AMITY AFFLICTION, THE - Let The Ocean Take Me (Redux)
Mehr über Amity Affliction, The
- Genre:
- Post Hardcore
- Label:
- Pure Noise Records
- Release:
- 27.09.2024
- Pittsburgh
- Lost & Fading
- Don't Lean On Me
- The Weigh Down
- Never Alone
- Death's Hand
- FML
- My Father's Son
- Forest Fire
- Give It All
Polierte Neuaufnahme des überragenden Drittwerks.
Eine komplette Neuaufnahme eines Albums zum zehnten Geburtstag? Macht das wirklich Sinn? Die Australier THE AMITY AFFLICTION scheinen dieser Meinung zu sein, denn immerhin legen sie uns heuer mit "Let The Ocean Take Me (Redux)" eine komplette Überarbeitung ihres dritten Albums vor, das dem Quartett anno 2014 zum Sprung auf größere Bühnen verhalf und den Namen THE AMITY AFFLICTION auch außerhalb des Heimatlandes als Post-Hardcore-Fixpunkt etabliert hat. Dennoch wandern die Jungs im Jahr 2024 mit diesem Re-Release auf den Spuren von Pop-Ikone TAYLOR SWIFT.
Bevor die Fans der Band nun einen Herzinfarkt bekommen und damit rechnen, dass wir jetzt eine Pop-Aufarbeitung von Krachern wie 'Lost & Fading' oder 'The Weigh Down' bekommen, möchte ich diesen eher abwegig anmutenden Verweis erklären. Im beiliegenden Pressetext gibt Fronter Joel Birch nämlich zu Protokoll, dass die Neuaufnahme des Langspielers primär darin begründet liegt, dass die Band die Rechte und damit auch die Kontrolle über die eigenen Songs zurückerlangen wollte. Selbige lagen zuvor nämlich - wie gerade bei Deals mit Newcomern üblich - beim damaligen Label des Vierers, womit die Australier im gleichen Boot saßen wie Mrs. Swift, die ja auch mit ihren Neuaufnahmen nach und nach die Rechte an ihren frühen Alben zurückholt. Bei allem Verständnis für diesen rechtlichen Kunstgriff muss natürlich auch die Frage erlaubt sein: Fällt hier denn auch für den Fan etwas Zählbares ab?
Nun, das deutlich überarbeitete Cover ist schon einmal ein ordentlicher Sprung im Vergleich zum doch eher simpel mit Photoshop zusammengebastelten Original und hat eine ganz andere Tiefe. Musikalisch hat sich dagegen nicht unbedingt viel getan. Klar, mit Drummer Joe Longobardi ist ein neuer Mann am Kit unterwegs, doch ansonsten ist die Besetzung konstant geblieben und mit Joel und Ahren Stringer sind die gesanglichen Pfeiler ebenfalls identisch. Oben drauf bleiben die Australier den Originalen im weitesten Sinne kompositorisch treu, sodass man die Verbesserungen eher in klanglichen Details suchen muss. Positiv ist hier zu werten, dass der Klargesang heuer deutlich überzeugender und noch zwingender aus den Boxen dringt. Ebenso ist die gesamte Produktion deutlich lauter und präsenter, was vor allem die wuchtigeren Momente besser in Szene setzt. Gleichzeitig kommen im frischen Mix die elektronischen Spielereien, Keyboards und Synthesizer besser heraus, was man aber durchaus zwiegespalten betrachten kann. Denn ob man nun das mehr nach DIY klingende Keyboard in 'Never Alone' bevorzugt oder doch die Dance-Trance-Synths aus der Neuauflage, ist am Ende Geschmacksfrage. Mir persönlich gefällt der etwas urige und ungeschlffene Vibe des Originals in diesem Punkt aber durchaus etwas besser.
Entsprechend tue ich mich auch schwer damit, für Neulinge im THE AMITY AFFLICTION-Kosmos eine Kaufempfehlung für "Let The Ocean Take Me (Redux)" auszusprechen. Ob ihr nämlich am Ende die hochwertiger aufbereitete Neueinspielung oder den rohen Charme des Originals bevorzugt, könnt nur ihr selbst entscheiden. So sollten auch Fans vor der Anschaffung definitiv ein Ohr risikieren, um eine Kaufentscheidung zu fällen, denn ich könnte mir vorstellen, dass auch hier nicht jeder die aufpolierte Variante bevorzugt.
- Redakteur:
- Tobias Dahs