ARCANA XXII - Your Fatal Embrace
Mehr über Arcana XXII
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Einheit Produktionen / Soulfood
- Release:
- 23.05.2005
- Into The Heart Of Darkness (Intro)
- Survive
- Sweet Immortal
- Warlords Of The Storm
- Cthulhu Dreams
- Out Of Control
- Unholy Tide
- Wildhunt
- Mordor
- Your Fatal Embrace
Woher kommt wohl eine Band, deren Mitglieder auf die Namen Johann Smit, Sven Heussen, Johan de Jager, Sigi Mueller und Thomas Hoffmann hören? Deutschland? Holland? Na ja, fast richtig. Die Band kommt aus Afrika, genauer gesagt aus Namibia im Südwesten des Kontinents, und da jenes Fleckchen Erde bis zum Ende des Ersten Weltkriegs deutsche Kolonie war, überraschen die Namen nur bedingt. Dennoch ist Metal aus Afrika noch immer eine Seltenheit, und traditioneller Heavy Metal noch viel mehr, so dass es sicher nicht unangebracht ist, hier von einer Ausnahmeerscheinung zu sprechen.
Da aber der Exotenbonus nur was bringt, wenn die Qualität stimmt, wollen wir uns nun dem musikalischen Schaffen der Jungs von der Walfischbucht widmen, die nach drei Eigenproduktionen mit "Your Fatal Embrace" nun ihren Einstand beim ostdeutschen Label Einheit Produktionen geben. Nach einem Intro mit Tribaldrumming, macht das eingängige 'Survive' bereits von vorneweg klar, dass ARCANA XXII ihrem Stil weitgehend treu geblieben sind und eine Mischung aus traditionellem, leicht rockigem Metal der Achtziger und dezenten Gothicelementen zelebrieren, deren Markenzeichen definitiv der Gesang von Frontmann Johan Smit ist, welcher zwischen ziemlich hohen und spitzen Metalscreams, die sich eigentlich mit niemandem so richtig vergleichen lassen, und tieferen Passagen der Marke Ville Laihiala oder Carl McCoy wechselt. Allerdings wurde der Gothicanteil im Vergleich zum Vorgängeralbum "The Burning Darkness" zu Gunsten des klassischen Metal ein wenig zurückgeschraubt. Dennoch dürfte ein Stück wie 'Sweet Immortal' auch Fans von SENTENCED ganz gut reinlaufen, ohne dabei die Traditionalisten zu verprellen. Auch die vereinzelten Growls fügen sich gut ein. Ein balladesker Anfang leitet das recht episch angelegte 'Warlords Of The Storm' ein, bei dem Johan ein wenig mit Kopfstimme arbeitet und sich die Gitarristen Johan de Jager und Sven Heussen dezent von MAIDEN beeinflusst geben. 'Cthulhu Dreams' ist weniger verspielt, rhythmischer und dunkler, enthält aber eine ganze Menge cooler Riffs und lässt Thomas Hoffmanns eigenwilligem Drumming viel Raum. Das folgende 'Out Of Control' lebt vom Bassdrive Sigi Müllers, enthält eine tolle folkige Bridge in isländischer Sprache, einen wunderbar melodischen Refrain und stellt so für mich Johans gesangliches Meisterstück auf diesem Album dar. Sehr vielseitig, was der gebürtige Südafrikaner hier abliefert. Etwas klassisch Hardrockiges hat 'Unholy Tide', das mit einem sehr rhythmischen Grundgerüst aufwartet und im Refrain einige bizarre Stimmexperimente enthält. Schön ist auch der auf Französisch gesungene Vers gegen Ende. Das finstere, basslastige 'Wildhunt' geht als weiteres Highlight durch, und das nicht nur wegen des dynamischen, deutsch gesungenen Refrains, sondern wegen der ganzen Atmosphäre, die hier einfach perfekt stimmt. Die Tolkien-Vertonung 'Mordor' mit den eigenwilligen klaren Vocals und Growls im Refrain ist eine Neueinspielung eines Stücks von Debütalbum "Fallen From Grace", und das abschließende Titelstück überzeugt mit seinen theatralischen Elementen und der sehr eigenen, finsteren Dynamik, so dass ich den Namibiern insgesamt ein eigenständiges Album ohne Ausfälle attestieren kann.
ARCANA XXII ist eine Band, der man anmerkt, dass sie als einzige Metalband ihres Landes nicht Teil einer Szene ist und so relativ frei und unbefangen drauflos musizieren kann und sich einen Dreck drum scheren muss, in welche Schublade sie denn nun gesteckt wird. Zwar erschaffen die Jungs nichts, was total neu wäre, aber sie haben einen unverbrauchten, freien Charme und klingen völlig einzigartig, obwohl es im Endeffekt schlicht und ergreifend einfach traditioneller Metal ist, den sie spielen. Die einzigen Mankos der Platte sind für mich der manchmal etwas dröhnende Schlagzeugsound, was aber nicht gravierend ins Gewicht fällt, und das Fehlen eines absoluten Überfliegers, den man auf dem Vorgängeralbum mit 'Ramses' noch stehen hatte. Dafür gibt es auf dem neuen Album aber kaum Durchhänger und ebenfalls jede Menge Stücke, die ziemlich direkt ins Ohr gehen und dort hängen bleiben, ohne sich groß abzunutzen. Dazu noch ein schönes Artwork und ansprechende Texte, was will man mehr? Exotensammler werden sowieso schon in den Startlöchern stehen, egal was ich noch schreibe, aber auch der normale, qualitätsbewusste Metalhead der es gerne traditionell und eigenständig hat, soll sich mal auf der Bandhomepage durch die Hörbeispiele wühlen und nicht zögern, auf musikalische Entdeckungsreise durch Afrika zu gehen.
Anspieltipps: Survive, Out Of Control, Wildhunt, Your Fatal Embrace
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle