ALICE COOPER - The Revenge Of Alice Cooper
Mehr über Alice Cooper
- Genre:
- Hardrock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- EarMusic
- Release:
- 25.07.2025
- Black Mamba
- Wild Ones
- Up All Night
- Kill The Flies
- One Night Stand
- Blood On The Sun
- Crap That Gets In The Way Of Your Dreams
- Famous Face
- Money Screams
- What A Syd
- Intergalactic Vagabond Blues
- What Happened To You
- I Ain't Done Wrong
- See You On The Other Side
- Return Of The Spiders 2025 (Bonus Track, Box Set)
- Titanic Overunderture (Bonus Track, Box Set)
"Rache" ist Rock 'n' Roll.
Es hat schon einen Moment gedauert, bis ich realisiert habe, was da vermeldet wurde. Nach über 50 Jahren ist die Original ALICE COOPER BAND zurück mit einem neuem Studioalbum: "The Revenge Of Alice Cooper". Der Zusatz "The Return Album The World Was Afraid Of" ließ mich dann schon schmunzeln, aber das Highlight ist das Cover! Alleine schon die gruselige Farbgebung - Mr. Cooper in giftgrün mit starrem Blick, der dich gnadenlos fixiert – genial!
Über ALICE COOPER noch Worte zu verlieren, ist irgendwie überflüssig, also belasse ich es bei der Presseinfo, die eigentlich alles aussagt, was es zu wissen gibt.
"Die Originalbesetzung der ALICE COOPER BAND – Alice Cooper (Gesang), Michael Bruce (Gitarre), Dennis Dunaway (Bass), Neal Smith (Schlagzeug) und Glen Buxton (Gitarre, ✝ 1977) – definierte Anfang der 1970er Jahre den Rock neu, indem sie rohe, kraftvolle Musik mit schockierender Theatralik verband. Unter der Leitung von Bob Ezrin waren sie Pioniere des Shock Rocks und lieferten rebellische Hymnen, düstere Erzählungen und extravagante Bühnenshows mit Guillotinen, Schlangen und makabren Effekten."
Daran lässt sich hevorragend anknüpfen, denn die dargebotene Musik katapultiert uns direkt zurück in die Anfangstage der Band. Wir haben es hier mit einem kraftstrotzenden Album zu tun, bei dem man die meiste Zeit die Füße nicht ruhig halten kann und direkt "abrocken'n'rollen" will. Stellvertretend sei da 'What Happened To You' genannt. Okay, jetzt bin ich schon mittendrin. Also zurück und der Reihe nach.
Im Opener 'Black Mamba' zeigt Alice sofort seine "fiese" Seite und löst direkt das Kopfkino aus. Es lohnt sich, hier genauer auf den Text zu achten. Nun ja, wie bei allen anderen Songs eigentlich auch. Die erste Grusel-Gänsehaut nimmt hier ihren Lauf, der perfekte Einstieg. Sowohl in 'The Wild Ones' als auch in 'Up All Night' und dem etwas fiesen 'Kill The Flies' kommt der unverwechselbare Gesang und das Charisma von Alice ganz hervorragend zur Geltung. Auch die Instrumentalfraktion leistet ganze Arbeit. Das düster-gruselige 'One Night Stand' lässt einem schon ein wenig die Haare zu Berg stehen - Texte, aus denen Horrorfilme gemacht werden, oder umgekehrt, wenn der Horrorfilm den Texter inspiriert: "She doesn't really understand that I am her final one-night stand....". Tja, mit der eigenen Waffe geschlagen. Ich sag doch: Horrorgeschichte. Augen zu und zumindest ich kann mir ganz genau vorstellen, was auf der Bühne abgehen könnte...
