ANIMALIZE - Meat We're Made Of
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2022
Mehr über Animalize
- Genre:
- Heavy Metal / Speed Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Dying Victim Productions
- Release:
- 30.06.2022
- Samourai de l'Univers
- Back From The Semetary
- If However You Can Last
- Eternal Second
- Pigs From Outer Space
- Escorte Funèbre
- Saturday Night Witchcraft
- The Witch You Are
- Esprit de l'Asile
Solider Retro-Heavy-Metal mit einigen echten Hits.
Ich finde es ja immer reichlich seltsam, wenn eine Band von ihrem Label als die beste Erfindung seit geschnittenem Brot angepriesen wird. Entsprechend kritisch eingefärbt ist auch mein erstes Antesten des Debütalbums "Meat We're Made Of" der Franzosen ANIMALIZE, deren klassicher Heavy Metal mit ordentlicher Speed-Metal-Schlagseite uns angeblich eines der explosivsten Erstlingswerke des Jahres bescheren soll. Nun, die erste EP "Tales From The Crypt" aus dem Jahr 2020 konnte im Underground-Sektor schon einmal gut Staub aufwirbeln und hat dem Trio schließich auch den Deal mit Dying Victim Productions eingebracht. Ob der erste Ausflug auf voller Albumdistanz das Niveau halten kann, muss sich aber erst noch herausstellen.
Nun, das offensichtlich erst einmal vorweg: Die Franzosen verstehen ihr Handwerk und ich kann schon nach den ersten Minuten des wilden Galopps durch sämtliche klassische Heavy-Metal-Spielarten nachvollziehen, warum die Musik auf EP-Distanz durchaus für Nackenschmerzen und Begeisterung gesorgt hat. Besonders sticht dabei für mich die Gitarrenarbeit von Jessy Bosc heraus, der nicht nur feine Riffs serviert, sondern vor allem mit richtig coolen Soli punktet. Dazu kommt Basser Niels Bang, der gleichzeitig auch den Gesang übernimmt und mit seiner Stimme irgendwo zwischen Olof Wikstrand und Zach Schlotter wohlige Oldschool-Vibes versprüht und insgesamt ein sauberes Brett abliefert. Gleichzeitig sind die gezogenen Parallelen zu den Frontmännern von SKULL FIST und ENFORCER auch musikalisch relevant, denn auch wenn die Franzosen sicher behaupten werden, dass sich eben einfach nur auf die gleichen Idole aus der New Wave Of British Heavy Metal beziehen, klingt es für mich doch ein wenig so, als wollte das Trio aus Lyon einfach auf den NWOBHM- und Speed-Metal-Revival-Zug aufspringen.
Für diese Party kommt ANIMALZE aber irgendwie etwas zu spät, denn das imitieren von Bands, die sich selbst schon auf die Urväter des Heavy Metal berufen haben, führt unweigerlich dazu, dass man als Hörer oder Hörerin das Gefühl nicht los wird, jedes Riff und jedes Lead auf "Meat We're Made Of" schon einmal gehört zu haben. Teilweise hätte man mir die Scheibe auch als neues Werk von ENFORCER oder SKULL FIST verkaufen können und ich hätte es wahrscheinlich geglaubt. Diese Aussage kann natürlich nicht nur negativ im Bezug auf Eigenständigkeit ausgelegt werden, sondern unterstreicht im gleichen Atemzug auch, dass die Franzosen sich kompositorisch und handwerklich vor keinerlei Konkurrenz verstecken müssen. Ja, mit 'Back From The Semetary', 'Saturday Night Witchcraft' und 'Eternal Second' hat das Trio sogar drei waschechte Schwermetall-Hits im Gepäck.
Ob ihr das ANIMALIZE-Debüt also im heimischen Regal braucht, hängt damit wohl entscheidend von der Antwort auf folgende Frage ab: Braucht die Welt eine weitere Welle von Retro-Bands der Marke ENFORCER? Lautet die Antwort "Ja", dann schlagt blind bei "Meat We're Made Of" zu, denn in Sachen klassichem Heavy und Speed Metal ist das hier allererste Sahne. Habt ihr euch aber schon vor 10 Jahren gefragt, warum wir IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST und DIAMOND HEAD wieder aufwärmen müssen, könnt ihr die Franzosen getrost ignorieren. Mit der neutralen Brille betrachtet ist die Scheibe am Ende ein solides Heavy-Metal-Album, das trotz eines Mangels an Eigenständigkeit solide 7,5 Punkte mit leichter Tendenz nach oben verdient.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs