AJALON - This Good Place
Mehr über Ajalon
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- ProgRock/SPV
- Release:
- 17.11.2009
- Love Is A Dream
- Nickels And Dimes, Marbles And Stones
- Not Man
- Abstract Malady
- Lullaby Of Bedlam
- Redemption
- This Good Place
Unscheinbar genial, bezaubernd subtil!<br />
Aus unerfindlichen Gründen sind AJALON hierzulande bislang kaum in Erscheinung getreten. Ob dies auf die Vorliebe für den skandinavischen Retro-Prog oder die Vertrautheit der alten Heroen zurückzuführen ist, sei mal dahingestellt. Fakt ist jedenfalls, dass diese Briten der Szene auch ohne das große Effektkino seit Anbeginn der bandinternen Zeitrechnung eine ganze Menge zu bieten haben und sicher nicht umsonst für renommierte Acts wie Steve Hackett, Paul Gilbert oder Neal Morse arbeiten durften.
Mit "This Good Place" veröffentlichen AJALON nun ein weiteres Album, natürlich noch immer in der Hoffnung, dass das Netzwerk im restlichen Europa ebenso gut funktionieren mag wie in der englischen Heimat. Dies dürfte aufgrund des sehr unscheinbaren, wenig spektakulären Sounds der sieben neuen Stücke zwar relativ schwierig werden, wäre aber im Hinblick auf den emotionalen Tiefgang der Kompositionen absolut zu gönnen.
Der Zugang zu "This Good Place" ist indes leicht hergestellt; AJALON arbeiten weder mit auffällig komplexen Elementen, noch verstricken sie sich beim Songwriting in instrumentale Achterbahnfahrten und totalen Geltungsbedarf. In der Ruhe liegt die Kraft, spürbar schon im Opener 'Love Is A Dream', der ein paar richtig feine Harmonien zusammenwebt, eine dezente Dramaturgie erstellt, in der Darbietung aber bis zur letzten Sekunde auffällig subtil bleibt. Diesen Ansatz verfolgen die Briten im weiteren Verlauf nahezu ausschließlich, wobei zusätzlich immer wieder flinke Melodien ins Gerüst der Songs eingesponnen werden. In 'Abstract Malady' wagen AJALON schließlich ihren einzigen Ausflug in verproggte Gefilde und zitieren hierzu auch einige NeoProg-Geschichten im Stile von YES und Konsorten, wobei die Band den eigentlichen Fokus nie verliert. Der Kontrast folgt auf den Fuß: Mit dem knapp 20-minütigen 'Redemption' verpassen AJALON all denjenigen einen herben Nackenschlag, für die ein Longtrack sich in erster Linie dadurch auszeichnet, mit massiven Breaks verlängert und in viele Sub-Parts unterteilt zu sein, die später zu einem großen Ganzen mutieren. Die Briten wählen einen viel besonneneren Weg, agieren von der ersten Sekunde an gefühlvoll und soulig und lassen sich auch im schleichenden Tempo nicht aus der Ruhe bringen, ohne dabei auf akzentuierte Schmalspureffekte zu setzen, die das Interesse am Song wahren. Dass man nach 20 durchgehend stillen Minuten nicht vom Pfad abgekommen ist und die Intensität verlassen hat, spricht letzten Endes auch für die Songwriter-Qualitäten dieser Musiker.
Allerdings ist für AJALON jetzt auch endlich mal der Release-technische Bleifuß geboten. "This Good Place" ist erst die dritte Scheibe in immerhin 16 Jahren, und gerade bei den Vorzügen und Ambitionen, die hier erneut spürbar sind, sollten sich die beteiligten Herrschaften echt mal zusammenreißen und voranmachen. Es wäre jedenfalls eine wiederholte Schande, wenn auch dieses Werk ähnlich sträflich promotet und zeitnah ergänzt wird wie seine beiden Vorgänger.
Anspieltipps: Not Man, Redemption
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Björn Backes