ANTARKTIS - Ildlaante
Mehr über Antarktis
- Genre:
- Post Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Agonia Records
- Release:
- 06.10.2017
- Aurora
- Svalbard
- Notes From The Underground
- Ildlaante
- Cape Meteor Pt.1
- Cape Meteor Pt.2
Ein neuer Stern am dunklen Post-Metal-Firmament
Düsternis und Eiseskälte, tiefschwarzen, nur von entrückt funkelnden Himmelslichtern belebten Winternächten in musikalischen Panoramen einen dem menschlichen Geist greifbaren Spiegel vorzuhalten, dieses Kunststück gelingt wohl niemandem so eindrucksvoll und stimmig wie Musikern aus dem hohen Norden unseres Erdenrundes. Vor vier langen Jahren wurde ich von "Cathodic Black", einer unscheinbaren schwarzen EP, bis zur Sprachlosigkeit erschüttert, wartete jedoch vergeblich auf Fortsetzung im LP-Format - die majestätischen, tiefgründigen Klänge von MAJALIS, einem Nebenprojekt der IN MOURNING-Todesmetaller Björn Pettersson und Tobias Netzell, fanden scheinbar wenig Resonanz, und MAJALIS schien das Schicksal vieler anderer kurzer Geistesblitze genialer Künstler zu teilen. Eine vorübergehende Laune, eine einmalige, wenn auch schaurig-schöne Spielwiese.
Und plötzlich erhebt sich "Ildlaante" aus den atlantischen Tiefen! Die vier Musiker lassen MAJALIS sterben, um ANTARKTIS das Licht der Welt erblicken zu lassen - und es ist eine Rückkehr, als würde ein lange verschollenes Wikingerkriegsschiff plötzlich aus dem Nebel des Nordmeeres auftauchen, die Krieger grimmgestählt und abgezehrt, doch mit der erhabenen Aura überstandener Entbehrungen und Anfechtungen. Wo "Cathodic Black" noch in finster-majestätischem Glanz und unaufhaltsamer Doom-Schwere auszog, kehrt nun ein grimmiges Sludge-Ungetüm zurück. ANTARKTIS klingt gereift, die eindrücklichen, aber schlichten Konzepte von "Cathodic Black" liegen auf weit entfernten Schlachtfeldern begraben, und "Ildlaante" bringt die Einsicht nach Hause, dass die Welt komplexer und gefährlicher ist, als es juvenile Selbstgewissheit hat erahnen lassen.
ANTARKTIS hat also den feierlichen Post-Metal-Sound von MAJALIS zurückgelassen, die Songstrukturen etwas verkompliziert, klingt härter, wüster als die drei Nummern auf "Cathodic Black", und wenn man Tobias Netzell & Co. überhaupt einen Vorwurf machen kann, ist dies ausschließlich die heuer viel größere klangliche Nähe zu den großen Genrevätern von CULT OF LUNA. Ganze Passagen wirken geradewegs den Landsleuten aus Umeå entliehen. Andererseits hat man sich bei ANTARKTIS noch eine MAJALIS'sche Restwärme erhalten, und besonders die wunderbaren Melodiethemen, die wir von der Vorgänger-EP kennen, heben "Ildlaante" vom oft so unmenschlich dröhnenden Mondeskult ab. Neben den komplexeren Strukturen und der Abkehr von gleichförmig fließender Doom-Entrücktheit hat aber vor allem Bassist und Sänger Daniel Jansson Fortschritte gemacht. Sein markiges Geschrei klang vor vier Jahren noch recht heiser, heuer fährt er eine erschütternde Tiefe und Präsenz auf, die das Debütalbum der Schweden eindrucksvoll veredelt.
MAJALIS lebt also weiter, wenn auch in anderer Erscheinungsform, härter, weniger zugänglich, dafür tiefgängiger und noch fesselnder als zuvor. Die skandinavischen Krieger kehren mit einem bärenstarken Schlachtschiff zurück, das es mit den Vorreitern von CULT OF LUNA und DIRGE locker aufnehmen kann. Die Polarnacht- und Eismeerreflexion "Ildlaante" sollte Post-Metal-Fans jeglicher Couleur jubeln lassen!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Timon Krause