Das hält sich aber in einem erträglichen Maße. Nichtsdestotrotz war ich natürlich der Hauptsongwriter und werde deshalb auch selber Parallelen raushören.

Carsten:
Wie groß war denn beispielsweise der Einfluss deiner Gäste PRO PAIN?

Stephan:
Überhaupt nicht groß. Also zumindest nicht, was das Songwriting angeht, sondern vom Vibe her, den sie rein gebracht haben. Für mich war's einfach eine neue Situation, mit anderen Muckern dazustehen. Ich meine, letztendlich war es für mich ja bei den ONKELZ die gleiche Situation. Ich hab die Stücke geschrieben und dann mit den anderen Leuten gespielt. Damals waren es halt Gonzo, Pe und Kevin, jetzt waren es eben PRO PAIN beziehungsweise andere Leute, die daran beteiligt waren. Die haben im Endeffekt das gespielt, was schon fertig war. Der musikalische Einfluss ist also geringer, als man das in der Außendarstellung jetzt annehmen könnte. Aber wir haben eine unheimlich schöne Zeit miteinander verbracht, wir haben unheimlich viel Spaß gehabt, die haben unheimlich viel Spirit rein gebracht. Und das, was ich mir versprochen habe: Mit Musikern zusammen zu arbeiten, die motiviert sind, die diesen Rock'n'Roll-Geist verinnerlicht haben, das war mir wichtig. Weniger als deren Songwriting. Sicher hat auch jeder Musiker eine gewisse Attitüde in seinem Spiel, und die ist dann sicherlich mit eingeflossen. Aber von der Komposition her hat sich kein Song verändert durch andere Musiker.

Carsten:
Den Großteil hast du ja mit dem Nachwuchsmusiker Rupert Keplinger von der Hamburger "School Of Music" eingespielt. Wen hattest du denn sonst noch als Gäste?

Stephan:
Ich hatte die Nina C. Alice von SKEW SISKIN mit dabei, mit der singe ich ein Duett.

Carsten:
In 'Bitte töte mich', richtig?

Stephan:
Genau. Dann den Jacob Binzer von D.A.D. Und den Peter Zettl, der für die Hälfte der Drums zuständig war. Außerdem hatten wir noch ein paar Streicher hier, die dir wahrscheinlich nichts sagen werden.

Carsten:
Die Streicher waren natürlich für 'Angst' zuständig ...

Stephan:
Es gibt vier Stücke, auf denen die gespielt haben. Bei 'Tränenmeer' sind welche drauf, bei 'Angst', 'Zwischen Traum und Paralyse' und ... nicht, dass ich eins vergesse ... doch, vergess ich grad.

Carsten:
Seit wann stehst du eigentlich auf Streicher? Oder hat das früher zu den ONKELZ einfach nicht gepasst?

Stephan:
Erinnere dich mal an 'Koma'. Es gab schon Stücke mit Streichern, nur kamen die damals eben aus dem Computer. Auf dem Album wollte ich jetzt aber alles live gespielt haben. Ich hab mit den ONKELZ auch nie mit Live-Streichern gearbeitet und wollte das jetzt einfach mal nachholen. Ich wollte halt ein paar Dinge ausprobieren, die ich in der Vergangenheit nicht gemacht habe. Und dazu haben eben auch die Streicher gehört.

Carsten:
In einem Video auf deiner Homepage erklärst du ja am Rechner ein paar Effekte, die du unter deine neuen Songs gelegt hast. Würdest du sagen, dass du im Vergleich zu den ONKELZ eher mehr oder eher weniger Effekte drauf gepackt hast? Gegen Ende der ONKELZ wart ihr ja auch schon recht experimentell.

