AGAINST EVIL - Give 'Em Hell
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/24
Mehr über Against Evil
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Doc Gator Records
- Release:
- 12.07.2024
- Lock 'N Load
- Give 'Em Hell
- Full Speed Ahead
- Warriors
- Stay Dead!
- Lights Out
- Hellfire
- Creature Of The Night
- Killing Machine
Gut gemachter Heavy Metal aus Indien, aber ohne die ganz großen Hymnen.
Angesichts einer Metalband aus Indien einen Vergleich zum bekannten Film-Hit "Slumdog Millionair" zu bemühen, klingt nach einem Klischee, passt aber im Falle von AGAINST EVIL irgendwie auch ganz gut. Klar, das Quartett ist mit Sicherheit noch weit davon entfernt, als reiche Rockstar-Truppe durchzugehen, dennoch ist die Erfolgsgeschichte der Band irgendwie schon ein bisschen einzigartig. Was nämlich als Sturm im heimischen Wasserglas begann, bekam erst durch eine Gruppe von sehr passionierten Fans auf Facebook und dann durch das Label Doc Gator Records auch internationalen Wind. Inzwischen tourt AGAINST EVIL sogar mit beständiger Regelmäßigkeit durch Deutschland und kann sich einer eingefleischten Fangemeinde erfreuen, der nun mit "Give 'Em Hell" frisches Schwermetall vor die Füße geworfen wird.
Musikalisch könnte man den Vierer dabei am besten in die Kategorie Heavy Metal packen, denn die großen Vorbilder der New Wave of British Heavy Metal sind kaum zu leugnen. Doch auch leichte Thrash-Anleihen sind durchaus herauszuhören, was natürlich nageliegt, inspirierten doch gerade DIAMOND HEAD zum Beispiel auch massiv Titanen des Genres wie METALLICA. Insgesamt treten die Inder allerdings eher selten das Gaspedal gänzlich durch, sondern fühlen sich primär im stampfenden Mid-Tempo wohl, was gerade ihren praktisch aufs Mitsingen zugeschnittenen Refrains den nötigen Mitnick-Faktor verschafft. Doch fangen wir erst einmal vorne an, wo 'Lock'N Load' erst einmal als kurzes Intro mit feinen Leads Hörer und Hörerinnen recht standesgemäß begrüßt. Mit dem folgenden Titeltrack rollt dann aber schon der Heavy-Metal-Zug munter los und serviert uns sehr pflichtbewusst sämtliche Trademarks, die das Genre ausmachen. Soll heißen: Die Gitarren riffen in bester britischer Manier, die Leads ziehen mit ihren Harmonien auch schon mal den Hut vor den eisernen Jungfrauen und der mit Gangshouts garnierte Refrain lässt, ähnlich wie die Gitarrenarbeit, auch schnell an ACCEPT denken, deren Alben Siri Sri und seine Mitstreiter sicher auch häufiger auf dem heimischen Plattenteller haben.
Alles in allem also ein sehr unterhaltsamer Beginn, der aber gleichzeitig auch schon die Probleme aufzeigt, die weite Teile des neuen Langspielers befallen. So solide der Opener nämlich auch ist, so sehr nutzt sich das Rezept mit dem Mid-Tempo-Riffs und mitgrölbarem Chorus in der Folge ab, denn bis einschließlich 'Warriors' serviert uns AGAINST EVIL erst einmal keine wirklichen Neuerungen. Klar, das gleiche könnte man nun auch den Vorbildern ACCEPT vorwerfen, doch schaffen es Wolf und Co. eben, mit eingeschobenen Klassikmelodien oder den bissigen Texten von Mark Tornillo immer wieder Akzente zu setzen, während AGAINST EVIL eher pflichtbewusst auch lyrisch die gängigen Metal-Klischees abarbeitet. Erst 'Stay Dead!' wirkt mit deutlich angezogener Temposchraube wie eine dringend benötigte Frischzellenkur, auch wenn spätestens beim Refrain wieder alles beim Alten ist und mit mächtigen Gangshouts operiert wird. Auch danach bleibt das Rezept, mit dem die Inder ihre Tracks zusammenbrauen, unheimlich vorhersehbar, obwohl ich zumindest 'Creatures Of The Night' zugestehen muss, dass die Gitarrenarbeit schlicht und ergreifend hervorragend ist.
Auch ansonsten gibt es handwerklich wenig zu meckern, denn durchweg liefert "Give 'Em Hell' gute Heavy-Metal-Unterhaltung, angesichts der ich durchaus verstehen kann, dass der Vierer in Szenekreisen zum Insidertipp geworden ist und mit Sicherheit auf der Bühne eines kleinen Clubs die Menge problemlos begeistern kann. Sämtliche Tracks des neuen Albums sind nämlich so zugänglich, dass man schon bei der zweiten Wiederholung des Refrains mitsingen und im Allgemeinen mitnicken kann. Dieser Umstand wird AGAINST EVIL aber eben auch bei der isolierten Betrachtung des aufbereiten Produktes aus dem Studio ein wenig zum Verhängnis. Denn ohne die ganz großen Hymnen geht der Platte durch diese Vorhersehbarkeit eben auch die Langzeitwirkung flöten, weshalb zumindest ich wohl die meisten Tracks in wenigen Tagen gegenüber den großen Klassikern wieder komplett vergessen haben werde. Schade, hier ist eigentlich Potential für größere Taten vorhanden.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs