A SWARM OF THE SUN - The Rifts
Mehr über A Swarm Of The Sun
- Genre:
- Post Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Version Studio Records
- Release:
- 30.01.2015
- There's Blood On Your Hands
- Infants
- The Nurse
- Incarceration
- The Warden
- Years
- The Rifts
- These Depths Were Always Meant For Both Of Us
- All The Love And Glory
Zu schön um wahr zu sein!
"Eine ebenso trostlose wie wunderschöne Reise durch die innersten Landstriche von Herz und Seele. Ein grüblerisches Album über den Verlust der Hoffnung, zerfallende Träume, Einsamkeit, und die finalen Augenblicke von Klarheit und Erlösung." – Nein, dies sind nicht meine eigenen Worte. Mit diesen Sätzen beschreiben Erik Nilsson und Jakob Berglund "The Rifts", das neue, über fünf Jahre hinweg geschmiedete, geformte, gewobene Album ihres gemeinschaftlichen Bandprojektes A SWARM OF THE SUN. Und, bei Thor, Odin und allen anderen Möchtegerngöttern des Nordens – sie hätten es nicht treffender ausdrücken können! "The Rifts" ist nichts anderes als eine überwältigende, epochale musikalische Reise in die Abgründe des menschlichen Innenlebens.
Wie Kollege Freiesleben in der Besprechung der beiden Vorgängerplatten schon konstatierte, ließen sich zwar genügend Verbindungen zu artverwandten Kapellen, eben gerade aus dem skandinavischen Raum ziehen – doch nichts wäre überflüssiger als der Versuch einer Kategorisierung. Ambient, Post Rock oder Metal, Doom, Shoegaze? Ja, ja, von mir aus, stimmt alles. Doch "The Rifts" ist mehr als das, mehr als Worte, mehr als Schubladen, ja mehr als die Noten und Tabulaturen der neun großartigen Kompositionen darstellen könnten. Wie schon beim Opener 'There’s Blood On Your Hands' um einen einzigen, in gleichmäßiger Wiederholung angeschlagenen Klavierton feinfühlig ein melancholisches Thema gesponnen wird, wie das Piano um dezente Synthie-Streicher angereichert wird und sich unmerklich um den monoton wiederholten Klang allmählich wabenhaft ein unheimliches Universum an Abgründigkeiten zu ränken beginnt, das sprengt an sich schon die Beschreibungskraft jeglicher Formulierung. Und bereits beim zweiten Track, dem fast zehnminütigen 'Infants', erreicht A SWARM OF THE SUN eine unfassbare Intensität, welche, gleich einem unwiderstehlichen Sog, über sämtliche musikalischen Grenzen hinweg ihresgleichen sucht! Die beiden Schweden nehmen sich alle Zeit der Welt, bauen mit Klavier, konspirativem Gesang, angezerrten Gitarrenflächen und ambientartigen Trommelschlägen ein ganzes Alpenpanorama an kalter, introvertierter Spannung auf. Und zur Songmitte birst diese Spannung unvermittelt in einer faszinierend brutalen Explosion. Man mag hier die Nähe zu CULT OF LUNA oder ISIS attestieren, aber wenn, dann bitte nur in den besten Momenten besagter Kollegen. Unglaublich, unbeschreiblich, wie auf diesem Meisterwerk gedankenverlorene akustische Klangwände in aufwühlende Post-Metal-Sturmfluten übergehen, wie geschlossen und einheitlich "The Rifts" komponiert wurde, obwohl jeder Track auch gänzlich für sich zu stehen und zu faszinieren vermag.
Ich bin sprachlos. Wie und wo soll ich fortfahren? Bei 'The Warden', das, einer Festung gleich, umweht von geraunten Gesangspassagen, auf einem grimmigen Fels aus nachhallenden Stahlsaitern, festlichen Orgelklängen und im Arbeitstakt eines Schmiedes fallenden Schlagzeugschlägen thront? Soll ich versuchen den kernigen Titeltrack zu beschreiben, wie das geniale Schwedenduo mit minimalistischen Mitteln aus wenigen Gitarrenanschlägen und Snare-Wirbeln heraus ein postmetallisches Weltuntergangsszenario heraufbeschwört? Finde ich überhaupt Worte für das ebenso einfühlsam-intime wie ernüchternde, resignierte Epos 'These Depths Were Always Meant For Both Of Us', das nach einem emotionalen Klimax, der Eisberge zum Schmelzen bringen und gleichzeitig Lava zu erstarren vermag, sich gänzlich auflöst, bis nur noch der Gesang geflüstert in unsre Ohren raunt? "Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann, und worüber zu schweigen unmöglich ist." Treffender als bei A SWARM OF THE SUNs "The Rifts" lässt sich Altphilosoph Victor Hugo nicht zitieren.
Ich könnte hier also noch weiter in hoffnungsloser Begeisterung versuchen, die phänomenale Arbeit von Nilsson und Berglund zu umschreiben. Doch letztlich haben die beiden fabelhaften Musiker schon selbst die passenden Worte für ihr neuestes Werk gefunden. "The Rifts" ist atmosphärischer, dichter, überwältigender Post Rock der allerfeinsten Sorte. Pflichtkauf für Freunde anspruchsvoller, nachdenklicher Musik jeglicher Couleur!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Timon Krause