Stephan:
Deswegen kann ich dir das auch gar nicht so genau sagen. Ich glaube, es hat sich gar nicht so viel verändert. Ich würde nicht sagen, dass es mehr ist. Du hast ja schon richtig bemerkt, dass wir auf den letzten drei Produktionen auch schon vermehrt Experimente mit haben einfließen lassen. Vielleicht ist es nun einfach anders eingesetzt hier und da. Aber die Parallele gibt es. Ich hab's jetzt aber nicht in Prozent ausgerechnet, hehe. Das zieht einfach automatisch in den Song mit ein. Ich mach mir darüber keine Gedanken, ich sag nicht, da muss jetzt Elektronik rein. Das Songwriting ist ein fließender Prozess, was ein Song braucht, das bekommt er. Ob das jetzt ein Computereffekt ist oder ein Bass-, Gitarren- oder Schlagzeugpart. Da lass ich mich von verschiedenen Dingen inspirieren. Und ich kann dir die Frage tatsächlich nicht beantworten, hehe. Für mich ist einfach entscheidend, ob mir der Song gefällt oder nicht. Und dann ist es mir egal, aus welchen Mitteln der besteht.

Carsten:
Kommen wir mal zu deiner ersten Single 'Geschichtenhasser'. Der dazugehörige Videoclip hat mich ziemlich an den A-HA-Clip 'Take On Me' aus den Achtzigern erinnert. Kennst du den?

Stephan:
Logisch. Natürlich hab ich meinen Clip nicht selbst gezeichnet, sonst wären da wahrscheinlich Strichmännchen bei raus gekommen, hähähä. Aber die Parallele gibt's, und den A-HA-Clip kenn ich natürlich auch, das war ja ein Riesenhit damals. Aber daran hab ich eigentlich gar nicht gedacht. Es war so, dass mich das Artwork des Covers inspiriert hat, zu sagen: Wär doch cool, so was in der Art auch im Video umzusetzen. Beziehungsweise bin ich eigentlich erst durch das Artwork auf die Idee gekommen, überhaupt ein Video zu drehen. Ich hätte da ehrlich gesagt sogar noch ein bisschen mehr gemacht, aber uns ist dann auch die Zeit davon gelaufen. Da gab's schon VÖ-Termine, und wir haben uns sehr kurzfristig entschieden, da noch ein Video zu drehen. Das hat auch die Zeichner unter Druck gesetzt. Man hätte sicher noch zehn Prozent mehr drauf packen können, aber ich finde das Video trotzdem total gelungen. Es macht mir auch total Spaß, es zu sehen, und wollte einfach mal was anderes machen. Und ich fand ein gezeichnetes Video irgendwie total reizvoll.

Carsten:
Hast du dabei ein richtiges Video gedreht und das wurde dann überzeichnet?

Stephan:
Genau. Also der eigentliche Dreh ist innerhalb von einem Tag gemacht, mit Umkleiden bist du da in fünf, sechs Stunden durch gewesen. Die Zeichenarbeit war dann natürlich brutal, 25.000 Bilder zu zeichnen ist schon extrem viel Arbeit. Und das unter Zeitdruck ist natürlich auch 'ne schöne Belastung. Aber die Jungs und Mädels haben wirklich einen tollen Job gemacht, und ich bin sehr zufrieden mit dem Video.

Carsten:
Waren an der Zeichnerei wieder deine alten Bekannten aus ONKELZ-Zeiten, "Die Gestalten" aus Berlin beteiligt?

Stephan:
Nein, gedreht wurde das ganze Ding vom Zoran Bihac, der hat die Regie geführt und auch sonst die ganze Geschichte gemacht. Aber der Kontakt zu dem Zoran kam von den "Gestalten". Die sind natürlich oft Mittelsmänner zu anderen Künstlern.

Carsten:
Wenn du gern noch zehn Prozent mehr gesehen hättest: Wie ist denn dein persönlicher Bezug zu Comics?

