ANYTHING BUT YOURS - Welcome To Karoshistan
Mehr über Anything But Yours
- Genre:
- Noiserock
- Label:
- Heckspoilermusic / Daredevil
- Terror Des Hommes
- International Federation
- Egomane
- Karoshistan
- My Own Funeral
- Paradigm Of Failure
- Gargoyles
- Bourdain - A Legitimation
- Reziproke Unfreiheit
- Our Serenades
- It's So Sad When You Think Of It
Wie langweilig kann ein Intro sein? Nimmt man die dreieinhalbminütige Schlaftablette 'Terror Des Hommes' von ANYTHING BUT YOURS als Beispiel, kann die Antwort nur lauten: so langweilig, dass man lieber dem Begleitpiepton des guten, alten Testbilds lauschen möchte. Glücklicherweise hat man nach diesem Schnarcher erst mal zwei Songs Zeit, 'ne Kanne Kaffee zu kippen. Und das ist auch vonnöten, denn bei dem an Position vier aufschlagenden Fünfminüter 'Karoshistan' würden die Äuglein ansonsten endgültig zufallen. Nein, der Vierer hat kein besonders gutes Händchen für düster-klaustrophobische Stimmungen. Unter Einsatz dezenter Dosen-Beats, fast hypnotischen Drummings und angezerrter Schrammelgitarren, denen man dissonante Akkorde entlockt, wird versucht, diesen Stücken eine beklemmende Atmosphäre zu verpassen – ohne durchschlagenden Erfolg. Das Dumme an der Sache ist, dass auch in den anderen Songs permanent Bedrohlichkeit mit pseudo-intellektueller Drömelei verwechselt wird.
Um es auf den Punkt zu bringen: Die Tracks haben keine Seele, transportieren so gut wie keine Emotionen und strahlen aufdringliche Studentenklugscheißerei aus (bei 'nem Songtitel wie 'Reziproke Unfreiheit' muss man ganz tief durchatmen und an was Schönes denken). Auf der gesamten Platte rockt nicht viel (was die Band vermutlich auch nicht im Sinn hat), kracht nicht viel und reißt auch nicht viel mit. Offenbar verbieten es die elitären Denkerkreise, in denen die Jungs verkehren, knackigen Um-die-Ecke-Noiserock öfter als einmal (hier: das gute 'International Federation') mit Arschtritt und Konzept zu verbinden. Die Nummern bestehen nur aus einzelnen Parts, die zusammengenommen ziemlich wenig Sinn ergeben, womit Spannung erfolgreich und fast vollständig verhindert wird. Darüber hinaus tippe ich mal, dass auch die Passagen, in denen die Schrei-Vocals ertönen, im Vorfeld ausgewürfelt wurden; leider hatte man dabei in den seltensten Fällen Glück. Der Hörer hat ständig das Gefühl, die Songs wären totdiskutiert worden und nicht natürlich gewachsen. So funktioniert Musik nicht – zumindest nicht für mich.
Dass ANYTHING BUT YOURS im Abschlusstrack 'It's So Sad When You Think Of It' den gleichen gesampelten Beat wie im Opener und im vorletzten Stück ein kaum verändertes Riff aus dem zweiten Song verwenden, haucht der Platte letztlich auch keine Geschlossenheit mehr ein. Und so rate ich eher zu Bands wie TRAKTOR, THE FALL OF TROY oder den aufgelösten JR EWING.
Anspieltipp: International Federation
- Redakteur:
- Oliver Schneider