AGENT FRESCO - Destrier
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/2015
Mehr über Agent Fresco
- Genre:
- Progressive/Alternative Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Long Branch Records / SPV
- Release:
- 07.08.2015
- Let Them See Us
- Dark Water
- Pyre
- Destrier
- Wait For Me
- Howls
- The Autumn Red
- Citadel
- See Hell
- Let Fall The Curtain
- Bemoan
- Angst
- Death Rattle
- Mono No Aware
Das beste Metal-Album des Jahres?
AGENT FRESCO ist eine Band, die hierzulande, genauer genommen außerhalb ihrer isländischen Heimat, wohl als Geheimtipp gilt. Ausgenommen sind natürlich insbesondere diejenigen, die fleißig aufs Kölner Euroblast-Festival gehen, so gab die Band dort bereits u.a. ihr Festland-Debüt im kleinem Rahmen zum Besten (2012) und waren 2014 erneut eingeladen - auf die große Bühne versteht sich. Und was waren das für Konzerte! Echte Gefühle? Eine Band, die voll in ihrer Musik und dem Publikum aufgeht? Das und viel mehr! Es gibt Wenige, die nicht von der Live-Performance AGENT FRESCOs mitgerissen werden. Ganze fünf lange Jahre dauert es, bis das Quartett den Nachfolger zum famosen "A Long Time Listening" (2010) nachlegt. Kann die Band an das Ausnahme-Album anknüpfen? Wie klingt sie überhaupt nach so einer relativ langen Schaffenspause?
Nach dem ersten Durchlauf wird bereits klar, dass "Destrier" anders klingt, als alles, was diese vier Isländer zuvor geschaffen haben. Ja, eigentlich klingt es sogar anders als alles, was ich bisher gehört habe. Origineller wird es dieses Jahr bestimmt nicht mehr. Und ist nicht genau das der ursprüngliche Sinn vom Rock und Metal, das Aufbrechen von Konventionen? Dann wäre "Destrier" wohl das beste Metal-Album des Jahres...
AGENT FRESCO bedient sich wie der Maler einer ganzen Farbpalette. Soll es düster und laut werden oder doch eher zart und verspielt oder doch lieber nachdenklich und melancholisch? Oder gar alles auf einmal? Für diesen Künstler scheint alles möglich. Klar sollte sein, dass konventionelle Ohren ihre Schwierigkeiten mit der Platte haben dürften, denn das traditionelle Metal-Spielfeld wird gerne mal verlassen, wird es überhaupt betreten? (Nein. - PK) Wer aber wahrhaftig progressives hören möchte und sich Abenteuer zutraut, der wird an "Destrier" seine Freude haben. Von Prog über Alternative bis Indie-Pop ist alles möglich. Rhythmisch bleibt es stets anspruchsvoll, jedoch nie verkopft-komplex. Doch nicht nur das Songwriting ist ungewöhnlich, die Stimme Arnór Dan Arnarsons ist sicherlich eine Überraschung für alle, die AGENT FRESCO noch nicht kennen. Sein klares Organ setzt er sehr emotional und total dynamisch ein, da gibt es schon mal die eine oder andere Gänsehaut. Geradezu phänomenal sind die Hits dieser Platte, insbesondere: 'Dark Water', 'Howls', 'See Hell' und 'Bemoan'. Da gehe ich echt steil die Wand hoch.
Wer schon mal auf meine Note geluschert hat, wird sich nun vielleicht fragen, warum sie nach all den Lobhymnen nicht der große Freudensprung ist. Nun, 14 Tracks sind viel. Selbst beim Vorgänger war es schon 17 Lieder - und die Agenten hätten gut daran getan, diesmal noch weiter zu kürzen. So einige Tracks gehen nämlich ohne Höhepunkt über die Ziellinie oder sind nicht rund. Das geht soweit, dass ich manchmal den Eindruck bekomme, nur Songideen präsentiert zu bekommen, nicht jedoch eine ausgearbeitete, arrangierte Nummer. Das ist echt schade. Ich erwarte bei einer Band wie AGENT FRESCO kein Metal-Korsett, das sich in 90% der Fälle an Pop-Arrangements anlehnt, doch muss die Nummer einen irgendwie gearteten Sinn erkennen lassen. Und das klappte bei "A Long Time Listening" auch nicht durchgängig, jedoch deutlich besser, als bei "Destrier".
Trotzdem ist das Album wie oben aufgeführt gelungen und total einzigartig. Nur ist es nicht der erwartete exotische Knaller geworden.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Jakob Ehmke