ATROPHY - Asylum
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/24
Mehr über Atrophy
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Massacre Records
- Release:
- 15.03.2024
- Punishment For All
- High Anxiety
- Seeds Of Sorrow
- Distortion
- Bleeding Out
- American Dream
- Close My Eyes
- The Apostle
- Five Minutes 'Til Suicide
Old School US Thrash aus dem Lehrbuch! Welcome back!
Klären wir doch die auf der Hand liegende, ganz grundsätzliche Frage als Erstes: Braucht die Welt wirklich ein weiteres ATROPHY-Comeback? Aus meiner Sicht kann die Antwort nur klar und eindeutig "Ja, unbedingt!" lauten. Das liegt natürlich in allererster Linie an der erlesenen Qualität von "Asylum", einem lupenreinen US-Thrash-Kracher aus dem Lehrbuch. Die Band um Frontmann Brian Zimmerman erschien 1988 mit einem famosen Speed/Thrash-Debüt namens "Socialized Hate" auf der Bildfläche, das in jede vernünftige Sammlung aus diesem Genre gehört. Trotz der allgemein anerkannten Klasse ging das Album ein wenig unter im Meer der gigantischen Konkurrenz in jenem Jahr. Zwei Jahre später legte man dann mit "Violent By Nature" noch mal sehr ordentlich nach und wurde doch in der Folge zwischen Groove- und Death Metal-Hypes zerrieben. Vor einigen Jahren bahnte sich schließlich eine Reunion an, die zunächst lange auf sich warten ließ und dann ohne Brian unter dem leicht abgewandelten Namen SCARS OF ATROPHY mit Mike Niggl (ex-MOTIVE) am Mikro stattfand. Die Debüt-EP "Nations Divide" dieser Truppe erschien im Sommer 2022 und enthält vier ziemlich starke brandneue Songs. Die Band scheint in den Vereinigten Staaten an der Live-Front ziemlich aktiv zu sein, gerade eben erst war sie laut Facebook mit FLOTSAM & JETSAM unterwegs. Von einem ersten Longplayer war jedoch bisher nichts zu vernehmen.
Der geschasste Mister Zimmerman wiederum rekrutierte eine komplett neue Mannschaft um seinerseits ein Comeback unter dem alten Namen ATROPHY zu starten. Vor knapp zwei Jahren durften sich die Fans über eine Wiederveröffentlichung der ersten beiden Alben als Doppeldecker freuen, nun also liegt "Asylum" auf dem Tisch, bzw. im Player, und bittet zum Tanz. Tatsächlich klingen die beiden aktuellen Versionen von ATROPHY recht ähnlich und knüpfen nahtlos an die guten alten Zeiten an. Wobei ich sagen muss, dass ich die neuen Songs von Zimmerman-ATROPHY ein Stück zwingender, dynamischer und mitreißender finde als das bisher gehörte Material der vernarbten Instrumental-Fraktion. Auf "Asylum" gibt es neun Mal knackig harten, erstaunlich frisch und unverbraucht klingenden und exzellent produzierten Thrash zu beklatschen. Das Material drückt ohne Ende, die Gitarren sägen hochtourig durch die Botanik, und die Hooklines sitzen wie der viel zitierte Arsch auf dem Eimer. Brian klingt knurrig und angepisst wie ein hungriger Bullterrier und das humorlos trockene Schlagzeug treibt die kompakten und straff arrangierten Songs gnadenlos nach vorn. Das ist bester "No Bullshit"-Thrash Metal der alten Schule, der richtig Spaß macht und stilistisch ähnliche gelagerte, auch wiederauferstandene Konkurrenz, wie zum Beispiel EVILDEAD, locker hinter sich lässt. Einzelne Songs aus der durchweg hohen Qualitätsarbeit herauszuheben, macht hier wenig Sinn, so etwas nennt man wohl ein Album aus einem Guss.
Eine noch bessere Note gibt es deshalb nicht, weil sich nach zwei Dritteln der Platte zumindest bei mir einige Ermüdungserscheinungen einstellen ob der Gleichförmigkeit einiger Kompositionen. Trotzdem ist "Asylum" ein Pflichtkauf für Thrash-Lunatics, ein erstklassiges Album mit Schmackes auf den Punkt gespielt. Da dürfen wir gespannt sein, wie die Antwort von Brians ex-Kollegen wohl aussehen mag. Bis dahin wird "Asylum" im Player noch einige Runde drehen, denn wie sagte Konfuzius doch so schön: "Thrash 'til Death, Dudes!"
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Martin van der Laan