AS I LAY DYING - Through Storms Ahead
Mehr über As I Lay Dying
- Genre:
- Metalcore / NWoAHM
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 15.11.2024
- Permanence
- A Broken Reflection
- Burden
- We Are The Dead
- Whitewashed Tombs
- Through Storms Ahead
- The Void Within
- Strength To Survive
- Gears That Never Stop
- The Cave We Fear To Enter
- Taken From Nothing
Fantastische Riffs und Knaller-Songs im Zeichen der erneuten Krise.
Sollen sich Presse und "Fan"-Kreise das Maul zerreißen, an dieser Stelle geht es ausschließlich um die Musik von AS I LAY DYING. Fern von aller Gehässigkeit und moralapostolischer Überheblichkeit muss festgehalten werden, dass dieser erneute und vollständige Besetzungszusammenbruch aus musikalischer Hinsicht heftig schmerzt, da "Through Storms Ahead" ein absolut erfrischendes, kurzweiliges, durch die Bank überzeugendes Album geworden ist - und dies wäre ohne die jüngste Runderneuerung der Band kaum denkbar gewesen.
Vor zwei Jahren trug die AILD-Anhängerschaft noch Trauer, als kurz nach der Reunion die geschätzten Langzeitmitglieder Nick Hipa, Josh Gilbert und Jordan Mancino ausstiegen. Doch die Nachbesetzung durch Ryan Neff, Ken Susi und Nick Pierce sorgte für einen ungeahnten Energieschub. "Shaped By Fire" war seinerzeit zwar ein ordentliches Comeback-Album, das produktionstechnisch jedoch etwas zahm ausfiel und mit dem eher unspektakulären Song-Material zumindest bei mir keine Langzeitwirkung entfaltete (womit ich mein euphorisches Urteil von 2019 revidiere).
Nun erfindet Tim Lambesis auch auf "Through Storms Ahead" das Metalcore-Rad keineswegs neu: Die Strukturen der elf Nummern sind konventionell; fast immer folgt auf gebrüllte Verse der obligatorisch gesungene Kehrvers und aufs erste Hören sind auch echte Highlights rar gesät. Allerdings entfaltet das achte AS I LAY DYING-Album mit jedem Durchgang eine größere Sogwirkung, und das hat mehrere Gründe: Neben einer viel kernigeren Produktion stellte gerade die Besetzung des Clean-Vocal-Sängers mit Bassist Ryan Neff einen Glücksgriff dar, da Neff den blitzsauberen, aber brav klingenden Josh Gilbert mit seiner schärferen Stimme erfolgreich ersetzte und gesanglich übertrumpfte. Dann bietet "Through Storms Ahead" einfach die besten Riffs seit dem 2007er Überalbum "An Ocean Between Us"! War der Ausstieg des sympathischen Gitarristen Nick Hipa am Ende ein Glücksfall für die Band, da Phil Sgrosso im Bandgefüge aufgewertet und mit Ken Susi ein hochgradig motivierter Junggitarrist eingestellt wurde? Die sensationellen Riffs in Nummern wie 'Burden' (achtet hier mal auf den hyperagilen Susi!), 'Whitewashed Tomb' oder 'Strength To Survive' machen jedenfalls unglaublich Laune! Ist es nicht gerade die Gitarren-Power, wegen der wir Metalcore, oder ganz grundsätzlich Metal lieben?
Das überraschend optimistisch klingende Intro 'Permanence', das AILD-typisch losbretternde, geradezu entfesselte 'A Broken Reflection', der thrashig-todesmetallische Abriss 'We Are The Dead', aber auch tragisch-nachdenkliche Nummern wie 'Whitewashed Tomb' und 'The Cave We Fear To Enter' zeigen Tim Lambesis' jüngste Besetzung in Bestform und weckten ungemeine Vorfreude auf die anstehende, nun vollständig abgesagte 2024er Europa-Tour. Das wegweisende "An Ocean Between Us" hat "Through Storms Ahead" zwar das abwechslungsreichere Songwriting, einen packenderen Spannungsbogen sowie das Überraschungsmoment nach dem Stilbruch von damals voraus. Dennoch haben wir hier eines der besten Metalcore-/NWoAHM-Alben der letzten Zeit vorliegen; ein Album, das dem Metal und besonders der E-Gitarre huldigt, kurzweilig ausfällt und einfach Spaß macht! Dafür verantwortlich sind auch die bemerkenswert positive Grundstimmung sowie dezent eingesetzte, auflockernde Elektro-Effekte. Ich finde alleine den Schlusstrack 'Taken From Nothing' etwas unspannend; die unerwartete Vollbremsung ganz am Ende sorgt als radikaler Rauswurf aber noch für ein zufriedenes Grinsen.
Refrains, die zumeist ohne abgedroschen zu klingen zum Mitsingen animieren, Rhythmen, die zum Headbangen zwingen, Riffs, scharf wie Samuraischwerter - klare Kaufempfehlung für Metal-Fans jeder Couleur! Die Hintergründe des erneuten Zerfalls des Quintetts sind stand jetzt unklar, doch in musikalischer Hinsicht wäre es enorm bitter, wenn die Band endgültig verschwinden würde, gerade jetzt, wo sie ein solch überzeugendes Statement von einem Lebenszeichen in die Welt setzte.
Anspieltipps: Burden, Strength To Survive, The Cave We Fear To Enter, A Broken Reflection
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Timon Krause