Stephan:
Naja, ich war früher leidenschaftlicher Comic-Sammler. Das lässt zwar ein bisschen nach bei mir im Alter, aber ich habe immer noch ganz viele, tolle Comics im Keller. Weißt du, unsere Generation ist noch mit Comics groß geworden. Ich weiß gar nicht, ob man das heute noch tut: Wir haben uns damals in der Siedlung, wo ich gewohnt habe, getroffen und haben Comic-Hefte getauscht. Natürlich "Spiderman" und der ganze Kram, das war bei uns Tagesinhalt. Das hat sich bei mir auch noch bis ins hohe Alter gezogen, natürlich wurden die Comics erwachsener und anspruchsvoller. Also ich hab da schon ein Faible für. Allerdings muss ich auch sagen, dass das auch stark nach gelassen hat.

Carsten:
Kommen wir mal zu deinen lyrischen Ergüssen: Du warst ja bereits bei den ONKELZ für die Texte zuständig, die auch schon sehr persönlich ausfielen. Wie viel persönlicher sind denn die Texte nun?

Stephan:
Du hast es schon vollkommen richtig gesagt, die Songtexte waren bei den ONKELZ auch schon verdammt persönlich. Vielleicht stecken hier jetzt noch die dreißig Prozent mehr Weidner drin. Früher gab's halt auch die ONKELZ als Thema. Und das, was wir waren, bin jetzt halt nur ich. Was die ONKELZ thematisiert hat, ist nun halt nur mit mir und noch Persönlicherem besetzt. Dementsprechend gibt's da sicher eine Steigerung.

Carsten:
Also könnte man deine Songs nun fast schon als Tagebuch lesen.

Stephan:
Absolut. Ich kann nicht anders, als authentische Songs schreiben. Wenn ein Song mich nicht berührt, und nicht irgendwie Tiefgang oder Seele hat und aus Erlebtem besteht, dann kann der ja nicht berühren. Natürlich ist es irgendwie hart, sein Innerstes von innen nach außen zu kehren, aber es tut auch gut, und letztendlich zeigt man dann doch nur so viel, wie man zeigen möchte. Aber wenn man unter'm Strich persönliche Songs von mir hört, werden die auch mit den Emotionen des Hörers besetzt. Und dementsprechend hört man vielleicht persönliche Dinge, kennt die Person Stephan Weidner aber trotzdem nicht richtig.

Carsten:
Glaubst du denn, dass es irgendwann einen Anlass für dich geben wird, positivere Texte zu schreiben? Oder hast du die Menschheit dahingehend schon aufgegeben?

Stephan:
Also für mich sind die Texte total positiv, auch wenn sie düster klingen. Dinge zu verarbeiten ist immer etwas Positives. Und ehrlich gesagt, mich reizen keine lustigen Songs. Ich mag keine Party-Stimmungshits, ich mag diese melancholische Art des Songwritings. Ich mag die Poesie des Schmerzes viel, viel lieber als alles andere. Letztendlich ist es wahrscheinlich so, dass ich damit meine melancholische Seite verarbeite, um im Leben ein sehr lebenslustiger und auch sehr lebensfroher Mensch zu sein. Und ich seh an Melancholie auch nichts Belastendes, solange man sie eben auch genießen kann. Solange man sagt: Der Herbst hat auch eine schöne Seite. Solange er eben nicht zu Belastung wird. Und ich hab eben damit, dass ich Texte schreiben darf und Musik machen kann, ein Ventil gefunden. Möglicherweise wäre ich sonst ein depressiverer, zurück gezogener, melancholischer Mensch, wenn ich diesen Filter und dieses Ventil nicht hätte.

Carsten:
Ich habe mal ein Zitat von dir gelesen, dass du deine kreativste Zeit 1992 zu "Heilige Lieder" hattest. Wie kreativ siehst du dich denn jetzt im Vergleich zu damals?