Das gut sechsminütige 'Blood On The Sun' kommt relativ ruhig, fast balladesk daher und überzeugt mit längeren schönen Instrumentaleinheiten. Wobei der Text natürlich nicht so "schön" ist, sondern wieder zum Nachdenken anregt: "Blood on the sun, the hour of the gun." Nachdenklich stimmt auch das eindringlich hämmernde 'Crap That Gets In The Way Of Your Dreams', über all den Mist, der deinen Träumen im Weg steht. Das ebenso eindringliche 'Famous Face' wird vom typischen Alice-Erzählgesang getragen und setzt sich mit seinem Refrain und seinen Wiederholungen ("You're just another famous face") irgendwie im Ohr fest. Auch wenn 'Money Screams' mit einer gewissen Leichtigkeit daherkommt, so solte man auch da auf den Text achten.
Als nächstes folgt 'What A Syd', das mit einem lässigen Bass-Intro startet – man fängt direkt an, mit den Fingern zu schnipsen - "Hi Dee Hi, Ho Dee Hay" animiert zum Mitsingen und die Gitarrenparts sind auch nicht zu verachten. Mit knapp zweieinhalb Minuten ein relativ kurzer, aber umso knackigerer Song. Auch hier habe ich direkt eine Bühnenperformance vor Augen! Bluesig und mit Mundharmonika – das ist der flotte 'Inter Galactic Vagabond Blues'. Beim Text ist dann Schmunzeln angesagt...
Mehr nostalgische Gefühle kommen bei 'What Happened To You' auf, enthält dieser Track doch bisher einen unveröffentlichten Gitarrenpart des 1997 verstorbenen Glen Buxton. Ansonsten ist es ein richtig fetziges Rock 'n' Roll-Stück mit Hillbilly-Feeling und Klavierparts. Es beschreibt einen verstörten Mann, der nicht weiß, was sein "little girl" so verändert hat. Ja, das Leben kann hart sein. Knallhartes Drumming, gekoppelt mit Mundharmonika, lässt bei 'I Ain't Done Wrong' wieder Südstaaten-Feeling aufkommen. Ein Song, der sich quasi in die Gehörgänge "trommelt". Hier tritt der Gesang etwas in den Hintergrund, dafür legt die Instrumentalfraktion so richtig los. Gefühlvoll und mit ganz vielen Gänsehautmomenten ist 'See You On The Other Side'. Wenn Alice singt "I'll see you on the other side, I feel you on the other side. I'm gonna be with you on the other side, we'll rock and roll the night away." - da muss zumindest ich mal schlucken. Ein trauriger aber zugleich irgendwie hoffnungsvoller Song. Passend zum Abschluss der Platte.
Exklusiv im Box-Set gibt es noch zwei Bonus-Tracks. Der eine ist 'Return Of The Spiders 2025', vom 1970er Album "Easy Action", der von Bob Ezrin neu abgemischt wurde und ein vollkommen neues Klangerlebnis bietet. Der andere ist das theatralische 'Titanic Overunderture'. Ein bisschen Titanic in Kurzfassung. Ja, nett, ist aber der einzige Song, der mich jetzt ehrlicherweise nicht vom Hocker reißt.
Das sieht natürlich beim Rest vom Album ganz anders aus. Die ALICE COOPER BAND hat abgeliefert, und zwar so richtig! Die "Rache" ist gelungen! Die Herren mögen sich an ihre glorreiche Vergangenheit erinnert haben, das Album ist aber der reinste Frischekick. Es bietet alles, was man von ALICE COOPER kennt und mag: kraftvollen Rock, Texte, die zum Nachdenken und Schmunzeln anregen, oder auch mal zum leichten Gruseln sind. Zumindest, wenn man sich vorstellt, wie der eine oder andere Song auf der Bühne umgesetzt werden könnte. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass ein Mr. Cooper ohne perfekte Performance auftreten wird.
Schon "Detroit Stories" (2021) und "Road" (2023) haben gezeigt, dass ALICE COOPER noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Mit "The Revenge Of Alice Cooper" hat er das zusamen mit seiner "alten Gang" noch einmal eindrücklich bewiesen. Rock 'n' Roll ist und bleibt magisch und hält jung - Stillsitzen ausgeschlossen.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Hannelore Hämmer