11TH HOUR, THE - Burden Of Grief
Mehr über 11th Hour, The
- Genre:
- Doom
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 30.10.2009
- One Last Smoke
- In The Silent Grave
- Origins Of Mourning
- Weep For Me
- Atonement
- Longing For Oblivion
Ambitionierter Doom-Monolith.
Der von THE 11TH HOUR auf "Burden Of Grief" geschmiedete Doom ist ein hartes, überwiegend monoton gefärbtes Amalgam aus klassischem Schwerst- und extrazäh verlangsamtem Todesmetall. Und so klingt der zweite Song 'In The Silent Grave’ dann beispielsweise etwa auch, als sei über einen frierenden keltischen Monotheisten die Nacht der Kerzenmesse hereingebrochen: Tiefgreifender, mächtiger, erhabene Bermassen träge und schroff vor sich her schiebender Stoff; keine Ohrwurmhymnen in Zeitlupe, sondern Lindwurmalpträume mit Magengrimmen. Doch darin fest eingebunden finden sich immer wieder auch schön Gitarren- oder Gesangslinien, die den dennoch stets monolithisch wirkenden Soundblock aufwerten.
Leider wird ab dem dritten Stück die Einheit und damit die wohl wichtigste Wirkung der ganz auf langsam nur sich hervorschälende Konturen angelegten Form der Stücke durch sinnfreies Gebrabbel auf der Promo-CD zerstört. Dies ist nicht nur, angesichts des zusätzlich vorhandenen, digitalen Wasserzeichens auf selbiger, eine doppelt paranoide, sondern, angesichts der Aufabe eines Rezensenten gerade eines solchen Doomwerkes, zugleich auch eine doppelt hirnverbrannte Aktion. Denn nun muss die wesentliche, über das Gesamtwerk ja letztlich erst entscheidende Frage offenbleiben, ob es dem Duo ED WARBY (zuvor bei GOREFEST, HAIL OF BULLETS und AYERON und hier an Gitarre, Bass, Schlagzeug, Tasten und Mikrofon zu hören) und ROGGA JOHANSSON (hier mit Gesang, zuvor auch bei EDGE OF SANITY, DEMIURG, PAGANIZER und RIBSPREADER zu hören) gelungen ist, eine durchgängige, über die Gesamtspielzeit der Stücke sich ohne Umbrüche entwickelnde, in sich geschlossene Atmosphäre zu erzeugen.
Damit aber würde sich erst ermessen lassen, ob das programmatische Konzept des Albums - die Geschichte eines todkranken, sich seiner dunkelsten Tage der Vergangenheit und Sünde erinnernden, um Wiedergutmachung und Erlösung ringenden Menschen in musikalischer Erzählung angemessen umzusetzen - ob dieses Konzept wirklich aufgegangen ist, oder ob die einzelnen Parts in ihren Stimmungen vielleicht doch noch teils unverbunden nebeneinander stehen bleiben. Kopfkino, bei dem man zwischendurch Popcorn holen geschickt wird, ist eben kein vollwertiges Kopfkino mehr: Selbst wenn man (nach dem forcierten Verlassen und Wiederbetreten des Kinosaales) der ein oder anderen Szene noch eine melancholische Pianountermalung attestieren kann, so ist ein Großteil des Gefühls für’s Ganze, ist die suspension of disbelief, ist das Eingetauchtsein in den Fluss der Erzählung doch für entscheidende Momente verlorengegangen - was um so schwerer wiegt bei einem Film, der eben auf mehr angelegt ist, als die erheiternde Wiederholung immergleicher Running Gags. Dass wir es hier mit einem ambitionierten Projekt zu tun haben, soll in der Originalausgabe des Albums mit einem als Tagebuch des Protagonisten gestalteten Booklet von Artworker Mick Koopman (HAIL OF BULLETS, ASPHYX) unterstrichen werden.
Fairerweise muss ich mich hier jedoch einer Gesamtwertung enthalten, da ich dem hohen Anspruch des Werkes unter den gegebenen Umständen leider nicht gerecht werden kann. Mein einziger Anspieltipp ist denn auch, das Album lieber komplett und ohne stimmungsstörende Unterbrechungen selbst anzuhören, als sich bei der Urteilsfindung auf diese zwangsläufig unvollständige Rezension zu verlassen.- Redakteur:
- Eike Schmitz