Stephan:
Kreativität hat für mich auch immer etwas mit Erfahrungen und Erlebnissen zu tun. Und ich hab damals natürlich einen unheimlich spirituellen Schritt gemacht. Für mich gab es damals in meinen Texten und meinem Denken einen Quantensprung. Deswegen habe ich das damals wahrscheinlich so gesagt. Damit habe ich aber nicht gemeint, dass wir damals bessere Songs geschrieben haben, als ich das heute kann. Es ist eher metaphorisch gemeint. Weil das für mich eine sehr prägende Zeit war und ich deswegen später halt nicht mehr so einen Sprung machen konnte, auch von meinen Entwicklungsstufen her. Da wo ich hergekommen bin, da war man einfach gestrickt. Und zu diesem Zeitpunkt habe ich unheimlich viele Erkenntnisse erlangt. Und diese Erkenntnisse muss ich mir heute schwerer erarbeiten bzw. sind diese Sprünge heute einfach nicht mehr so groß und bedürfen einer noch größeren Suche.

Carsten:
Wo wir gerade bei Entwicklungsstufen sind: Eine andere Aussage von dir war mal, dass du mit 50 nicht immer noch 'Kneipenterroristen' singen willst . Wie sieht's mit 'Geschichtenhasser' aus, wird das noch mit 50 gehen?

Stephan:
Wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich werde ich mit 50 nicht auf der Bühne stehen und diese Songs singen. Und die Songs, die ich hinterlassen habe, die habe ich zu einem Zeitpunkt hinterlassen, wo's okay war. Vielleicht sitze ich mit 50 in einer Kneipe und spiele Blues, keine Ahnung. Ich kleb nicht an der Musik, ich kleb nicht daran, im Scheinwerferlicht zu stehen. Ich möchte authentisch bleiben, und wann eine Phase vorbei ist, das bestimme ich. Und ich glaube, dass ich da ein ganz gutes Gespür für habe. Und vor allem traue ich mir zu, da das richtige Händchen zu haben und zum richtigen Zeitpunkt Schluss zu machen. Genauso wie ich glaube, dass ich mit den ONKELZ zum richtigen Zeitpunkt Schluss gemacht habe.

Carsten:
Hat sich denn in den vergangenen drei Jahren etwas für dich persönlich verändert oder ist es das gleiche Leben, nur unter dem Titel Weidner statt ONKELZ?

Stephan:
Also für mich hat sich überhaupt nichts verändert. Ich habe die vergangenen Jahre fast ausschließlich in Studios verbracht und an irgendwelchen Produktionen gearbeitet. Ob das nun die Lausitz-DVD war oder "Onkelz wie wir" oder sonstiges Zeug, das wir noch mit den ONKELZ abzuliefern hatten. Dann bin ich in meine eigene Produktion gegangen, hab mich aber nach wie vor um die Geschäfte der ONKELZ gekümmert. Ehrlich gesagt: Für mich hat sich nichts verändert, gar nichts.

Carsten:
Wenn du jetzt Interviews gibst, wie viele der Fragen beschäftigen sich eigentlich noch mit dem Thema ONKELZ?

Stephan:
Relativ wenig glücklicherweise. Aber natürlich kommt die Frage auf, wie das Leben jetzt ist nach den ONKELZ. Aber wahrscheinlich habe ich nur langweilige Antworten auf dem Kasten, hehe. Es hat sich halt nicht wirklich viel verändert in der Beziehung. Ich musste während meiner ONKELZ-Zeit genau das gleiche leisten wie jetzt. Wenn das Album hinter mir liegt und vielleicht auch noch eine kleine Tour, dann möchte ich aber endlich auf's Bremspedal drücken und mich um meinen Sohn kümmern.

Carsten:
Wie hat sich eigentlich der Kontakt zu den anderen ehemaligen ONKELZ nach drei Jahren eingependelt?

Stephan:
Zu Pe und Kevin habe ich nach wie vor einen super Kontakt. Ich hab mit den beiden Silvester verbracht, Kevin war grad gestern hier und wir haben über vieles gequatscht. Aber über Gonzo möchte ich nicht reden.

Carsten:
Verständlich, eure Diskrepanzen wurden in der Musikpresse ja schon genug breit getreten. Wie sehr hast du denn den Erfolg der ONKELZ nun im Hinterkopf? Träumst du schon heimlich davon, dass vor der Festhalle auf diesen bunten Ankündigungstafeln zwei Tage hintereinander Stephan Weidner steht?

