A BREACH OF SILENCE - The Darkest Road
Mehr über A Breach Of Silence
- Genre:
- Powercore Metal / Metalcore / Modern Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eclipse Records
- Release:
- 07.10.2014
- TPNE
- The Darkest Road
- Vultures
- Silhouette
- Hang 'em High
- In Reality We Trust
- Lost At Sea
- This Is The End
- Immortal
- Hannibal
- A Place I Know
- Dead And Destroyed
- Krazy Bitch
- Time Still Remains
Metalcore trifft Heavy Metal - ein Album mit zwei Gesichtern.
Ist A BREACH OF SILENCE das nächste große Ding aus Australien? Falls ja, wieso hat sich dann der Chef das aktuelle Album "The Darkest Road" nicht unter den Nagel gerissen? Irgendwo muss da ein Haken sein. Und ignoriert man die wenigen internationalen Vorschusslorbeeren und lässt einzig die Musik sprechen, zeichnet sich ein ebenso markiges wie zwiespältiges Bild ab.
"TPNE – The party never ends!!" gröhlen die fünf Herren zum Auftakt ihres neuen Silberlings. Oh weia, worauf habe ich mich da nur eingelassen? Es folgt was zu befürchten war: Wummernde Deathcore-Rhythmen, geschrubbelte Leersaiten garniert mit Melo-Death-Leads und Geschrei – all das, was der einst innovativ gestarteten Metalcore-Welle in den letzten Jahren den Garaus gemacht hat. Überzeugen kann hauptsächlich der Cleangesang von Rhys Flannery im Chorus; der gute Mann ist mit einer wunderbar klassisch-metallischen Röhre gesegnet. Über den Rest würde ich gerne den Mantel des Schweigens breiten, wobei... ja, zugegeben, das klingt schon amtlich fett, was A BREACH OF SILENCE hier abfackelt. Nur ist diese Schiene leider mittlerweile auf Grasnabenhöhe abgefahren. Und als es mit dem Titeltrack und dem folgenden 'Vultures' spaciger, melodischer, synthetischer wird, wähne ich mich bereits konfrontiert mit einem unspektakulären Mix aus späteren BRING ME THE HORIZON und EMIL BULLS. Klar, die Australier haben mächtig Dampf im Kessel, und die beiden genannten Brüder im Geiste hätten gegen diese Urgewalt aus Down Under wahrscheinlich nicht viel zu bieten. Doch wieso müssen hier zum hundertdreiundsiebzigtausendvierhundertfünfzigsten Mal die gleichen Breakdown-Folgen, Gangshouts und Elektro-Effekte aufgefahren werden?
Die Australier kriegen überraschenderweise dennoch die Kurve, dank des verblüffenden Abwechslungsreichtums, den die Band im weiteren Albumverlauf an den Tag legt. Denn neben zwar mächtigem, aber innovationsarmem Deathcore-Geballer und abgenudelten Metalcore-Trademarks erfährt vor allem in der zweiten Albumhälfte klassischer Heavy Metal ein hochaktuelles Revival. 'Lost At Sea' markiert den Wendepunkt; bei diesem feinen Stück gebürsteten Edelstahls trifft HEAVEN SHALL BURN auf IRON MAIDEN, also fette Todesstahllinien und Killerriffs auf eine Gänsehaut-Metalstimme und traditionelle Leadgitarren. 'This Is The End' klingt nach alten IN FLAMES und AS I LAY DYING, und dazu lässt Herr Flannery neben den obligatorischen Schreien abermals seine großartige Gesangsstimme erklingen. 'Immortal' entpuppt sich als waschechte Heavy-Metal-Ballade, 'A Place I Know' als starke, dynamische Modern-Metal-Nummer, deren epischer Chorus im verblüffenden Abschluss 'Time Still Remains' wieder aufgenommen wird. Und der kongeniale Albumausklang setzt dieser Wundertüte die Krone auf: Nur vom Klavier begleitet singt Rhys Flannery leidenschaftlich, vibrierend, umwerfend, und eifert gekonnt den Heroen des Heavy Metals nach, die da heißen Bruce Dickinson oder Biff Byford. Wer jetzt unbemerkt die Repeat-Funktion an seinem Plattenspieler aktiviert hat und plötzlich vom Partygegröhle des Openers überrascht wird, kann gar nicht glauben, dass es sich hier um ein und dieselbe Band handelt.
Für den amtlichen, aber eben doch ausgelutschten Metal-/Deathcore erhielten die Australier von mir sechs Punkte, für die deutlich überzeugendere, weil herrlich metallisch angelegte zweite Hälfte von "The Darkest Road" gäbe es wohl einen Neuner. Der Kampf zwischen nervigen Breakdowns und kreativem Songwriting mit NWoBHM-Reminiszenzen geht haarscharf zu Ungunsten der Australier aus, daher nur 7,0 Punkte unterm Strich. Ich wünschte mir, die Truppe aus Brisbane würde ihren Schwerpunkt deutlicher auf den stellenweise praktizierten modernen Heavy Metal legen und die abgehalfterten Metalcore-Trademarks reduzieren – das Ergebnis wäre gewaltig!! Interessant bleibt "The Darkest Road" aber auch so, für die Core-Jugend der vergangenen Jahre, sowie für alle, die mal über den Tellerrand blicken, dabei auf "ihren" Metal aber nicht gänzlich verzichten wollen.
Anspieltipps: Lost At Sea, A Place I Know, Time Still Remains
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause