ACCEPT - Blood Of The Nations
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2010
Mehr über Accept
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nuclear Blast (Warner)
- Release:
- 20.08.2010
- Beat The Bastards
- Teutonic Terror
- The Abyss
- Blood Of The Nations
- Shades Of Death
- Locked And Loaded
- Time Machine (Bonus Track)
- Kill The Pain
- Rollin' Thunder
- Pandemic
- New World Comin'
- No Shelter
- Bucketful Of Hate
Beeindruckendes Comeback einer deutschen Metal-Legende mit einer sehr starken neuen Stimme am Mikro.
Die Ankündigung vor knapp einem Jahr, dass ACCEPT - diesmal ohne Udo Dirkschneider - ein zweites Comeback nach 1992 in Angriff nehmen würden, wurde von vielen Fans mit großer Skepsis aufgenommen. Auch ich zweifelte im Vorfeld daran, ob ACCEPT mit Sänger Mark Tornillo, der seinerzeit bei den in Sachen Popularität nur in der zweiten Reihe rangierenden US-Metallern T.T. QUICK am Mikro stand, noch dazu in der Lage sind, an die Qualität alter Klassiker-Alben anknüpfen zu können.
Meine anfängliche Reserviertheit gegenüber diesem nicht unumstrittenen Vorhaben wurde bereits mit den ersten beiden Hörproben 'Teutonic Terror' und 'The Abyss' gemildert beziehungsweise relativiert, denn besonders das erstgenannte Stück bietet den urtypischen ACCEPT-Sound mit stampfender Rhythmik, sehr eingängigen Melodien und der unverwechselbaren Gitarrenarbeit von Wolf Hoffmann. Nun erfreut "Blood Of The Nations" schon seit über einem Monat meine Gehörgänge und ich muss zu Anfang gleich mal eines klarstellen: ACCEPT sind in der neuen Konstellation eine Bank und Mark Tornillo macht seinen Job als Sänger fabelhaft!
Mit seiner recht variablen Stimme, die mich an den verstorbenen David Wayne (METAL CHURCH) mit einer leichten Bon Scott-Note erinnert, haben Wolf Hoffmann (Gitarre) und Peter Baltes (Bass) genau den richtigen Mann an Bord geholt. Tornillo tritt in große Fußstapfen und diese Aufgabe meistert er mit Bravour! Er versucht nicht, den Stil des Udo Dirkschneider zu imitieren, sondern er bringt eine eigene Note ein, die ACCEPT in der neuen Konstellation super zu Gesicht steht.
Nun zu den Songs: Obwohl Wolf Hoffmann in den letzten zehn, fünfzehn Jahren wohl fast ausschließlich seine Karriere als Berufsfotograph vorangetrieben hat, versteht sich der Meister noch vortrefflich auf sein Handwerk. Man hört zu jeder Sekunde, dass Hoffmann, Baltes, Hermann Frank (zweite Gitarre), Stefan Schwarzmann (Schlagzeug) und Mark Tornillo hochmotiviert auf "Blood Of The Nations" über eine Stunde der besten Musik einspielt haben, die den Namen ACCEPT mehr als verdient. Mit ganz kleinen Abstrichen knüpft die Band an das sehr gute "Objection Overruled"-Album (1993) an.
Schon mit dem Uptempo-Stück 'Beat The Bastards', bei dem Mark mit seiner beachtlichen Röhre große stimmliche Akzente setzen kann, werden selbst gestandene Altfans wie ich die Ohren anlegen, denn das hat Eier und ist ACCEPT in Bestform. Über den Smasher 'Teutonic Terror' gibt es kaum mehr Worte zu verlieren. Das Stück ist schon jetzt als Bandklassiker zu werten. Der überwiegend mittelschnell aufgezogene Titeltrack 'Blood Of The Nations', den ich anfangs gar nicht so ins Herz geschlossen hatte, frisst sich dank der feinen Gitarrenarbeit von Wolf Hoffmann und der pumpenden Arbeit von Peter Baltes am Bass mit den ACCEPT-typischen Backing-Chören nach einigen Hördurchläufen doch nachhaltig im Hinterkopf fest. Ein weiteres Highlight dieser mit einigen Überraschungen gespickten Comeback-Scheibe.
Mit den Uptempo-Stücken 'Locked And Loaded' (super!) sowie 'No Shelter' gibt es auch in Sachen Härte etliche Briketts, die keinen ACCEPT-Fan kalt lassen werden. Auch eine fantastische Ballade, die in Sachen Melodien absolut an das Soloalbum "Classical" von Wolf Hoffmann aus dem Jahr 1997 erinnert, gibt es zu hören. 'Kill The Pain' geht emotional sehr unter die Haut, es berührt und es begeistert. Die klare Singstimme von Mark klingt sehr angenehm und überraschend ausdrucksstark. Eine perfekte Instrumentierung und eine Gitarrenarbeit, wie sie eigentlich nur von Wolf Hoffmann stammen kann, runden eine Ausnahmenummer ab, die so absolut nicht zu erwarten war. Im Übrigen: So gern ich U.D.O. und die Stimme von Udo Dirkschneider im Allgemeinen mag: Udo hätte diesem Stück nach meiner Einschätzung wohl nur einen kleinen Teil der emotionalen Tiefe einhauchen können, die Mark Tornillo mit dieser tollen Leistung auf Tontträger gepackt hat.
Schmissiger und unglaublich fett geht es dann bei 'Rollin' Thunder' vonstatten, einer recht schnellen Nummer mit ausgezeichnetem pre-Chorus und einem sehr eingängigen Refrain. Mark quält seine Reibeisenstimme. Zu einem solchen Smasher MUSS man die Fäuste recken! Auch der etwas düster gefärbte Abschlusstitel 'Bucketful Of Hate' besitzt genau diese gnadenlos peitschenden ACCEPT-Groove und die teutonischen Backing-Chöre.
Produktion und Mix des Scheibchens wurden von Andy Sneap souverän über die Bühne gebracht, so dass einer audiophilen Abfahrt nichts im Wege steht. Lediglich die Gestaltung des Artworks lässt von meiner Warte aus doch etwas Kreativität vermissen.
ACCEPT haben mit "Blood Of The Nations" ein beeindruckendes Werk am Start, das quasi qualitativ direkt an die sehr starke "Objection Overruled"-Scheibe anknüpft. Es enthält alle Trademarks, für die der Name ACCEPT steht. Mit einer Ausnahme: Udo ist eben nicht mehr dabei. Dafür sorgt Mark Tornillo für mehr Variabliltät am Mikro und dennoch besitzt seine Stimme satte Reibeisenqualitäten. Kurzum: Ich bin begeistert von dieser Scheibe! Willkommen zurück!
Anspieltipps: Teutonic Terror, Locked And Loaded, Kill The Pain, Rollin' Thunder, Blood Of The Nations, Bucketful Of Hate
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Martin Loga