Stephan:
Also entgegen der Meinung wahrscheinlich vieler hat mir Geld und Erfolg nie etwas bedeutet. Für mich war der Erfolg, den ich definiere, wichtig. Und der hat nichts mit Verkaufszahlen zu tun, sondern damit, ob ich in der Lage bin, meine Gefühle auszudrücken. Und eine Platte zu machen, die mir gefällt. Und wenn ich das Glück habe, dass die vielen anderen Leuten auch gefällt – wunderbar. Aber ich glaube, ich bin nicht die Person, die das Scheinwerferlicht braucht oder den Erfolg. Auch nicht das Klopfen auf der Schulter. Aber es gibt dort draußen tausend Dinge, auf die ich lange verzichtet habe, die ich endlich mal nachholen möchte. Und vor allen Dingen möchte ich mehr Zeit mit meinem Sohn verbringen. Deshalb bin ich da total entspannt und total relaxt. Und harre da ganz entspannt den Dingen, die da kommen. Es ist zwar nicht so, das man sich über Erfolg nicht freut. Aber er ist mir nicht so wichtig.

Carsten:
Inzwischen suchst du dein Glück auch in verschiedenen Wahlheimaten. Ist der Ur-Hesse Weidner nirgends mehr heimisch und springt ständig zwischen Ibiza, Dublin und Frankfurt-Nordend hin und her? Und ein Grundstück in Lateinamerika hast du ja auch noch, oder?

Stephan:
Wie haben METALLICA so schön gesagt? "Where I lay my head is home." Das heißt, ich kann überall glücklich sein, auch hier in Frankfurt, gerne und immer wieder. Aber auch die Welt ist mein zu Hause. Natürlich fühle ich mich Frankfurt mehr als jeder anderen Stadt verbunden. Und wenn mich irgendjemand fragt, woher ich komme, sage ich "aus Frankfurt". Aber ich lebe ganz gern auch woanders. Und vielleicht komm ich auch irgendwann mal zurück hierher. Ich habe mir abgewöhnt, "nie" zu sagen ... okay, das stimmt nicht, das war jetzt 'ne Lüge, harhar. Aber wie gesagt, ich fühle mich in anderen Ländern auch sehr wohl und bin glücklicherweise in der Lage, auch da leben zu können, wo ich möchte. Eine sehr privilegierte Position, wie ich finde. Verbunden auch mit Nachteilen, über die ich jetzt aber gar nicht jammern möchte. Ich packe ständig meine Koffer, bin ständig am Reisen, das nervt natürlich auch. Ich würde gern mal an einem Ort bleiben, aber dieser Ort ist für mich ehrlich gesagt austauschbar.

Carsten:
Fühlst du dich denn noch so sehr als Frankfurter, dass du auch noch zur Eintracht gehst?

Stephan:
Ich habe jede Saison eine Dauerkarte. Wenn ich in Frankfurt bin zu diesem Zeitpunkt, dann geh ich hin. Aber abgesehen davon bin ich per Satellitendecoder in der Lage, jedes Spiel sehen zu können, auch wenn ich nicht in Frankfurt bin. Das heißt, ich bin da voll auf dem Laufenden. Es gibt diese Saison so gut wie kein Spiel, das ich versäumt habe. Und die Dauerkarte liegt immer da, das wird auch so bleiben.

Carsten:
Dann hoffen wir mal, dass Funkels Elf das Ziel 40 plus X noch erreicht. Und dir wünsch ich natürlich alles Gute und dass du in nächste Zeit mal abschalten kannst.

Stephan:
Die letzte Zeit war echt strapaziös und ich habe schon mit den nächsten Projekten angefangen. Da möchte ich mir in nächster Zeit gar nicht mehr aufhalsen, als nötig. Dank dir für das Interview, und lass es dir gut gehen!

Redakteur:
Carsten Praeg

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