ANY GIVEN DAY - Overpower
Mehr über Any Given Day
- Genre:
- Metalcore / Modern Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Arising Empire
- Release:
- 15.03.2019
- Start Over
- Loveless
- Savior
- Taking Over Me
- Lonewolf
- Devil Inside
- Sure To Fail
- In Deafening Silence
- Whatever It Takes
- Fear
- Never Surrender
Metalcore? Geht immer noch!
Als Szeneneulinge gelten diese fünf Herrschaften längst nicht mehr; "Overpower" ist das dritte Album der Truppe um Frontberserker Dennis Diehl, die vor fünf Jahren mit 'Diamonds', einem umwerfenden RIHANNA-Cover, erstmals auf sich aufmerksam machte. Seither hat das Quintett mehrfach bewiesen, dass es keineswegs nur erfolgreich Edelkopien einer Pop-Ikone liefern kann, und auch der 2019er Output ist ein dermaßen souveränes Endprodukt, dass man ANY GIVEN DAY fast bemitleiden muss – wäre die Band eine Dekade früher am Start gewesen, hätte die schiere Qualität ihrer Songs sie direkt an die Spitze der Metalcore-Bewegung gespült. Zwanzig Jahre nach dem Jahrtausendwechsel sind Vergleiche zur Genrespeerspitze allerdings unumgänglich. Diese fallen zwar durchaus schmeichelhaft für unsere Landsleute aus, es lässt sich aber nicht verleugnen, dass viele ihrer Trademarks auch nach einer gekonnten Verquickung diverser NWoAHM-Einflüsse klingen.
Wer jedoch akzeptiert, dass in Sachen Metalcore das Rad wohl nicht mehr neu erfunden wird, die musikalische Qualität aber nicht zwangsläufig auf dem abgegrasten Schlachtfeld versickert sein muss, wird mit "Overpower" viel Freude haben: ANY GIVEN DAY liefert elf knackige, effizient komponierte Modern-Metal-Geschosse, alle kompakt zwischen drei und vier Minuten gehalten, kurzweilig, mit stimmigem Songwriting und vielen zündenden Refrains. Fast jeder Schuss ein Treffer! KILLSWITCH ENGAGE und AS I LAY DYING werden als Hauptinspirationsquelle nicht verleugnet, was bedeutet, dass auch der Metal im zeitgemäßen, vielleicht einen Tick zu sterilen Bandsound nicht zu kurz kommt. Der Opener 'Start Over' zeigt die Truppe mit gewohnt astreiner Instrumentalarbeit und Diehl als Sänger von internationalem Format, fällt mir insgesamt aber noch zu risikoscheu aus. 'Loveless' hämmert überzeugender, wütender, irgendwie dramatischer aus den Boxen, mit einer satten Prise Groove Metal im Gepäck. 'Savior' und 'Lonewolf' erinnern mich an Adam Dutkiewicz' Nebenprojekt TIMES OF GRACE sowie die kurze Sternstunde der Franken DIEVERSITY, fallen also noch eine Spur hymnischer aus, während 'Taking Over Me' und 'Never Surrender' etwas vom ravigen Trancecore-Sound der 10er Jahre abbekommen haben. Eine stimmige Halbballade gibt's mit 'Fear' kurz vor Schluss auch noch.
Eine souveräne, dezent abwechslungsreiche Mischung also, die ANY GIVEN DAY liefert – und besagte "Overpower" drückt auch in jedem Augenblick der gut 40 Minuten Spielzeit aus den Boxen. Da macht diesen Jungs keiner etwas vor. Ich bin aber nach wie vor der Meinung, dass bei dieser talentierten Truppe noch mehr gehen könnte, denn irgendwann verlieren die Standardkompositionsschemata bei aller Souveränität doch ihren Reiz. Der nächste Schritt wäre meiner Meinung nach, hier und da die klassischen Muster aufzubrechen und noch mehr auf Risiko zu gehen. Zunächst mal ist "Overpower" aber wahrscheinlich das Beste, was es aus den bewährten Modern-Metal-Strukturen heutzutage noch herauszuholen gibt. Blitzsaubere und hochenergetische Arbeit mit etwas zu wenig Mut zum Risiko.
Anspieltipps: Loveless, Savior, Lonewolf
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timon Krause