ANUBIS (D) - Kassandra
Mehr über Anubis (D)
- Genre:
- Gothic Rock
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 11.03.2002
- Körper aus Glas
- Meine Liebe
- Pantha
- Neue Herren
- Aineias I
- Hass
- Ruinen
- Aineias II
- Quellen des Seins
- Kassandra
Gothic Rock, an allen Ecken und Enden modernisiert durch Synthesizer, diverse Programmings, Loops usw. usf., das ist heutzutage längst nichts Neues mehr. Dass dabei aber immer noch sehr schöne Resultate zutage gefördert werden können, dafür können ANUBIS mit ihrem Konzeptalbum "Kassandra" bürgen.
Das Sextett aus dem Raum Hanau hat sich thematisch Christa Wolfs Nacherzählung der griechischen Sage zur Brust genommen und sich dabei primär auf den Untergang Trojas konzentriert - da bekommt man hautnah den Einmarsch der griechischen Eroberer mit ("Neue Herren"), erfährt vom trojanischen Helden Aineias, einer der wenigen, die dem Inferno entkommen konnten ("Aineias I + II"), die zurückbleibende Verwüstung ("Ruinen") und von der Hohepriesterin des Apollo, Kassandra, die den Untergang der Stadt zuvor angekündigt hatte ("Kassandra"). Verpackt hat man alles in einen wunderbar angenehmen, kompakten und dichten Sound, bei dem, ähnlich wie z.B. bei den FLOWING TEARS, vor allem die Gitarren und Keyboards große Rollen als Melodieträger spielen. Der Einsteiger "Körper aus Glas" macht auch gleich klar, wo der Hase läuft: dynamisches, aber nie zu hartes Riffing und gut durchdachte Harmonien von Sechsaiter und eingesprenkelten Synthesizern üben einen sehr mitreißenden Charakter aus - moderne Elemente aus dem Elektrobaukasten halten sich sanft im Hintergrund und setzen nur kleine unterstreichende Akzente, ohne gleich das ganze Feld einzunehmen. Zwischen den Arrangements kommt, schillernd wie eine Perle, der glasklare Gesang von Frontfrau Barbara Volpert zum Zuge, der dem gesamten Konzept von "Kassandra" erst das richtige Maß an Seele einhaucht. Wunderbar, wie sie bei "Körper aus Glas", "Neue Herren" oder "Hass" Kraft ausstrahlt, um dann während Stücken wie "Meine Liebe", "Pantha" (beide aufgenommen mit Gastmusikern an Cello, Viola und Violine) oder "Ruinen" für einen Gänsehautschauer nach dem anderen zu sorgen. Besonders hervorzuheben sei hier auch "Aineias II", in dem Barbara musicalreife Duette mit Gastsänger Stefan Glück bestreitet.
Nachdem mit dem mystisch-rockigen "Kassandra" der letzte Track des Albums verklungen ist und man sich rekapitulierend nochmal die Texte durch den Kopf gehen lässt, dann bekommt plötzlich auch der Untertitel auf dem Cover der Platte, der vielleicht anfangs für etwas Verwirrung sorgte, einen Sinn: "Die Schrift gegen den Krieg". Am Beispiel der mythologischen Begebenheit des Untergangs von Troja vermittelt "Kassandra" also auch eine Botschaft für die Neuzeit, und zwar die Anprangerung von Kriegen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Somit birgt das Konzept der Platte gleich zwei positive Aspekte in sich: eine spannende Story und gleichzeitig einen Aufruf zum Nachdenken - und dazu gibt's "kostenlos" (wie man's nimmt :-)) auch noch ganz nebenbei wirklich gute Musik, die dafür, dass sie in Eigenregie entstand, höchst professionell rüberkommt. Antesten!
Anspieltipps: Körper aus Glas, Pantha, Ruinen, Aineias II
Kontakt:
Anubis
Christoph Sarrach
Sternberg 6
63867 Johannesberg
Bestellungen unter Tel.: 0 61 81/93 40 42 oder anubis@upf.de
- Redakteur:
- Kathy Schütte