AXXIS - Coming Home
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/24
Mehr über Axxis
- Genre:
- Melodic Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Phonotraxx
- Release:
- 12.07.2024
- Blackest Vision
- Coming Home
- Atlantica
- Moonlight Bay
- Dark Angel
- Love Will Shine For Everyone
- Irish Way Of Life
- Legends Of Phantasia
- Lord Of Darkness
- Ready To Burn
- Tears Of A Clown
- I Won't Sell My Soul
Es ist und war eine schöne Zeit.
In Anbetracht des prognostizierenden Charakters bekomme ich noch immer eine leichte Gänsehaut, wenn ich an die "Virus Of A Modern Time"-EP aus dem April 2020 denke. Damit haben Bernhard und Co. wohl selbst nicht gerechnet, dass sie in bester Nostradamus-Manier die nur einen Monat vorher ausgebrochene Pandemie zumindest gedanklich thematisieren würden. Nun konnten wir uns zumindest die Wunden der letzten vier Jahre lecken, den Staub abschütteln und blicken auf schönere Zeiten, die nach dem 2018er Album "Monster Hero" wieder eine neue AXXIS-Scheibe parat hält. Die könnte mit "Coming Home" kaum einen schöneren, sinnbildlicheren Titel haben, wissen wir doch schon ab den ersten Tönen, dass wir wieder in den charismatischen Armen des Ruhrpott-Fünfers angekommen sind.
So schön die Tatsache eines neuen AXXIS-Albums auch ist, so traurig ist auch jene, dass es sich bei "Coming Home" um das letzte dieser durch und durch sympathischen und tollen Band handeln wird. Nach 16 Alben und 35 Jahren feinstem Hard Rock der mal melodischen, mal metallischen Art wird schluss und im Anschluss an die im September stattfindende Tour das lange, so schöne Kapitel AXXIS beendet sein. So schließt sich nach dreieinhalb Dekaden zwar der Kreis, eine immens große Lücke werden Bernhard, Harry und Co. trotzdem hinterlassen.
Dennoch oder gerade deshalb ist "Coming Home" solch ein fabelhaftes, weil abwechslungsreiches und auf die Bärenstärken der Band eingehendes Album geworden. Der Gesang, der warme Sound, die flinken Riffs, diese atmosphärische Spannung in der Luft – alles ist wieder da, als sei es nie weggewesen. Der Opener 'Blackest Vision' mit dezentem Folk-Charakter bringt im wahrsten Sinne des Wortes frischen Wind ins Album, während sich das sehr tiefgründige, aber melodisch-fröhliche Titelstück ab der ersten Sekunde zu behaupten weiß. Ein Auftakt nach Maß also, der durch meinen heimlichen Liebling 'Atlantica' – vom Feeling dezent an 'Tales Of Glory Island' erinnernd – und der melodischen Gänsehaut-Nummer 'Moonlight Bay' veredelt wird. Allesamt prädestinierte Live-Nummern, die auf der finalen AXXIS-Tour für viele Emotionen sorgen werden.
Weiter im Text geht es sehr bandtypisch mit dem gefühlvollen 'Dark Angel'-Melodiehammer, bei dem vor allem Bernhard glänzt, ehe das wunderbare 'Love Will Shine For Everyone'-Motto wieder das Tanzbein schwingen lässt. Wieder werden wir vom warmen AXXIS-Gefühl ummantelt, ein tolles, für die Band so typisches, aber auch über den Tellerrand hinausschauendes Album macht auch weiterhin keine Gefangenen. Das irisch angehauchte 'Irish Way Of Life' ist wie das harte, metallische 'Lord Of Darkness' ein weiteres Aha-Erlebnis, das das Niveau, ähnlich wie 'Legends Of Phantasia', als tolle Abgeh-Nummer merklich hochhält. Einen besseren Abschluss als 'I Won't Sell My Soul', als Statement für die Authentizität der Ruhrpottler, hätten sie nicht finden können. Hier treffen Atmosphäre und Eingängigkeit auf ein hohes Maß an Melodie und der typischen AXXIS-Sympathie.#
Trotzdem ist es ein komisches Gefühl, dass hiernach Schluss sein und AXXIS bald die Segel streichen wird. Doch Weiss und Co. wären nicht seit 35 Jahren im Geschäft, wenn sie sich nicht mit einem lauten Knall verabschieden würden. Dieser ist "Coming Home" auf jeden Fall geworden, vereint dieses finale Bandalbum doch sämtliche Stärken jener, erinnert ein ums andere Mal an die hart-rockende Frühzeit, die metallischen 00er-Jahre und springt von Gassenhauer zu Gassenhauer. Wieselflink, melodisch as hell und mit der gewissen Prise Härte und Abwechslungsreichtum überzeugt "Coming Home" auf ganzer Linie und kocht die Vorfreude ob der kommenden Tour merklich hoch. Es wird die letzte sein. Sehr bedauerlich.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp